Ursächlich verantwortlich für die weltweite Eisschmelze und die drohende globale Klimakatastrophe sind die Petro-Konzerne und die fossile Indurstie. Selbst nach Veröffentlichung des aktuellen Klimareports 2013 des "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC), können sie den Hals immernoch nicht voll kriegen.
Das Online-Magazins "klimaretter.info" hat den Bericht der IPCC-Arbeitsgruppe 3 analysiert. Demzufolge wäre die drastische Senkung der Investitionen in die Erdölförderung und in konventionelle fossile Kraftwerke Voraussetzung für eine ernsthafte Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen (erster Absatz unter Grafik "GHG Emission Pathways 2000.2100: All AR5 Scenarios"). Ich denke, damit sollte den Ernst der Lage eigentlich klar genug ausgedrückt sein.
(Grafik: 5. Sachstandsbericht des Weltklimarates, Arbeitsgruppe 3, Seite 11) |
Zwischen diesen Varianten der Zukunft kann sich die Menschheit entscheiden: RCP8.6 heißt das Szenario mit ungebremsten Emissionen (oberste schwarze Linie), es führt langfristig zu einem CO2-Gehalt in der Atmosphäre von mehr als 1.000 ppm, was einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um mehr als vier Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter bedeuten dürfte. Die beiden Szenarien mit moderatem Klimaschutz (die beiden mittleren schwarzen Linien) ergäben Werte zwischen 580 und 1.000 ppm beziehungsweise etwa 2,3 bis 3,7 Grad Celsius Temperaturanstieg. Nur im Szenario RCP2.6 (unterste schwarze Linie) ist es wahrscheinlich, den Temperaturanstieg auf höchstens zwei Grad zu begrenzen – allerdings müssten dafür die Emissionen schon ab etwa dem Jahr 2020 sinken.
Öl aus der Petschorasee unterwegs nach Rotterdam (interaktive Karte größer anzeigen)
Darauf, dass jetzt auch der Weg zu den letzten Erdöllagerstätten unter dem Eis der arktischen Gewässern frei wird, haben die Petro-Konzerne nur gewartet. Der russische Konzern "Gazprom" ist der Erste unter ihnen, der seine diesbezüglichen Pläne in die Tat umsetzt. Im vergangenen Jahr hatte er damit begonnen, in arktischen Gewässern Erdöl zu fördern.
Zur Zeit ist das russische Tankschiff "Mikhail Ulyanov" mit dem ersten "Gazprom"-Öl aus der Petschorasee für französischen Ölkonzern Total unterwegs nach Rotterdam. Es wird wohl nicht das letzte gewesen sein - und gemeinsam mit dem Ölunternehmen Shell plant Gazprom die Erkundung weiterer Ölfelder in aktischen Gewässern ...
Rückblende
Im September 2013 war die internationale Umweltschutzorganisation "Greenpeace" deshalb mit ihrem Schiff "Arctic Sunrise" zur russischen Ölbohrplattform "Prirazlomnaya" in der Petschorasee gefahren, um vor Ort gegen die Ölförderung in aktischen Gewässern zu protestieren.
Um die Protest-Aktion zu dokumentieren und die drohende Zerstörung des fragilen Ökosystems des arktischen Ozeans weltweit in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken, waren auch zwei Journalisten an Bord der "Arctic Sunrise". Am 18.09.2013 erschienen die russische Küstenwache und des russischen Geheimdienstes FSB an der in internationalen Gewässern gelegenen Bohrstelle, beschlagnahmten die unter holländischer Flagge fahrende "Arctic Sunrise" und nahm die Crew - inklusive der beiden Journalisten - fest ...
Weltweit hatten sich daraufhin mehr als 3 Millionen Menschen mit den später international als "Arctic 30" bekanntgewordenen Mitgliedern der "Arctic Sunrise"-Crew solidarisiert und in Protestmails ihre Freilassung gefordert.
Aufgrund der Beschlagnahme der "Arctic Sunrise" war der Fall auch Gegenstand einer Verhandlung vor dem Internationalen Seegerichtshof (ISGH) in Hamburg geworden, der am 22.11.2013 die Freigabe des gekaperten Greenpeace-Schiffs, sowie die Freilassung der Crew der "Arctic Sunrise" und der beiden Journalisten gefordert hatte. Die russische Regierung hatte jedoch bereits im Vorfeld der Gerichtsverhandlung erklärt, dass sie sich über die Entscheidung des ISGH hinwegsetzen werde.
Nachdem die "Arctic 30" zwei Monate in russischer Untersuchungshaft verbracht hatten, waren sie erst im Rahmen einer von Herrn Putin (Russland, Präsident) aufgrund internationaler Proteste gegen Menschenrechtsverletzungen im Vorfeld der Olympischen Spiele 2014 eingebrachten allgemeinen Amnestie wieder freigelassen worden. Eine Anklage unter dem absurden Vorwand der "Piraterie" ließ sich unter den Augen der Weltöffentlichkeit nicht einmal in "Putins Russland" aufrecht erhalten ...
... Die Ausbeutung der Erdölvorräte unter der Arktis, könnte den derzeitigen Weltbedarf an Erdöl gerade einmal für drei Jahre decken. Die Folgen eines durch einen technischen Defekt oder/und menschliches Versagen ausgelösten Ölunfalls - wie beispielsweise bei der Havarie der "Exxon Valdez" im Prinz-William-Sund (Alaska 1989) oder bei der Explosion der "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko (2010) - für das arktische Ökosystem würden sich jedoch über bedeutend längere Zeiträume erstrecken.
Rückblickend würde man dann feststellen, dass die Arbeitsbedingungen während der wochenlangen, hilflosen Versuche, die Bohrstelle der havarierten Bohrplattform "Deepwater Horizon" abzudichten, geradezu ideal waren im Vergleich mit denjenigen, mit denen man es im Falle einer jederzeit möglichen Havarie der Gazprom-Plattform "Prirazlomnaya" in der Petschorasee zu tun hätte. Unter den in der Arktis herrschenden Bedingungen wären eine Schadensbegrenzung und Aufräumarbeiten dort nahezu unmöglich.
Aber selbst dann, wenn es in der Arktis nicht zu einer Ölkatastrophe kommen sollte, wird jeder Tropfen Öl, der nicht in der Erde bleibt und verbrannt wird, zur weiteren Beschleunigung des Klimawandels und der globalen Erwärmung beitragen.
Trotz Klimadebatte, trotz weltweiter Klimadiplomatie wurden niemals zuvor mehr klimarelevante Gase emittiert wie heute. Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts erhöhte sich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre Jahr für Jahr um 2,2 Prozent. In den 30 Jahren zuvor war sie durchschnittlich nur um 1,3 Prozent pro Jahr gestiegen.
Das zeigt deutlich, dass die demokratisch gewählten "Vertreter unserer Interessen" offensichtlich nicht willens sind, den klima- und energiepolitischen Willen der Mehrheit der Bürger gegen die profitorientierten Interessen der fossilen Industrie durchzusetzen. Daher wird uns nichts anderes übrig bleiben, als unseren Protest und unseren Zorn immer wieder vor den Haustüren der politischen Parteien und der Konzerne zu demonstrieren.
Petition
International sind wir allerdings auf Petitionen, E-Mail- Brief- oder Telefon-Aktionen angewiesen, um unseren Protest kund zu tun und unsere Forderungen zu stellen - so auch gegenüber "Gazprom". Die internationale Umweltschutzorgenisation "Greenpeace" hat deshalb eine Petition an Herrn Vyacheslav Krupenkov (Gazprom Germania, Hauptgeschäftsführer) initiiert. Sie lautet (Zitat):
Herr Krupenkov, schützen Sie die Arktis!
Sehr geehrter Herr Krupenkov,
bald erreicht das erste Öl von der Gazprom-Plattform Prirazlomnaya in der arktischen Petschorasee einen europäischen Hafen. Das Öl wird in einer Region gefördert, in der extreme Wetterbedingungen herrschen: Temperaturen bis zu -40 Grad Celsius, heftige Stürme und meterdicke Eisbedeckungen.
Mit dem Start der Förderung setzt sich Gazprom über Warnungen hinweg, dass ein Ölunfall in dieser empfindlichen Region nicht beherrschbar ist. Im Falle eines Ölunfalls an der Plattform kann Gazprom auf keinen ausreichenden Notfallplan zurückgreifen.
Ich bin davon überzeugt, dass Öl in der Arktis nicht sicher gefördert werden kann, egal von welchem Unternehmen. Unfälle mit schweren Konsequenzen für Mensch und Natur in der Region sind jederzeit möglich.
Ich möchte Sie bitten, Ihre Position und Ihre Einflussmöglichkeiten zu nutzen und darauf hinzuwirken, dass Gazprom die Ölförderung in der Petschorasee einstellt und von weiteren Plänen Abstand nimmt, die Öl- und Gasvorkommen im Arktischen Ozean auszubeuten!
Mit freundlichen Grüßen,
Die Petition kann auf der Internetseite von Greenpeace online unterzeichnet werden ...
- Die internationale Greenpeace-Petition "Save the Arctic" zum Schutz der empfindlichen Ökosysteme vor Ölbohrungen, industrieller Fischerei oder millitärischen Aktivitäten wird bereits von mehr als 5 Millionen Menschen unterstützt.
Neben Russland und Kanada bekunden auch Dänemark, Norwegen, die USA und Frankreich Gebietsansprüche im Nordpolarmeer. Dass die derzeitige Regierung Russlands derzeit nicht gerade zimperlich ist, wenn es darum geht ihren Willen militärisch durchzusetzen, zeigt die besorgniserregende Entwicklung in der Ukraine. Ein internationales Abkommen zum Schutz der Arktis ist deshalb nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes dringend notwendig. Es würde auch die Gefahr militärisch ausgetragener Konflikte eindämmen.
Um aber noch einmal auf die Haustüren der politischen Parteien zurückzukommen: Am 10.05.2014 werden wieder tausende Menschen ihren Protest auf die Straßen Berlins und dieses Mal auch auf die Spree tragen. Aus unserer Gegend fahren Busse aus Odenburg und Bremen zur Demonstration:
(Quellen: Bericht der IPCC-Arbeitsgruppe 3 (engl.) und Analyse von klimaretter.info, Greenpeace - Chronologie der Arctic 30, klimaretter.info, AG Friedenforschung vom 11.12.13, Berliner Tagesspiegel vom 10.12.2013, Spiegel vom 24.07.2008)
1 Kommentar:
Bei den Konzernen und den Politikern zählt nur eins. Das ist der Gewinn und da ist denen relativ egal, was wir damit der Natur antun. Traurig, aber wahr!
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