Dienstag, 14. Februar 2017

Heute ist Wallendienstag ...

... Da gibt's immer jede Menge Blumen, meistens jedenfalls - oder manchmal zumindest. Wer bisher leer ausgegangen ist und heute noch keine Blumen abbekommen hat, darf sich gerne hier die schönste Blume aussuchen und mit nach Hause nehmen 😊.

Blumen aus Englischen Gärten in Cornwall ...

Man hört munkeln, der Valentinstag sei eine umsatzsteigernde Erfindung der Blumenhändler. Da könnte etwas Wahres dran sein. Aber eigentlich geht "der Tag der Liebenden" wohl auf einen christlichen Priester namens Valentin zurück, der in Rom trotz des Verbots durch Kaiser Claudius II Paare nach kirchlichem Ritus getraut haben soll.

... und demTropen Pavillon des "Eden Projects"

Bei Wikipedia heißt es (Zitat): "Dabei soll er den Paaren auch Blumen aus seinem Garten geschenkt haben. Die Ehen, die von ihm geschlossen wurden, standen der Überlieferung nach unter einem guten Stern." Für Valentin selbst hat die Geschichte aber dann kein gutes Ende genommen. Auf Befehl des Kaisers Claudius II. ist er am 14. Februar 269 wegen seines christlichen Glaubens enthauptet worden.



Wenn ich so darüber nachdenke, wird der gute Valentin infolge des Brauchtums zu Ehren seines Todestags im Laufe der Jahrhunderte wohl ein nicht zu bezifferndes Vielfaches der Blumen zurückbekommen haben, die er zu seinen Lebzeiten den frisch vermählten Paaren aus seinem Garten mitgebracht hat.

Samstag, 11. Februar 2017

Der Zolli, die Neue Aue und 100 alarmierte Bürger

21.09.2014 - Sommerfest auf dem Zolli
Zolli: Grüne Oase im Goethe-Quartier des Bremerhavener Stadtteils Lehe
Am 09.02.2017 wurde in der Stadtteilkonferenz Lehe (STK Lehe) über das Thema Grünflächen in Bremerhaven diskutiert. Rund einhundert Bürger waren aufgrund der Berichte in der Bremerhavener Lokalpresse über eine mögliche Bebauung des "Zollis", sowie aufgrund neuer Erkenntnisse bezüglich einer Bebauung im Gebiet "Neue Aue" alarmiert.

Der "Zolli" ist der ehemalige "Zollinlandplatz", ein Fußballplatz, der vielen Bremerhavenern Fans des "TuS Bremerhaven 93" noch in lebhafter Erinnerung sein dürfte. Alle Vereine, die während der "großen Zeit" des Vereins in der Oberliga Nord spielten, waren damals auf dem Zolli zu Gast - darunter der SV Werder Bremen, der Hamburger SV, der FC St. Pauli, die Eintracht Braunschweig, der VFL Osnabrück oder Hannover 96.

Nachdem der Platz seit einigen Jahren nicht mehr bespielt worden war, wurde er mit öffentlichen Mitteln für die Nutzung durch die Öffentlichkeit als grüne Oase im Leher Ortsteil "Goethestraße" vorbereitet und im Juli 2015 für die weitere Entwicklung an die "Zolli Initiative" übergeben. Dem unermüdlichen Einsatz der Zolli Initiative ist es zu verdanken, dass der Platz den Anwohnern des Goethe-Quartiers jetzt überhaupt in dieser Weise zur Verfügung steht. Seit der Übergabe an die Öffentlichkeit haben die Mitglieder der Zolli-Initiative und ihre Freunde aus dem Quartier in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit mit der Bepflanzung und der Anlage von unterschiedlichen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere auf dem "Zolli" begonnen ...



Video: Herr Janßen über Schulneu- und Altbauten, die Nachhaltigkeit, die
Finanzierung des zusätzlichen Lehrerbedarfs und die Rechte der folgenden
Generation
en (© 11.02.2017, mangolution)

Dass insbesondere diese Mitbürger - vorsichtig ausgedrückt - verärgert sind, wenn sie jetzt aus der Presse erfahren, dass seitens der Politik über die Bebauung des Platzes mit einer Schule nachgedacht wird, kann wohl jeder gut nachvollziehen. Hier wiederholen sich die gleichen Muster des Umgangs der politisch Verantwortlichen mit den Bürgern, die uns aus den Jahren des Widerstands gegen die Bebauung des im banachbarten Ortsteil "Klushof" gelegenen "Phillips-Field" mit einem Kaufland-Vollsortimenter*) oder gegen die Bebauung des Kistner-Geländes mit einer Ansammlung von Supermärkten*) noch lebhaft in Erinnerung sind.

Herr Schmeckies (STK Lehe, Sprecher) las eine E-Mail mit einer Stellungnahme von Frau Kountchev (Bremerhaven, Stadtplanungsamt, Leiterin) vor. Daraus geht - auf den Punkt gebracht - hervor, dass das Stadtplanungsamt von der Erhaltung des "Zolli für alle Generationen" ausgeht. Das hört sich erst einmal besser an, als das, was in der Nordsee-Zeitung darüber zu lesen war.

Allerdings:
Wenn das Stadtplanungsamt "davon ausgeht", dann heißt das leider noch lange nicht, ob es mit seiner Prognose richtig liegen wird. Entschieden wird darüber irgendwann auf politischer Ebene. Und den Ausführungen Herrn Schmeckies' zufolge war keiner der verantwortlichen Politiker bereit, persönlich gegenüber der STK Lehe dazu Stellung zu beziehen.


Grünflächen an der neuen Aue 

Wanderweg an der Neuen Aue
Wiesen zwischen dem Aue-Wanderweg und der Jahnstraße

Ähnlichwie mit dem "Zolli" verhält es sich mit den Planungen zur Entwicklung des im Leher Ortsteil "Eckernfeld" gelegenen Gebiets "Neue Aue". Am 11.02.2016 wurden den Besuchern der STK Lehe unter dem Tagesordnungspunkt 2 Pläne zur ökologischen Entwicklung des Areals vorgestellt. Die Referentin Frau Heckemeyer (Bremerhaven, Stadtplanungsamt) antwortete damals im Anschluss an ihre Ausführungen auf Fragen der Besucher der Stadtteilkonferenz (STK Lehe, Protokoll vom 11.02.2016, Zitat):
  • Frage: Sind schon bestimmte Randbereiche f.d. Bebauung vorgesehen/ausgeschlossen? Antwort: Nein, es gibt auch noch keine Konzepte für eventuelle Bauvorhaben. Die Stadt möchte den Charakter des Gebietes qualitativ nicht mindern.
  • Frage: Durch das für 2018 geplante neue Landschaftskonzept könnte sich das vorliegende Konzept erübrigen, ist dies nicht eine sinnlose Doppelstruktur, wäre warten nicht auch aus Kostengründen sinnvoll? Antwort: Es gibt Verknüpfungen zwischen beiden Konzepten, vor allem im Bereich Umweltschutz. Über dies gibt es laufend Anfragen an die Verwaltung, die ohne das nun geplante Konzept schlicht nicht bearbeitet werden können.
  • Frage: Ökologische Entwicklung hat nichts mit Wohnbebauung zu tun, was soll das? Antwort: Es geht bei diesem Konzept nicht um Wohnbebauung.
  • Frage: Kann man Bebauung in diesem Gebiet nicht einfach generell verbieten? Antwort: Es geht nicht um Bebauung, ohne das Konzept kann man gar nicht einschätzen, ob Bebauung hier überhaupt möglich/sinnvoll wäre. Ungünstiger Fokus von Seiten der Presse hat überhaupt erst dazu geführt, dass Gerüchte über eine geplante Bebauung entstehen konnten. Dies ist aber nicht geplant.
  • Frage: Wäre der Bau eines „Demenzdorfes“ eine Möglichkeit? Antwort: Das Konzept „Demenzdorf“ ist interessant und sicher zukunftsweisend, aber die bestehenden Erschließungsstrukturen machen das unwahrscheinlich. Um das genau zu wissen, bräuchte man das geplante Konzept.
  • Frage: Ist der Auftrag streng umgrenzt? Kann man Umweltuntersuchungen mit darin aufnehmen? Antwort: Es geht zuerst einmal um Flächennutzung.
  • Frage: Herr Grantz hat das Gebiet Neue Aue zur „Chefsache“ gemacht. Sollte man nicht lieber Bürgerbefragungen in der Sache machen? Antwort: Ja, sollte man, deshalb die Präsentation bei der Stadtteilkonferenz und der zugesagte weitere Prozess der Bürgerbeteiligung.
  • Frage: Warum haben keine Gespräche mit Kirche und anderen Eigentümern stattgefunden? Antwort: Gespräche mit Eigentümern vor Planungsaufträgen sind nicht unbedingt zielführend.
  • Frage: Warum muss bei der Vergabe des Planungsauftrages der preisgünstigste gewählt werden? Und steht Frau Ehbauers Aussage noch, dass bei geplanter Bebauung Baulücken bevorzugt behandelt würden? Antwort: In diesem Fall war das günstigste Angeboht glücklicherweise auch das Qualifizierteste. Ja, die Aussage gilt noch.
  • Frage: Ist die bestehende Zergliederung des Gebietes nicht ein Hinderniss für geplante Bebauung? Antwort: Ja, aber das ist auch gut so, es geht nicht um großflächige Bebauung.
  • Frage: Geht es bei dem Konzept auch darum, finanzstarke Einwohner durch attraktive Lage im Ort zu halten? Antwort: Ja, darum geht es letztlich bei der Stadtentwicklung immer zu einem gewissen Grad.
  • Frage: Ist die Schönheit des Gebietes Frau Heckemeyer persönlich bekannt? Antwort: Ja, und die soll auch erhalten bleiben.
  • Frage: Warum sind in derStadtplanung vornehmlich Einfamilienhäuser angedacht? Antwort: Von diesem Trend sollte man sich in einer Stadt wie Bremerhaven lösen.
  • Frage: Gärten liegen Brach? Nein, junge Leute ziehen gerade vermehrt dort hin, auch Studenten. Kommt das Konzept also nicht zu früh? Hätten die Bürger das nicht auch ohne Konzept hinbekommen? Antwort: Bündelung von Ressourcen und das Konzept können diesen willkommenen Trend befördern.
  • Frage: Gibt es für Bremerhaven ein Baulückenkataster? Antwort: Ja, dieses ist aber veraltet und noch nicht einmal digitalisiert.
  • Frage: Können die Anwohner informiert werden, wenn das beauftragte Büro im Gebiet die Bedarfe erfasst? Antwort: Ja, selbstverständlich gerne.
  • Frage: Was bekommt das zuständige Büro für diesen Auftrag? Antwort: 25.000 Euro


Teichlandschaft an der Neuen Aue
 Im Rahmen der zugesagten Bürgerbeteiligung sollten auch die Wünsche und Ideen der Anwohner und Nutzer des Naherholungsgebiets berücksichtigt werden ... - so das Versprechen der Politik (siehe Zitat aus dem Protokoll zur STK Lehe vom 11.02.2016), dem dann aber keine Taten folgten. Stattdessen sickerte im Laufe der vergangenen Monate durch, dass ein Auftrag zur Erstellung eines Entwicklungskonzepts bereits vergeben wurde. Auf Nachfragen von Anwohnern und anderen an der Erhaltung der Grünfächen im Gebiet "Neue Aue" interessierten Leher Bürgern hieß es dann, das Konzept sei noch nicht fertig.

Aue-Wanderweg
Laubwald und Teichlandschaft an der Neuen Aue
Dass dieses der Politik aber bereits vorliegt, erfuhren wir nun in der Stadtteilkonferenz. Entgegen aller Zusagen (siehe Zitat aus dem Protokoll zur STK Lehe vom 11.02.2016) sei darin jetzt allerdings anstelle einer ökologischen Entwicklung eine flächige Bebauung mit Einfamilienhäusern vorgesehen.

Dass sich die Leher Bürger diese erneut zutage tretende Ignoranz ihrer Bedürfnisse und Wünsche bezüglich der Erhaltung der letzten Grünflächen und Naherholungsgebiete, sowie der ihnen politischerseits aufgezwungenen konträren Entwicklung ihrer unmittelbaren Umgebung nicht gefallen lassen werden, wurde anhand - vorsichtig ausgedrückt - "äußerst erregter Redebeiträge" von Teilnehmern der STK Lehe, die immer wieder mit anhaltenden Beifallsbekundungen der Anwesenden bedacht wurden, mehr als deutlich. Wie es heißt, sollen das Gutachten und der Stand der Planung im März durch das Stadtplanungsamt vorgestellt werden.

Bereits der Einladung zur Stadtteilkonferenz war zu entnehmen, dass neben dem "Zolli" und dem Gebiet "Neue Aue" wieder einmal auch die Bebauung des "Phillips-Fields" in Erwägung gezogen wird - genau: Für einen Schulneubau. Bezeichnend für den Wert, den die Politik der Erhaltung und der Pflege grüner Lebensräume in der Stadt beimisst, ist auch der Umgang mit der Bitte des "Kleingartenvereins Bremerhaven-Lehe", die Pacht nur für die tatsächlich genutzten Parzellen zu erheben. Der Verein steht vor dem Problem, dass etliche Parzellen nicht mehr genutzt werden, die verbliebenen Kleingärtner aber für die auf das gesamte Gelände erhobenen Pacht aufkommen sollen. Wie es bei der Stadtteilkonferenz hieß, sei das für den Verein inzwischen unmittelbar existenzbedrohend.



Video: Herr Frelich (NABU) zu den Konsequenzen eines baulichen
Eingriffs in das Gebiet an der Neuen Aue (© 10.02.2017, mangolution)

Auf Einladung der Sprecher der STK Lehe führte Herr Frelich (NABU Bremerhaven-Wesermünde e. V., stellvertr. Vorsitzender) den Besuchern der Stadtteilkonferenz vor Augen, welche über die vordergründig erkennbaren menschlichen Bedürfnisse bezüglich der Erhaltung der Grünflächen hinausgehenden Auswirkungen eine Bebauung der genannten Flächen - auch für die Stadt insgesamt - zur Folge hätte.



Herr Frelich (NABU) zur ökologischen Wichtigkeit der Grünflächenund Naturgebiete in Bremerhaven (© 11.02.2017, mangolution)

Die Politiker der Großen Koalition in Bremerhaven werben zwar immer wieder gerne mit dem Titel "Klimastadt", handeln aber oftmals so, als seien sie für die damit verbundenen Verpflichtungen nicht zuständig. Grünflächen haben einen unmittelbaren Einfluss auf das städtische Mikroklima. Herr Frelich bezeichnete sie als "Frischluftentstehungsbereiche": Bäume und Sträucher verdunsten Wasser, was insbesondere nachts zur Nebelbildung führt. Kühle, feuchte Luft wird dann in die tagsüber erhitzten Bereiche der Stadt hineingetragen. Dieser Effekt sei vergleichbar mit einer "Kühlmaschine, für die wir nichts bezahlen" brauchen.

Die Landschaft entlang der Neuen Aue ist ein grünes Paradies ...
... und ein Naherhohlungsgebiet, das es zu erhalten gilt.
Eine weiterer, nicht zu unterschätzender Effekt einer flächigen Bebauung mit Einfamilienhäusern und den heute üblichen eher kleinen Gartengrundstücken sei die weitere Versiegelung der Flächen. Betroffen seien die Wiesen zwischen dem Wanderweg entlang der Aue und der Jahnstraße, sowie die Grünflächen westlich der Jahnstraße zwischen der Steinkämpe im Norden und dem Twischkamp im Süden. Infolge der Versiegelung kann das Niederschlagswasser nicht mehr wie bisher versickern und belastet dadurch zusätzlich die - insbesondere im Falle der infolge des Klimawandels vermehrt zu erwartenden Starkregenereignisse - die Kanalistion. Zudem kämem auf die Stadt höhere Kosten zu, um das Wasser abzuführen.

Hinzu komme ein zu erwartender massiver Artenverlust. Das im Verlauf eines einzigen Jahres erstellte Gutachten des Stadtplanungsamtes wird Herrn Frelich zufolge nichts Verwertbares dazu aussagen. Für ein aussagekräftiges Gutachten zur Artenvielfalt, das von "Amphibien bis Insekten" alles berücksichtigt, wäre im Gebiet an der Neuen Aue ein Mindesterfassungszeitraum von zwei Jahren notwendig. Der NABU habe bei seinen Wanderungen im Gebiet an der Neuen Aue das Vorkommen von Fledermäusen dokumentiert. Herr Frelich benannte drei verschiedene Arten:

Die Zwergfledermaus habe ihre Schlafplätze in den Verschalungen der Gartenhütten der Parzellen auf dem Grabeland an der Neuen Aue. Würde dort alles platt gemacht werden, um Platz für Einfamilienhäuser zu schaffen, würde der Lebensraum der Tiere zerstört. Der insgesamt für die Natur entstehende Schaden und der Verlust unserer Naherhohlungsräume sei "für Jahrzehnte oder Jahrhunderte nicht rückgängig zu machen".


Aufgeschnappt:
"Wenn kein einziger Politiker bereit ist, uns heute Abend hier Rede und Antwort zu stehen, dann zeugt das von einem großen Mangel an Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit der Zolli-Initiative."

"Wem gehört eigentlich die Stadt?"


*) Zum Weiterlesen:

Phillips-Field

Kistner-Gelände


Update:
12.02.2017
- Video "Schulneubauten"
- Video "Wichtigkeit der Naturgebiete"


(Quellen: Stadtteilkonferenz Lehe vom 11.02.2016 und vom 09.02.2017, Quartiersmeisterei Lehe, Zolli Initiative, NABU )