Wie blöd ist das denn? Wenn sich die Ozonschicht über Europa erholt, dann ist das noch lange kein Anzeichen dafür, dass unsere Erde wieder gesund wird.
Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit habe ich einmal auf der Internetseite des Boulevardblatts nachgesehen. Ich wollte wissen, was dessen Schreiberlinge dazu veranlasst haben könnte, unseren Planeten derart kritiklos - und offenbar ohne die notwendige Kenntnis bezüglich der vielfältigen Diagnose diverser Krankheitssymptome der Patientin - wieder gesund zu schreiben. Dabei bin ich dann auch noch auf einen Titel der Bild von gestern gestoßen: "Erster Erfolg im Kampf gegen die Klima-Katastrophen - Das Ozonloch schließt sich endlich wieder!"
Vorsicht Falle, liebe Bild-Leser: Das Ozonloch hat mit dem Klimawandel nämlich ungefähr genausoviel gemeinsam, wie die erwähnten Schlagzeilen der Bild mit seriöser Berichterstattung. Vielleicht solltet ihr euer Geld lieber in eine richtige Zeitung investieren anstatt es mit der täglichen Entsorgung eures Revolverblatts immer wieder zum Fenster hinauszuwerfen.
Aber zurück zu dem heutigen journalistischen Machwerk. Dazu schreibt das Blatt, das Atmosphären-Forschungszentrum in Athen habe auf Grundlage der Daten aus zwölf Messstationen in Europa, Kanada und Japan eine Studie erstellt, derzufolge die Ozonschicht sich erholt.
Wer beim Lesen bis hierher mitgedacht hat, dem wird sicherlich aufgefallen sein, dass keine der genannten UVB-Messstationen in der Antarktis oder zumindest im Süden Australiens oder Argentiniens liegt. Da sich die "Ozonlöcher" über der Arktis und der Antarktis aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen über dem Kontinentaleis der Antarktis und dem Nordpolarmeer, dessen Eisbedeckung aufgrund des Klimawandels seit Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit zurückgeht, unterschiedlich entwickeln, könnte die blödsinnige Nachricht von Deutschlands leider immer noch meistkonsumiertem Klatschblatt bestenfalls auf die Nordpolargebiete unseres Planeten zutreffen.
Die maßgeblich für den Ozonabbau verantwortlichen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) wirken in der Höhe, in der sich die Ozonschicht befindet, nur bei niedrigen Temperaturen und über der Antarktis ist es während des Winters kälter als über der Nordpolarregion. Im Übrigen ist bezüglich der Arktis erstmals vor einem Jahr von einem wirklichen "Ozonloch" die Rede gewesen. Bis dahin war die Ozonkonzentration dort während des Winters mehr oder weniger bedenklich "ausgedünnt". Für die Ozonschicht über der Antarktis gibt es bisher jedoch keine Entwarnung - nicht einmal tendentiell.
- Und: Bevor irgend jemand berechtigterweise das Gerücht in die Welt setzen dürfte, unsere Erde werde wieder gesund, müsste er erst einmal dafür Sorge tragen, dass die Waldgebiete der Erde wieder aufgeforstet und die zerstörten Lebensräume wildlebender Tiere wieder hergestellt werden, und er müsste sichergestellt haben, dass die für den Anstieg der mittleren globalen Temperatur relevanten Gase in der Athmosphäre, die strahlenden Hinterlassenschaften des Atomzeitalters auf und unter der Erde, die genveränderten Organismen und die Rückstände chemischer Unkraut- und Schädlingsvernichtungsmittel in der Biosphäre und vieles andere mehr restlos(!) von unserem Planeten verschwunden sind.
(Quellen: Bild vom 17.03.2012, AWI Pressemitteilung vom 04.10.2011 , Tagesschau vom 03.10.2011, Spiegel vom 02.10.2011, Wikipedia)
2 Kommentare:
Die Blöd Zeitung mal wieder. Schlimm daran ist, das zuviele Menschen das glauben werden, vielleicht auch nur, weil sie es glauben wollen. Denn damit die Erde gesünder wird, müssten wir alle mal unsere Lebens- und Konsumeinstellungen überdenken und verändern.
@Frau Momo: Genau das ist es, was mich gestern so 'auf die Palme gebracht hat'. Laut Wikipedia lag die tägliche Auflage der BLÖD Ende 2007 noch bei 3,5 Millionen Exemplaren. Inzwischen sei die Auflage bei weiterhin fallender Tendenz auf unter drei Millionen gesunken. Trotzdem erreicht das Tratschblatt Wikipedia zufolge auch mit dieser geringeren Auflage immer noch rund 11,6 Millionen Menschen im Alter von über 14 Jahren. | Wenn 11,6 Millionen Menschen meinen, sie könnten jetzt wieder bedenkenlos Auto fahren und Atomstrom verschwenden, nur weil die BLÖD-Macher die Erde mit der Begründung, die über der Nordpolarregion immer noch zu "dünne" Ozonschicht werde über Europa wieder "dicker" für geheilt erklären, dann war's das - zumindest in Deutschland - mit den lebenswerten Umweltbedingungen für die uns nachfolgenden Generationen. | Nicht zu unterschätzen ist auch der tägliche 'Tratsch im Treppenhaus'. Wenn die 11,6 Millionen BLÖD-Leser die vermeintlich gute Nachricht an nur jeweils zwei bis drei ebenso kritiklose Nachbarn weiterverbreiten, dann werden aus 11,6 Millionen blöd-gehaltener Umweltzerstörer unter Umständen schnell 33 bis 45 Millionen. Falls die Lobbys der Automobilhersteller, der Atomkonzerne etc. zu ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen sein sollten, dann werden die Manager dieser Branchen gestern wohl etwas zu feiern gehabt haben.
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