Mittwoch, 21. Januar 2009
SSW meldet Insolvenz an
Schichau Seebeck Shipyard Werft (SSW) in Bremerhaven
Obwohl die Auftragslage gut sein soll, musste die Bremerhavener Schichau Seebeck Shipyard Werft (SSW) am 19. Januar aufgrund von Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung Insolvenz anmelden. Die Nordsee-Zeitung schrieb gestern, Herr Petram (SSW, Gesellschafter) habe gesagt, dass allein das zweite und dritte Schiff aus einer Bauserie für die Reederei Sibum im Emsland mit einem Verlust von insgesamt 5 Millionen Euro abgeliefert wurde. Das erste der bisher drei abgelieferten Schiffe war im Sommer 2007 fertiggestellt worden. Herr Jahncke (SSW, Geschäftsführer) habe Verluste eingeräumt, wolle die Summe aber nicht bestätigen. Financial.de teilte bereits am 19. Januar mit, laut Herrn Jahncke seien die bei den letzten Neubauten entstandenen Verluste auf die gestiegenen Rohstoff- und Zuliefererpreise zurückzuführen. Die Nordsee-Zeitung berichtet, Herr Jahncke und Herr Petram hätten sich nach der Übernahme der SSW durch die Investorengruppe Jahnke-Petram-Ehlerding zerstritten. Herr Petram werfe Herrn Jahnke jetzt die Verschleierung der Millionenverluste vor, während Herr Jahnke Herrn Petram beschuldige, zugesagte Investitionen nicht realisiert zu haben.
Die Beschäftigten der SSW seien gestern während einer Betriebsversammlung über die finanzielle Lage der Werft informiert worden. Das Amtsgericht hat einen Rechtsanwalt aus Hamburg als vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. Nach Angaben der Nordsee-Zeitung sind 320 Mitarbeiter der SSW von der Insolvenz betroffen, während Financial.de von 380 und Welt online von 350 Betroffenen Mitarbeitern der Werft spricht.
Die Werftgründung fällt in das Ende des 19. Jahrhunderts. 1876 gründete Georg Seebeck in Bremerhaven eine Kupferschmiede und übernahm bis 1900 mehrere Schiffbaubetriebe an der Geeste. 1910 verlegte er die Werft an ihren heutigen Standort im Fischereihafen. Mitte der 1980er Jahre trat sie dem Werftenverbund des Bremer Vulkans bei.
Die anderen Wurzeln der heutigen SSW sind die 1837 in Elbing (Ostpreußen) gegründete Schichau Werft die gegen Ende des 2. Weltkriegs nach Bremerhaven verlegt wurde und dort 1972 mit der Schiffbau-Gesellschaft Unterweser (SUAG) fusionierte, welche 1903 in Bremerhaven gegründet worden war. Im Zuge des weiteren Konzentrationsprozesses im deutschen Schiffbau fusionierten SUAG und Seebeckwerft 1988 zur Schichau Seebeckwerft.
Im Rahmen der Pleite des Vulkan-Verbundes im Jahre 1996 wurde auch ein Konkursverfahren über das Vermögen der damaligen Schichau Seebeck Werft eröffnet. Das Konkursverfahren führte zur Gründung der SSW Fähr- und Spezialschiffbau GmbH. Diese musste sechs Jahre später ebenfalls Insolvenz anmelden. Das führte im weiteren Verlauf zur Gründung der SSW Schichau Seebeck Shipyard GmbH, die auf den Bau und die Reparatur von Schiffen und Schiffssektionen spezialisiert ist.
Darüber, welchen Anteil gestiegene Rohstoff- und Zuliefererpreise an der Insolvenz haben und welcher Anteil möglicherweise auf Uneinigkeiten unter den Gesellschaftern zurückzuführen sein könnte, sowie über mögliche weitere Gründe für die erneute finanzielle Notlage, kann man zur Zeit nur spekulieren. Sicher ist jedoch, dass die Mitarbeiter der Werft erneut um ihre Arbeitsplätze fürchten, und dass die Zulieferbetriebe ebenfalls in den Strudel hineingezogen werden könnten, wodurch möglicherweise weitere Arbeitsplätze gefährdet wären. Falls es nicht gelingen sollte, den Werftbetrieb unter anderen Voraussetzungen fortzuführen, dann wären das in Anbetracht der Lage auf dem Arbeitsmarkt alles in allem keine guten Aussichten für Bremerhaven.
(Quellen: Nordsee-Zeitung, financial.de, Welt online, Wikipedia)
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