Wochenmarkt auf dem Ernst-Reuter-Platz zu Füßen der Pauluskirche |
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts erbaut, spiegelt das im Stil der Norddeutschen Backsteingotik errichtete Gebäude eine Zeit des sprunghaft ansteigenden Wirtschaftswachstums in den damaligen Unterweserorten Lehe, Bremerhaven, Geestemünde und Wulsdorf wieder. Motor dieses Wachstums, das in Lehe eine wahre "Bevölkerungsexplosion" zur Folge hatte, war die Bremer Gründung eines - wie man heute wohl sagen würde - Tiefwasserhafens nördlich der Geestemündung.
Der Vertrag über den Erwerb des Grundstücks für den Bau des Hafens, das bis dahin zu Lehe gehört hatte, war am 11. Januar 1879 nach komplizierten Verhandlungen des Bremer Bürgermeisters Johann Smidt mit dem Königreich Hannover unterschrieben worden. Mit dem Bau wurde noch im gleichen Jahr begonnen.
Die um den heutigen "Alten Hafen" herum entstehende Stadt Bremerhaven war fortan eine Bremer Exklave im Königreich Hannover. Der Platz für die Schaffung von Wohnraum war dementsprechend begrenzt. Andererseits mussten aber die für den Bau des Hafens und dem mit seiner Fertigstellung einsetzenden Überseehandel notwendigen Arbeitskräfte und ihre Familien irgendwo untergebracht werden. Zudem mussten im Zuge der Massenauswanderung, die etwa 1832 ihren Anfang nahm, Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Drei Jahre nach der Gründung Bremerhavens waren in Lehe gerade eimal 1700 Einwohner gemeldet. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts lebten bereits dort bereits mehr als 24000 Menschen. In den darauffolgenden 20 Jahren kamen noch einmal beinahe 14000 Einwohner hinzu. All das führte um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu einer regen Neubautätigkeit in Lehe.
Der Aufschwung machte sich auch bei den Gottesdiensten der Kirchengemeinde Lehes bemerkbar. Die alte Dionysiuskirche im historischen Zentrum Lehes war bald nicht mehr in der Lage, die Massen der Gottesdienstbesucher zu fassen: Ein Neubau musste her. Am 23. August 1902 wurde an der Chausee, die von Lehe nach Bremerhaven führte (die heutige Hafenstraße), der Grundstein für die Pauluskirche gelegt, die am 19. März 1905 mit einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht wurde ...
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts kam es zum Zusammenschluss des südlich der Geeste gelegenen, inzwischen preußischen Hafenortes Geestemünde mit Lehe zur Stadt Wesermünde. Zuvor war bereits Wulsdorf in Geestemünde eingegliedert wurden. Mit der Eingliederung weiterer Randgemeinden wurde das Gebiet der Stadt Wesermünde dann noch einmal erweitert.
Erst im Zuge der Neugliederung des Deutschen Reiches unter den Nazis kam es 1939 zum Anschluss Bremerhavens an die damalige Stadt Wesermünde. Bremen behielt jedoch die Hoheit über das Überseehafengebiet. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Nur die Stadt, die damals den Namen Wesermünde trug und die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der Stadt Bremen zu einem Bundesland vereinigt wurde, heißt heute Bremerhaven.
Die heutige Stadt Bremerhaven liegt - räumlich von Bremen getrennt - isoliert inmitten des heutigen, von Hannover aus verwalteten Bundeslandes Niedersachsen. Eigentlich ist damit heute wieder - fast - alles, so, wie es zur Zeit des Gründung des alten Bremerhavens war. Nur dass aus der ursprünglichen Bremer Exklave der heutige Stadtteil "Bremerhaven Mitte" geworden ist.
Nach den großflächen Zerstörungen durch die Bombenangriffe im Kriegsjahr 1944 hat das heutige Bremerhaven auch äußerlich betrachtet mit dem damaligen Wesermünde nicht mehr viel gemeinsam. Einzig im Goethe-Quartier des heutigen Stadtteils Lehe hat ein großflächiger Bestand mit durchgängigen Blockrandbebauungen aus Gründerzeithäusern die Zerstörungen durch die Alliirten Bomberflotten mehr oder weniger unbeschadet überstanden.
Das gleiche gilt auch für die Pauluskirche am Rande dieses Gründerzeitviertels, deren Kirchencafé morgen in der Zeit von 11 bis 16:30 Uhr geöffnet ist. Dort beginnen auch die drei Führungen, die morgen im Rahmen des "Tages des offenen Denkmals" angeboten werden.
Tag des Offenen Denkmals
Die Pauluskirche in Bremerhaven
Hafenstraße 124 (am Ernst-Reuter-Platz)
- Führungen:
Beginn um 11:00 Uhr, 15:00 Uhr und 16:30 Uhr- Treffpunkt:
Im Kirchencafé
(Quellen: Festschrift "100 Jahre Pauluskirche", Wikipedia)
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