Montag, 26. November 2007

Ein Supermarkt für den Leher Durchschnittsbürger

Auf Seite 17 der Nordsee-Zeitung vom letzten Samstag wird unser Bürgermeister Herr Teiser folgendermaßen zitiert:

"Der Supermarkt wird zum Anlass genommen, um einer allgemeinen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Der normale Leher Durchschnittsbürger, der statt zu Stadtteilkonferenzen zu gehen zu Hause vor dem Fernseher sitzt, der hat gar keinen Grund gegen Kaufland zu sein."

Hintergrund sind die Pläne der großen Koalition in Bremerhaven, das Phillipsfield zu verkaufen und zu bebauen, in Verbindung mit der Sorge vieler Leher, dass durch die Ansiedlung eines großen Supermarktes die Existenz der wenigen noch in der Hafenstraße und den Nebenstraßen verbliebenen Einzelhandelsgeschäfte gefährdet werden könnte.

Auf Seite 1 der gleichen Zeitungsausgabe wird berichtet, Herr Teiser werfe Herrn Oberbürgermeister Jörg Schulz Opportunismus vor, und der Industrie- und Handelskammer einseitige Parteinahme für Edeka und Real. Deren Forderung nach einem Einzelhandelsgutachten nenne er "ein Manöver", das allein die Verhinderung des Kaufland-Projektes zum Ziel habe. Er werde sich deswegen auch der Kritik der Stadtteilkonferenz nicht beugen:

"Ich will nicht der Liebling der Nation sein."

Ich weiß nicht wie weit die Bemühungen von Herrn Teiser von Erfolg gekrönt sind, sich in der Bundesrepublik Deutschland unbeliebt zu machen. In Lehe dürfte er sein Ziel jedenfalls längst erreicht haben.

Das Phillipsfield ist ein Sportplatz, der ursprünglich von der US-Army in Bremerhaven genutzt wurde. Seit die Amerikaner nicht mehr in Bremerhaven sind ist er im Besitz der Stadt Bremerhaven. Der Platz liegt an der Melchior-Schwoon-Straße, einer Zufahrtstraße nach Lehe. Die Leute die dort zum Einkaufen hinfahren würden, kämen meiner Ansicht nach nicht einmal bis in die Hafenstraße, geschweige denn bis in die Nebenstraßen, so dass die dort ansässigen Geschäfte auch keine zusätzliche Laufkundschaft durch den geplanten Supermarkt haben würden.

Statt dessen denke ich, dass diese Geschäfte unter Umständen Kundschaft an den Supermarkt verlieren würden, wenn die Kunden dort genauso gut zu Fuß hinkommen könnten, aber weniger für ihren Einkauf bezahlen müssten.

Davon einmal ganz abgesehen gibt es über den Stadteil verteilt sowieso schon genug Supermärkte, wodurch ein weiterer Markt auf dem Pillipsfield schlicht und einfach überflüssig ist.

Aber um noch einmal auf den "normalen Leher Durchschnittsbürger", der "statt zu Stadtteilkonferenzen zu gehen zu Hause vor dem Fernseher sitzt" zurückzukommen: Wofür gibt es denn die Stadteilkonferenz, die den normalen Leher Durchschnittsbürger mit großem Einsatz vertritt, wenn der Herr Bürgermeister Teiser dem Bericht der Nordsee-Zeitung zufolge schon wenig später deutlich klarstellt, dass er 'sich auch der Kritik der Stadtteilkonferenz nicht beugen' werde. Von Dialog- und Kompromissbereitschaft zeugen solche Äußerungen jedenfalls nicht. Sie zeigen den Menschen in Lehe jedoch einmal mehr, "dass es sich sowieso nicht lohnt" zu derartigen Veranstaltungen zu gehen, weil "da da oben ja sowieso machen was sie wollen". Und da wundern sich "die da oben" auch noch über die Politikverdrossenheit der Menschen im allgemeinen und über die "allgemeine Unzufriedenheit" des "normalen Leher Durchschnittsbürgers" im besonderen.

Also:
Ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen, bei zukünftigen Stadteilkonferenzen dabei zu sein. Offensichtlich lässt sich gegen Ignoranz und die Arroganz der Macht nur etwas ausrichten, wenn man zusätzlich zu seinen guten Argumenten auch noch eine große Menschenmasse vorweisen kann.

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