Montag, 30. August 2010

Verschenken die Atomkonzerne Geld?

Atomkraft? Nein Danke! Zunächst 20 Millionen Euro - angeblich zweckungebundene Grundsatzförderung - stellen die beiden Atomkraftwerksbetreiber und das Land Nordrhein-Westfahlen dem "Energiewirtschaftlichen Institut" (EWI) aus Köln zur Verfügung.

Das EWI erstellt für die Bundesregierung ein Gutachten zur Zukunft der Energieversorgung der Bundesrepublik Deutschland. Darin geht es auch um die volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Laufzeitverlängerungen für die deutschen Atomkraftwerke.

Im siebenköpfigen Verwaltungsbeirat des der Universität Köln angegliederten EWI sitzen u.a. je ein Vertreter der Atomkraftwerksbetreiber RWE und EON, sowie des Landes Nordrhein-Westfahlen. RWE und Eon sind auch an der "Gesellschaft zur Förderung des EWI" beteiligt. Aus dem EWI heißt es jedoch, man sehe keinen Interessenkonflikt. Die Atomkonzerne hätten keinerlei Einfluss auf das Ergebnis des Gutachtens.

Wer's glaubt ... - auch die Atomindustrie hat sicher nichts verschenken.


Wer die Musik bezahlt, der bestimmt auch was gespielt wird!

Der Auftraggeber eines Gutachtens gibt schließlich vor, was er gerne begutachtet hätte. Je nachdem, wie er den Auftragstext gestaltet, gibt er gleichzeitig auch den Rahmen und die Richtung für das Gutachten vor. Der Auftrag für ein "Gutachten zur Zukunft der Energieversorgung der Bundesrepublik Deutschland" hätte zum Beispiel so aussehen können, dass ausschließlich die zügige Implementierung regenerativer, CO2-neutraler Energiequellen ohne fossile und radioaktive Energieträger zu betrachten gewesen wäre. Das ist jedoch nicht der Fall! Die Regierung hat ausschließlich Szenarien durchrechnen lassen, die von unterschiedlich langen zusätzlichen AKW-Laufzeiten ausgehen. Ein Szenario, das am optimalen Ausbau der erneuerbaren Energien ausgerichtet ist, gibt es nicht.


Ein Schelm, der böses dabei denkt?

Greenpeace hat es auf den Punkt gebracht: Mit dieser Konstellation haben sich die Atomkonzerne selbst die Lizenz zur Laufzeitverlängerung ausgestellt.

Am 18. September heißt es dazu in Berlin: "Schluss jetzt!" Die geplante Groß-Demonstration richtet sich gegen die Fortsetzung des Betriebs der Atomkraftwerke in Deutschland.


www.campact.de


(Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 26.08.2010, EWI-Pressemitteilung, Klimaretter-Info, Der Westen vom 27.08.2010)

3 Kommentare:

Helmut hat gesagt…

Lieber Jürgen,
aus welchem Grund sollen die Atomkraftwerke länger laufen? Nicht des CO2 sondern weil die Stromkonzerne mehr Profit machen können. Mehr Profit auch dem Rücken der Verbraucher, mehr Profit auf dem Rücken der Steuerzahleer. Leider werden die wirklichen Kosten des Atomstroms nicht wirklich erfaßt, sonst wäre Solarstrom konkurrenzlos billig. Ich plädiere dafür, daß RWE das nächste AKW bei der FDJ - Tussi in den Garten stellt.

Anonym hat gesagt…

Die Kampagne gegen Atomkraftwerke ist unerträglich. Deutschland braucht billige Energie, die von Atomkraftwerken billig und sauber geliefert wird. Die in Deutschland von den Grünen geschürte Angst dient ihren politischen Zwecken. Andere Länder mit Atomkraftwerken sind auch nicht dümmer als grüne und SPD-Politiker, die mit der von ihnen geschüfrten Angst der Menschen ihr Süppchen kochen.
Karlchen

juwi hat gesagt…

@Karlchen: Nichts für ungut, aber unerträglich ist die menschenverachtende Arroganz der derzeitigen Bundesregierung beim Spiel mit dem atomaren Feuer. Dass Radioaktivität ist alles andere als sauber ist, kannst du unter anderem auf der Seite der "Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW) nachlesen, die in einer am 29.08.2010 auf ihrem Weltkongress in Basel (Schweiz) verabschiedeten Resolution zur Ächtung des Uranabbaus und der Produktion von Yellowcake (Uranoxid) auf die systematische Verletzung von Menschenrechten im Zusammenhang mit dem Abbau von Uran und der Yellowcake-Produktion aufmerksam gemacht haben. Riesige Gebiete im australischen Outback sind aufgrund des Uranabbaus für die Brennstäbe in unseren Atomkraftwerken heute radioaktiv verseucht. Indigene Völker wurden von Minengesellschaften aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben. Menschen sterben nach einigen Jahren in den Uranminen an Atemwegserkrankungen und diversen Krebsarten. Und Tschernobyl? Schon vergessen? - Dass Atomstrom für uns Verbraucher nicht billiger zu haben ist als der aus Kohle- oder sonstigen Kraftwerken singen inzwischen auch schon die Spatzen von den Dächern. Ohne Steuerbefreiung, Quasi-Befreiung von der Haftpflichtversicherung sowie weiteren versteckten und offenen Atomkraft-Subventionen wäre die Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke für die vier Atomstromkonzerne in Deutschland unwirtschaftlich. Bevor sie dann wie jeder von uns auch noch Steuern und Abgaben zahlen, schalten die Atomkonzerne ihre Atomkraftwerke lieber ab. Gedroht haben sie damit ja schon, und die Bundesregierung hat sich damit erpressen lassen. Nach sechs Jahren Steuerpflicht winken den Atomkonzernen jetzt die fetten Jahre. Nur wir werden wieder einmal dabei in die Röhre gucken. Der Strompreis wir auf dem freien Markt ausgehandelt - egal, woher er kommt! Wenn man die Atomkraftwerke wirklich als Brückentechnologie für den Einstieg in die Ernergieversorgung mit regenerativen Energieträgern verwenden wollte, dann würde man sie schnellstmöglich abschalten und die eingesparten Subventionen in die Förderung des Ausbaus regenerativer Energiequellen, intelligenter Stromverteilungsnetze und die Entwicklung sparsamer elektrischer Verbraucher investieren.

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