Etwa zur gleichen Zeit wurden die westlichen Industriestaaten von der ersten großen Ölkrise der Geschichte erwischt. Eigentlich war die Krise die Folge eines Wirtschaftsembargos. Infolge des Jom-Kippur-Kriegs (6. bis 26. Oktober 1973) drosselten die Länder der OPEC ihre Fördermengen, um den Westen wegen seiner Unterstützung für Israel unter Druck zu setzen. Der Schock saß damals jedoch tief: Das erste Mal wurde den Menschen ihre Abhängigkeit vom Öl bewusst. Ich erinnere mich noch deutlich an die "Autofreien Sonntage" im November und Dezember des Jahres 1973, als ich einsam und allein mit dem Fahrrad mitten auf der Stresemannstraße - der Hauptverkehrsstraße Bremerhavens in Nord-Süd Richtung - unterwegs war. Die Sonntagsfahrverbote sollten Öl einsparen. Heizen war wichtiger in den Wintermonaten, als Autofahren.
Damals belächelte man uns trotzdem als "Grüne Spinner", wenn wir davon sprachen, dass die unterirdischen Erdölvorräte in absehbarer Zeit aufgebraucht sein würden, und dass es deshalb nicht nur dem Klima zuliebe vernünftig wäre, Autos mit anderen Antrieben zu bauen, die Energieerzeugung auf andere Energiequellen umzustellen, und die Wohnungen und Häuser mit Biogas zu heizen, anstatt mit Erdgas oder Erdöl. Erdöl ist ein viel zu wichtiger Rohstoff, um ihn einfach sinnlos zu verheizen. Wer sich einmal bewusst macht, welchen Stellenwert Kunststoffe in unserem täglichen Leben eingenimmen haben, der wird eine Ahnung davon haben, wovon ich spreche.
Gestern berichtete das ZDF in seinem Magazin "Frontal21" über das bevorstehende Ende des Erdölzeitalters. Frau Petersen - die Moderatorin der Sendung - meinte sinngemäß, wer hierzulande heute ernsthaft mahne, dass Benzin würde irgendwann knapp werden, der gelte nach wie vor als Spinner. Andere Länder seien diesbezüglich bedeutend realistischer. Sie hätten erkannt, dass der Zeitpunkt näher rücke, ab dem die maximalen Öl-Fördermengen den weiter wachsenden Bedarf nicht mehr decken können und die Preise deshalb immer weiter in die Höhe getrieben würd.
So arbeiten die USA bereits heute mit Hochdruck daran, die Treibstoffversorgung ihrer Armee bis zum Jahre 2016 aus Gründen der nationalen Sicherheit auf Biotreibstoffe umzustellen. Al Beispiel wurde ein Kampfjet vom Typ "Hornett" gezeigt, der mit einem zur Hälfte aus Biotreibstoff bestehenden Gemisch fliegt. "Green Fleet" nennen sie ihr Projekt. Für meine Begriffe ist es allerdings eine perverse Vorstellung, dass ausgerechnet landwirtschaftliche Flächen, auf denen Nahrungsmittel angebaut werden könnten, während ein großer Teil der Weltbevölkerung Hunger leidet, für die Aufrechterhaltung des tödlichen Vernichtungspotentials der US-Kriegsmaschinerie herhalten sollen. Die Todesopfer zukünftiger Kriege werden sich mit Sicherheit bei ihren letzten Atemzügen nicht besser fühlen, wenn ihnen dabei bewusst wird, dass sie ökologisch verträglich aus dem Leben gerissen werden.
Dieses Beispiel zeigt jedoch in eindrucksvoller Weise, wie ernst es um die Verfügbarkeit des Rohstoffs Erdöl bestellt ist. In dem Beitrag von "Frontal21" konnte man durchaus den Eindruck gewinnen, dass die großen Ölkonzerne der Welt den Ernst der Situation vor der Öffentlichkeit vertuschen möchten. Beim ihrem Jahrestreffen in London hätten die Konzerne, gut abgeschirmt, unter sich getagt. Zugang habe es nur für handverlesene Journalisten gegeben. Hinter verschlossenen Türen sei dann jedoch Klartext geredet worden. Der Vize-Chef von Chevron habe ausdrücklich vor einem Ölschock gewarnt. Bezüglich ihrer Bitten im Interviews während einer Kaffeepause waren die Reporter von "Frontal21" jedoch chancenlos: "Kein Kommentar." Unter einer öffentlichen Diskussion über eine drohende Ölkrise würde das Geschäft leiden.
Auch wenn ich es manchmal hasse, mit meinen Einschätzungen recht zu behalten, und auch auf die Gefahr hin, dass man mich jetzt wieder einen Spinner nennt: Es zeichnet sich ab, dass meine Einschätzungen bezüglich der Endlichkeit des Erdöls sich zu bewahrheiten beginnen. "Frontal21" zeigte in seinem Beitrag ein weiteres Beispiel dafür - dieses Mal aus einem europäischen Land. Schwedische Autohersteller arbeiten an CO2-neutralen Antrieben für Pkw's und Lkw's. Die Regierung Schwedens will den gesamten Verkehr ölfrei machen. Aus Abfällen der Papierindustrie wird in Schweden Dimethylether hergestellt, der als Antrieb für herkömmliche Dieselmotoren verwendet wird. In Kürze sollen die ersten erdölfrei angetriebenen Lkw's auf Schwedens Straßen unterwegs sein.
Während Schweden die drohende Ölkrise ernst nimmt, verschlafen deutsche Konzerne den technologischen Fortschritt für den Weg in die Zukunft. Die Autohersteller setzen weiterhin auf große, schwere Fahrzeuge mit starken Motoren, die große Mengen fossilen Treibstoffverbrennen. Hätten sie die Entwicklung nicht bereits in der Vergangenheit verpennt, dann hätten sie während der weltweiten Wirtschaftskrise das Geschäft ihres Lebens machen können. Stattdessen mussten ihr Absatz mit einer aus Steuermitteln finanzierten Abwrackaktion gestützt werden. Gelernt haben sie aus der Krise jedoch nichts. Autos, die gerade ein einziges Gramm unter der als maximal zulässigen CO2-Emission liegen, die seit dem Klimagipfel in Kopenhagen im Zusammenhang mit der Reduzierung der bundesweiten CO2-Emissionen propagiert wird, werden in den höchsten Tönen als "besonders umweltfreundlich" beworben. Die nächste Krise der Branche ist damit schon vorprogrammiert - und die in der Automobilindustrie Beschäftigten werden die Fehler des Managements wieder einmal ausbaden müssen.
"Frontal21" zeigte anhand einer Verlaufsgrafik, dass sich die Ölpreise über Jahrzehnte hinweg auf einem moderaten Level zwischen 20 und 40 Dollar pro Fass bewegten. Erst in den vergangenen Jahren sei der Preis explodiert. Im Jahre 2008 habe das Fass Rohöl bis zu 147 Dollar gekostet und bei abnehmenden Fördermengen würde der Preis noch weiter steigen.
Die Internationale Energieagentur berät die westlichen Industrienationen. Ihr Chefökonom, Herr Birol, findet im Film deutliche Worte: "Wir müssen uns vorbereiten, Regierungen und Industrie. Und selbst die Verbraucher sollten sich gut überlegen, was für ein Auto sie kaufen. Jedes Fass Öl, das in den nächsten Jahren auf den Markt kommt, wird sehr viel schwieriger zu fördern, und sehr viel teurer sein. Die Zeiten des billigen Öls sind vorbei."
Wer vielleicht schon den einen oder anderen meiner Artikel zum Thema Klimaschutz gelesen hat, und meine dringende Forderung nach der schnellstmöglichen Umstellung der Energieerzeugung auf regenerative Energiequellen und CO2-neutrale Antriebe für Verkehrsmittel kennt, der mag sich jetzt vielleicht wundern, warum ich mir Sorgen um das Ende des Erdölzeitalters mache. Meine diesbezüglichen Sorgen betreffen jedoch allein die deutsche Wirtschaft, die auf dem besten Wege ist, den Anschluss an die sich abzeichnende Entwicklung zu verpennen. Meine Sorge gilt dem zu erwartenden, daraus resultierenden Anstieg der Arbeitslosigkeit. Der Entwicklung der globalen Klimaerwärmung kann das Ende der Verbrennung fossiler Rohstoffe nur zu Gute kommen - wenn es denn noch rechtzeitig eintritt. Wenn wir nämlich so lange warten, bis auch der letzte Tropfen Öl verbrannt und der letzte Krümel Kohle in irgendeinem Kraftwerk verheizt wurde, dann wird es zu spät sein, den Anstieg der globalen Erwärmung auf einem erträglichen Level zu stabilisieren.
"Wir müssen weg vom Öl, bevor das Öl uns verlässt."
(Fatih Birol, Internationale Energie Agentur, in Frontal21 vom 10.08.2010)
(Quellen: Frontal 21 vom 10.08.2010, Wikipedia)
2 Kommentare:
Mehrwert:
Wir müssen weg vom Erdöl, aber auch weg vom Plastik. Umweltverschmutzung und Selbstvergiftung sind vorprogrammiert und bereits in vollem Gange. Wir brauchen nicht nur alternative Energien sondern auch alternativen zu Plastikverpakungen und -produkten
@Mehrwert: Natürlich hast du Recht, wenn du sagt, dass wir uns auch von Plastik-Verpackungen und -Produkten verabschieden müssen. In sachen Plastik-Verpackungen stimme ich dir ausdrücklich uneingeschränkt zu. Bei "Plastik-Produkten" differenziere ich allerdings schon. Vieles lässt sich auch mit alternativen Rohstoffen herstellen. Für andere Dinge gibt es jedoch kaum Alternativen. Wenn du jetzt gerade vor deinem Monitor sitzt, und meine Antwort auf deinen Kommentar liest, dann ist das nur möglich, weil viele elekronische Bauteile in deinem Computer teilweise aus Kunststoffen bestehen. Für viele medizinische Produkte gibt es, zumindest aus heutiger Sicht, kaum Alternativen. Viele Baustoffe, die wir in unseren Häusern und Wohnungen finden, sondern jedoch über Jahre hinweg giftige Stoffe ab, von denen einige im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. Testilien bestehen heute überwiegend aus Kunstfassern auf Rohölbasis. Einige davon stehen im Verdacht, Allergien auszulösen. Andere schützen uns in der Arbeitswelt, oder gegen schlechtes Wetter. Lebensmittel sollte man aber zu Beispiel besser in Glasbehältern aufbewahren. fetthaltige Lebensnittel gehen z.B. gerne chemische Verbindungen mit ihren Kunststoffverpachungen ein. Styrol oder Anteile in PVC-Produkten stehen meines Wissens im Verdacht Krebs auszulösen. Zwar ist das immer auch eine Frage der Dosierung und der Halbwertzeit im Körper, ob Giftstoffe tödlich oder auch "nur" schädlich auf uns wirken, aber gerade bei Verpackungen, sind Alternativen heutzutage rar. Versuche mal mit einer Milchkanne loszuziehen, und "lose Milch" zu kaufen. Früher war das kein Problem. Heute hast du damit vielleicht bestenfalls bei deinem Bauern nebenan Erfolg, wenn du zufällig in einem Dorf wohnst, in dem Kühe gehalten werden. Ich denke, das Thema wird uns noch lange beschäftigen.
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