Montag, 12. Juli 2010

Wasserstandsanzeiger Bremerhaven


Bremerhaven, Weserdeich: Historischer Wasserstandsanzeiger

Neben dem Strandbad am Weserdeich steht in Bremerhaven seit 107 Jahren eines der letzten noch erhalten gebliebenen Zeugnisse optischer Signaleinrichtungen für die Schifffahrt: Der 1903 in Betrieb genommene Wasserstandsanzeiger dessen offizielle Bezeichnung einmal "Signalstelle Bremerhaven" lautete.

Größere Seeschiffe, mit einem größeren Tiefgang, könnten bei ablaufendem Wasser auf Grund laufen, wenn sie nicht über den aktuellen Wasserstand der Weser informiert sind. Der Wasserstandsanzeiger war daher entscheidend für die Verkehrssicherheit auf dem Fluss.

Anfang des letzten Jahrhunderts las man den Wasserstand in regelmäßigen zeitlichen Abständen an einer an der Kaje montierten Pegel-Messlatte ab und stellte dementsprechend das Signalsystem des Wasserstandsanzeigers ein. An der flussabwärts gerichteten Seite der Rah sind an senkrecht gespannten Seilen rote Bälle und Kegel aus Korbgeflecht installiert. Ein nach oben gezogener Ball zeigt einen Meter, und ein nach oben gezogener Kegel 20 cm Wasserstand über Seekarten-Null an. "Seekarten-Null" heißt im Falle des Bremerhavener Wasserstandsanzeigers der Wasserstand des in der Seekarte für die Weser eingetragenen mittleren Tide-Niedrigwassers. Eine Tide ist ein kompletter Zyklus des auflaufenden und ablaufenden Wassers.

An der Spitze des 32 Meter hohen Stahlgittermastes zeigt ein Signalarm den Zustand der Tide an. Der nach oben gerichtete Arm signalisiert auflaufendes, und der nach unten gerichtete ablaufendes Wasser. Bei Ebbe bzw. Flut (oder Niedrig- bzw. Hochwasser) steht er waagerecht. Die zwei hochgezogenen Bälle und drei Kegel auf dem Foto zeigen also zum Beispiel bei nach unten gerichtetem Signalarm 2,60 Meter über Seekarten-Null bei ablaufendem Wasser an. An der flussaufwärts gerichteten Seite der Rah hängen Laternen, die nachts ein ähnliches Signalsystem bildeten.

Bis 1973 zeigte der Wasserstandsanzeiger den vorbeifahrenden Schiffen auf diese Weise die aktuellen Tidedaten der Weser an. Nachdem er aufgrund modernerer Methoden zur Übermittlung der Wasserstände an die Schiffahrt nicht mehr benötigt wurde, drohte ihm während einer längeren Zeit der Abriss. Es ist der Initiative einiger unserer Mitbürger zu verdanken, dass es nicht soweit kam. Seit 1998 gehört der heute unter Denkmalschutz stehende Wasserstandsanzeiger als maritimes Denkmal, zum Bestand des Deutschen Schiffahrtsmuseums.

Im Jahre 2003, also 100 Jahre nach seiner ersten Inbetriebnahme und 30 Jahre nach seiner Außerdienststellung, konnte eine elektronische Steuerung in Betrieb genommen werden, mit der die Bälle und Kegel, die ursprünglich einmal von Hand bewegt wurden, mit Hilfe von Elektromotoren hochgezogen und wieder eingeholt werden können. Auch wenn er kein aktives Seezeichen mehr ist, demonstriert der Wasserstandsanzeiger heute als "aktives Denkmal", mit welchen Mitteln damals - in der "Guten alten Zeit" - die Sicherheit der Schifffahrt auf der Unterweser sichergestellt wurde. Heute messen automatische Pegel den aktuellen Wasserstand und übertagen ihn per Funk an die auf der Weser verkehrende Schiffe. Das funktioniert zwar auch - und ist vor allen Dingen genauer - aber lange nicht so eindrucksvoll wie unser guter alter Wasserstandsanzeiger.


(Quelle:
Deutsches Schifffahrtsmuseum)


1 Kommentar:

juwi hat gesagt…

@Anonym":
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Deine Frage will ich aber doch gerne beantworten: Anfang April dieses Jahres wurde der Wasserstandsanzeiger abgebaut und zur Sanierung zu einer Stahlbaufirma im Fischereihafen gebracht. Anschließend soll er an gleicher Stelle wieder montiert werden. Darüber hatte auch die NZ berichtet (www.nordsee-zeitung.de/region/bremerhaven_artikel,-Wahrzeichen-baumelt-am-Stahlseil-_arid,897121.html)

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