Montag, 25. März 2013

Die Zeit der bunten Käfig-Eier

Welches Ei wurde im Käfig gelegt? Und woher kommt das andere?
Wiederholte Funde von mit Dioxin belasteten Eiern im April 2012 oder als "Eier aus biologischer Haltung" deklarierte Käfigeier veranlassen die Kunden zur Rückbesinnung auf klassische Märkte. Die Frankfurter Rundschau schrieb in einem Online-Artikel vom 22.03.2013, die Kunden würden ihre Eier jetzt vorzugsweise im Hofladen oder in der Region kaufen. Zu Ostern würden die Eier aufgrund der gesteigerten Nachfrage möglicherweise knapp werden.

Aber auch wer darauf achtet, dass seine Eier zumindest aus der Freilandhaltung stammen, kann sich nicht darauf verlassen, dass er er keine Eier aus Käfighaltung zu sich nimmt - selbst dann nicht, wenn die aufgestempelten Codes auf den Eiern korrekt sind. Auf den Verpackungen von Lebensmitteln, in denen Eier verarbeitet werden, gibt es nämlich keine Kennzeichnungspflicht. Nur gelegentlich findet man freiwillige Angaben auf den Verpackungen von Kuchen, Mayonaise, Nudeln, Kartoffelsalat und ähnlichen eierhaltigen Produkten.

Selbst auf gekochten, bunt gefärbten Ostereiern fehlt die Angabe zur Haltung der Hühner und die Herkunft der Eier. Seit dem ersten Januar 2012 sind die klassischen Legebatterien  in der gesamten EU verboten - eigentlich: Nach Angaben der Verbraucherschutz-Organisation "Foodwatch" haben viele Mitgliedsstaaten das Verbot nicht rechtzeitig umgesetzt, so dass sich in vielen Lebensmitteln auch heute noch Eier aus Legebatterien verbergen können.

An die Stelle der "Käfighaltung" ist die Haltung in "Kleinvolieren" getreten. Im Gegensatz zu den Knast-Hühnern "von damals", die sich in ihren Käfigen gerade einmal  auf der Fläche eines DIN-A4 Blattes bewegen konnten, werden den Hühnern mit Einführung der Kleinvolieren heute sage und schreibe eineinhalb DIN-A4 Blätter zugebilligt: Das ist leider kein Witz. - Aber aus meiner Sicht ein gelungener Schachzug in Sachen Verbrauchertäuschung, denn mit dem Begriff "Voliere" ist im allgemeinen die Vorstellung von einem übergroßen Vogelkäfig verbunden, in dem sich die Tiere frei und artgerecht bewegen können. Die heutie praktizierte Haltung von Hühnern in "Kleinvolieren" oder in "Bodenhaltung" hat mit artgewechter Haltung jedoch absolut nichts zu tun.

Während einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS-Emnid zufolge, die vor zwei Jahren im Zeitraum vom 13.04. bis zum 14.04.2011 durchgeführt worden war, 80 Prozent der Verbraucher die Kennzeichnung der Herkunft von in Lebensmitteln verarbeiteten Eiern fordern, sieht die Bundesregierung dafür bis heute keinen Anlass. Wie die Rheinische Post am 19.04.2011 berichtete, versteckt sich das Verbraucherministerium stattdessen hinter der Position der EU (Zitat): "Aus Sicht des europäischen Gesetzgebers würden solche Angaben einen unverhältnismäßigen bürokratischen Aufwand in Form von Dokumentation bei den Wirtschaftsbeteiligten und von Kontrollen bei der Überwachung mit sich bringen."

Möglicherweise bringt eine Entschließung des Bundesrats vom 11.03.2013 den Stein ja jetzt ins Rollen. Mit seinem am 22.03.2013 gefassten Mehrheitsbeschluss spricht er sich  für eine Kennzeichnung der Haltungsform auch bei verarbeiteten Eiern aus.

Auch eine von mehr als 21000 Menschen unterstützte E-Mail Aktion von "Foodwatch" könnte dazu beitragen, den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, für eine Kennzeichnungspflicht von Eiern in verarbeiteten Lebensmitteln tätig zu werden. Auf der Internetseite der Verbraucherschutzorganisation steht ein Formular mit einem vorgefertigten Text zur Verfügung, der sich um eigene Kritikpunkte erweitern lässt.

Übrigens kann man seine Ostereier auch heute noch beim Händler seines Vertrauens kaufen, kochen und selbst färben. Wenn man weiß, in welchen Verhältnissen die Hühner leben, von denen die Rohlinge für die Ostereier stammen, dann kann man seine Eier zu Ostern auch ganz ohne schlechtes Gewissen essen.


(Quellen: Frankfurter Rundschau vom 22.03.2013, Bundesrat - Entschließung vom 11.03.2013 und Beschluss vom 22.03.2013, Handeslblatt vom 25.02.2013, Spiegel vom 13.04.2012, Rheinische Post vom 19.04.2011, Tierschutzbilder.de , Foodwatch)

1 Kommentar:

Hermann hat gesagt…

Ich glaube selbst das nicht mehr, was ich sehe. Wie soll ich wissen, was auf dem Wochenmarkt angeboten wird? Zeigt mir der Landwirt meines Vertrauens alle Hühner. Oder laufen draußen nur die "Vorzeigehühner" rum! Die Crux ist doch, wenn ich nicht verhungern will, muß ich essen, was man mir unterjubelt. Es hilft nur eines: Rückbesinnung. Nur einmal die Woche Fleisch auf den Tisch. Nicht täglich ein Frühstücksei usw.
Bei 80 Millionen Esser in Deutschland müßten sich alle dran halten. Sonst wäre es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Und eben auch Deklarierungspflicht auf Nudeln, Kuchen usw. usw.

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