Der Klimawandel kennt keine Grenzen - Fossile Energieträger unter der Erde lassen |
Gestern, zwei Tage vor dem Beginn des UN-Klimagipfels in New York (USA), beteiligten sich weltweit viele Hundertausend Menschen an mehr als 2700 Demonstrationen in 161 Ländern und forderten von ihren Regierungen und denen aller anderen Länder der Welt, die seit vielen Jahren angemahnte, dringend notwendige, ambitionierte und nachhaltige Klimapolitik endlich in Angriff zu nehmen und zügig umzusetzen.
Auf den Straßen und Plätzen ihrer Städte, sowie an Orten, an denen die Folgen der voranschreitenden globale Erwärmung infolge der durch die Menschheit verursachten Klimaveränderung bereits sichtbar sind, demonstrierten sie für eine Welt, die auch für alle kommenden Generationen noch die notwendigen Voraussetzungen für das Leben auf der Erde erfüllt.
Der Klima-Marsch der Völker
Nachdem die Sonne über dem Pazifik aufgegangen war, waren die Bürger Neuseelands und Australiens die ersten, die an diesem Tag an vielen Orten in ihren Ländern ihren Unmut kundtaten. Allein in Melbourne waren 30.000 Demonstranten auf den Straßen. Sie zeigten Herrn Abbott (Regierungschef) die Rote Karte, weil er eine eingeführte Kohlendioxid-Abgabe für große Energieverbraucher wieder rückgängig gemacht hat.
Der "People's Climate March" (Klima-Marsch des Volkes) in New York (USA) machte der US-Regierung klar, was die Menschen von der Klimapolitik, insbesonderer derjenigen der Republikaner halten: Nichts!
In einem Artikel der "Huffington Post" vom 21.09.2014 heißt es (Zitat): "More than 100,000 people are expected to take to the streets in New York City today" (Mehr als 100.000 Menschen werden heute in den Straßen von New York erwartet.) - gekommen waren am Ende mehr als 400.000 Demonstranten: Und das in dem Land, das zu den stärksten Beschleunigern der globalen Erwärmung zählt und bisher bei den Weltklimakonferenzen der UNO jede Verantwortung dafür zurückgewiesen und den Fortschritt auf dem Weg zu einem weltweit verbindlichen Abkommen zum Schutz des Klimas verhindert hat!
Londoner "People's Climate March" beteiligten sich rund 40.000 Menschen. In Melbourne (Australien) gingen 30.000 Menschen für den Klimaschutz auf die Straße. Unter dem Motto "Mal schnell die Welt retten." zogen in Berlin drei Demonstrationszüge mit rund 10.000 Teilnehmern zum Brandenburger Tor. In Neu Delhi (Indien) machten Demonstranten in Tiger- und Pinguin-Kostümen auf die Gefahr für die Lebensräume der Tiere aufmerksam.
Es gibt keinen zweiten Planeten für uns
Die Menschen haben die Nase voll von den kleinlichen Zankereien der Regierungen um nationale Privilegien. Sie fordern nichts weniger, als die globale Bewahrung der Lebensgrundlagen auf dem gesamten Planeten Erde, den wir Menschen uns mit allen anderen Lebensformen, die derzeit (noch) existieren, teilen.
Die Machthaber der Diktaturen wirtschaften in ihre eigenen Taschen. Die Regierungen der demokratischen Industrienationen lassen sich mehr und mehr von international agierenden Konzernen erpressen, die ebenfalls nur daran interessiert sind, ihre Profite zu maximieren. Die bisher bekannt gewordenen Details der CETA- und TTIP-Verhandlungen zwischen der Europäischen Kommission und Kanada bzw. den USA belegen das nur allzu deutlich.
Global gesehen sind es letztlich einige wenige, raffgierige Zeitgenossen, denen die Zukunft der Menschheit und der Welt völlig am A..sch vorbeigeht. Sie übersehen dabei allerdings, dass ihr Handeln die Fundamente ihrer staatlich gelenkten Wirtschaften bzw. ihrer eigenen Konzerne untergräbt, in deren Namen sie mehr Geld zusammenraffen, als sie jemals ausgeben können: Auf einem verbrannten Planeten werden auch sie nicht mehr existieren können. - Aber wahrscheinlich ist ihnen selbst das egal ...
Wir alle - Tiere ebenso wie Pflanzen - sind auf diesen einen Planeten angewiesen. Im gesamten Universum ist er unsere einzige Heimat - eine zweite gibt es nicht für uns. Wenn wir damit fortfahren, die Lebensgrundlagen unseres Planeten zu zerstören, wird es keine Zukunft für uns und unsere Nachkommen geben.
Koordinator der weltweiten Demonstrationen war das internetionale demokratische Netzwerk AVAAZ, dessen aktuelle Online-Petition zum Klimaschutz inzwischen von mehr als 2,1 Millionen Menschen mitgezeichnet wurde. Sie richtet sich global "an nationale, lokale und internationale Entscheidungsträger" und lautet (Zitat):
.. Wissenschaftler warnen, dass der Klimawandel außer Kontrolle geraten könnte und so alles, was uns am Herzen liegt, gefährdet. Bitte halten Sie den globalen Temperaturanstieg unter dem gefährlichen Grenzwert von 2°C, indem Sie den CO2-Ausstoß allmählich auf Null reduzieren. Hierzu müssen Sie dringend realistische globale, nationale und örtliche Vereinbarungen treffen, mit denen unsere Gesellschaft und Volkswirtschaft bis 2050 auf 100% erneuerbare Energien umgestellt wird. Gestalten Sie diesen Umstieg fair und unterstützen Sie die anfälligsten Bevölkerungsgruppen. Unsere Welt ist es wert, erhalten zu werden, und jetzt ist der Augenblick zu handeln. Doch um alles zu verändern, sind wir alle gefragt. Machen Sie mit! ..
Reden, nichts als Reden ...
Am morgigen Dienstag beginnen in New York die Vollversammlung der Vereinten Nationen und der UN-Klimagipfel, auf dem 120 Staats- und Regierungschefs über Maßnahmen zur Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen diskutieren werden. Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin, ehemals mit dem Pädikat "Klimakanzlerin") wird jedoch nicht dabei sein: Sie schickt Frau Hendricks (SPD, Bundesumweltministerin) vor (dann kann man ihr nachher nämlich auch keinen Vorwurf machen, wenn wieder einmal nichts dabei herauskommt).
Konkrete Ergebnisse sind derzeit allerdings ohnehin kaum zu erwarten. Erst im Verlauf der übernächsten UN-Klimakonferenz die Ende 2015 in Paris stattfinden wird, soll ein international verbindlicher Klimavertrag verabschiedet werden. Bis ein solcher Vertrag dann aber endlich in Kraft treten wird, werden noch fünf weitere Jahre ins Land gehen.
Noch ist es mehr als ein Jahr hin, bis "Paris". Noch ist es nicht sicher, ob es tatsächlich zum Abschluss eines "Klimavertrags" kommen wird. Noch steht nicht fest, ob die dann möglicherweise verabredeten Maßnahmen zur Begrenzung der Emissionen klimarelevanter Gase überhaupt geeignet sein werden, den Anstieg der globalen Temperatur auf weniger als zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Wert zu begrenzen. - Und inzwischen mehren sich die Zeichen dafür, dass uns die Zeit davonläuft.
Die weltweite Häufung meteorologischer Extreme ist nicht mehr zu übersehen:
- Überflutungen
- Gletscherschmelze (wichtige Trinkwasserreservoire in Hochgebirgen)
- Dürren (Ernteausfälle, Hungersnöte)
Wenn man manche Politiker reden hört, dann könnte man meinen, der Kampf gegen den Klimawandel sei bereits so gut wie gewonnen. Schließlich ist man sich ja einig darüber, dass die sich anbahnende Klimakatastrophe durch fossile CO2-Emissionen der Menschheit und ihren weltweiten Raubbau an den Wäldern ausgelöst wurde und das die fossilen CO2-Emmissionen deswegen reduziert werden müssen.
Anstelle einer sinkenden, oder zumindest stagnierenden CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist jedoch ein rapider Anstieg zu verzeichnen: Im Zeitraum von 2012 bist 2013 gab es einen stärkeren Anstieg als in irgendeinem Jahr zuvor. Allein mit einer Reduzierung der CO2-Emissionen ist es daher schon längst nicht mehr getan:
- Die Verbrennung fossiler Energieträger muss endgültig aufhören.
"Das ist keine gute Nachricht, nicht nur weil die Konzentration steigt, sondern weil die Konzentration sogar schneller ansteigt."
Infolge des erhöhten CO2-Eintrags steigt der Säuregehalt der Ozeane. Der aktuelle neue Höchststand liegt auf einem Level, der seit mindestens 300 Mio Jahren nicht mehr erreicht wurde!
Der steigende Säuregehalt schädigt die Kalkstrukturen der Korallen und winzige Algen. Jeder Gartenteichbesitzer wird wissen, dass "lästige Algen" am Wachstum gehindert werden können, indem der Ph-Wert des Wassers saurer eingestellt wird.
Einzellige Algen sind nicht nur eine wichtige Grundlage der Nahrungskette im Meer. Sie sind auch ein wichtiges Rädchen im globalen CO2-Kreislauf: Wie die landlebenden Bäume und Grünpflanzen nehmen sie CO2 auf, speichern den Kohlenstoff (Co) und geben Sauerstoff an ihre Umgebung ab.
Korallen erfüllen eine wichtige Funktion als Lebensraum und "Kinderstube" komplexer und artenreicher Lebensgemeinschaften im Meer. Ohne Korallen gäbe es auch keine traumhaften Atolle im Südsee-Paradies,d eren Schicksal aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels ebenfalls besiegelt ist. Über mögliche Auswirkungen auf menschliche Nahrungsquelle "Fisch und Meeresfrüchte" ist offenbar auch noch nicht sehr viel nachgedacht worden ...
Die Fakten der Wissenschaftler - dokumentiert in den Klima-Berichten des "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC) aus den Jahren 2007 und 2013 - liegen auf dem Tisch. Längst wurde alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Mit Reden wurde bereits viel zu viel Zeit vergeudet, die uns jetzt fehlt. Schon längst hätte gehandelt werden müssen - noch ist es dazu vielleicht nicht zu spät ...
Manchmal sagen Bilder mehr als viele Worte ...
London, Berlin, Bogota, Paris, Delhi und Melbourne (Foto: AVAAZ) |
"Die Zeit ist nicht auf unserer Seite:
Je länger wir warten, desto größer wird die Herausforderung"
Michel Jarraud (WMO, General Sekretär)
Update 24.09.2014: Fotos und internationale Presse auf der Internetseite von AVAAZ
(Quellen: taz vom 22.09.2014,Huffington Post vom 22.09.2014 und vom 21.09.2014 [engl.], Handelsblatt vom 21.09.2014, Die Zeit vom 21.09.2014, Tagesschau - Bericht vom 09.09.2014 und Video vom 10.09.2014, Spiegel vom 17.08.2014, AVAAZ)
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