Samstag, 24. November 2007

Stadt Geschichte

Die Entstehung der Stadt Bremerhaven

Die heutige Stadt Bremerhaven entstand über einen langen Zeitraum aus mehreren selbstständigen Orten an der Wesermündung. Die ältesten Wurzeln liegen im alten Lehe, das in früherer Zeit zu Hannover und später zu Preußen gehörte. Das älteste bekannte Schriftstück, in dem Lehe und seine Kirche erwähnt werden, ist eine Urkunde von 1310. Mit dem Bau der steinernen Kirche wurde um das Jahr 1100 begonnen. Es wird jedoch vermutet, dass diese bereits eine hölzerne Vorgängerin hatte. Zum ursprünglichen Leher Gebiet gehörte auch die Leher Heide, der heutige Stadtteil Leherheide.

Anfang des 17. Jahrhunderts brachten die fortschreitende Versandung der Weser in Verbindung mit den immer größer werdenden Schiffen die alte Handelsstadt Bremen in zunehmende wirtschaftliche Bedrängnis. Um Bremen davor zu bewahren vom Seeverkehr abgeschnitten zu werden begann der damalige Bremer Bürgermeister Johann Smidt mit Hannover über den Erwerb eines Grünstückes nördlich der Geeste zu verhandeln. Ergebnis der mit Zähigkeit und diplomatischem Geschick geführten Verhandlungen war, dass das Königreich Hannover einen an der Wesermündung gelegenen Streifen Weideland für 73658 Taler, 17 Groschen und 1 Pfennig an die Freie Hansestadt Bremen verkaufte.

Im Mai 1827 erfolgte daraufhin die Gründung des bremischen Hafenortes "Bremer Haven", der zu Beginn das Gebiet des heutigen Stadtteils Mitte bis etwa zur heutigen Lloydstraße umfasste, welches später im Rahmen der Hafenerweiterungen auf das Gebiet aller nördlich der Geeste gebauten Häfen erweitert wurde.

1845 erkannte auch das damalige Königreich Hannover die wirtschaftlichen Chancen eines an der Wesermündung gelegenen Hafens. Im Juni 1845 erteilte König Ernst August von Hannover die Erlaubnis zur Gründung eines Schiffsanlegeplatzes am südlichen Ufer der Geeste nahe ihrer Mündung in die Weser. 1847 erhielt der Platz die Freihafenrechte und den Namen "Geestemünde". Zu Geestemünde gehörten auch das alte Geestendorf und das 1920 eingemeindete Wulsdorf.

1924 schlossen sich Geestemünde und Lehe zur preußischen Stadt Wesermünde zusammen. 1927 wurden der Ortsteil Schiffdorferdamm und der im Norden an die Stadt grenzende Ort Weddewarden in die eingemeindet. 1939 wurde das Gebiet des ehemaligen Ortes Bremerhaven ebenfalls ein Teil der Stadt Wesermünde.

Ihre wohl dunkelste Zeit erlebte die Stadt Wesermünde während des zweiten Weltkrieges. Die ersten Bomben fielen im Oktober 1940 auf Häuser in der Feldstraße, in der Spadener Straße und auf die Taufabrik Ahlers. Die ersten 11 Toten waren nach Bombenabwürfen im April 1941 zu beklagen. Damals handelte es sich allerdings noch nicht um gezielte Angriffe, sondern um Bomben, welche die Alliierten Luftverbände über ihren eigentlichen Zielgebieten, den Rüstungs- und Industriezentren im Binnenland, nicht mehr abwerfen konnten, die sie aber vor ihrem Rückflug nach England noch loswerden mussten, um Treibstoff zu sparen, und das Unfallrisiko bei Unfällen während der Landung zu minimieren.

Am 3. Februar des Jahres 1944, dem letzen Jahr vor dem Ende des 2. Weltkrieges, wurde jedoch auch Wesermünde Ziel des totalen Luftkriegs. Weitere schwerwiegende Angriffe folgten im Juni 1944. Der Todesstoß für die Stadt war der Angriff am 18. September 1944. 200 britische Lancasterbomber warfen 480 Sprengbomben, 32 Minenbomben und fast eine halbe Million Brandbomben über Wesermünde ab. Nach nur 20 Minuten lag die Stadtmitte, das alte Bremerhaven, zu 97% und Geestemünde zu 75% in Trümmern. 618 Menschen wurden getötet, 1200 verletzt und über 30000 wurden obdachlos. 56% des vorhandenen Wohnraumes wurde total vernichtet.

Aufgrund einer alliierten Abmachung wurde an der Wesermündung zur Sicherung des Nachschubs für die US Armee eine amerikanische Enklave eingerichtet, und am 13. Mai 1945 nahm die amerikanische Militärregierung ihre Arbeit auf. Mit Wirkung vom 1. Januar 1947 erklärte diese das Verwaltungsgebiet Bremen und das Stadtgebiet von Wesermünde zum selbstständigen Land Bremen.

Die Eingliederung des Stadtgebietes in das Land Bremen erfolgte in einer feierlichen Sitzung der Wesermünder Stadtvertretung. Am Ende der Sitzung beschloss die Stadtvertretung einstimmig, der Stadt Wesermünde den Namen "Bremerhaven" zu geben.

Quellen:
Harry Gabcke, "Seestadt Bremerhaven früher und heute" (November 1973)
Harry Gabcke, "150 Jahre Bremerhaven" (November 1976)