Vor Weihnachten haben die Pegida-Anhänger und -Mitläufer christliche Weihnachtslieder missbraucht um damit gegen genau die christlichen Werte zu demonstrieren, die ihnen angeblich so sehr am Herzen liegen. Wer gemeint hat, das sei an Perfidie wohl kaum noch zu übertreffen, der muss seine Meinung angesichts des als "Trauermarsch zum Gedenken an den Tod der Terroropfer von Paris" getarnten Aufrufs der Pegida-Vorbeter zur gestrigen Demonstration in Dresden korrigieren.
Von dem beabsichtigten "stillen Trauermarsch" ist dann aber wohl doch nichts geworden. Einem Bericht des Spiegels vom 13.01.2015 zufolge wurde der geforderte Trauerflor von so gut wie niemandem getragen.
Als die Opfer des islamistischen Terroranschlags auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" noch lebten und ihre Texte und Karikaturen unter anderem auch den tumben Rechtspopulismus aufs Korn nahmen, wurden sie von den ultrarechten Demagogen noch als "Handlanger der Lügenpresse" bezeichnet. Jetzt sind die ermordeten Satiriker und Karikaturisten den rechtsradikalen Leichenschändern eine willkommene Beute, die sich prima als Vorwand für die eigene Hetze gegen den Islam und friedliebende Muslime missbrauchen lässt. Das ist widerwärtig!
Ungeachtet dessen, dass auch sie und ihr FN Gegenstand der Satiren und Karikaturen in diversen "Charlie Hebdo" Ausgaben waren, missbrauchen auch Frau Le Pen und ihr FN in abscheulicher Weise die Opfer der islamistischen Terroristen: Als Vorwand für ihre Forderung, die Todesstrafe in Frankreich einzuführen. Und auch Frau Le Pen ist dafür bekannt, dass sie sich nicht immer die Mühe macht, zwischen Islam und Islamismus zu unterscheiden.
Dem Hass der ewig gestrigen ...
Nach dem rechtsradikalen Brandanschlag von Solingen im Mai 1993 (© Sir James,CC: BY-SA) |
Achtzig Prozent der muslimischen Jugendlichen seien Sympatisanten des IS. Muslimen solle in Deutschland verboten werden, für ihren Glauben zu werben - eine Forderung, die eindeutig gegen den Artikel 4 des Grundgesetzes verstößt. Außerdem müsse der "NSU-Schwindel" aufgedeckt werden und es müsse Schluss sein mit dem "Kriegsschuld Kult".
... etwas entgegensetzen
Auf der anderen Seite stellten gestern Abend in Leipzig allerdings mehr als 30000 Gegendemonstranten klar, dass die Legida-Anhänger und Mitläufer, die weniger als 5000 Demonstranten mobilisieren konnten, nicht die Mehrheit der Bürger in ihrer Stadt repräsentieren. "Willkommen in Leipzig - eine weltoffene Stadt der Vielfalt" oder "Refugees Welcome" (Flüchtlinge willkommen) ist auf deren Bannern zu lesen.
Am Weltbild in den Köpfen der Rechtsradikalen wird sich kurzfristig wohl kaum etwas ändern lassen. Es ist jedoch höchste Zeit, dass die Politik dem allgemeinen Frust über die "Arroganz der Mächtigen", sowie der verbreiteten Politikverdrossenheit, die sich in Äußerungen wie: "Die da oben machen ja doch was sie wollen" äußert, etwas entgegensetzt. Auch wenn es schwierig sein sollte, muss versucht werden, mit den Mitläufern der Pegida und deren Ablegern ins Gespräch zu kommen, um deren Motive für die Teilnahme an Pegida-Demonstrationen zu verstehen und ggf. mit Argumenten entkräften zu können.
Je länger der Hass der Rechtsradikalen sich frei entfalten kann, desto größer ist die Gefahr, dass deren Parolen auch hierzulande auf fruchtbaren Boden fallen und letztlich in Gewalt umschlagen. Abschreckende Beispiele, wie das Vorgehen des aufgebrachte Mobs gegen die Asylantenunterkunft in Rostock-Lichtenhagen, der rechtsradikale Brandanschlag von Solingen oder die Mordserie des NSU gibt es hierzulande schon viel zu viele.
Wer den Parolen der Pegida und deren Ablegern etwas Sichtbares entgegensetzen möchte, aber keine Gelegenheit hat, an einer Demonstration gegen die ausländerfeindlichen Parolen der Pegida teilzunehmen, der kann sich an einer Online-Aktionen beteiligen:
- Für ein buntes Deutschland
- eine Million Unterschriften gegen Pegida!
auf der Petitionsplattform "Change.org"
- Aufstehen gegen Pegida
Internationales demokratisches Netzwerk "AVAAZ"
- Wir sind Charlie, nicht Pegida
Demokratisches Netzwerk "Campact"
"Satire ist, wenn zwar nicht alle, aber doch unüberhörbare Pegida-Anhänger wochenlang in Dresden schreien: "Lügenpresse, halt die Fresse!" und gestern mit Trauerflor der toten Redaktionsmitglieder aus Frankreich gedenken wollten."
Presseschau der Ostthüringer Zeitung vom 12.01.2015
(Quellen: Morgenweb des Nachrichtenportals Rhein-Neckar vom 13.01.2015
Leipziger Volkszeitung vom 13.01.2015, Die Zeit vom 13.01.2015, Deutsche Welle vom 13.01.2015, Der Spiegel vom 13.01.2015, Tagesschau vom 12.01.2015, Neue Züricher Zeitung vom 12.01.2015, Ostthüringer Zeitung vom 12.01.2015, Wikipedia )
1 Kommentar:
Es ist einfach schrecklich! Diese verblendeten Menschen!
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