Im August 2013 war Mariam Yahia Ibrahim Ishag von einem Familienangehörigen denunziert worden. Indem sie einen Christen aus dem Südsudan geheiratet hatte, habe sie sich des außerehelichen Geschlechtsverkehrs schuldig gemacht:
- Der im Sudan geltenden Auslegung der Scharia zufolge darf eine Muslima keinen einer anderen Religion zugehörigen Mann heiraten. Derartige Eheschließungen sind nach sudanesischem Recht nichtig.
Mariam war im achten Monat schwanger, als sie deswegen zu 100 Peitschenhieben verurteilt wurde. Nachdem sie darufhin vor Gericht klargestellt hatte, dass sie keine Muslima sondern Christin ist, und der Vorwurf, sie sei eine Muslima, die sich des Ehebruch schuldig gemacht hat, daher völlig absurd ist, erweiterte das Gericht die Anklage um den Vorwurf der Apostasie.
- Mariam war als Tochter eines muslimischen Vaters und einer christlichen Mutter zur Welt gekommen. Nachdem ihr Vater die Familie verlassen hatte, war sie von ihrer Mutter christlich erzogen worden. Nach sudanesischem "Recht" werden Kinder muslimischer Väter jedoch automatisch als Muslime geboren.
Der Logik des sudanesischen "Rechts" zufolge hat sich Mariam Yahia Ibrahim Ishag damit der "Abkehr vom Islam" schuldig gemacht - und darauf steht im Sudan die Todesstrafe.
Seit Februar sitzt Mariam zusammen mit ihrem ersten Kind, einem jetzt zwanzig Monate alten Jungen, im Gefängnis. Medienberichten zufolge ist das Urteil aber noch nicht rechtskräftig. Das Auswärtige Amt schreibt in Pressemitteilung vom 27.05.2014, die sudanesische Regierung habe zwischenzeitlich anerkannt, dass das Urteil "möglicherweise fehlerhaft" ist. Der Fall sei bereits an ein höherrangiges Gericht verwiesen worden.
Nach Stand der Dinge bleibt Mariam Yahia Ibrahim Ishag derzeit jedoch nur noch eine Frist von zwei Jahren. Sollte das Todesurteil dann vollstreckt werden, dann würden Mariams Baby und ihr älterer Sohn in einer fremden Familie oder in einem Heim aufwachsen: Mit der Begründung, die Kinder seien Muslime, hat das Gericht ihrem christlichen Vater das Sorgerecht für seinen Sohn und seine gerade geborene Tochter ausdrücklich verweigert.
- Ich hatte bereits vor einer Woche, als Mariam's Tochter noch nicht geboren war, auf ihr Schicksal und die Petitionen von Change.org und Amnesty International aufmerksam gemacht. Zu der Zeit hieß es noch, die würde gleich nach der Entbindung hingerichtet werden. Jetzt bleiben immerhin noch zwei Jahre, um den Druck der Weltöffentlichkeit auf den Sudan zu erhöhen:
Es ist unerträglich, mit welchen haarsträubenden Begründungen dort das Leben einer jungen Familie zerstört und eine junge Ärztin umgebracht werden soll, die noch vielen Menschen helfen und möglicherweise sogar das Leben retten könnte.
Zum Weiterlesen
- Change.org:
Petition: Stoppen Sie die Hinrichtung von Mariam Yehya Ibrahim! #SaveMariam
- Amnesty International:
Urgent Action: Mutter droht Auspeitschung und Todesstrafe
- juwi's welt:
Glaube, Wissen, Wahrheit ... - Mariam Yehya Ibrahim
(Quellen: Deutsche Welle vom 28.05.2014, Sky News vom 27.05.2014 [engl.], Auswärtiges Amt - Pressemitteilung vom 27.05.2014, FAZ vom 15.05.2014, Amnesty International vom 13.05.2014, Change.org, Wikipedia )
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