Braunkohle gegen Regenerative Energien (Report München vom April 2012)
In Memoriam Röttgen: Braunkohlebagger füttern mit millionenschweren verdeckten Subventionen geförderte, besonders klimaschädigende Braunkohlekraftwerke des deutschen Energie-Oligopols und fressen dabei CO2-neutrale, regenerative Energie Kraftwerke in Bürgerhand.
Die CO2-Emissionen deutscher Kohlegroßkraftwerke belasten nicht nur regional das Klima in Deutschland, sondern weltweit: Mit Importkohle aus Australien oder Russland, sowie besonders schädlicher heimischer Braunkohle. Das gleiche gilt für Kohlekraftwerke in Polen, Österreich oder oder an irgendeinem anderen Ort in der Welt: Die für die globale Erwärmung verantwortlichen - bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehenden - CO2-Emissionen sind kein lokales, sondern ein globales Problem!
Ohne die offizielle Subventionierung des Steinkohlenbergbaus, die erst 2018 eingestellt werden soll, wäre die Ausbeutung der letzten Steinkohlelagerstätten in Deutschland wirtschaftlich nicht mehr aufrechtzuerhalten. Die letzten verbliebenen Steinkohlebergwerke werden hierzulande von der "RAG Aktiengesellschaft" (ehemals "Ruhrkohle AG", RAG) betrieben. Der größte Teil der nationalen Kohle-Resourcen stammt heute allerdings aus dem Braunkohletagebau in Nordrhein-Westfahlen und aus den Ostdeutschen Braunkohleabbaugebieten.
Die meiste Steinkohle die - der "Energiewende à la Bundesregierung" zum Trotz - in deutschen Kohlekraftwerken verheizt wird, ist billige Importkohle aus Russland, Australien sowie einigen weiteren Kohle-Export-Ländern. Dort verursacht die Kohleförderung oft auch regional große Umweltschäden. Entgegen der seitens der Bundesregierung angekündigten Senkung der CO2-Emissionen steigt der Kohleverbrauch - und damit auch die CO2-Emissionen(!) - deutlich. Eine Umkehr des Trends ist derzeit nicht erkennbar.
- Die nach der Veröffentlichung des vorherigen Klimareports (2007) versprochenen deutschen Klimaschutzziele werden sich so nicht erreichen lassen!
Wer von Klimaschutz und Energiewende spricht, aber völlig entgegengesetzt handelt, der hat immer noch nicht verstanden, was - nicht nur für das Land, in den wir leben(!) - auf dem Spiel steht.
Österreich: Raus aus der Kohle
Dass die großen fossilen CO2-Schleudern ein grenzübergreifendes, globales Problem darstellen, hat sich inzwischen auch in angrenzenden Nachbarländern herumgesprochen. So habe ich beispielsweise bei den letzten großen Energiewende Demonstrationen in Hannover und Berlin Transparente aus Polen und zwischen den Bussen aus allen Teilen der Republik in Berlin einen Bus mit einem tschechischen Kennzeichen gesehen.
Auch in Österreich regt sich der Widerstand gegen die Kohleverstromung. "Raus aus der Kohle" fordert die östereichische Umweltschutzorganisation "Global 2000" vom dortigen "Verbund", der zwar mit Einhundert Prozent Wasserkraft werbe, aber gleichzeitig der größte Produzent von Kohlestrom in Österreich sei. Um ihrer Forderung Nachdruck verleihen zu können, hat "Global 2000" eine E-Mail Aktion initiiert.
- Die Forderung an den Verbund, seiner Werbelinie "100 Prozent Wasserkraft" gerecht zu werden und einen verbindlichen Ausstiegsplan aus der Kohleverstromung auszuarbeiten, kann auf der Internetseite von "Global 2000" online unterstützt werden.
Quasi mitten hinein in die E-Mail Kampagne von "Global 2000" platzte gestern ein Bericht der östereichischen Tageszeitung "Der Standard": Der "Verbund" werde sein Kohlekraftwerk "Dürnrohr" (Niederösterreich) und das ölbefeuerte Fernheizkraftwerk Neudorf/Werndorf II (Steiermark) schließen. Seine "unprofitablen" Gaskraftwerke Mellach (Steiermark), sowie die Gaskraftwerke in Pont-sur-Sambre und Toul (Frankreich) wolle der Verbund "vorübergehend stillegen".
"Global 2000" schreibt dazu, das sei ein erster Schritt in die richtige Richtung - hin zu einem kohlefreien Österreich. Nun müsse der Verbund aber auch für das Kohlekraftwerk "Mellach" noch eine Lösung finden.
In Polen regieren die Kohlen
So wie der Klimawandel kennt auch der Protest gegen die Klimakiller keine Grenzen! |
Besonders brisant sei dieses Neubauvorhaben, weil Herr Kulczyk Vorsitzender des "Internationalen Grünen Kreuzes", einer international anerkannten Umweltschutzorganisation sei, die daran arbeite, die Welt "zu einem sichereren und besseren Platz für uns alle" zu machen. Darüber hinaus gehöre er der "Climate Change Task Force" an, in der sich führende Klimaforscher aus der ganzen Welt zusammengefunden haben, um nach Lösungen zu suchen, mit denen sich der Klimawandel und die globale Erwärmung noch rechtzeitig unterhalb des "maximal plus 2 Grad" Zieles stabilisieren lässt:
- Unter allen für die Stromerzeugung und den Klimaschutz verantwortlichen Akteuren in Polen müsste daher gerade Herr Kulczyk derjenige Experte sein, der am besten über die Folgen der Finanzierung dieses derart desaströsen Energieprojekts im Bilde sein sollte.
Dass er trotzdem am Neubauvorhaben für seine CO2-Schleuder festhält ist angesichts der drohenden Klimakatastrophe mit dem gesunden Menschenverstand nicht zu fassen!
In der E-Mail heißt es weiter, die jährlich 4,6 Millionen Tonnen Kohle, die später einmal in dem Kraftwerk verbrannt werden sollen, hätten nicht nur gefährliche globale Auswirkungen auf den Klimawandel, sondern ebenso auf das Wasser, den Boden und die Luft in der Region. Die Emissionen würden große Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, die lokale Landwirtschaft und auf ein nahegelegenenes UNESCO Welterbe - die Marienburg in Malbork - haben.
Vor etwa drei Monaten habe Polens Generaldirektor für den Umweltschutz unmissverständlich klargestellt, dass der Bau des Kohlekraftwerks eine Gefahr für die Weichsel darstellen würde. Daraus folge eine Einschränkung für die mögliche Erteilung einer Baugenehmigung nach der europäischen Umweltverträglichkeitsrichtlinie (EIA). Das schließe jedoch nicht aus, dass das Kraftwerk trotzdem gebaut wird. Es sei daher an der Zeit, den Druck auf den Investor, Herrn Kulczyk, zu erhöhen.
In ihrer Antwort auf eine Nachfrage schrieb die polnische Umweltschützerin, in der Region um den geplanten Standort des Kohlekraftwerks seien die größten Schäden für die Tier- und Pflanzenwelt im Verlauf der Weichsel zu erwarten. Zu diesem Aspekt würden auf der Internetseite "Stop Elektrowni Północ" (engl.) in Kürze aktualisierte Informationen veröffentlicht werden.
Morgen, am 16.05.2014 werden die polnischen Umweltschützer eine an Herrn Kulczyk gerichtete, von mehr als 8200 Menschen unterzeichnete Petion, an Herrn Maciolek (Elektrowni Północ, Geschäftsführer) übergeben.
Am 23. August 2014 werden Tausende Menschen mit einer internationalen, acht Kilometer langen Menschenkette grenzübergreifend die vom Braunkohletagebau bedrohten Ortschaften Kerkwitz (Deutschland) und Grabice (Polen) verbinden um damit gegen Braunkohletagebau demonstrieren.
"Great Barrier Reef" darf nicht verheizt werden!
Deutsche Bank: Finger weg vom Great Barrier Reef! (© WWF)
Damit noch mehr Kohle aus Australien nach Deutschland und in den Rest der Welt verschifft werden kann, will die indische "Adani Group" den australichen Hafen Abbot Point zu einem der weltgrößten Kohle-Terminals ausbauen. Die Deutsche Bank hatte bereits die Finazierung des Ankaufs des Hafens unterstützt. Jetzt denken die Verantwortlichen der Bank darüber nach, auch die Finanzierung des Ausbaus zu unterstützen. Der Knackpunkt: Das Hafenprojekt bedroht die Zukunft des Great Barrier Reefs vor der australischen Ostküste. Dem sensiblen Ökosystem des einzigartigen UNESCO-Weltnaturerbes droht schwerer Schaden:
- Fünf Millionen Tonnen Schlamm würden im Naturschutzgebiet "Great Barrier Reef" verklappt werden!
Das also versteht die "Adani Group" darunter, wenn sie auf ihrer Internetseite schreibt, dass sie sich "in hohem Maße verpflichtet sieht, eine positive Umweltkultur zu fördern und die kontinuiertliche Verbesserung ihrer Ökobilanz anzustreben" - (Zitat): "Adani Ports & Special Economic Zone Limited (APSEZL) is highly committed to promote a positive environmental culture seeking continuous improvement in the environmental performance of the organization." - Dass sich die Kohleförderung und -verstromung kontraproduktiv auf die "Förderung einer positiven Umweltkultur" und die "kontinuiertliche Verbesserung der Ökobilanz" auswirken, sei hier nur noch einmal der Vollständigkeit halber am Rande erwähnt ...
Als im Jahre 2010 der chinesische Kohlefrachter "MS Shen Neng 1" mit einer Ladung von 65.000 Tonnen Kohle und 950 Tonnen Öl am Great Barrier Reef auf Grund lief, wobei mehrere Tonnen Öl ins Meer gelangten, waren das Riff und seine maritimen Bewohner - trotz der schweren Schäden im Bereich der Unfallstelle - gerade noch einmal vom ökologischen Super-GAU verschont geblieben. Nachdem die UNESCO sich daraufhin besorgt über die Gefahren des Seeverkehrs im Bereich des Great Barrier Reef gezeigt hatte, verschärfte die australische Regierung die Bedingungen für den Schiffsverkehr in dem sensiblen Gebiet.
Mit der Erweiterung des Kohle-Terminals würde sich der Umschlag - und somit auch die Anzahl der Kohlefrachter im Bereich des Riffs(!) - von derzeit etwa 50 Millionen auf dann 120 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr mehr als verdoppeln! Da stellt sich die Frage, wie sich das dann noch mit der Verschärfung der Bedingungen für den Seeverkehr vereinbaren lässt. Die UNESCO wird sich möglicherweise noch für längere Zeit um das Welterbe "Great Barrier Reef" sorgen müssen ...
Stünde der der Hafen erst mit der vollen angestrebten Kapazität zur Verfügung, dann würden die großen Kohlevorräte des australischen Gallilee Beckens über Jahrzehnte hinweg in alle Welt über Abbot Point verschifft werden. Um jedoch die schlimmsten denkbaren Auswirkungen des Klimawandels noch verhindern zu können, muss die Kohle dort bleiben, wo sie ist: Unter der Erde!
Wenn es dem international wachsenden Protest gegen das Hafenprojekt gelingen sollte, den weiteren Ausbau des Kohleterminals zu stoppen, dann würde damit die aktuellen Kohleflut eingedämmt werden, was wiederum nicht nur der Sicherheit des Great Barrier Reefs, sondern vor allem auch dem Klimaschutz zu Gute käme.
Die weitere Finazierung des Projekts und seiner katastrophalen Auswirkungen auf die Globale Erwärmung würde den ohnehin schon lädierten Ruf der Deutschen Bank weiter schädigen. Aufgrund der offensichtlichen ökologischen Risiken und des wachsenden Drucks der Weltöffentlichkeit haben andere Großbanken, wie beispielsweise die französische Crédit Agricole, bereits klargestellt, dass sie sich nicht an der Finanzierung beteiligen werden. Das demokratische Netzwerk "Campact" schreibt in einer E-Mail an seinen Verteiler, dass selbst ein Großaktionär der Deutschen Bank - der Finanzkonzern "BlackRock Investments" - dem Projekt kritisch gegenüber steht.
Das australiche demokratische Netzwerk "Get Up!" geht bereits juristisch gegen die Hafenerweiterung vor. Angesichts der großen ökologischen Risiken ist nach Einschätzung von "Campact" ein Erfolg der Klage nicht unwahrscheinlich. Da Gerichtsprozesse jedoch viel Zeit beanspruchen, hat "Campact" zusammen mit der Umweltschutzorganisation WWF einen Online Appel an die Deutschen Bank initiiert, der den Menschen, die in Australien gegen das Projekt vorgehen die nötige Zeit verschaffen soll:
- Ohne die nötige finanzielle Unterstützung durch eine Großbank würde der Ausbau des Kohleterminals scheitern. Der Appell kann auf der Internetseite von Campact online unterzeichnet werden. Angesichts der globalen Dimensionen kann es auch nicht schaden, die Petition auf der Internetseite von "Get Up!" zu unterstützen.
(Quellen: Stop Elektrowni Północ vom 15.05.2014 [engl.], WWF vom 14.05.2014, Der Standard vom 14.05.2014, Die Zeit vom 16.04.2014 und vom 31.01.2014, Der Spiegel vom 13.04.2010, Global 2000 - E-Mail Aktion, 350.0rg - Petition, Campact 5-Minuten Info, Anti-Kohle-Kette, Lausitzer Braunkohle de, Europäische Kommission - EIA [engl.], Climate Change Task Force [engl.], Wikipedia - Dr. Jan Kulczyk auf deutsch und englisch )
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Eigene Meinungen, konstruktive Kritik, Anregungen etc. sind jederzeit willkommen.
Nettikette
Bitte achtet auf den »guten« Ton.
Beschimpfungen und ähnliches werden im Papierkorb veröffentlicht.
Anonyme Kommentare:
Wenn ihr "Anonym" bei "Kommentar schreiben als" auswählt, dann lasst mich und die anderen Leser bitte wissen, wer ihr seid.
Um faire Diskussionen zu gewährleisten, werde ich Kommentare ohne "Identität" in Form einer E-Mail-Adresse, einem Namen oder zumindest einem Nicknamen nicht veröffentlichen!
Zum Schutz vor Spammern müssen die Kommentare erst von mir freigeschaltet werden. Ich bitte dafür um euer Verständnis.