Sonntag, 17. August 2014

"Schmutzige" Wolken

"Schmutzige" Wolken
Nachts nehmen die Wolken über dem Norden Bremerhavens oftmals eine - für Uneingeweihte bedrohlich wirkende - Färbung an. Sie reflektieren das gelb-orange Licht der Beleuchtung im Hafengebiet und auf dem Containerterminal mit einer Mischung aus Grau-, Gelb- und Orangetönen.

Den Begriff "Lichtverschmutzung" hat die eine oder der andere vielleicht schon einmal gehört. In der Regel nehmen wir diese Art der Umweltverschmutzung aber kaum noch wahr. Nur in besonderen Augenblicken, wie beim Anblick dieser verfärbten Wolken, wird uns die Lichtverschmutzung bewusst.

Die Lichtverschmutzung ist nicht nur ein optisches Phänomen in den Städten. Sie hat auch ernsthafte Konsquenzen. Bei Wikipedia heißt es dazu (Zitat): "So wie verschmutzte Meere, Böden oder Lufträume für viele Spezies nicht mehr bewohnbar sind, so hat auch die Zerstörung der Nacht vielfältige Folgen." Sie beeinflusse das Wachstum der Pflanzen und störe Orientierung nachtaktiver Insekten, sowie die Navigation der Zugvögel.

Wer einmal das Glück hatte, in einer Umgebung ohne jede künstliche Beleuchtung den Nachthimmel zu erleben, der weiß, welchen Verlust wir uns selbst mit unserem jederzeit verfügbaren Licht zufügt haben.
In einer windstillen, wolkenlosen Nacht war ich mit Freunden einmal auf der Segelyacht eines Freundes auf der Biskaya unterwegs. Wir fuhren mit langsam drehender Maschine außer Sicht der Küste und fernab der vielbefahrenen Schiffsrouten. Der Blick reichte in allen Richtungen bis zum Horizont und über der kreisrunden Wasserfläche, in deren Mitte wir uns befanden, wölbte sich der mit unzähligen Sternen übersäte Himmel. Die Sterne verdichteten sich in der Milchstraße, die sich über uns vom Horizont auf der einen Seite bis zum Horizont auf der gegenüberliegenden Seite der Wasserfläche erstreckte, zu hellen Wolken und auf der dunklen Wasserfläche schimmerten die von der Bugwelle und dem drehenden Schiffspropeller angeregten Leuchtalgen ...

Nie zuvor - und auch später nicht mehr - habe ich einen solchen Sternenhimmel erlebt. In den Städten und Ballungszentren der Industrienationen verblassen die Sterne hinter den künstlichen Lichtern der Zivilisation.

Einerseits ist es ja sehr praktisch, wenn man jederzeit einfach per Knopfdruck das Licht einschalten kann oder wenn die Straßen die ganze Nacht lang beleuchtet sind. Andererseits müssen wir dann aber auch mit den Folgen leben, bei denen selbst für uns Menschen gesundheitliche Aspekte durchaus eine Rolle spielen. Die Lichtverschmutzung und ihre Folgen sind deshalb inzwischen auch Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen.

Auch aus Gründen des Klimaschutzes werden wir mittelfristig den Energieaufwand für die nächtliche Beleuchtung in den Städten verringern müssen. Dafür gibt es allerdings die Möglichkeit, auf energiesparende LED-Beleuchtung umzurüsten, bevor wir uns aus Gründen der Energieeinsparung Gedanken über eine geringere Anzahl von Straßenlaternen machen müssen ...


(Quellen: Frankfurter Rundschau vom 11.08.2014, Verlust der Nacht, Wikipedia)

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