Am 01.07.2009 berichtete die Nordsee-Zeitung darüber, dass der Eon Konzern die Erlaubnis für großflächige auf fünf Jahre angelegte geologische Untersuchungen auch in insgesamt 17 Landkreisen im Wesergebiet beantragt hat. Der Konzern will das CO2 aus seinen Kraftwerken in Hohlräume in tiefliegende Buntsandsteinschichten pressen.
Einmal ganz davon abgesehen, dass diese Technik den Wirkungsgrad der Energieerzeugung verschlechtern wird, stellen sich mir einige entscheidende Fragen, die mir bisher niemand schlüssig beantworten konnte.
- Wie hoch ist der Wirkungsgrad der CO2-Abscheider nach derzeitigem Stand der Technik und welche Verbesserungen wären diesbezüglich noch zu erwarten? Was passiert mit dem nicht von den Abscheidern erfaßten CO2 im Abgas, das wie bisher in die Atmosphäre gelangen wird?
- Was ist ein Endlager? Nach meinem Verständnis der Begriffe "End" für endgültig und "Lager" ist ein Endlager ein Aufbewahrungsort für etwas, das für immer dort bleiben soll. Da in einem solchen Endlager eingelagertes CO2 aufgrund der inzwischen hinlänglich bekannten Auswirkungen auf das Klima niemals in die Atmosphäre entweichen darf, solange es Leben auf unserem Planeten gibt, muss absolut sicher gestellt sein, dass dieses Lager bis in alle Ewigkeit absolut gasdicht ist.
- Gibt es eigentlich irgend jemanden, der wissenschaftlich belegbar und mit absoluter Gewissheit beweisen kann, dass unterirdisch "end"-gelagertes CO2 bis in alle Ewigkeit auch dort unten bleibt?
Weiterhin verwendet Herr Dahmke einige weitere Vergleiche, die Bedenken von Kritikern der unterirdischen CO2-Lagerung herunterspielen sollen. So sagt er zum Beispiel, vorhandene Gasspeicher, Gas- und Ölpipelines seien explosiver und umweltgefährdender als CO2-Pipelines und die unterirdische CO2-Speicherung.
- Erstens sind die Gas- und Öl-Unfälle, die sich in der Vergangenheit ereigneten, schon schlimm genug gewesen und eignen sich daher in keiner Weise als Argument, um die möglichen, damit überhaupt nicht vergleichbaren Folgen der Risiken einer anderer Technologie zu verharmlosen.
- Zweitens hatten diese Unfälle regional und zeitlich begrenzte Auswirkungen. Aus unterirdischen Lagern in die Atmosphäre entweichendes CO2-Gas würde hingegen die Lebensbedingungen auf den gesamten Planeten gefährden.
Wenn "in 300, 400 Jahren", wie Herr Dahmke zugesteht, vielleicht die ersten "Promille" des eingelagerten CO2-Gases wieder an der Erdoberfläche ankommen sollten, dann wird ihm das sicher völlig egal sein. Ich bin mir auch durchaus bewusst, dass es noch weitere Zeitgenossen gibt, die lieber nach dem Motto "Nach mir die Sintflut" handeln, als dass sie bereit wären persönliche Einschränkungen hinzunehmen, welche die schlimmsten Auswirkungen der Klimaerwärmung für unsere Nachkommen noch verhindern könnten.
Schade nur, dass diese in "in 300, 400 Jahren" keine Gelegenheit mehr haben, Herrn Dahmke zu sagen, wie sie darüber denken. Einen kleinen Vorgeschmack darauf könnte er sich vielleicht aber schon einmal abholen, wenn er zum Beispiel den Bewohnern der Malediven seine Ansichten über das "Restrisiko infolge weiterer CO2 Emissionen" darlegen würde. Auf den Malediven ist die Sintflut aufgrund der Klimaerwärmung nämlich bereits heute Realität.
Dass die Erdkruste seit jeher ständigen Veränderungen unterworfen ist, lernen die Kinder heute bereits in der Schule. Faltungen, Einbrüche, Bildung von Rissen aufgrund auftretender Spannungen oder Erdbeben lassen es eher unwahrscheinlich erscheinen, dass sich unterirdisch gespeichertes CO2-Gas dort auf Dauer sicher unter Verschluss halten lässt. Infolge von Bergbauaktivitäten ist es auch in Deutschland schon zu Erdverwerfungen gekommen, die an der Erdoberfläche als Erdbeben wahrgenommen wurden, und bei denen es, wie im Saarland im Februar 2008, auch zu Schäden an Gebäuden kam. Sehr interessant zu lesen in Bezug auf die Folgen menschlicher Eingriffe in die Erde ist auch der Beitrag "Erdbeben der 4. Art" auf den Seiten der Eduseis-AG am Copernicus-Gymnasium in Philippsburg.
Wer von uns in Norddeutschland meint, das Saarland sei ja weit weg, der sollte sich vielleicht nicht allzu sicher fühlen. So ist auf "scinexx" im Artikel "Mensch als Erdbeben-Auslöser" zu lesen: "2004 und 2005 zitterte in Norddeutschland die Erde - offenbar als Folge der Gasförderung in Niedersachsen."
Aufgrund der Tatsache, dass sich die Strukturen der Erdkruste ständig ändern, können die sogenannten "End"-lager aus meiner Sicht bestenfalls Zwischenlager sein, mit deren Hilfe die CO2-Emissionen der fossil befeuerten Kraftwerke lediglich zeitverzögert in die Atmosphäre gelangen werden, um dann mit etwas Verspätung zur weiteren Erwärmung der mittleren Temperatur auf der Erde beizutragen. Oder hat CO2 so etwas wie eine Halbwertszeit, so dass es völlig egal ist, wenn es irgendwann aus der Erde unkontrolliert in die Atmosphäre entweichen wird?
Solange mich niemand vom Gegenteil überzeugen kann, lehne ich
deshalb die sogenannte unterirdische "End"-lagerung entschie-
den ab. Dieses wird bei meiner Entscheidung am Tag der Bun-
destagswahl ganz oben auf meiner Prioritätenliste stehen.
Quelle: Nordsee-Zeitung vom 01.07.2009)
2 Kommentare:
Das deckt sich alles mit meiner Meinung bis auf einen Punkt: Wir müssen die Energieversorger und die Mineralölkonzerne in ein Endlager schicken. Das sind m. E. Kräfte, die mit Lobbyarbeit gemeinschaftlich den Durchbruch der regenerativen Energien entweder offen oder subtil verhindern wollen.
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Deinen Kommentar vom 07.12.2009 um 22:06 Uhr mit der Einleitung ("Ich wohne in der Altmark, wo das CO2 verpreßt wird. Darüber bin ich sehr, sehr traurig, da ich nicht weiß, welche Auswirkungen das wirklich auf die Lebensqualität meiner Familie und meiner Nachkommen hat. ...") habe ich deshalb nicht veröffentlicht. Ich würde mich freuen, wenn du deinen Kommentar noch einmal, zumindest mit einem Nicknamen (Fantasie-Name) "unterzeichtet", abschicken würdest. Ich hoffe, du hast dafür Verständnis.
juwi
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