Donnerstag, 17. April 2014

Ein stählernes Baudenkmal in Aktion

Wappen am Portal auf der "Bremerhavener" Seite der "Alten Geestebrücke" von 1904
Nachdem Bremen vom Königreich Hannover 1827 das Grundstück für den Bau seines neuen Hafens erworben hatte, war die Geeste bis in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts hinein ein Grenzfluss. Dort, wo heute die "Alte Geestebrücke" über die Geeste führt, verkehrte bis 1857 eine kleine Prahmfähre.

Nach der Gründung Bremerhavens auf der Bremer Seite der Geeste und der am gegenüberliegenden Ufer, im Königreich Hannover gelegenen Stadt Geestemünde, erlebten die beiden Unterweserstädte und das nördlich davon, auf der Bremerhavener Seite der Geeste gelegene Lehe ein rasantes Wachstum. Den daraufhin zunehmenden Verkehr konnte die kleine Fähre bald nicht mehr bewältigen.


Die erste Brücke von 1856 über den damaligen Grenzfluss Geeste (um 1900)
Genau genommen ist die "Alte Geestebrücke" eigentlich die neue Brücke, die an dieser Stelle die Geeste überquert. Die Fertigstellung der älteren, ersten Brücke zwischen den Städten Bremerhaven und Geestemünde, erleichterte ab 1856 den Grenzverkehr zwischen dem Königreich Hannover (ab 1866 Königreich Preußen) und der auf Bremer Gebiet gelegenen Stadt Bremerhaven.


Eine alte Postkartenansicht von der neuen "Alten Geestebrücke" (nach 1910)
Aber nicht einmal 50 Jahre später war die Brücke über die Geeste dem weiterhin zunehmenden Verkehr schon nicht mehr gewachsen. Eine neue, größere und tragfähigere Brücke musste her. 1904 wurde die neue, als Drehbrücke konstruierte "Alte Geestebrücke" in Dienst gestellt.

Zwanzig Jahre nach dem Bau der neuen Brücke einigten sich die bis dahin eigenständigen preußischen Gemeinden Lehe und Geestemünde über einen gemeinsamen Weg in die Zukunft. Im Oktober 1924 wurde daraufhin die Gründung der neuen Stadt Wesermünde vollzogen.

Nachdem die Nazis 1938 das kleinere Bremerhaven in die durch weitere Eingemeindungen gewachsene Stadt Wesermünde eingegliedert hatten, verlor die "Alte Geestebrücke" endgültig ihre Rolle als "Grenzübergang" zwischen den inzwischen beide zum Deutschen Reich gehörenden Städten Bremerhaven und Wesermünde.


Die "Alte Geestebrücke" im Jahre 2008 (Blick nach Geestemünde)
Seit der Schließung der weiter flussaufwärts an der Geeste gelegenen Werften (Rickmerswerft 1986 und Geeste Metallbau Ende der 1990er Jahre) ist die Drehbrücke nur noch selten bewegt worden. So war es mehr oder weniger ein Glücksfall, dass ich zufällig dort vorbeikam, als die Brücke für die Durchfahrt eines Schleppverbands, geöffnet wurde, der Material zur Baustelle für die Erneuerung der Kaje am Geestemünder Ufer der Geeste transportierte.


Die "Alte Geestebrücke" in Aktion (März 2014):
Die Öffnung der Drehbrücke für die Durchfahrt größerer Schiffe ...
... ist seit dem Niedergang der deutschen Werftindustrie ein seltenes Ereignis.
Da ich außerdem auch meine Kamera dabei hatte, habe mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen, die Brücke in Aktion zu fotografieren.

An die ehemalige Prahmfähre aus dem vorletzten Jahrhundert erinnert heute noch der Name der Fährstraße, deren beiden Abschnitte durch die seit 1978 unter Denkmalschutz stehende "Alte Geestebrücke" von 1904 verbunden werden.


Zum Weiterlesen:


Update, 27.04.2014: Link zu Artikel im Deichspiegel
(Quellen: Harry Gabcke - Bremerhaven in zwei Jahrhunderten, Wikipedia)

2 Kommentare:

Hermann hat gesagt…

Das ist ja interessant, da hatten wir beide wohl fast den gleichen Gedanken. Du schreibst über die Geestebrücke, ich hatte mir als Thema die Fährstraße ausgesucht:
http://www.schwiebert.lima-city.de/die-faehrstrasse-in-alten-und-neuen-ansichten
Das Ergebnis waren ähnliche Bilder von dmals und heute, toll. Gruß Hermann

juwi hat gesagt…

@Hermann: Ja, das war dann wohl so eine Art telepatisches Teamwork :) Ich setze am Ende meines Artikels mal einen Link auf deinen Beitrag. | Wenn man die alten Ansichten aus dem damaligen Wesermünde sieht und sich dabei vor Augen hält, der Krieg ein gutes halbes Jahr nach all der Zerstörung, dem ganzen Leid und den vielen Toten zu Ende war, dann können einem schon die Augen tränen. - Und was den Krieg überlebt hat erledigen jetzt die Immobilienspekulanten ...

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