In den sechs Kavernen unter dem stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel lagern insgesamt 631 Stahlblech-Fässer mit radioaktivem Müll. Die Fässer in vier dieser Kavernen enthalten schwach- und mittelradioaktive Abfälle. In den beiden anderen Kavernen lagernden Blechfässer befindet sich einem Bericht der Nordsee-Zeitung vom 20.02.2014 zufolge teilweise auch stärker radioaktives Material.
Im Jahre 2012 war bei einer Untersuchung zum ersten Mal ein durch Korrosion beschädigtes Fass entdeckt worden. Nach Abschluss von Kamera-Inspektionen in einer der vier Kavernen steht jetzt fest, dass 18 von 70 untersuchten Fässern Korrosionsschäden aufweisen. Teilweise sind die Schäden so schwerwiegend, dass bereits radioaktives Material ausgetreten ist. Darüber berichteten die Medien im Februar 2014.
In ihrem Artikel zitiert die Nordsee-Zeitung Herrn Habeck (Grüne, Schleswig-Holstein, Umweltminister) dazu mit den Worten (Zitat): "Wir rechnen damit, dass es auch beim Öffnen der anderen Kavernen zu Problemen kommen kann." An einzelnen Fässern sei eine Strahlung von bis zu 600 Millisievert pro Stunde (mSv/h) gemessen worden. Zum Vergleich: Ein beruflich strahlenexponierter Mitarbeiter in einem Atomkraftwerk darf maximal einer Dosis von 20 mSv pro Jahr (mSv/a) ausgesetzt sein. 2012 waren in der Raumluft der Kaverne 30 bis 40 mSv/h gemessen worden.
Die Fässer sind daher ncht mehr sicher handhabbar und sollen ab 2015 mithilfe eines von Vattenfall (Betreiber) entwickelten technischen Verfahrens geborgen werden. Bis dahin sollen auch die drei weiteren Kavernen mit den schwach- und mittelradioaktiven Abfällen untersucht werden.
Wie immer bei derartigen Gelegenheiten heißt es auch dieses Mal wieder (Herr Habeck, Zitat): "Eine Gefährdung der Umgebung und Umwelt ist nicht gegeben."
Darüber, dass die verwendeten Fässer für die jahrzehntelange Lagerung des radioaktiven Mülls schlicht und einfach nicht geeignet sind, und das die Lagerung in den Kavernen eigentlich nur für zwei Jahre vorgesehen war, wird schon weniger gerne gesprochen. Aus meiner Sicht handelt es sich deshalb hier um fahrlässigen Umgang mit gefährlichen radioaktiven Abfällen.
In einem Artikel vom 11.02.2014 schildert die Zeit die Korrosionsschäden aus der Sicht Vattenfalls: Von den bereits überprüften 70 Fässern würden "einige wenige" Auffälligkeiten im Sinne von Korrosion zeigen. Ich würde sagen, ehrlicherweise müsste es heißen, dass gut ein Viertel der 70 Fässer besorgniserregende Schäden aufweist!
Was die Gefährdung der Umgebung und Umwelt mag Herr Habeck Recht haben, solange die Kavernen staub- und gasdicht sind und der darin erzeugte Unterdruck aufrecht erhalten werden kann. Da für die Erzeugung des Unterdrucks Pumpen benötigt werden, wäre ein Austritt radioaktiver Partikel aus den Kavernen in die Umgebung aber zumindest wohl nicht mehr auszuschließen.
Möglich wäre das beispielsweise dann, wenn es im Bereich des an der Elbe gelegenen Atomkraftwerks bei einer Sturmflut zu einem Deichbruch kommen würde. Wenn man den offizellen Aussagen in Japan noch vertreuen könnte, dann wäre der dreifache Super-GAU in der Atomkraftanlage "Fukushima-I" (Dai-ichi) ja nicht auf das Erdbeben zurückzuführen, sondern auf das Hochwasser infolge des dadurch ausgelösten Tsunamis.
Angesichts dessen können die Standard-Verlautbarungen der Verantwortlichen aus der Chefetage des Atomkonzerns und der Landeregierung in Kiel da nicht wirklich beruhigen. Aber selbst wenn es im stillgelegten Atomkraftwerk "Brunsbüttel" nicht mehr zu einem Super-GAU kommen würde, wäre die Freisetzung der Radioaktivität aus der Müllkippe im Keller des Atommeilers alles andere als ein harmloses Missgeschick, sondern eine radioaktive Kontaminierung der Umwelt, die bei sachgemäßem Umgang mit dem Atommüll hätte vermieden werden können.
(Quellen: Nordsee-Zeitung von 20.02.2014, taz vom 19.02.2014, Spiegel vom 19.02.2014, NDR vom 19.02.2014 und vom 12.03.2012, Die Zeit vom 11.02.2014, Wikipedia )
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