Dienstag, 29. Juli 2014

Eine Einladung zum Fastenbrechen

Die Zentum-Moschee in der Potsdamer Straße ...
Gestern feierten die Muslime das Ende ihres Fastenmonats Ramadan. Am letzten Donnerstag, also noch während des Ramadans, waren alle Bremerhavener im Rahmen des "Leher Kultursommers 2014" religionsübergreifend eingeladen, am Fastenbrechen teilzunehmen.

Eingeladen hatte die "türkisch-islamische Gemeinde zu Bremerhaven". Zuvor gab es die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Führung durch die Moschee in der Potsdamer Straße (Zentralmoschee). Ich war sehr beeindruckt von der Einrichtung und der künstlerischen Ausstattung des Gebetsraums der Moschee. Wenn man draußen auf der Straße an dem Gebäude vorübergeht, sieht man ihm das nicht an.

Die geschwungene und reich verzierte, einem gegliederten Gewölbe ähnliche Decke des Raumes ist in das Spitzdach des Gebäudes eingearbeitet. Unsere Führerin erklärte, im Islam sei die bildliche Darstellung religiöser Personen oder religiöser Szenen - wie es in christlichen Kirchen üblich ist - verboten. Daher besteht der Schmuck an den Wänden und an der Decke des Gebetsraums aus Ornamenten und arabischen Schriftzeichen.

In der Mitte der dem Eingang gegenüberliegenden Wand befindet sich eine mit Kacheln ausgekleidete Gebetsnische. Die aus der Türkei importierten Kacheln sind mit Ornamenten geschmückt, die unserer Moschee-Führerin zufolge, in dieser Art nur dort hergestellt werden.

Die Gebetsnische ist in Richtung der Kaaba, dem zentralen Heiligtum des Islam ausgerichtet und kennzeichnet so die Gebetsrichtung. Unsere Führerin erklärte uns, man könne sich die Gebetsnische als eine Art der Kaaba zugewandtes Tor vorstellen, durch das eine rituelle Verbindung zum Zentralen Heiligtum des Islam hergestellt wird.

Auch die Verzierungen des Teppichs, mit dem der Gebetsraum der Moschee ausgelegt ist, weisen in Richtung der Kaaba. Dieser Teppich darf nicht mit Schuhen betreten werden. Deshalb wurden auch wir gebeten, vor dem Betreten des sakralen Raumes der Moschee unsere Schuhe auszuziehen. Bevor ein Moslem den Raum zum Gebet betritt, vollzieht er darüberhinaus eine rituelle Waschung.

Ebenso wie die Gemeinde steht beim Gebet auch der Imam mit dem Gesicht in Richtung der Gebetsnische. Aufgrund der halbrunden Ausformung der Nische werden seine Worte in den Gebetsraum reflektiert, damit die Gemeinde seine Worte verstehen kann.

An der linken Seite der Wand mit der Gebetsnische gibt es einen etwas erhöhten, über wenige Treppenstufen erreichbaren "Lehrstuhl", von dem aus der Imam seine Predigt hält, und rechts von der Gebetsnische befindet sich die Kanzel. Wie uns erklärt wurde, ist diese zwingend notwendig für das Freitagsgebet, dem - wie ich es verstanden habe - im Islam eine ähnliche Bedeutung zukommt, wie dem sonntäglichen Gottesdienst der evangelischen- oder der heiligen Messe der katholischen Christen.


... mit ihrem zum Hof ausgerichteten Minarett
Zum Abschluss der Führung beantworteten unsere Führerin und der Imam der Moschee Fragen ihrer Gäste. Ich meinte einmal gelesen zu haben, dass der Ramadan in das Frühjahr fällt. Daher interessierte es mich, in welchem Zeitraum die Muslime ihren Fastenmonat begehen.

Der Beginn und das Ende der Fastenzeit richten sich nach dem Mondkalender des Islam. In diesem Kalender ist der Ramadan der neunte Monat. Da der astronomische Mondzyklus vom Monatszyklus unseres Kalenders, der sich nach dem astronomischen Sonnenzyklus richtet, abweicht, verschiebt sich der Monat Ramadan in jedem Jahr um einige Tage im Jahr nach vorne. So kommt es, dass der Ramadan im Laufe der Zeit in allen vier Jahreszeiten stattfindet.

Ein anderer Besucher fragte daraufhin, ob es Unterschiede in Abhängigkeit davon gibt, in welcher Jahreszeit die Muslime ihren Ramdan begehen. "Sicher gibt es da Unterschiede.", erhielt er zur Antwort. Da die tägliche Fastenzeit im Ramadan - während der ein Muslim weder isst noch trinkt(!) - von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dauert, falle das Fasten im Winter leichter, als während der langen Tage des Sommers.


Nach dem Ende der Führung ergab sich im Hof der Moschee noch ein zufälliges Gespräch einiger Besucher mit unserer Moscheeführerin. Darin kamen unter anderem auch die gemeinsamen Wurzeln und die Unterschiede zwischen den drei großen, monotheistischen Weltreligionen zur Sprache. So erfuhr ich bei der Gelegenheit, dass die Jungfrau Maria und die unbefleckte Geburt ihres Sohnes Jesus auch im Islam eine zentrale Rolle spielen. Die Jungfrau Maria genieße bei den Muslimen ein hohes Ansehen.

Im Gegensatz zu den Christen, die glauben, das Jesus als "Sohn Gottes" zur Welt kam, sei dieser im Islam ein weiterer Prophet. Die Vorstellung, der allmächtige Gott der Juden, Christen und Muslime könne einen Sohn haben, der als "fleischgewordener Gott" quasi mit ihm auf der gleichen Stufe steht, sei den Muslimen fremd ...


Irgendwie muss das Gespräch im Hof der Moschee wohl doch länger gedauert haben, als es uns vorgekommen war. Jedenfalls hatte man schon jemanden geschickt, um nach uns zu suchen, weil der Beginn des Fastenbrechens kurz bevor stand und man uns am für uns reservierten Tisch im großen Begegnungssaal der Moschee vermisst hatte. Dort versammeln sich im Ramadan Abend für Abend etwa 400 Muslime zum gemeinsamen Fastenbrechen.

Bereits während der Imam noch das Gebet zum Fastenbrechen sprach, wurden bereits die Teller gefüllt. Für jemanden wie mich, in dessen Vorstellung türkisches Essen im Wesentlichen aus den bekannten Spezialitäten, wie beispielsweise Geschnetzeltem in Fladenbrottaschen (Döner), türkischer Pizza (Lahmacun) oder Hackfleisch in Teigmantel besteht, waren auch die Linsensuppe und die Kartoffeln mit Hackfleischröllchen, Gemüse und Soße, beides gut gewürzt, eine neue Erfahrung.

Die Gespräche am Tisch mit den anderen Gästen und einem unserer Gastgeber, der an unserem Tisch saß, drehten sich unter anderem um den Alltag in muslimischen Familien, die aufgrund der Entfernung seltenen Treffen zwischen den hier lebenden Migranten und ihren Verwandten in ihren Herkunftsländern, den persönlichen Wünschen und Hoffnungen bezüglich des friedlichen Zusammenlebens der Völker, das Fasten und das tägliche Fastenbrechen in der großen Gemeinschaft während des Ramadan.

  • Ich bedanke mich auf diesem Wege noch einmal für die Führung durch die Moschee, die Einladung zur Teilnahme am Fastenbrechen und die freundliche Aufnahme. Für den Fall, dass ich etwas missverständlich oder sachlich falsch wiedergegeben haben sollte, würde ich mich über entsprechende Kommentare freuen.




11 Leher – 11 Fragen

In seinem Dokumentarfilm "11 Leher - 11 Fragen" aus dem Jahre 2011 entwirft der Bremerhavener Filmemacher Reinhard Büsching (dokument@r) ein ebenso sehenswertes wie anregendes Porträt des Leher Goethe-Quartiers und seiner Bewohner.

So in etwa steht es in der Ankündigung zum Film, der am 30.07.2014 im Rahmen des "Leher Kultursommers 2014" ein zweites Mal im Passage Kino zu sehen sein wird. In Interviews kommen nacheinander elf Menschen zu Wort, denen die gleichen elf Fragen gestellt werden. Keiner der Befragten wusste vor dem Beginn des Interviews jedoch, welche Fragen ihm gestellt werden würden.

Ich weiß ja nicht, wie es anderen Menschen geht, die den Film zum erstem Mal sehen. Insbesondere auch deshalb, weil sich einige der Fragen auf sehr persönliche Bereiche des Lebens bezogen, ging mir dabei jedenfalls immer wieder die Frage, "Was hätte ich wohl geantwortet?", durch den  Kopf. Obwohl jeder der elf Leher und Leherinnen mit den gleichen elf Fragen konfrontiert wurde, man den Ablauf also eigentlich spätestens bei der dritten Person kannte, war ich überrascht, wie schnell die Zeit vergangen war, nachdem ich den Film vor drei Jahren gesehen hatte.

Aus der Bandbreite der sozialen und kulturellen Hintergründe der hier geborenen "Leher Butjer" und neu Hinzugezogenen - darunter auch Menschen mit Migrationshintergrund - ergibt sich, wie es in der Ankündigung im Programmheft des "Leher Kultursommers 2014" heißt, "ein großes Porträt, das sich aus lauter kleinen Porträts zusammensetzt".

Meine Meinung:
"11 Leher – 11 Fragen" ist ein interessanter,
sehr persönlicher Einblick in nahezu alle sozialen Facetten
des Lebens im Leher Gründerzeitquartier.


Ein Ausschnitt aus dem Film ist hier zu sehen.


11 Leher – 11 Fragen
Ein Film von Reinhard Büsching
nach einer Idee von Erpho Bell

  • Am: 30.07.2014
  • Um: jeweils 20:15 Uhr

    Im "Passage"-Kino
    (Bürgermeister-Smidt-Str. 20)
    Eintritt: 4,– Euro



Montag, 28. Juli 2014

Der "Vergessene Fluss"

Aue Spaziergang 2013: Hier wurde die Aue von der Hafenstraße überquert
Bis Anfang der Siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts floss der klein Fluss "Aue" durch das Goethe-Quartier des Bremerhavener Stadtteils Lehe.

Wer mit offenen Augen durchs Quartier geht und die noch vorhandenen Spuren zu deuten weiß, kann den ehemaligen Verlauf der Aue auch heute noch gut nachvollziehen. Dort, wo auf dem Foto auf der gegenüberliegenden Seite der Hafenstraße die Büsche unter den Bäumen zu sehen sind, trat die Aue wieder zutage, nachdem sie die Hafenstraße unterquert hatte. Noch bis zum Beginn der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts verlief das Flussbett von dort durch den Saarpark bis zur Mündung in die Geeste.

Im Rahmen des Leher Kultursommers 2014 beginnt am kommenden Dienstag ein geführter Spaziergang entlang des "Vergessenen Flusses" vor dem Eingang der "Theo" und endet im Schöpfwerk an der Geeste. Mitarbeiter der BEG werden Einblicke in den Raum und die Technik geben.

Mit von der Partie sind auch die "Auepiraten". Wenn sie sich gemeinsam an ihre Kindheit an, auf und in der "Aue" erinnern, wird der kleine Fluss auch vor den inneren Augen der anderen Teilnehmer noch einmal "sichtbar" werden.


Die Aue und die Auepiraten
  • Am: 29.07.2014
  • Um: 17:00 Uhr 

    Treffpunkt: "die Theo"
    (Lutherstraße 7)

    Die Teilnahme an der Führung ist kostenlos.




Preacher-Poetry-Slam

Die Pauluskirche im Morgenlicht
Der neu-deutsche Begriff "Poetry-Slam" (wörtlich in etwa "Dichter-Schlacht" oder sinngemäß Dichterwettstreit) dürfte vielen Menschen wohl inzwischen bekannt sein. Die Autoren tragen dabei ihre Werke innerhalb einer bestimmten Zeit vor. Das geschieht in einer Art Performance, bei der sie sich selbst in Szene setzen. Das Publikum bestimmt anschließend den Sieger.

Anders als bei einer "normalen" Poetry-Slam trafen bei dieser Veranstaltung im Rahmen der "Leher Kulturwochen 2014" am letzten Freitag in der Pauluskirche fünf Poeten und fünf Pastoren aufeinander.

Die Poetry-Slammerinnen und -Slammer stellten sich mit ihren Texten dem Thema der aktuellen evangelischen Jahreslosung "Gott nahe zu sein ist mein Glück!?" und die Pastorinnen und Pastoren bereicherten den Wettstreit mit ihrer Sicht auf das Thema.

Kurz zusammengefasst geht es dabei um die einen, die sich ihr Leben lang plagen, und trotzdem auf keinen grünen Zweig kommen, und um die anderen, die das Geld, die Macht und das Sagen haben, denen alles in den Schoß fällt, ohne dass dass sie sich deswegen besonders bemüht haben, also um die Ungerechtigkeit in dieser Welt. Die einen, die immer für andere da sind, selbst aber ständig "auf der Schattenseite des Lebens stehen", verlieren irgendwann den Glauben an die Gerechtigkeit - und wenn sie einmal "gläubig" waren, vielleicht auch den Glauben an Gott - bis sie möglicherweise eines Tages die Erkenntnis erlangen, dass materieller Reichtum oder Macht über andere Menschen nicht die wesentlichen Dinge sind, auf die es im Leben ankommt. Und am Ende des Lebens sind alles Geld und alle materiellen Reichtümer der Welt, welche die anderen zusammengerafft haben, nichts mehr wert ...



Im Publikum waren nach dem Zufallsprinzip Pakete mit Wertungskarten verteilt worden, die Wertungen auf einer Skala von "Null" bis "Zehn" ermöglichten. Ich war eigentlich ganz froh, dass dieser Kelch an mir vorüberging: Wenn man gleich zu Beginn eine Hohe Wertung vergeben hat, alle folgenden Akteure sich aber noch besser herausstellen, dann ist sehr schnell nach oben hin keine weitere Steigerung mehr möglich.

Einer der angekündigten "Preacher" konnte krankheitsbedingt leider nicht teilnehmen, so dass die Kräfte mit fünf Poeten zu vier Pastoren ungleich verteilt waren. Außer Konkurenz übernahm deshalb die Poetin Nina La Grande als "Eisbrecherin" den Auftakt, und stimmte das Publikum auf das ein, was noch folgen würde ...

Aus der Gruppe der Poeten war Klaus Urban aus Hannover meine erste Wahl. Die Jury kam mit ihrem Wertungsergebnis zu dem gleichen Schluss. Auf der Seite der "Preacher" erreichte Rainer Claus (Pastor in Wilhelmshaven) die höchste Summe der Wertungen - mich persönlich hatte aus dieser Gruppe allerdings der Beitrag Jörg Prahlers aus Gusborn-Quickborn am meisten berührt.




Samstag, 26. Juli 2014

Auf dem Altstadtrundweg durch das Goethe-Quartier



Am 23.07.2014 führte Herr Schwartz (Landesamt für Denkmalpflege Bremen) die Besucher einer Veranstaltung im Rahmen des "Leher Kultursommers 2014" entlang des Altstadtrundwegs durch das Goethe-Quartier des Bremerhavener Stadtteils Lehe.

Musikalisch begleitet wurde die Gruppe von einer Drehorgel. Zwischendurch gab es eine theatralische Einlage, mit der an das seit vielen Jahren aus dem Stadtbild verschwundene Flüsschen "Aue" erinnert wurde.

Mein Video zeigt Impressionen von dem sehr informativen, geführten Spaziergang durch das Viertel.

Der "Altstadtrundweg" im Goethe-Quartier ist eines der Projekte der "Eigenstümerstandortgemeinschaft Lehe" (ESG-Lehe e.V.). Die Gemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, Haus- und Wohnungseigentümer im Quartier für gemeinschaftliches Denken zu gewinnen und zum gemeinsamen Handeln zu motivieren, um so mithilfe von Projekten und Aktionen die Wohn- und Wohnumfeldqualität im Goethe-Quartier langfristig nachhaltig zu verbessern.



Dienstag, 22. Juli 2014

Einladung zu einem Abend in einer "fremden Kultur"

Die Moschee der türkisch-islamischen Gemeinde ...
Im Rahmen des "Leher Kultursommers 2014" lädt die türkisch-islamische Gemeinde zu Bremerhaven am kommenden Donnerstag zu einer Führung durch ihre Moschee in der Prager Straße und zur Teilnahme am gemeinsamen Fastenbrechen im Ramadan, dem Fastenmonat der Muslime, ein.

Integration ist mehr als die Erwartung, dass Migranten aus anderen Ländern mit anderen Kulturen deutsch sprechen, und mehr als Griechische Restaurants, Pizza oder Dönerbuden. "Integration" kann nur funktionieren, wenn "Alteingesessene" und Migranten ihre gegenseitigen Berührungsängste verlieren, aufeinander zugehen und voneinander lernen. Daher bin ich sehr erfreut über das Angebot der türkisch-islamischen Gemeinde.


... in der Potsdamer Straße im März 2010.
Vermutlich wird das für die gebürtigen Deutschen "ein Erlebnis mit vertauschen Rollen" werden, wenn sie sich für einen Abend als Minderheit innerhalb einer völlig anderen Kultur wiederfinden, über die zwar viel geredet wird, die aber kaum jemand von ihnen wirklich jemals erlebt hat.

Ich bin sehr gespannt, wie viele Bremerhavener deutscher Herkunft die Einladung annehmen werden und was sich zukünftig daraus entwickeln wird.


Moscheeführung
und Teilnahme am Fastenbrechen

  • Am: 24.07.2014
  • Um: 21:00 Uhr

    Moschee der türkisch-islamischen Gemeinde
    zu Bremerhaven e.V. (Potsdamer Str. 30)

    Die Teilnahme ist kostenlos.
    Da die Anzahl der Teilnehmer jedoch begrenzt ist,
    wird um Anmeldung unter der E-Mail-Adresse
    info@ditib-bremerhaven.de gebeten.



Geschichte und der Gegenwart des Goethe-Quartiers

Führung zum Auftakt des "Altstadtrundwegs" mit etwa 300 Teilnehmern (17.09.2010)
Im Rahmen eines Auftaktfestes wurde der - damals noch unvollendete - "Altstadtrundweg" durch das Goethe-Quartier des Bremerhavener Stadteils Lehe am 17. September 2010 zum ersten Mal der Bremerhavener Öffentlichkeit vorgestellt.

Trotz des schlechten Wetters begleiteten etwa 300 interessierte Bürger Herrn Schwartz (Landesamt für Denkmalpflege) auf seinem Weg durch das Goethe-Quartier. Seit seiner fachkundigen Führung sehen viele von ihnen das Viertel mit anderen Augen. Der Rundweg ist ein Projekt der Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe e.V. (ESG-Lehe).

Im Rahmen der "Leher Kulturwochen 2014" wird Herr Schwartz morgen Abend ein zweites Mal von der Geschichte und der Gegenwart besonderer Orte entlang des Altstadtrundwegs und von der Entwicklung im Quartier erzählen. - Und im Gegensatz zum September 2010 weiß die Wettervorhersage für morgen nur Gutes zu berichten :)


Führung entlang des Altstadtrundwegs
Leitung: Uwe Schwartz (Landesamt für Denkmalpflege)
  • Am: 23. Juli 2014
  • Um: 17:00 Uhr

    Treffpunkt: Ernst-Reuter-Platz

    Die Teilnahme ist kostenlos
    (Spenden werden aber gerne entgegengenommen)



Montag, 21. Juli 2014

Auf den Standpunkt kommt es an

Alter Gewölbekeller: Musiker Willy Schwarz und Geschichtenerzählerin Julia Klein

Geschichtenerzähler Thomas Hoffmeister-Höfener und Musiker Willy Schwarz

Marco Holmer erzählt in der Kräuterkammer der "Alten priviligierten Apotheke"

Der Mond hatte gehört, dass die Bewohner der Erde ihren Planeten für "das größte Werk Gottes im Universum" halten. Lächerlich dachte er. Die Erde und alle Sterne sind doch kleiner als ich und er rief: "Ich bin der Größte im Universum."

Das hörte ein kleiner See auf der Erde. So ein Blödsinn sagte er: "Ich bin der Größte im Universum, denn schließlich spiegele ich den Mond, der auf meiner Oberfläche nur ein winziger Fleck ist."

Das hörte eine Maus, die gerade am Ufer des Sees ihren Durst löschte und piepste: "Die haben ja alle keine Ahnung. Ich bin die Größte im Universum. In meinem Auge finden alle Platz: Der See mit dem Mond und der Erde im Auge des Mondes."

Kaum, dass sie es gedacht hatte, kam eine Eule vorbeigeflogen und verspeiste die Maus als Abendmalzeit. "Ha!", sagte sie. "Ich bin ja wohl die Allergrößte im Universum, denn in meinem Magen ist Platz für die Maus, den See mit dem Mond und die Erde."

"Aber eigentlich bin ich doch die Größte im Universum.", meinte die Erzählerin Julia Klein, die diese Geschichte zur Einstimmung auf den Abend in der Dionysiuskirche vorgetragen hatte. "In meine Geschichte passen die Eule, die Maus, der See der Mond und die ganze Erde hinein. - Allerdings", gab sie zu bedenken: "Was wäre eine Gesichtenerzählerin ohne ihr Publikum? Somit ist das Publikum der Geschichtenerzäher das Größte im Universum, denn in den Ohren der Zuhörer ist Platz für die Eule, die Maus, den See, den Mond, die Erde und alle Geschichten aller Erzähler dieser Welt."


Wenn jemand eine Geschichte erzählt oder hört, wenn jemand etwas sieht oder erlebt und anderen davon erzählt, dann kommt es eben immer auch auf den Standpunkt der Erzähler und ihrer Zuhörer an, welche Geschichten am Ende dabei heraus kommen, die vielleicht von anderen Menschen weitererzählt werden und so im Laufe der Zeit um zahlreiche Varianten bereichert werden.

Die weiteren Geschichten, die das "wandernde Publikum" an drei verschiedenen Orten zu hören bekam, sowie die kurzweiligen Einlagen, mit denen die "Reiseleiter" von der Impro-Theatergruppe Theater Montage" ihre drei Gruppen unterwegs unterhielten, ließen die drei Stunden wie im Fluge vergehen.

Und, nur mal so nebenbei bemerkt: Wann hat man sonst schon die Gelegenheit, ein uriges, aus Backstein gemauertes Gewölbe in einem alten Haus in der Langen Straße, dem alten Zentrum Lehes, von innen zu sehen? Oder die Kräuterkammer einer mehr als 320 Jahre alten Apotheke? ...


Morgen geht es - sozusagen mit einem Kulturexport - weiter im Programm des "Leher Kultursommers 2014". Im "Passage" Kino in Bremerhaven Mitte wird dann der Film "11 Leher – 11 Fragen" des Dokumentarfilmers Reinhard Büsching (dokument@r) aus dem Jahre 2011 zu sehen sein.

Im Programmheft zum Leher Kultursommer findet sich ein Zitat aus der Presse: "Nicht versäumen sollte man Reinhard Büschings Dokumentarfilm ‚11 Leher – 11 Fragen’. Der Filmemacher entwirft ein ebenso sehenswertes wie anregendes Porträt des Quartiers und seiner Bewohner. Zu Wort kommen sehr unterschiedliche Menschen, die Fragen nach ihrer Herkunft oder ihren Wünschen, nach ihrer Kindheit oder ihren Lieblingsorten in Lehe beantworten. Die Palette reicht dabei von der jungen Mutter bis zum Rentner, von der Hausfrau bis zum Assistenten der Geschäftsleitung. Befragt wurden Alteingesessene und Neubewohner, Menschen mit Migrationshintergrund, mit beruflichem Erfolg und ohne. Ein großes Porträt, das sich aus lauter kleinen Porträts zusammensetzt."

Auch in diesem Film wird deutlich: Auf den Standpunkt kommt es an!


11 Leher – 11 Fragen
Ein Film von Reinhard Büsching nach einer Idee von Erpho Bell
  • Am: 22.07.2014 und am 30.07.2014
  • Um: jeweils 20:15 Uhr

    Im "Passage"-Kino
    (Bürgermeister-Smidt-Str. 20)
    Eintritt: 4,– Euro


Samstag, 19. Juli 2014

Ein Fest der Kulturen


Impressionen vom "Fest der Kulturen 2011"

Im Rahmen des "Leher Kultursommers 2914" feiern die Bewohner des Leher Goethe-Quartiers und ihre Gäste morgen ihr "Fest der Kulturen". Bei Musik, Tanz und kulinarischen Spezialitäten aus den Herkunftsländern der unter uns lebenden Menschen mit Migrationshintergrund wird dann auch in diesem Jahr wieder die Vielseitigkeit des kulturellen Lebens im Quartier sichtbar werden.

Im Kulturzelt auf dem "Pausenhof Lehe" wird - neben vielen anderen Angeboten und Aktionen - auch die Abteilung für Kurzgedachtes, bei der es sich nach Ansicht der beiden einzigen dort beschäftigten Mitarbeiter - einem zwangsversetzten ehemaligen Chef der Abteilung für Langzeitgespeichertes und seiner Abteilungsleiterin-Stellvertreterin-Anwärterin - um die unwichtigste Abteilung im Gehirn eines Menschen handelt, ihre brillante Ideen vorstellen, die - wie es im Programmheft des "Leher Kultursommers 2014" heißt - leider nur geringe Chancen haben, groß herauszukommen.

Trotz der für morgen angekündigten Gewitter versprechen uns die Wetterfrösche verschiedener Wetterseiten im Internet, dass es in Bremerhaven tagsüber bei sommerlichen Temperaturen noch trocken bleiben wird. Hoffentlich behalten sie recht ...


Das Fest der Kulturen
  • Am: 20. Juli 2014
  • Ab: 14:00 Uhr

    auf dem Pausenhof Lehe
    (Eupener Straße, Ecke Potsdamer Straße)


Abteilung für Kurzgedachtes
6 Kurzhörspiele von Heike Eulitz, Rolf W. Krooß und Wolfgang Marten
  • Im Kulturzelt auf dem Pausenhof Lehe
    (Im Rahmen des "Festes der Kulturen")

 

Freitag, 18. Juli 2014

Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg

Der Schwejk, die Hauptfigur im 1921 veröffentlichten Roman "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk im Weltkrieg" von Jaroslav Hašek, ist ein guter Mensch. Als die Länder Europas scheinbar unaufhaltsam in den Ersten Weltkrieg trudeln und er als Soldat von der österreichisch-ungarischen Armee eingezogen wird, versucht er sich mit Tricks und allerlei List vor dem Kriegseinsatz zu drücken.

Beim Erscheinen des Romans verkündete ein Werbeplakat, Jaroslav Hašek habe das wohl "beste humoristisch-satirische Buch der Weltgeschichte" geschrieben. In der Ankündigung im Programmheft des "Leher Kultursommers 2014" heißt es, der Reclam-Verlag habe eine Neuübersetzung des Romans herausgegeben, die (Zitat) "auf beeindruckende und sehr amüsante Weise zeigt, wie zeitlos der Versuch, ein guter Mensch zu sein, an den Gegebenheiten und an den anderen Menschen scheitert."

In Anbetracht der aktuellen politischen Lage mit ihren wachsenden Spannungen zwischen Europa und den westlichen Staaten einerseits und Russland andererseits, sowie der weltweiten deutschen Beteiligungen an diversen Kriegen, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs mit dem Einsatz deutscher Soldaten im jugoslawischen Bürgerkrieg - damals immerhin noch unter großen Vorbehalten zahlreicher Bundestagsabgeordneter - ihren Anfang nahmen, muss man heute, im einhundertsten Jahr seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs feststellen, dass der Roman Jaroslav Hašeks leider noch genauso so aktuell ist, wie vor 93 Jahren. Auf der Internetseite des Reclam Verlags  heißt es dazu (Zitat):
".. Ins Deutsche übersetzt wurde der Text bisher aber erst einmal: von Grete Reiner, die in den 1920er Jahren mit ihrem »Böhmakeln« gleich eine eigene Sprachform für Švejk schuf. Doch Švejk spricht im Original sauberes Umgangs-Tschechisch, eine Sprache, die sich keineswegs durch grammatikalische Unkorrektheiten auszeichnet. Es war also durchaus an der Zeit, eine neue Übersetzung vorzulegen, die auf diese heute zu komödiantisch wirkenden, k.u.k.-tümelnden Elemente verzichtet und dem Roman so seine Modernität wiedergibt. Auf diese Weise entschlackt, erweist sich dieser große Roman 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges als erschreckend zeitgemäß in seiner Aufdeckung von Behördenwillkür, Selbstüberheblichkeit der Militärs, Obrigkeitshörigkeit und Dummheit. .."

Auch aufgrund seiner Aktualität wurde die Neuübersetzung mit dem aktualisierten Titel "Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk" in das Programm des "Leher Kultursommers 2014" aufgenommen. In einem vierzehnstündigen Lesemarathon werden Leserinnen und Leser aus Bremerhaven "und umzu" aus dem 888 Seiten starken Buch vorlesen.

Da nicht unbedingt jeder in der Lage sein wird, einen - ebenfalls vierzehnstündigen - nächtlichen Zuhör-Marathon zu absolvieren, heißt es im Programmheft ausdrücklich (Zitat): "Kommen und gehen Sie wie Sie wollen!"

Da das Buch früher im Bücherregal meiner Eltern stand, habe ich es als Jugendlicher gelesen. Ich denke die Entscheidung für den Roman war eine gute Entscheidung. Ein Besuch der Veranstaltung wird sicher interessant sein und zum Nachdenken über den - unaufhaltsamen(?) - Mechanismus von Kriegen anregen.


Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk
im Weltkrieg


eine vierzehnstündige Nachtlesung – Live und im Radio
Konzeption: Bernd-Rainer Hellrung, Erpho Bell und Radio Weser.TV
Live-Übertragung im Radio auf 90,7 MHz
und im Internet (www.radioweser.tv)
  • Am: 19./20.07.2014
  • Um: 18:00 Uhr

    Im Fernsehstudio von Radio Weser.TV
    (Capitol, Hafenstraße 156)

    Eintritt und Zuhören frei
    – gemeinsames Frühstück am Sonntag.

 

Donnerstag, 17. Juli 2014

Orte und Worte

Wenn Zwei dasselbe sehen, dann haben sie nicht unbedingt die gleichen Erinnerungen daran. Sollten sie sich später einmal darüber unterhalten, dann werden sie mit ziemlicher Sicherheit eine andere Geschichte darüber zu erzählen wissen, wie eine zweite Gruppe, die über dasselbe spricht, was auch die ersten beiden gesehen haben.

Die Veranstaltung "Orte und Worte", die morgen Abend im Rahmen des "Leher Kultursommers 2014" mitten im ursprünglichen Zentrum Lehes startet, bietet diesbezüglich die Gelegenheit für ein kleines Experiment. Nach einem gemeinsamen Auftakt teilen sich die Teilnehmer in drei Gruppen auf.

An drei verschiedenen Orten erzählen drei verschiedene Mitglieder der Bremerhavener Improtheatergruppe "Theater Montage" dazu passende Geschichten. So verschieden wie die Orte sind auch die Erzähler Marco Holmer, Thomas Hoffmeister-Höfener und Julia Klein und ihr "wanderndes Publikum".

Wenn sich später am Abend alle in der Kirche wiedertreffen, dann waren zwar alle an den selben Orten, werden aber jeweils etwas anderes erlebt haben ...


Orte und Worte
– Frei erzählte Geschichten für ein wanderndes Publikum

  • Am: 18.07.2014
  • Um: 18:00 Uhr

    Treffpunkt: Dionysiuskirche
    (Ecke Lange Straße/Poststraße)
    Kartenpreise: 12,– Euro, ermäßigt 8,– Euro



Mittwoch, 16. Juli 2014

Leher Kultursommer 2014 - Auftakt mit Terry Thun

Terry Thun (Martin Kemner) vor dem "Metropol"
Morgen Abend wird der "Leher Kultursommer 2014" feierlich eröffnet, der damit bereits im vierten Jahr stattfindet.

Eigentlich hätte der feierliche Auftakt des diesjährigen "Leher Kultursommers" bereits heute anlässlich der vorgesehenen Aufführung der Theatertruppe "Markant" mit ihrem Stück "Ein Inspektor kommt" stattfinden sollen. Aufgrund einer Erkrankung im Ensemble müssen die 6 geplanten Vorstellungen jedoch leider ersatzlos ausfallen.

Die Verlegung vor die bereits im letzten Jahr sehr erfolgreiche, wieder ins Programm aufgenommene theatrale Stadtteilführung "Mit Terry Thun ins wilde Nachtleben der guten alten Zeit" bietet dafür jedoch mit Sicherheit einen ebenso "würdigen" Rahmen. Wer "Terry Thun" (alias Martin Kemner) im letzten Jahr verpasst hat, sollte sich die Gelegenheit in diesem Jahr nicht entgehen lassen. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es hier ...

Bereits heute findet im "Metropol" - am Rande von Terry's Revier - ein Deutsch-amerikanischer Stammtisch statt.
  • Treffpunkt: "Metropol"
    (Potsdamer Straße 45, ab 19:30 Uhr)


Feierliche Eröffnung
des "Leher Kultursommers 2014"

  • Am: 17.07.2014
  • Um: 19:00 Uhr
Vor der "Theo" (Lutherstr. 7)

Anschließend geht es dann

Mit Terry Thun
ins wilde Nachtleben der guten alten Zeit


Eine theatrale Stadtteilführung mit Martin Kemner
(von Erpho Bell)
  • Start: 19:30 Uhr
Kartenpreise: 12,– Euro, ermäßigt 8,– Euro



Samstag, 5. Juli 2014

Wir haben gewonnen ...


... - auch wieder so ein Spruch: Diejenigen, die das gestern nach dem Fußballspiel (Deutschland/Frankreich) von sich behaupteten, haben mit Sicherheit nicht den geringsten Anteil am Sieg der deutschen Nationalmannschaft.

Mitgespielt hat jedenfalls keiner von ihnen. Das wäre wohl auch ein schönes Gedränge geworden, wenn anstelle der sonst üblichen 22 Fußballspieler, plötzlich hunderttausende Spieler versucht hätten, auf dem Rasen Platz zu finden.

Glücklicherweise ist das angedeutete Chaos im Stadion aber auch dieses Mal wohl doch ausgeblieben.

Unglücklicherweise haben sich die zuvor erwähnten Gewinner, die bis zum Abpfiff mehr oder weniger friedlich vor dem Fernsehgerät gesessen hatten, nach dem Spiel vom Fernsehsessel erhoben und sich in ihre Autos gesetzt, um wieder einmal stundenlang unablässig hupend ums Carée zu kurven. Zur Krönung des ohrenbetäubenden Lärms konnten es einige Spaßvögel unter den Fans nicht unterlassen, ihre in der letzten Sylvesternacht nicht aufgebrauchten Böller und Raketen zu zünden ...

Da ich gestern Abend - rückblickend betrachtet taktisch eher unklug - um die Zeit des Fußballspiels eine Schicht in der Kunstinstallation im Turm der Pauluskirche übernommen hatte, war es mir leider nicht möglich, dem Lärm auf der Hafenstraße zu entkommen. Diejenigen meiner Mitbürger, die mit Fußball ebenso wenig am Hut haben wie ich, aber an den Lieblingsstrecken der lärmenden Fußballfans wohnen, haben seitdem mein tiefstes Mitgefühl.

Als der Lärmpegel dann endlich etwas zurückging kamen mir irgendwann ganz andere Bilder in den Sinn:
Nach dem Spiel strömem die Menschen aus ihren Häusern, treffen sich auf der Straße, fallen sich gegenseitig in die Arme, stoßen mit einem Bierchen oder einem Glas Sekt auf "unseren" Erfolg an und feiern so - vielleicht sogar gemeinsam mit den Fußball-Abstinenzlern - den Sieg ihrer Fußballmannschaft.

Liebe Fußballfans:
Ich kann eure Begeisterung zwar nicht wirklich nachempfinden, gönne euch euren Spaß an der Sache aber von ganzem Herzen. Es wäre jedoch schön, wenn ihr eure Freude aus Rücksicht auf die nicht gerade geringe Anzahl von Menschen, denen Fußball völlig egal ist, etwas weniger lautstark ausdrücken würdet.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Mehr Geld für den Hafentunnel


Seit dem offiziellen Baubeginn des Bremerhavener Hafentunnels sind noch nicht einmal ganz acht Monate vergangen, aber bereits jetzt werden weitere Kostensteigerungen sichtbar.

Herr Grantz (SPD, Oberbürgermeister) hat mit einer Rede in der Bremer Bürgerschaft, vor der Wirtschaftsdeputation des Landes für den Hafentunnel geworben - und um Zustimmung für die Bewilligung weiterer Mittel zur Finanzierung des Projekts gebeten.

Die neuen Kostensteigerungen scheinen ihn allerdings nicht weiter zu beunruhigen. Die Bremerhavener Nordsee-Zeitung zitiert die ihn in ihrer Print-Ausgabe vom 03.07.2014 mit den Worten (Zitat): ".. eine Verteuerung bei der Ausschreibung von sechs Prozent liegt absolut im Rahmen." In Zahlen liest sich das in der Nordsee-Zeitung so (Zitat): ".. 8,4 Millionen Euro liegt das Mindestgebot nach der Ausschreibung über den kalkulierten Kosten von 137 Millionen Euro. .."

Als Quelle für die Zahlen wird eine Kalkulation aus dem Jahre 2011 angegeben. Da die Kostensteigerung - nach der Ausgabe aller anderen Mittel - erst im Jahre 2018 offensichtlich geworden wäre, sei die Offenlegung der Mehrkosten zu diesem Zeitpunkt, so Herr Grantz, ehrlich und transparent.
Noch im November des letzten Jahres war von weiteren Kostensteigerungen allerdings keine Rede gewesen. In einem Filmbericht von Radio Bremen anlässlich der Feier zum Baubeginn am 22.11.2013 hatte Herr Grantz auf die Frage der Reporterin, ob 'da eigentlich schon ein kleines Polster mit eingerechnet wurde?' geantwortet (Zitat): "Natürlich wurden auch immer Polster berücksichtigt."

Doch zurück zum aktuellem Bericht der Nordsee-Zeitung. Auffälligerweise habe - mit Ausnahme Herrn Günthners (SPD, Wirtschaftssenator) - niemand die Argumente des Oberbürgermeisters für die Fortsetzung der Baumaßnahmen für den Hafentunnel mit eigenen Beiträgen unterstützt. Trotzdem hätten dann - abgesehen von den Linken - alle Deputierten einem weiteren Zuschuss des Landes, mit dem die Kostensteigerung für den Hafentunnel aufgefangen werden soll, zugestimmt.

Die Zeitung erwähnt in ihrem Bericht, es habe kritische Stimmen aus den Reihen der CDU gegeben - leider jedoch, ohne weiter auf den Inhalt der Kritiken einzugehen. Stattdessen heißt es nur, Herr Bödeker (CDU, u.a. Stadtverordnetenfraktion, Vorsitzender) habe daran erinnert, dass das Projekt in der Stadt umstritten ist, und dass die Verkehrsprobleme zu Baubeginn sowie die jetzt offengelegte Kostensteigerung Wasser auf die Mühlen der Tunnelgegner seien.

Damit hat er zweifellos Recht. Als Kritik am Tunnelprojekt kann man seine Anmerkung aber wohl kaum bezeichnen. Für mich klingt das eher so, als wäre es ihm lieber gewesen, wenn die Tunnelgegner jetzt noch nicht über die weitere Kostensteigerung informiert gewesen wären.

Herr Kau (CDU, Bürgerschaftsabgeordneter) wurde der Nordsee-Zeitung zufolge mit seinem Hinweis auf den Bericht des Rechnungshofs, in dem die nicht gegebene Wirtschaftlichkeit (Nutzen-/Kosten-Verhältnis) des Projekts kritisiert wird, schon konkreter. Aufgrund einer seit März dieses Jahres vorliegenden Anzeige ermittelt darüber hinaus in diesem Zusammenhang derzeit die Staatsanwaltschaft. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die Mitglieder der Wirtschaftsdeputation ruhigen Gewissens der Bewilligung weiterer 8,4 Millionen Euro zustimmen konnten.


Zahlen

In der Vergangenheit war bereits von weitaus höheren Projektkosten die Rede gewesen, als von den im Bericht der Nordsee-Zeitung genannten 137 Millionen Euro aus dem Jahre 2011. So konnte man am 08.05.2013 in einem Artikel des Online-Magazins "Laufpass" nachlesen, dass der Genehmigung für den Hafentunnel Projektkosten in Höhe von rund 160 Millionen Euro zugrunde lagen. Eine Überprüfung im Jahre 2010 - also bereits ein Jahr vor dem jetzt in der Nordsee-Zeitung genannten, um 23 Millionen Euro geringeren, Betrag - habe es dann eine Kostensteigerung auf 171,3 Millionen Euro ergeben.

Die auf 171 Millionen Euro angehobene Kostenkalkulation taucht übrigens am 20.11.2013 auch in einem Bericht der Nordsee-Zeitung auf. Wie es damals hieß, seien dabei noch nicht einmal alle Risiken wie Stahlpreise, Bodenverhältnisse und Entschädigungsleistungen berücksichtigt worden. Die jetzt in der Nordsee-Zeitung genannten 137 Millionen Euro wollen da irgendwie nicht wirklich ins Bild passen. Oder habe ich seit Ende des letzten Jahres vielleicht etwas übersehen?

Ebenfalls nicht berücksichtigt sind in den 171,3 Millionen Euro die Planungskosten in Höhe von 29,2 Millionen Euro, so dass die reinen Investitionskosten - unter Berücksichtigung der jetzt zusätzlich bewilligten Gelder - bisher eher bei 210 Millionen Euro liegen werden, als bei der jetzt in der Nordsee-Zeitung genanten 'Kosten-Kalkulation aus dem Jahre 2011'. Wie einem Online-Artikel auf der Internetseite von Radio Bremen vom 20.11.2013 zu entnehmen ist, schreibt das Haushaltsrecht des Bundeslandes Bremen ebenso die Einbeziehung der Planungskosten in die Kalkulation vor, wie auch die bisher gleichfalls außen vor gelassenen jährlichen Folgekosten, die auf jährlich 800000 Euro geschätzt würden.

Mit den - laut Herrn Grantz - 'natürlich immer auch berücksichtigten Polstern' kann es wohl nicht allzuweit her sein. Angesichts dieser Summen verschwinden die jetzt zusätzlich bewilligten 8,4 Millionen Euro allerdings beinahe im Grundrauschen der - der insbesondere aufgrund weiterer zu befürchtender Kostensteigerungen - Höhe der Gesamtkosten nach Abschluss des Projekts.

  • "Wir können nicht alle halbe Jahre die Kosten berechnen lassen. Das kostet schließlich auch Geld."
    (Melf Grantz in der Nordsee-Zeitung vom 03.07.2014)

    Anmerkung:
    Andere Projektmanager, die mit Drittmitteln arbeiten, zeichnen sich gerade auch dadurch aus, dass sie die Kosten ihrer Projekte ständig im Blick behalten, um notfalls zeitnah regulierend eingreifen zu können. Für Politiker, die nach Belieben über unsere Steuergelder verfügen, scheint dies offenbar nicht zwingend notwendig zu sein.


(Quellen: Laufpass vom 08.05.2013, Nordsee-Zeitung vom 20.11.2013, Radio Bremen vom 20.11.2013 und vom 22.11.2013)

Mittwoch, 2. Juli 2014

Kieler Woche 2014: Windjammerparade



Der Tag der "Windjammerparade" auf der Kieler Förde begann am Morgen mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Kurz vor Beginn der Parade wurde der Himmel über dem westlichen Ufer der Kieler Förde allerdings immer dunkler: Ein Gewitter kündigte sich an.

Ebenso wie ich wird wohl so mancher Fotograf unter den Zuschauern begeistert vom Kontrast der weißen, im Sonnenlicht vor dem dunklen Hintergrund leuchtenden Segel gewesen sein.


Nachdem die Großsegler "Gorch Fock", "Krusenstern" und "Sea Claud II" vorbei waren, hätten wir auch noch die "Dar Młodzieży" zu sehen bekommen ... - wenn wir nicht gerade noch rechtzeitig vor dem plötzlich schnell näher kommenden Gewitter ins Trockene geflüchtet wären.

Die Windjammerparade der Kieler Woche 2014 endete dann vorzeitig mit Regen, Hagel und Gewitter. Die Crews der Segler werden wohl noch alle Hände voll zu tun gehabt haben, um rechtzeitig vor dem schnell stärker werdenden Wind die Segel zu reffen ...