Montag, 24. Januar 2011

Raffgier verhindert Frieden

FriedenstaubeNach der Veröffentlichung der Geheimdokumente von den Friedensverhandlungen zwischen den Palästinensern und Israel durch den arabischen Sender "Al Dschasira" und die britische Zeitung "The Guardian" steht Israel im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit ziemlich dumm da ... - und dreist.

Bisher hieß es regelmäßig, die Palästinenser seien zu keinerlei Zugeständnissen bereit, wenn es darum ging, die ständigen Rückschritte auf dem Weg zum Frieden im Nahen Osten zu erklären. Jetzt werden die "Freunde" Israels ihre bisher bedingungslose Unterstützung, die - zumindest in Deutschland - wohl im wesentlichen auf das schlechte Gewissen wegen des millionenfachen Mordes an den Juden während der Nazi-Herrschaft zurückzuführen ist, zukünftig wohl "etwas differenzieren" müssen. Das unermessliche Leid, das den Menschen jüdischen Glaubens in dem Land zugefügt wurde, in dem später ich zur Welt kam, macht mich trotzdem nicht blind gegenüber dem Leid und dem Unrecht, das den Menschen in Palästina seit Beginn des letzten Jahrhunderts widerfahren ist.

Wenn all das zutrifft, was heute auf der Internetseite der ARD-Tagesschau zu lesen ist, dann wäre die palästinensische Führung bereit gewesen, auf nahezu alles zu verzichten, wofür die Palästinenser seit der Gründung des Staates Israel und ihrer Vertreibung aus ihren ehemaligen Siedlungsgebieten gekämpft und gelitten haben - nur um des lieben Friedens willen. Israel hingegen wäre den Palästinensern kein Stück entgegen gekommen - aus lauter Raffgier.

Ein Stück vom Kuchen wäre den israelischen Verhandlungsführern und ihren Auftraggebern nicht genug gewesen. Es sollte schon der ganze Kuchen sein. In Anbetracht dessen, dass Israel ständig mit Kanonen auf Spatzen schießt, anstatt die Terroristen gezielt zu verhaften, vor Gericht zu stellen, und nach Recht und Gesetz zu verurteilen, sowie angesichts des fortgesetzten Siedlungsbaus in den annektierten Palästinensergebieten - trotz aller immer wieder vorgetragener internationaler Einwände - habe ich kaum Zweifel daran, dass es sich wohl schon so verhalten wird.

Unter den radikalen Palästinensern wird die palästinensische Führung nach der Veröffentlichung der Dokumente wohl einige Feinde hinzugewonnen haben. Selbst unter denjenigen Palästinensern, die eigentlich nur noch in Frieden leben wollen, wird es einige geben, die derart weitreichende Zugeständnisse nicht gutgeheißen hätten. Aber dem Ansehen Israels in der Welt wird die Veröffentlichung der Dokumente wohl den größeren Schaden zugefügt haben.

Ich würde mir wünschen, dass der Friedensprozess im Nahen Osten jetzt zügig wieder in Gang käme und wirklich faire Verhandlungen zur baldigen Gründung eines palästinensischen Staates und zu einer dauerhaften Lösung für Jerusalem führen werden. - Zuvor würden aber die "Freunde Israels" ihr schlechtes Gewissen wegen der Verbrechen an den Juden im Deutschen Reich überwinden, und mit ihren Freunden endlich so reden müssen, wie wahre Freunde es machen, die wissen, dass der andere permanent einen Fehler begeht.


(Quelle: Tagesschau vom 24.01.2011, Wikipedia)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

... und wenn ich mir vorstelle wieviele Generationen dort schon in Unfrieden leben. Ich kann es mir nicht vorstellen dauernd in einer solchen Atmosphäre leben zu müssen! Bei Raffgier gibt es doch schon sehr schnell oder sicher mittelfristig nur Verlierer auf beiden Seiten...
Wünsche dir einen friedlichen Abend!
Herzlich und bbbbb

Anonym hat gesagt…

Ich befürchte, dass auch diese Enthüllungen nichts daran ändern werden wie Israel, Schoßhündchen der Amerikaner, in der Welt gesehen wird. Denn solange das Wort "Antisemit!"* kontextfrei benutzt werden kann um einen Menschen zu denunzieren, ist diesem Staat zu viel erlaubt.

Wie Du schon sagst: Erst, wenn verstanden wird, dass wir nichts mehr mit diesen Greueln zu tun haben, wird eine Problemlösung möglich werden.

lG,
Daniel

*) Ich distanziere mich von jedem antisemitischen Gedanken - was aber nicht heißt, dass ich nicht kritisiere was manche (oder, wie im Falle Israels eben viele) dieser Gemeinschaft angehörige Menschen tun.

juwi hat gesagt…

@Daniel: "Dass wir nichts mehr mit diesen Greueln zu tun haben", sehe ich - im Nachkriegsdeutschland geboren und aufgewachsen - schon etwas differenzierter. Von Deutschland gingen Anfang des letzten Jahrhunderts zwei verheerende Weltkriege aus. Am Ende lagen große Teile Europas und das Deutsche Reich in Trümmern. Wenn die Erinnerung daran verblasst, besteht die Gefahr, dass der Wunsch nach militärischer Stärke erneut erwacht. Das musste ich inzwischen, nach mehr als zehnjähriger Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Afghanistankrieg, mit Erschrecken zur Kenntnis nehmen. Von unseren Generationen hieß es einmal, wir seien mit dem "Glück der spät Geborenen" gesegnet. Seit dem Beginn des deutschen Abenteuers am Hindukusch können wir uns nicht mehr hinter diesem Slogan verstecken. | Der viele millionenfache Tod der Menschen jüdischen Glaubens ist nicht meine persönliche Schuld. Es waren aber die Generationen meiner Eltern und Großeltern, die als Nazis, Mitläufer oder heimliche Gegner, während der gleichen Zeit im Deutschen Reich lebten und wirkten, in der ihre ehemaligen Nachbarn, Freunde und Bekannten in den Gaskammern des Nazi-Regimes ermordet wurden. Wenn die Erinnerung daran verblasst, besteht die Gefahr, dass die ideologischen Nachfahren der damaligen Rattenfänger wieder hoffähig werden und die Geschichte sich wiederholt. Deshalb tragen wir, die wir heute in diesem Land leben, die Verantwortung dafür, dass es nicht erneut dazu kommt. | Auch an den beiden Weltkriegen trage ich keine persönliche Schuld. Würde ich aber die Parteien wählen, die den deutschen Kriegseinsatz in Afghanistan nicht beenden wollen, dann hätte ich eine Mitschuld am Tod und an den Wunden der Kriegsopfer in diesem geschundenen, rohstoffreichen Land.

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