Gorleben? Es gibt kein Endlager!
Anlässlich des 26. Tschernobyl-Jahrestags habe ich gestern zusammen mit ca. 3000 weiteren Menschen das nahe Gorleben gelegene Gelände, von dem aus der "am genausesten erkundete Salzstock der Welt" auf Veranlassung der schwarz-gelben Brundesregierung unter Führung von Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) völlig überflüssigerweise auch weiterhin erkundet wird, mit einer Kulturmeile umzingelt.
Fakt ist, dass der "Salzstock Gorleben-Rambow" ebenso ungeeignet für die sichere(!) Lagerung von Atommüll über Zeiträume von vielen Jahrmillionen hinweg ist, wie das Salzbergwerk "Asse-II". Die "vielen Millionen Jahre" der "sicheren (End)-Lagerung" waren im ehemals als "Versuchsatommüll-(End)-Lager" bezeichneten Bergwerk "Asse-II" bereits nach nicht einmal zwei Jahrzehnten abgelaufen. Das Bergwerk säuft ab und droht in sich zusammenzustürzen.
Damit es dabei nicht zu einer radioaktiven Kontamination des Erdreichs und Wasserführender Schichten außerhalb des Salzstocks kommen kann, wurde von politischer Seite zugesagt, dass die mindestens 125000 dort unten vor sich hinrostenden Fässer mit schwach und mittelradioaktivem Atommüll geborgen und an die Erdoberfläche zurückgeholt werden ... - nur: Aus Angst vor der Strahlung traut sich offenbar niemand, wirklich endlich damit anzufangen.
Auch im Gorlebener Salz gibt es Wassereinschlüsse. Ein Deckgebirge, dass den Salzstock gegen Oberflächenwasser schützen könnte, existiert nicht - das wurde von den Gletschern der letzten Eiszeit abgehobelt. Stattdessen liegt die „Gorlebener Rinne“, eine bis zu 320 Meter tiefe eiszeitliche Schmelzwasserrinne aus sandig-kiesigem, grundwasserführendem Material, genau über dem tektonisch nach oben aufgewölbten Hut des Salzstocks. Darüberhinaus wurde festgestellt, dass salzführendes Grundwasser sich sowohl seitlich als auch vertikal vom Salzstock in Richtung Oberfläche bewegt, so dass bei Kontakt mit hochradioaktivem Material eine Kontamination der Biosphäre die Folge wäre.
Im Grenzgebiet der damaligen DDR wurde in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts nach Erdgas gebohrt. Dabei kam es am 25. Juni 1969 zu einer schweren Gasexplosion. Aufgrund der geographischen Nähe ist damit zu rechnen, dass unter dem Salz bei Gorleben ebenfalls große Gasmengen lagern. Heißer, hochradioaktiver Atommüll, durch Risse und Spalten eindringendes Erdgas, eine Explosion im Atommülllager, die Risse und Spalten ins Salz sprengt und den Weg für eindrigendes Wasser frei macht, das dann mit dem hochradioaktiven Atommüll befrachtet sonstwohin fließt? ...
- "Tschernobly" war der erste Super-GAU in einem Atomkraftwerk.
- "Asse-II" ist der der erste Super-GAU des deutschen Konzepts "Unterirdische Atommülllagerung".
- "Fukushima-I" war der zweite Super-GAU in einem Atomkraftwerk.
- Solange die Atomkonzerne und ihre politischen Handlanger krampfhaft an "Gorleben" festhalten, droht dort der zweite Super-GAU in einem Atommülllager in einem Salzstock.
Dann ginge es aber nicht mehr "nur" um schwach und mittelradioaktivem Atommüll, für dessen Bergung aus "Asse-II" es schon bald zu spät sein könnte. Wie will denn wohl jemand innerhalb kürzester Zeit hunderte von Castor-Behältern, für die der Hersteller eine Garantie von gerade einmal vierzig Jahren gewährt und die mit hochradioaktivem Atommüll gefüllt sind, aus den Tiefen des Gorlebener Salzstocks bergen, wenn dort eines Tages Gefahr im Verzug sein sollte?
Die Idee eines sicheren(!) Atomüll-"End"-Lagers ist reine Utopie. Ein solches Atommülllager gibt es nicht und wird es auch nie geben. Aber um die Sicherheit des gelagerten Atommülls gewährleisten zu können, müssen wir - und alle uns nachfolgenden Generationen(!) - jederzeit die Möglichkeit haben, an den Atommüll heranzukommen, damit Gefahren rechtzeitig erkannt und die Ursachen dafür schnell behoben werden können.
Es gibt keine "weiße Landkarte" und auch keine "ergebnissoffene Atommülllagersuche", solange der "schwarze Fleck Gorleben" darauf noch zu sehen ist: Der Fleck muss weg!
- Und:
Atommüll muss rückholbar sein!
- Jederzeit - und unter allen Umständen!
In meinem Video sind Impressionen vom Nachmittag des 28. April 2012 zu sehen. Trotz allen Ernstes, der hinter dem Anlass für die kulturelle Umzingelung des Bergwerkgeländes am 28. April 2012 steckt:
Viel Spaß beim Anschauen.
Die Musik, die im Video zu hören ist, stammt aus Ausschnitten der von mir aufgenommenen Videosequenzen in denen verschiedene Gruppen zu sehen und zu hören sind. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wer jeweils im Video zu sehen ist. Aber der "Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg" zufolge hatten sich die folgenden Künstler und Musikgruppen am Programm beteiligt:
- Christa Tornow – Lesung
- Wall – Performance
- Jan-Lukas Spychay – Pantomime
- Xamba – Musik
- Britta Kärner Ute Behring – Schmuck
- Lebenslaute – Musik
- Johann Voss – Gedichte
- Melanie Böker – Reiten
- BI PrigniX formt Lehm-Xe
- Hannes Eckeberg wird “Seedbombs” herstellen
- ASB – Musik
- Bodo Arndt – Musik
Nachdem die meisten von uns sich im Anschluss an die "Kulturelle Umzingelung" wieder auf den Weg nach Hause gemacht hatten, waren noch einige Atomkraftgegner in Gorleben geblieben, um im Rahmen der Aktion "Gorleben 365" die Zufahrten zum Bergwerksgelände zu blockieren.
Update 30.04.2012:
Erst nachdem ich das Video hochgeladen hatte (wann denn auch sonst?), hatte ich noch einen Schreibfehler im Vorspann meines Videos entdeckt. An das Datum hatte sich fieserweise eine weitere Null angehängt, so dass dort das Datum "28. April 20120" zu sehen war. Das Video stammt aber natürlich nicht aus einer fernen Zukunft, sondern aus dem Jahre 2012! Macht euch also keine vorschnellen Hoffnungen, dass die Welt in 18108 Jahren noch in Ordnung sein wird ... - Ich habe den Fehler inzwischen korrigiert, den Anhang etwas runder gestaltet und das Ganze als Version 2 meines Videos hochgeladen. Außerdem habe ich den Text meines Beitrags um zusätzliche Informationen erweitert und Quellenangaben einen Link zu einer Studie über die Gasvorkommen im Bereich des Salzstocks Gorleben-Rambow hinzugefügt.
(Quellen: TAZ vom 29.04.2012, Hannoversche Allgemeine vom 29.04.2012, Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg 28.04.2012, Greenpeace - Gorleben Gasstudie und Zusammenfassung, Gorleben 365, Wikipedia)
2 Kommentare:
Danke für das Video. So konnte ich wenigstens so dabei sein. Ich mußte ja leider arbeiten.
Hallo Jürgen,
Dein Video ist eine wirklich gelungene Dokumentation.
Ich glaube auch, dass es kein sicheres Endlager für Atommüll auf unserer Erde gibt. Aber wohin mit dem tötlichen Dreck? Vielleicht in ebenerdige, etwa 50 Meter tiefe Betonbunker an den derzeitigen Standorten der Atomkraftwerke?
50 Jahre deutscher Atomstrom. Tausende von Jahren gefährlich strahlender deutscher Atommüll. Das übersteigt meine Vorstellungskraft.
Tschüss,
Holger
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