Dienstag, 30. Dezember 2014

Das war 2014 - Der Blick über den Tellerrand

Beim Blick über den lokalen Tellerrand zurück auf die Ereignisse des zu Ende gehenden Jahres 2014 schwappt mir Anfang Januar sofort eine Forderung aus der Bremer Bürgerschaft ins Gesicht: Herr Weber (SPD, Bremen, Bürgerschaft, Präsident) propagierte beim Neujahrsempfang im Parlament des Landes Bremen eine Wahlpflicht für Deutschland.

Wenn das Volk die Demokratur derer da oben mit Wahlboykott bestraft, dann muss es wohl zu seinem Glück gezwungen werden? Auch wenn ich die Wahverweigerer aus anderen Gründen nicht wirklich verstehen, so habe ich doch den Eindruck, dass die Menschen hierzulande großen Wert auf ihre grundlegenden demokratischen Rechte legen. Das deutsche Länderquorum der selbstorganisierten Europäischen Bürgerinitiative "Stop TTIP!" spricht diesbezüglich schon eine recht deutliche Sprache - doch dazu später mehr ...


Die Energiewende-Wende ...
Klimawandel, Braunkohle und Atomkraft

Die größte Herausforderung für die Menschheit blieb auch in diesem Jahr der Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe. Die schwarz-rote Koalition in Berlin offenbarte jedoch ein merkwürdiges Verständnis für den Ernst der Lage. Keine drei Monate nach der Bundestagswahl befreite sie Anfang Januar den Klimakiller "Braunkohle" von der EEG-Umlage.Gleich anschließend folgte der Beschluss zum Tritt auf die "Strompreisbremse".

Ausgebremst werden sollte damit konkret der Ausbau der Windenergieanlagen im Allgemeinen und die "Energiewende in Bürgerhand" - mithilfe der "Sonnensteuer" - insbesondere. Und damit das auch wirklich klappt, setzten Anfang April auch die Ministerpräsidenten der Länder ihre Füße neben dem Herrn Gabriels (SPD, Bundeswirtschaftsministers und Vizekanzler) auf die "Strompreisbremse".

Die in Bremerhaven noch junge Windkraftindustrie wurde davon eiskalt erwischt. Die "Strompreisbremse" kostet aber nicht nur Arbeitsplätze. Sie signalisiert der Weltgemeinschaft: Für die Regierung Deutschlands ist der Erfolg der Energiewende zweitrangig. Hauptsache den Verursachern der globalen Erwärmung, der fossilen Industrie mit ihren Kohlekraftwerken, geht es weiterhin gut.

Damit sollte wohl auch den letzten Gutgläubigen klar geworden sein: Die Große Koalition behindert die Energiewende.Ich habe inzwischen von einigen SPD-Anhängern gehört, dass sie mit Befremden wahrgenommen haben, dass klimapolitisch betrachtet in "ihrer" Partei wohl der Wurm steckt. Herr Denter (Attac), einer der Redner bei den Demonstrationen gegen die Klimapolitik der Bundesregierung am 22.03.2014, brachte es auf den Punkt (Zitat):
"Jetzt wird langsam klar, was da wirklich passiert in Berlin, dass die Energiewende geschlachtet werden soll auf dem Kabinettstisch zugunsten der Energiekonzerne."

Im Mai folgte in Berlin die nächste große Demonstration gegen die Energiewende-Wende. Für mehr als zehntausend Menschen aus ganz Deutschland gab es allen Grund, sich auf den Weg nach Berlin zu machen. - Im November ließ Herr Gabriel die Katze aus dem Sack (Zitat):
"Ist doch klar, dass das Ziel nicht zu halten ist .. Wir können nicht von jetzt auf gleich aus der Kohle raus."
Wer zuerst mit der EEG-"Reform" dafür sorgt, dass der Ausbau der Solarenergie und der Windkraftanlagen empfindlich ausgebremst wird, dann mithilfe des gleichen Gesetzes dafür sorgt, dass Braunkohle demhingegen von der EEG-Umlage befreit ist, wer also statt in die Energiewende mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr in Subventionen für den Klimakiller Nr. 1, die Braunkohle investiert, der hat sich von der zügigen Umsetzung der notwendigen Maßnahmen für den Umbau der Energieversorgung verabschiedet.

Dem ist es gleichgültig, dass jedes Stück Kohle, das unnötigerweise zusätzlich verheizt werden wird, den Anstieg der globalen Erwärmung weiter beschleunigen wird - und er belegt die Tatsache, dass die Braunkohleindustrie einem todgeweihten Patienten auf der Intensivstaion gleicht: Ohne lebenserhaltende Maßnahmen in Form massiver Subventionen und ohne die Begrenzung der regenerativen Energiequellen ist die Braunkohle wirtschaftlich nicht überlebensfähig. Trotz alledem lag der Anteil des Stromverbrauchs aus regenerativen Energiequellen in den ersten neun Monaten dieses Jahres erstmals über dem des Braunkohlestroms.

Auch anderenorts in Europa setzte sich die Erkenntnis durch, dass schmutziger Strom aus Kohlekraftwerken den Klimawandel und die globale Erwärmung beschleunigt, Landschaften frisst, Dörfer und Städte vernichtet und die Profitgier von Kohlegruben-Betreibern immer wieder Menschen tötet. Demonstranten aus Polen und Deutschland gingen gemeinsam in den Braunkohle-Tagebaugebieten jenseits und diesseits der Grenze auf die Straße.

In Australien formierte sich der Widerstand gegen Pläne der australischen Regierung und der indischen Adani-Group, die derzeit weltweit noch größten Kohleresourcen auszubeuten. Konkret bedeutet der dafür notwendige Ausbau der Kohleumschlaganlagen des Hafens Abbot Point eine direkte gefahr für den Fortbestand des weltgrößten Korallenriffs und UNESCO-Weltnaturerbes "Great Barrier Reef". Die Petitionen zum Schutz des Riffs und gegen den Hafenausbau werden von Menschen aus allen Teilen der Welt unterstützt. Am 1. Juni 2014 konnten die australischen Umweltschützer einen ersten Etappensieg für das Great Barrier Reef verkünden.
Im Oktober machten sich Menschen aus Ozeanien, die sich selbst als "Klimakrieger" bezeichnen, mit selbstgebauten traditionellen Booten auf den Weg nach Australien, um gegen den geplanten Export des fossilen Brennstoffs für die "Todesfabriken" zu demonstrierten: Mit ihren Booten blockierten sie die Zufahrt zum wichtigsten australischen Kohlehafen.

Im September lud Herr Ban Ki Mun (UNO, Generalsekretär) die "Führer der Welt" zu einem Klima-Gipfeltreffen in New York ein. Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) gehört nicht zu dieser "Führungselite": Sie glänzte durch Abwesenheit.

Statt dessen versammelten sich zeitgleich zum Gipfeltreffen weltweit viele Hundertausend Menschen auf mehr als 2700 Demonstrationen in 161 Ländern und forderten von ihren Regierungen und denen aller anderen Länder der Welt, die seit vielen Jahren angemahnte, dringend notwendige, ambitionierte und nachhaltige Klimapolitik endlich in Angriff zu nehmen und zügig umzusetzen.
  • "Die Zeit ist nicht auf unserer Seite:
    Je länger wir warten, desto größer wird die Herausforderung"
    Michel Jarraud (WMO, General Sekretär)


Ende Oktober trafen sich die Vertreter der Regierungen der EU Mitgliedsländer in Brüssel zum EU-Klimagipfel, um sich auf eine gemeinsame Linie für den Weltklimagipfel im Dezember in Lima (Peru) zu einigen. Als Frau Merkel im Anschluss an den Klimagipfel in Brüssel sagte: "Wir hätten uns mehr vorstellen können.", dann war das ein Indiz dafür, welche Chancen während des EU-Klimagipfeltreffens verpielt wurden. In einem Artikel der taz vom 24.10.2014 heißt es dazu treffend formuliert (Zitat): ".. Europa ist wieder Vorreiter im Klimaschutz. Die schnellste Schnecke des Planeten."

Im Dezember, beim Weltklimagipfel in Lima, wurde wieder viel geredet, in gewohnter Manier geschachert und vieles blieb ungesagt. Nach der anfänglichen Euphorie unter den Gipfelteilnehmern folgte am Ende die Enttäuschung. Jetzt sollen die Regierungen ihre Hausaufgaben nachholen und bis Anfang 2015 schriftlich mitteilen, welche Maßnahmen sie konkret zum gemeinsamen Kampf gegen die globale Erwärmung beitragen wollen, damit im Dezember 2015 in Paris eine Grundlage für die Erarbeitung eines international verbindlichen Abkommens auf dem Tisch liegt.


Auch im Jahr 28 nach Tschenobyl und drei Jahre nach dem Beginn des mehrfachen Super-Gaus in der japanischen Atomkraftanlage Fukushima-I (Dai-ich) sind hierzulande noch Atomkraftwerke in Betrieb und und behindern die Energiewende. Ungeachtet des sogenannten schwarz-gelben "Atomausstiegs" produzieren die Atomfabriken in Lingen und Gronau weiterhin den strahlenden Brennstoff für Atomkraftwerke in aller Welt. Im Dunkel der Katakomben unter dem Atomkraftwerk "Brunsbüttel" gleichen immer mehr rostende, mit Atommüll gefüllte Fässer einem Schweizer Käse.

Allerdings merken inzwischen selbst die Lenker der Atomkonzerne, dass niemand mehr an das Märchen vom billigen Atomstrom glaubt und dass ihr hoch subventioniertes Geschäftsmodell gescheitert ist. Im Mai versuchten sie deshalb, ihre Atomanlagen mit allem drum und dran - inklusiver aller Risiken und allen unkalkulierbaren Folgekosten(!) - an den Staat zu verschenken.

Der wollte sie aber nicht so einfach aus ihrer Verantwortung entlassen und so wurde erst einmal nichts aus dem Deal. Im Dezember folgte dann der Überraschungscoup des E.on-Konzerns: Er kündigte an, er wolle sich von seinen Atomgeschäften verabschieden, indem er diese in eine neu zu gründende Gesellschaft auslagert. Letztlich läuft das Vorhaben auf eine Art "Bad Bank" für Verlustgeschäfte aus seinem Atomgeschäft hinaus.


Agrarindustrie, Gentechnik

Bestrebungen Multinationaler Agrar-, Chemie- und Gentechnik-Konzerne wie Monsanto, Pioneer oder Nestlé deuteten auch in diesem Jahr weiter auf die Errichtung eines internationalen Oligopols auf die weltweite Lebensmittelversorgung hin. Die Vielfalt des Erbguts unter den Nahrungspflanzen drohte in diesem Machtkampf der Agrarmultis den kürzeren zu ziehen.

So auch in Brasilien: Das Land ist einer von 193 Unterzeichnern der Biodiversitäts-Konvention (offiziell: Übereinkommen über die biologische Vielfalt) der Vereinten Nationen (engl.: Convention on Biological Diversity, CBD). Brasilianische Großgrundbesitzer versuchten ihre Regierung dahingehend zu beeinflussen, den Beitritt zur Biodiversitäts-Konvention zurückzuziehen.


Hierzulande gab es Mitte Januar eine eindrucksvolle Demonstration für eine Agrarwende, weg von der Agrarindustrie und hin zu einer umweltverträglichen, biologisch orientierten Landwirtschaft.Dass derartige Demonstrationen des Bürgerwillens notwendig sind, zeigte sich bereits im Monat darauf.

Anfang Februar hätte die Bundesregierung das Zünglein an der Waage sein können, als es in Brüssel um die Frage ging, ob der getechnisch veränderte "Mais 1507" des "DuPont-Pioneer"-Konzerns in Europa zugelassen wird - und ob damit gentechnisch veränderte Pflanzen wieder auf unsere Felder zurückkehren können. Anstelle mit "Nein" zu stimmen enthielt sich die Bundesregierung bei der Abstimmung. Mit einem klaren "Nein" hätte es für eine qualifizierte Mehrheit gegen die Zulassung gereicht. Die Enthaltung wirkt damit de facto wie eine Zustimmung zur Zulassung des DuPont-Pioneer GenMais. Es ist davon auszugehen, dass die EU-Kommission den europaweiten Anbau der gentechnisch veränderten Mais-Sorte jetzt zulassen wird.

Eine positive Nachricht gab es dafür im März über die Entscheidung der EU bezüglich der geplanten Restriktionen bezüglich der natürlichen Vermehrung von Saatgut. Das Europäische Parlament hatte dem Vorschlag der EU-Kommission für eine neue Saatgut-Verordnung vom 06.05.2013 eine eindeutige Absage erteilt. Die Abgeordneten des EU-Parlaments nahmen damit mehrheitlich die Bedenken der Bürger und der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ernst, die sich für den Erhalt und die Ausweitung der Sortenvielfalt, sowie für das bäuerliche Recht auf Erzeugung und Verbreitung von Saatgut oder die Züchtung neuer Sorten für den ökologischen Anbau eingesetzt hatten.


TTIP, CETA, ...

Der Kampf um die Biodiversität, gentechnikfreie Nahrungsmittel und eine biologisch orientierte Landwirtschaft ist noch längst nicht gewonnen. Sollten die über die TTIP-Geheimverhandlungen zwischen der EU-Kommission und den USA bekannt gewordenen Informationen einmal EU-Recht werden, dann hätten wir keine Möglichkeit mehr, uns mit demokratischen Mitteln gegen das profiorientierte Machtstreben multinationaler Konzerne zur Wehr zu setzen.

Letztlich wären alle Bereiche unseres täglichen Lebens betroffen. Erst später wurde den meisten Menschen bewusst, dass ein bereits fertig verhandeltes Abkommen zwischen der EU und Kanada ebendiese demokratiefeindlichen Punkte enthält, gegen die sich bezogen auf TTIP inzwischen ein europaweiter Widerstand etabliert.

Eine der letzten Amtshandlungen der vorherigen EU-Kommission war die Ablehnung der Registrierung der Europäischen Bürgerintiative "Stop TTIP" im September. Das Bündnis "Stop TTIP" klagt dagegen inzwischen vor dem Europäischen Gerichtshof und setzte seinen Widerstand gegen CETA und TTIP Anfang Oktober als selbstorganiserte Europäische Bürgerintiative fort.

Bereits nach nicht einmal zwei Monaten erreichte die selbstorganisierte Bürgerinitiative den ersten von zwei notwendigen Meilensteinen für den Erfolg einer registrierten Europäische Bürgerinitiative: Mehr als eine Million Bürger unterstützen "Stop TTIP!" mit ihrer Unterschrift. Nur fünf Tage später folgte der zweite Meilenstein: In mindestens sieben EU-Mitgliedsstaaten wird das Länderquorum erfüllt. Wenige Tage später erreichten auch die Niederlande und Spanien ihre Länderquoren.

Die mit Abstand größte Zahl der Unterstützer von "Stop TTIP!" kommt mit aktuell 738224 Unterschriften aus Deutschland. Das deutsche Länderquorum (mindestens 72000 Unterschriften) ist damit um 1025 Prozent "überzeichnet: Eine schallende Ohrfeige für alle Politmarionetten der Lobbyisten diverser Konzerne und Verbände.


Wovon Hacker nur träumen können:
Die allumfassende Überwachung durch die NSA

Über einen längeren Zeitraum war ihr die 'lästige NSA-Angelegenheit' ja ziemlich egal gewesen. Im Gegensatz zu den davon massenhaft betroffenen Bürgern wachte Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) erst auf, nachdem - dank Herrn Snowden - bekannt geworden war, dass sie mithilfe ihres eigenen Mobittelefons ebenfalls ausspioniert wird. Is' ja wirklich unerhört! Um die Wogen wieder zu glätten, wurde - nachdem sich die erste Empörung gelegt hatte - ernsthaft ein "No Spy"-Abkommen in Erwägung gezogen ...

Auf das Bekanntwerden der Spionageangriffe gegen deutsche Politiker folgten aus Berlin erstaunlich scharfe Töne in Richtung Washingtion. Im April musste man sich allerdings fragen, wie ernsthaft es den Mitgliedern des NSA Ausschusses, die eine Befragung Herrn Snowdens nicht für notwendig erachteten, mit der Aufklärung des NSA-Spionage Skandals wirklich ist.

Am 25.09.2014 gab die "Right Livelihood Award Foundation" in Stockholm bekannt, dass der Whistleblower Edward Snowden gemeinsam mit Alan Rusbridger (engl. Tageszeitung "Guardian", Herausgeber) mit  mit dem diesjährigen Ehrentitel des Alternativen Nobelpreises ausgezeichnet werden: Eine verdiente Ehrung für Herrn Snowden, dem wir alle zu verdanken haben, dass die Welt über den unfassbaren Umfang der US-amerikanischen Spionageaktivitäten, die sich quasi gegen jeden Bürger des Planeten richten, informiert ist.
... Och nööö: Nich' schon wieder! Dieses Mal wollte sich ein NSA-Trojaner ins Kanzleramt einschleichen.


Menschenrechte

Wäre ich eine Frau, dann würde ich es mir sehr gut überlegen, ob ich tatsächlich in ein Land fahren würde, in der Männer über Frauen richten und sich dabei auf die Scharia berufen.
Ein abschreckendes Beispiel ist das Schicksal einer östereichischen Touristin, die in Dubai in der Tiefgarage eines Hotels von einem aus Jemen stammenden Mann vergewaltigt wurde. Das Opfer wurde vor Gericht gestellt und und sollte wegen "außerehelichen Geschlechtsverkehrs" zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt werden.


Noch härter traf es Mariam Yehya Ibrahim - eine Mutter, Ärztin und Christin. Sie hatte einen zweijährigen Sohn und war im achten Monat schwanger als sie zu 100 Peitschenhieben wegen Ehebruchs verurteilt wurde. Außerdem warf man ihr "Abtrünnigkeit" vom Glauben vor. Dafür sollte sie gehängt werden. Am Morgen des 27. Mai 2014 kam im Gefängnis ihre kleine Tochter zur Welt. Mariam wurde eine Frist von zwei Jahren gewährt, während der ihr erlaubt sein sollte, ihre kleine Tochter zu stillen, bevor man ihr eine Schlinge um den Hals legenwürde, um sie daran aufzuhängen.

Weltweit setzten sich mehr als eine Million Menschen für die Freilassung der jungen Frau ein. Am 23. Juni 2014 wurde sie aus der Haft entlassen. Weil ihr die sudanesischen Behörden jedoch verboten, das Land zu verlassen, flüchtete sie mit ihrer Familie in die US-Botschaft in Khartum. Ende Juli 2014 konnte sie schließlich in die USA ausreisen.


Nachdem die Taliban im pakistanischen Swat-Tal die Macht übernommen hatten, schlossen sie Mädchen von der Schulbildung aus und verboten das Hören von Musik. Malala Yousafzai berichtete damals in ihrem Blog über Gewalttaten der Taliban im Swat-Tal und forderte Schulbildung für alle Kinder. Als sie 15 Jahre alt war schossen die Talban Malala dafür in den Kopf.
Malala hatte den Mordanschlag wie durch ein Wunder schwerverletzt überlebt und war in England operiert worden. Trotz allem was ihr widerfahren ist, tritt sie weiterhin öffentlich für die Rechte der Kinder auf Bildung - insbesondere derjenigen der Mädchen - ein.

Im Oktober wurde Malala Yousafzai mit dem Friedensnobelpreis geehrt, den sie sich mit Kailash Satyarthi teilt, der in seinem Heimatland Indien seit langem mit friedlichen Protestaktionen in der Tradition von Mahatma Gandhi gegen die Ausbeutung von Kindern engagiert. Seinem Engagement ist es auch zu verdanken, dass die Rechte von Kindern in internationalen Konventionen festgeschrieben wurden. Das Nobel-Komitee würdigte ihn für seinen persönlichen Ensatz mit dem er großen Mut bewiesen habe.


Im Juni jährte sich zum 25. Mal der Tag, an dem Chinas Machhaber "ihren" Tiananmen-Platz, den Platz des Himmlischen Friedens, in den Platz der blutigen Hölle verwandelten. An der Situation der Menschenrechte hat sich seit damals nichts zum Besseren verändert - warum auch: Die Herrscher über die "Volks"-Republik werden schließlich nach wie vor von Politikern aus Ländern hofiert, die sich die Menschenrechte ganz oben auf ihre Fahnen geschrieben haben. Angesichts möglicher fetter Profite sind die Menschenrechte offensichtlich nicht mehr viel wert ...


Krieg und Frieden

Ebenfalls im Juni jährte sich der Tag, an dem vor einhundert Jahren der Erste Weltkrieg begann - ein Jahrestag, der uns daran erinnern sollte, das Frieden ein hohes Gut ist ...

Noch während im russischen Sotschi die Olympischen Spiele ausgetragen wurden und kritische Stimmen russischer Bürger im Keim erstickt wurden, setzte in der Ukraine eine Entwicklung ein, die später - unter tatkräftiger Unterstützug durch Herrn Putin (Russland, Präsident) zur Abspaltung der Krim von der Ukraine führen und bald darauf in einen Bürgerkrieg im Osten der Ukraine münden sollte. Von dem flüchtigen politischen Tauwetter im Vorfeld der Olympischen Spiele konnte keine Rede mehr sein.

Im September ließ Herr Putin die Katze aus dem Sack: Die Krim ist ihm nicht genug. Der gesamte Südosten der Ukraine sollte es schon sein. Trotzdem dementierte Vorwürfe, er habe im Bürgerkrieg im Osten der Ukraine seine Hände im Spiel. Nachdem allerdings mehrere russische Fallschirmjäger fünfzig Kilometer hinter der Grenze zu Russland in der Ukraine festgenommen worden waren glaubte ihm das niemand mehr: Da hatte er der Welt monatelang weiszumachen versucht, dass keine russischen Soldaten in die Kämpfe der Separatisten in der Ostukraine involviert sind - und nun das ...


Ein anderer Krieg begann in diesem Jahr als eine islamistische Terrormilitz, die anfangs Anschläge im Irak verübte und als eine unter vielen Gruppierungen im syrischen Bürgerkrieg mitmischte, sich bald darauf große Teile des Irak und Syriens unter den Nagel riss.

In dem Maße, in dem die selbsternannten Gotteskrieger des IS ihren Machbereich ausweiteten, wuchs die Zahl der Flüchtlinge, mit denen die angrenzenden Länder bald überfordert waren. Andere Länder erklärten sich bereit, einige der vielen Flüchtlinge aufzunehmen. Mit den Flüchtlingen, die dem Tod und der Barbaraei in ihrer Heimat entkommen konnten, kam die Angst auch nach Deutschland.

Diese Angst ist nicht die Angst vor Folter oder Tod, der die Flüchtlinge in ihrer Heimat ausgesetzt waren, bevor sie zu uns kamen. Vielmehr ist es die Angst einiger unserer Mitbürger, die sich vor einer - wie sie es nennen - "Islamisierung des christlichen Abendlandes" fürchten.

Es ist die irrationale Angst vor einer Minderheit von Mitbürgern muslimischen Glaubens, deren Anteil an unserer Gesellschaft derzeit etwa fünf Prozent beträgt. Und genau diese Angst schüren die ewig Gestrigen vom äußersten rechten Rand unserer Gesellschaft - in der Hoffnung, dass ihnen noch mehr ängstliche Menschen auf den Leim gehen.


Gone home

Die Stimme eines Mannes, der schon sehr früh gegen den Krieg seines Heimatlandes in Vietnam gesungen hat, ist am 27. Januar für immer verstummt. Wenn er "Bring' em home" - Bringt sie heim - sang, dann wusste er die wachsende Zahl derjenigen hinter sich, die in den sechziger und siebziger Jahren gegen den Vietnamkrieg auf die Straße gingen.

Pete Seeger war nicht einfach nur ein guter Sänger und Musiker, der die amerikanische Folk-Music weltweit bekannt gemacht hat. Er hat sich sein Leben lang auch für gesellschaftliche und soziale Verbesserungen, für den Frieden, für die US-amerikanische Arbeiterbewegung, gegen den Rassismus, für den Schutz der Umwelt, für die Menschenrechte und vieles mehr engagiert.

In einem Interview hat er einmal gesagt: "Mein Job ist es, den Leuten zu zeigen, dass es eine Menge gute Musik in dieser Welt gibt, und wenn sie richtig verwendet wird, könnte sie dazu beitragen diesen Planeten zu retten."

Now he's gone home ... - now it's our part to help to save the planet.


Think global - global denken

Auch mein Jahresrückblick auf die Ereignisse jenseits des lokalen Tellerrands erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Vielleicht hat aber die Eine oder der Andere beim lesen dieser "geballten Zusammenstellung" bemerkt, dass sich die Dinge nicht immer in "Schubladen" einordnen lassen. Viele lokale Entscheidungen und Ereignisse wirken sich unter Umständen weltweit aus. Oftmals ist vieles von dem, was auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun hat, miteinander verwoben.

Entscheidungen in einem Teil der Welt lösen anderenorts eine Hungerkatastrophe aus. Weil die Politik hierzulande ihre Fittiche schützend über die fossile Industrie ausbreitet, versinken komplette Staaten in den Fluten des Pazifischen Ozeans ... - Dinge, die "am anderen Ende der Welt" geschehen, beeinflussen indirekt - und oft auch direkt - unser Leben bis hinein in unsere Privatshäre.

Deshalb ist es auch zukünftig wichtig, die Augen und Ohren offen zu halten - hier, in unserer eigenen kleinen Welt ebenso, wie auch in der Welt jenseits des lokalen Tellerrands ...

  • Ich wünsche euch alles Gute im neuen Jahr 2015 - und vergesst dabei bitte auch die Menschen nicht, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hat.

1 Kommentar:

Frau Momo hat gesagt…

Dir auch einen guten Rutsch. Wir sind gerade selber etwas gebeutelt, aber verglichen mit anderen Menschen geht es uns gut, also kein Jammern, sondern Dankarkeit. Und das Engagement gegen TTIP, Pegida und anderes geht weiter. Alles Liebe Dir und Deiner Familie

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