Donnerstag, 27. Dezember 2012

Drei fette Tage

Weihnachtsbraten (© Foto: Ekki01 , CC: BY-SA)
Weihnachten ist vorbei. Seid ihr auch alle schön satt geworden?
Für viele unter uns ist das Ende der Weihnachtsfesttage gleich-
bedeutend mit: "Drei Tage reichhaltige Festgelage sind mehr oder
weniger unbeschadet überstanden worden." Jetzt ist erst einmal
wieder Diät angesagt.

Aber das ist nicht überall auf der Welt so und zu denen, die hungern haben, weil ihre Felder verdorren, gesellen sich mehr und mehr Menschen, die nicht genug zu essen, weil das Familien-Einkommen nicht mehr ausreicht, um die explosionsartig steigenden Preise ihrer Grundnahrungsmittel bezahlen zu können. Zumindest mitverantwortlich dafür sind Spekulanten an den globalen Finanzmärkten.

In seiner Rede im Rahmen des Festakts zum 50. Geburtstag der Welthungerhilfe ging auch Herr Gauck (Bundespräsident) am 14.12.2012 auf dieses beschämende Kapitel der Globalisierung ein ( Zitat - Rede, Absatz 12):
".. Heute treibt überschüssige Liquidität an globalen Märkten die Renditejagd selbst an den Märkten für Lebensmittel in immer gefährlicheres Terrain. Wenn dann schwankende Preise armen Menschen sprichwörtlich die Mittel zum Leben abschöpfen, ist Handeln aus politischer, sozialer und natürlich auch aus ethischer Notwendigkeit dringend geboten. .."

Die Verbraucherorganisation "Foodwatch" macht auf ihrer Internetseite auf die Beratungen der europäischen Fachminister über eine Regulierung der Finanzmärkte aufmerksam, die in den nächsten Wochen stattfinden werden. Frankreich mache bereits Druck, um rechtliche Grundlagen zur Eindämmung der exzessiven Spekulation mit Nahrungsmitteln schaffen zu können. Jetzt hänge vieles von Herrn Schäuble (CDU, Bundesfinanzminister) ab. Um ihm den Rücken zu stärken, hat "Foodwatch" eine E-Mail-Aktion initiiert. Die E-Mail hat folgenden Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bundesfinanzminister,

die Warenterminmärkte werden inzwischen von Hedge Fonds, Banken, Investmentfonds und Versicherungen dominiert, die in völlig neuer Weise an diesen Märkten auf die Preise von Weizen, Soja oder Mais wetten. Mit fatalen Folgen: Es gibt erdrückende Belege dafür, dass diese exzessive Spekulation die Ausschläge an den Börsen auf die Spitze treibt, die Märkte destabilisiert, die Schwankungen der Lebensmittelpreise auf Rekordniveau hievt und dadurch Hungerkrisen verschärft, unter denen besonders die Ärmsten der Armen leiden.

Sehr geehrter Herr Dr. Schäuble, Sie haben kürzlich zur Deregulierung der Finanzmärkte gesagt: "Alle haben bei diesem Wahnsinn mitgemacht, ich auch.“ Bitte tragen Sie jetzt dazu bei, dass dieser Wahnsinn gestoppt wird! In den nächsten Wochen wird der Europäische Rat der Finanzminister darüber entscheiden, ob die Rohstoffterminmärkte so effektiv reguliert werden, dass spekulative Preissteigerungen bzw. -schwankungen bei Nahrungsmitteln und ihre katastrophalen Auswirkungen eingedämmt werden können. Bitte setzen Sie sich für eine effektive Regulierung ein.

Wir fordern:
  • Transparenz an den Rohstoffbörsen durchzusetzen (z.B. durch strenge Berichtspflichten)
  • ein Verbot von Investmentfonds an den Agrarrohstoffmärkten
  • strikte Beschränkungen für den Terminhandel mit Nahrungsmitteln (zum Beispiel durch strikte Positionslimits, die auch den außerbörslichen Schattenhandel umfassen)
  • wirksame Kontrollen durch starke Aufsichtsbehörden, die auch präventiv eingreifen können.

Mit freundlichen Grüßen

Jeder, der sich diesen Fordeungen anschließen möchte, kann die E-Mail auf der Internetseite von "Foodwatch" online ergänzen und abschicken.


Zum Weiterlesen
  • Die Hungermacher
  • Wie Deutsche Bank, Goldman Sachs & Co. auf Kosten der Ärmsten mit Lebensmitteln spekulieren


(Quellen: Bundespräsident.de, Welthungerhilfe, Foodwatch)

6 Kommentare:

Hermann hat gesagt…

Aber auch jeder Einzelne kann etwas gegen den Hunger auf der Welt tun und gegen Ausbeutung der kleinen Kinder:
Weniger Fleisch auf den Teller, einmal die Woche, mehr gab es in den Nachkriegsjahren auch nicht.
Lasst die Weihnachtsbäume im Wald, ich glaube, das wäre besser für unser Klima. Kauft keine Böller. Für die Herstellung werden in China viele Kinder herangezogen, viele sterben.

Nehmt das Geld in die Hand und gebt es den Armen. Ja ich weiß, da erwarte ich wohl zuviel. Den bunten Himmel in der Silvesternacht, den strahlenden Tannenbaum zu Weihnachten, Dinge die man sehen kann. Die Hungernden überall auf der Welt, die muß man nicht sehen, man kann die Augen verschließen.
Hoffentlich müssen wir nicht auch mal alle wieder Hunger leiden wie in der Nachkriegszeit. Gut, dass uns die Amerikaner damals geholfen haben mit dem Marshall-Plan, mit Carepaketen. Und heute schimpfen wir auf unsere Helfer.

juwi hat gesagt…

@Hermann: Die Rolle "unserer Helfer" sehe ich etwas differenzierter. Die Helfer von damals waren nicht die gleichen, die heute das Sagen haben und die damalige Politik der USA war eine andere, als die heutige. Hinzu kommt, dass der Marshall-Plan damals in den USA keinesfalls unumstritten war. "Die Amerikaner" hat es damals also so schon nicht gegeben. Für die Besatzungszone der US-Amerikaner in westlichen Nachkriegsdeutschland war wohl auch ein bisschen Glück im Spiel, dass die Befürworter des Marshall-Plans sich in den USA durchsetzen konnten. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass die US-Politik von damals keineswegs uneigennützig war. Als sich die Absichten und die zu erwartende außenpolitische Entwicklung der damaligen Sowjetunion abzeichneten, war klar, dass Westdeutschland Frontstaat im späteren "Kalten Krieg" sein würde. Da die USA aber ein demokratisches Deutschland wollten, konnten sie kaum auf Dauer mit den autoritären Mitteln einer Besatzungsmacht regieren. Sie waren also auf einen dankbaren Verbündeten angewiesen. Als es um die Stationierung von Atomraketen in Westdeutschland (NATO-Doppelbeschluss, die sogenannte "Nachrüstung") ging, habe ich zum ersten Mal an größeren Demonstrationen teilgenommen. (Hafenblockade in Bremerhaven, Großdemonstration im Bonner Schlossgarten, ...). Aufgrund der bekannten Reichweite der Raketen konnte sich jeder ausrechnen, dass die Ziele in Osten Deutschlands liegen würden und dass der Fallout der Atomexpolosionen auch Westdeutschland radioaktiv kontaminiert hätte - viele von uns hatten auch Verwandte in der damaligen DDR. Wenn ich damals gegen die Kamikaze-Politik der USA in Deutschland auf die Straße gegangen bin, dann heißt das aber noch lange nicht, dass ich auf "die Amerikaner" geschimpft habe. Im Gegenteil: Ich habe knapp 20 Jahre lang aktiv Square Dance betrieben. Es ist üblich, dass Square Dance Clubs sich gegenseitig besuchen und es gibt mehrmals jährlich größere Square Dance Jambourees. Dadurch bin ich in meiner Freizeit oft mit US-Amerikanern ins Gespräch gekommen, selbstverständlich auch mit US-Soldaten. Ich bin dabei mit meinen Ansichten ebenso auf Kritik gestoßen, wie auch auf Zustimmung - und oft konnte ich erleben, dass meine Kritiker nachdenklich geworden waren, wenn ich sie später einmal wiedergetroffen habe.

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Da wird's ja Zeit für Mäßigung......smile.....
Für mich gab's auch zu viel Fleisch.....und heute nur Reis und Gemüse.....
Auf alle Fälle siehts lecker aus.....
Alles Liebe und noch alles gute für's Neue Jahr lieber Jürgen.
Grey Owl/Rosi

Hermann hat gesagt…

@juwi natürlich kann es hier nicht um die Frage gehen, wer recht hat mit seiner Meinung. Sicherlich gibt es ebensoviel Meinungen wie es Gegenmeinungen gibt.
Selbstverständlich hatten die Amerikaner damals andere Wertvorstellungen als heute. Dennoch: Uns wurde damals geholfen. Ich weiß auch, dass ein großes Anteil der amerikanischen Politiker aus Deutschland lieber einen Agrarstaat gemacht hätten. Die Vernunft hat sich aber durchgesetzt, und das zählt. Selbstverständlich war das nicht uneigennützig. Aber das ist doch so im Leben. Niemand spendet ohne Eigennutz. Der eine möchte nicht so lange im Fegefeuer verweilen und spendet, der andere möchte etwas Gutes getan haben, dem Dritten passt eine Spende steuerlich ganz gut in den Kram. Hauptsache ist, es wird gespendet.
Ich bin ein großer Gegner des Kommunismus. Und ich glaubte immer daran, dass der Kapitalismus wirtschaftlich stärker ist, bei allen negativen Begleiterscheinungen. Und von daher bin ich noch heute ein Verfechter von Helmut Schmidts Nato-Doppelbeschluss -den Kohl übrigens übernommen hat, und der schließlich auch die UdssR an den Rand des Ruins getrieben hat. Ich glaube fast, durch den Aufrüstungskampf wurde die UdSSR an ihre wirtschaftlichen Grenze getrieben, und dass war eine Mitursache des Zusammenbruches des Ostblockes. Aber was solls, hinterher ist man immer klüger.
Ich habe Verwandte in den USA, wir besuchen uns gegenseitig regelmäßig. Durch viele Gespräche weiß ich, wie eingeschränkt der außenpolitische Horizont der "Normalamerikaner" ist. Darum konnte W. Busch sie auch verarschen, glaubten doch viele, der Irak grenzt direkt an die USA.
Ich bin wirklich ein Freund der amerikanischen Bevölkerung, nicht aber immer ein Freund der amerikanischenn Politiker. Und wohnen möchte ich dort schon gar nicht, ich bin froh, dass wir einen Sozialstaat haben, wie er ist. Jeder, der hier keine Lust zum Arbeiten hat und deshalb sich von der Allgemeinheit unterstützen lässt, sollte das mal in USA versuchen. Dort würde er verhungern. Hier bei uns muss niemand verhungern, egal ob er fleißig ist oder ob er sich einfach so alimentieren lässt.

Herzliche Grüße
Hermann

Frau Momo hat gesagt…

Die Rolle der Amerikaner ist wohl heute eine leidlich andere und die Spekulationen mit Nahrungsmitteln, mit Wasser werden gerade auch dort betrieben, mal ganz abgesehen davon, das die USA einer der größten Klimakiller überhaupt ist und mitnichten bereit ist zu Zugeständnissen in Sachen Klimaschutz. Die Deutsche Bank mischt auch kräftig mit, wie andere Geldinstitute auch. Weshalb ich auch immer wieder für die Krötenwanderungsaktion von attac Werbung mache. Ich bin inzwischen bei einer "sauberen Bank" und habe es keinen Tag bereut.
Natürlich sollte auch jeder bei sich selber gucken und seinen Konsum kritisch überdenken. Das der Tannenbaum stehen bleiben muß, ist allerdings Unsinn.... die werden eigens für den Weihnachtsbedarf in Baumschulen hochgezüchtet und würden die dort nicht wachsen, dann was anderes, was aber auch wieder entnommen wird.
Brot statt Böller ist leider so aktuell wie eh und je, genauso aber sollte man auch gucken, wo man seine Nahrung und seine Klamotten kauft und mal darüber nachdenken, ob es immer das neueste Apfel-Produkt sein muß, das auch nur unter der Ausbeutung von Mensch und Natur entsteht.
Vor allem aber gehören Spekulationen mit Nahrungsmitteln und Wasser verboten und zwar sofort.

juwi hat gesagt…

@Hermann: Dass die Sowjetunion sich mit dem Aufrüstungswahnsinn wirtschaftlich ruiniert hat und die einstmals von den russischen Zaren und Stalin annektierten "Sowjetrepubliken" daraufhin die Gunst der Stunde zu nutzen versuchten, um wieder unabhängig von Russland zu werden, was letztlich im Zusammenbruches des Ostblocks endete, ist wohl offensichtlich. Neben der Immobilienblase und weltwirtschaftlichen Veränderungen sind es aber mit Sicherheit auch die Rüstungsausgaben und die weltweiten Kriege der USA, mit der die zweite Weltmacht sich wirtschaftlich immer weiter auf den Abgrund zubewegt. Derweil kaufen Chinas kommunistische Machthaber gerade den halben Planeten auf und sichern sich so weltweit den Zugriff auf die letzten Rohstoffressourcen und Agrarland. Die Zeiten der Weltmächte USA und Russland werden bald Geschichte sein. Die kommunistische Partei der sogenannten "Volksrepublik China" hat "ihr Volk" gnadenlos ausgeplündert. Dadurch und durch die Reform seiner Wirtschaftspolitik (intern kommunistische Planwirtschaft, extern Raubtierkapitalismus) sind Chinas Machthaber "reich" geworden. Aus meiner Sicht führen die kommunistischen Herrscher dort einen Krieg gegen ihr eigenes Volk, der sie heute in die Lage versetzt, Land zu kaufen und Staaten wirtschaftlich von sich abhängig zu machen, anstatt sie mit militärischen Mitteln zu erobern. Daran, dass der Kapitalismus sich letztlich als "wirtschaftlich stärker" erweisen wird, habe ich allerdings so meine Zweifel. So wie ich es sehe, sind die derzeitigen Wirtschafts- und Finanzkrisen sowie die sich anbahnenden Staatsbankrotte in Europa die ersten Symptome für den Zusammenbruch des kapitalistischen Wirtschaftssystems, das ausschließlich auf "Wachstum" - sprich immer weitere Anhäufung von Kapital - ausgerichtet ist. Ständiges Wachstum funktioniert aber nur solange, wie es von einer vorhandenen Substanz aus Sachwerten (Rohstoffe, materielle Produkte und der Handel damit) zehren kann. Dem heute weltweit angehäuften Kapital stehen aber schon seit langem keine Sachwerte mehr gegenüber. Der größte Teil des "Geldes" existiert heute nur noch auf dem Papier. Kapitalismus und wirtschaftliches Wachstum basiert heute auf Kosten anderer. Wenn die Menschen in Europa, den USA oder sonst irgendwo in der sogenannten "Ersten Welt" ihren Wohlstand mehren können, dann gibt es dafür irgendwo anders in der Welt Menschen, denen dafür etwas weggenommen wird. Ohne eine grundlegende Reform der Weltwirtschaft mit einer Rückbesinnung auf reale Werte und ohne eine globale freiheitlich-demokratische Grundordnung wird es nach meiner Überzeugung irgendwann zu einer weltweiten Katastrophe kommen. (Völkerwanderungen aufgrund wirtschaftlicher Notstände, Kriege um Land und Ressourcen, ...) Hinzu kommen die ebenfalls zu einem großen Teil auf den Kapitalismus (Rücksichtnahme auf energieintensive Industrie, exzessive Holzwirtschaft etc.) zurückzuführenden Verzögerungen im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe. Die komplexen natürlichen, politischen, kulturellen und sozialen Systeme, von denen unser Leben auf der Erde abhängt, sind vielfältig miteinander vernetzt. Das Gleichgewicht der Systeme ist heute bereits an vielen Stellen empfindlich gestört. Wenn die Menschheit so weitermacht, wie bisher, dann werden unser Nachkommen irgendwann auf einem unbewohnbaren Planeten zur Welt kommen.

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