Im der Zeitschrift "Der Spiegel" 2/2008 steht ein zweiseitiger Artikel über Bremerhaven mit dem Titel "Dubai an der Nordsee".
Einmal ganz davon abgesehen, dass das ganze Ding scheinbar nur deshalb geschrieben worden ist, um Bremerhaven durch den tiefsten Dreck zu ziehen, habe ich mich am meisten über ein Statement von unseren Oberbürgermeister geärgert.
Herr Schulz wird dort wie folgt zitiert: Die über 10000 Arbeitslosen in Bremerhaven seien ein Scheißthema und in die alten Stadtteile Geld zu stecken sei Ressourcenverschwendung.
Die "alten Stadtteile" sind die Wohngebiete und der Lebensraum eines Großteils der Bremerhavener Bevölkerung. Viele der hier lebenden Menschen stecken ihre ganze Kraft und ihr Vermögen in die Erhaltung der alten Bürgerhäuser. Danke dafür, dass dieser oft lebenslange Einsatz so gering geschätz wird! Wertfördernd für den Immobilienbestand der Stadt sind diese Äußerungen jedenfalls nicht gerade.
Und unsere Politiker von der großen Koalition? Wo leben die denn eigentlich? Zur Erinnerung: In den Neubaugebieten an den Stadträndern aus den 1960er und 1970er Jahren werden Häuser abgerissen (vornehm ausgedrückt heißt das auf Neudeutsch jetzt "Rückbau"), und in die alten Zentren Lehe, Geestemünde und Wulsdorf soll kein Geld mehr reingesteckt werden? Reduziert sich Bremerhaven in den Köpfen unserer Politiker damit auf die schönen neuen "Havenwelten"? Was ist mit den bisher so hoch gelobten Urban-Projekten, u.a. in Lehe? Die Fördergelder sind ausgegeben: Geht es jetzt zurück in den Dornröschenschlaf?
So langsam mache ich mir mit Blick auf die "Vertreter unserer Interessen" ernsthaft Sorgen um die Zukunft unserer Stadt. Wenn hier kein Geld reingesteckt wird, und die mit den Urban-Projekten begonnenen Initiativen nicht weiterentwickelt werden, dann war das Geld Ressourcenverschwendung, das Bremerhaven von der EU dafür bekommen hat, und möglicherweise haben wir dann irgendwann in Lehe, Geestemünde und Wulsdorf ähnliche Verhältnisse wie in den Vorstädten von Paris - mit dem Unterschied, dass in Bremerhaven nicht die Vororte, sondern die Zentren der Stadt betroffen sein würden.
Vieles in dem Spiegel-Artikel entspricht sicherlich der Wirklichkeit. Aber wenn der Rest der reine Verriss ist und dann auch noch unsere politisch Verantwortlichen in die gleiche Kerbe schlagen, dann finde ich das schon ein starkes Stück.
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