Mittwoch, 31. Oktober 2012

"Bounty" im Hurrikan gesunken

"HMS Bounty" im Neuen Hafen von Bremerhaven (Anfang 2011)
Wie verwundbar eine Megametropole wie New York durch einen Sturm ist, hat sich bisher wohl kaum jemand vorstellen können. Aber während die Welt auf New York blickt, hat der Sturm mit dem wenig furchteinflößenden Namen "Sandy" auch an anderen Orten der Ostküste der USA schwere Schäden angerichtet.

Weitaus verwundbarer - schon bei "normalen" schweren Stürmen oder Orkanen - sind aber Schiffe. Ein prominentes Opfer des Hurrikans "Sandy" ist die "HMS Bounty". Das Schiff war 1960 für den auf wahren Begebenheiten beruhenden Film "Die Meuterei auf der Bounty" gebaut worden. Nachdem am 28.10.2012 an Bord der Strom ausgefallen war und die Pumpen versagt hatten war der Dreimaster vor der Küste North Carolinas (USA) im Sturm in Seenot geraten und am 29.10.2012 gesunken. Im letzten Jahr war die "Bounty" noch zu Gast bei der Bremerhavener Festwoche gewesen. Wie wohl viele andere Besucher der Festwoche auch, hätte ich nicht gedacht, dass wir sie nie wieder zu sehen bekommen würden.

Der Küstenwache war es mit Hubschraubern gelungen, 14 von 16 Besatzungsmitgliedern des Nachbaus der "Bounty" zu retten. Eine Frau wurde tot geborgen. Wie das Bremer Regionalmagazin "Buten un Binnen" heute berichtete, wird der Kapitän vermisst.

Während der Nachbau der Originalen "Bounty" jetzt das Opfer einer Naturkatastrophe wurde, fand sein berühmtes Vorbild durch die Hand der Meuterer sein Ende. Um zu verhindern, dass es als weithin sichtbare "Landmarke" die Aufmerksamkeit ihrer Verfolger auf sich zieht, hatten sie das Schiff vor der Insel Pitcairn auf Grund gesetzt, wo sie es am 23. Januar 1790 in Brand steckten.


(Quellen: NZ vom 30.10.2012, Buten un Binnen vom 29-10.2012, Tall Ship Bounty [engl.])

Dienstag, 23. Oktober 2012

Weiterer MOX-Brennelemente Transport im November




Der "Arbeitskreis Wesermarsch", die "Aktion-Z" und "Bürgerinitiative Umweltschutz e.V." rufen zu Protesten gegen den See- und Landtransport von MOX-Brennelementen aus der britischen Atomaufbereitungsanlage "Sellafield" (früher "Windscale") über den Hafen von Nordenham zum Atomkraftwerk "Grohnde" auf, der im November durchgeführt werden soll.

Der Auftakt zu den Protesten der Atomkraftgegner wird am Samstag, dem 3. November 2012 in Nordenham, in Grohnde und entlang der möglichen Transportstrecken stattfinden.

Weitere Informationen zu den geplanten Aktionen am Atomkraftwerk "Grohnde" gibt es auf der Internetseite "Grohnde Abschalten!" der  "Bürgerinitiative Umweltschutz e.V." Für die Organisation der Anfahrt nach Grohnde gibt es auf der Internetseite der Anti-Atomkraft-Organisation ".ausgestrahlt" eine Mitfahrbörse (Bus, Bahn, Fahrgemeinschaften, ...).

Weitere Transporte sind für das Jahr 2013 zum Atomkraftwerk "Brokdorf" geplant. Um auf die weiterhin real existierende Gefahr eines Super-GAUs und dessen Folgen aufmerksam zu machen, veranstalten die Atomkraftgegener dort vom 5. bis zum 11. November eine "Aktionswoche zum Katastrophenschutz".


Zum Weiterlesen:


(Quellen: Grohnde Abschalten, .ausgestrahlt, E-Mail-Verteiler "Arbeitskreis Wesermarsch" und "Aktion-Z")

Samstag, 20. Oktober 2012

Demontage der Energiewende verhindern

Windenergieanlagen im Norden Bremerhavens
Solange diese Bundesregierung und ihr Umweltminister noch das Sagen haben, droht die zwingend notwendige, zügige Umsetzung der Energiewende zu scheitern. Anstatt froh darüber zu sein, dass die Erschließung regenerativer Energiequellen schneller vorangeht, als es vor noch gar nicht allzulanger Zeit einmal prognostiziert worden war, will Herr Altmeyer (CDU, Bundesumweltminister) den weiteren Ausbau regenerativer Energiequellen einschränken.

Dabei sollte eigentlich auch der letzte Hinterbänkler inzwischen begriffen haben, dass es - soweit das überhaupt noch möglich ist - um nichts geringeres geht, als den nachfolgenden Generationen die existentiellen Grundlagen für ihr Leben auf einem bewohnbaren Planeten Erde zu hinterlassen. Da es aber einige Staaten gibt, deren Regierungen der Realität nicht ins Auge sehen wollen und bisher alle Bemühungen zur Einigung auf ein internationales, für alle verbindliches Abkommen zur Begrenzung der weiteren gobalen Erwärmung blockieren, haben sich die Staaten, denen der Ernst der Lage bewusst ist, darauf geeinigt, vorerst zumindest freiwillige, nationale Anstrengungen zur Abwendung der drohenden Klimakatastrophe zu unternehmen.

Zum Kreis dieser Staaten zählt auch Deutschland, obwohl es die Chance, im Kampf gegen die Klimakatastrophe eine führende Rolle zu übernehmen, unter der Führung von Frau Merkel (CDU, Bundeskanzlerin) und ihrem damaligen Bundesumweltminister (Herr Röttgen, CDU) schon während der UN-Klimakonferenzen in Kopenhagen (Dänemark, 2009) und Cancún (Mexico, 2010) und Durban (Südafrika, 2011) verspielt hat. Was Herr Röttgen uns nach Abschluss der Klimakonferenz in Durban als "großen, wegweisenden Erfolg für den globalen Klimaschutz" verkaufen wollte, ist bei näherer Betrachtung nichts weiter, als ein weiteres Lippenbekenntnis ohne irgendeinen international rechtsverbindlichen Status.

Der einzig greifbare Erfolg ist der, dass auch die USA, China und Indien, die bisher noch nicht einmal das Kyoto-Protokoll unterzeichnet haben, dieses Mal immerhin dazu überredet werden konnten, sich dem neuen Lippenbekenntnis anzuschließen. Die Rechtsform eines zukünftigen Abkommens, das nach dem bisherigen Zeitplan erst im Jahre 2020 unterzeichnet werden soll, wurde bisher völlig offen gehalten. Das gleiche gilt für die bis 2020 zu ergreifenden Maßnahmen. Das aber heißt, dass sich die internationale Staatengemeinschaft nicht vor 2020 dazu durchringen wird, den gemeinsamen Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe aufzunehmen.


Die Zeit drängt!

Ohne klimapolitische Maßnahmen wird die globale Erwärmung in der
Mitte des Jahrhunderts zwei Grad Celsius überschreiten (rot). Bei recht-
zeitiger Umsetzung ambitionierter Maßnahmen gegen den Klimawandel,
die geeignet wären, die CO2-Emissionen in der ersten Hälfte des Jahr-
hunderts auf eine Billion Tonnen zu begrenzen, ließe sich dieses Risiko
auf 25 Prozent begrenzen (blau). Im Jahre 2050 lägen die Emissionen
klimaschädigender Gase dann bei rund 70 Prozent unter dem Stand
von 1990.  (Grafik: M. Meinshausen et al., 2009)

Der 2007 veröffentlichte IPCC-Klimareport stellt jedoch klar, dass der Menschheit keine Zeit mehr für ihre kleinlichen Schachereien um die Verteilung  von Zugeständnissen für fossile CO2-Emissionen bleibt. Jetzt geht es jetzt nur noch darum, die notwendigen Maßnahmen zur Begrenzung des Anstiegs der mittleren globalen Temperatur unterhalb der darin genannten "maximal zwei Grad über dem vorindustriellen Wert", in die Tat umzusetzen. Seit 2007 sind auf internationaler Ebene inzwischen aber schon fünf Jahre untätig verstrichen. Umso wichtiger ist es, dass die Bundesregierung auf nationaler Ebene alles unternimmt, unseren Anteil zum Erreichen des "Zwei Grad"-Ziels zu leisten, und die Regierungen anderer Staaten dazu bewegt, ihre Energieversorung ebenfalls auf regenerative Energeiquellen umzustellen.

Die mit Unterstüzung der Umweltstiftung "World Wide Fund For Nature" (WWF) und des Finanzdienstleisters Allianz SE erstellte "RECIPE"-Studie (Report on Energy and Climate Policy in Europe, 2009), die das "Potsdam Institut für Klimafolgenforschung" (PIK) in Zusammenarbeit mit vier weiteren europäischen Forschungsinstituten erstellt hat, untermauert die Tatsache, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der drohenden Klimakatastrophe umso teurer werden, je länger mit der Umsetzung der dafür notwendigen Maßnahmen noch gewartet wird. Im Rahmen der Studie wurden die Energieversorgung, die Stahl- und Zement-Industrie, die Landwirtschaft sowie Transport und Verkehr untersucht.

In einer im November 2009 veröffentlichten Pressemitteilung des PIK heißt es dazu (Zitat):
"Der Schlüssel für einen bezahlbaren Klimaschutz sind verbindliche und umgehend wirksame politische Rahmenbedingungen für das kommende Jahrzehnt. Klimaschutz ist wirtschaftlich verträglich und machbar. Für Europa macht sich der rechtzeitige Einstieg in einen umfassenden Klimaschutz sogar im Alleingang durch deutlich niedrigere Kosten bezahlt."

Würden die Kosten des Klimaschutzes und das Wirtschaftswachstum miteinander verrechnet, dann würde das der Studie zufolge für Europa eine Verzögerung des Wachstums von lediglich etwa einem Jahr bedeuten. Bei diesen Überlegungen seien "die drohenden, aber so vermiedenen Kosten durch Klimaschäden" noch nicht einmal berücksichtigt worden. Da seit 2009 auch schon wieder drei Jahre vergangen sind, hätte es hier heute eigentlich heißen müsstenn: "..., dann hätte das der Studie zufolge für Europa eine Verzögerung des Wachstums von lediglich etwa einem Jahr bedeuten können."

Auch auf die Frage, wie kurz die verbleibende Zeit inzwischen ist, innerhalb der wir der drohenden Klimakatastrophe überhaupt noch mit einer ausreichend hohen Wahrscheinlichkeit auf den gewünschten Erfolg begegnen können, gibt die Studie eine klare Antwort (Zitat):
"Wird das kommende Jahrzehnt nicht genutzt, steigen laut RECIPE nicht nur die globalen CO2-Minderungskosten. Die Chance, die gefährlichen Folgen des Klimawandels noch aufhalten zu können, sinkt erheblich. Nach 2020 schließt sich das Handlungsfenster für ambitionierten Klimaschutz ganz."

Zur Erinnerung: Diese Feststellung stammt aus dem Jahre 2009.
Das war vor drei Jahren! Auch das (aus damaliger Sicht) "kommende Jahrzehnt" ist bereits zwei Jahre alt: Die Zeit drängt!


Demontage per Totschlagsargument

Wenn hierzulande jetzt der Versuch unternommen wird, das vordergründige Argument: "Drastisch steigende Stromkosten" für die Demontage der (bisher) erfolgreichen Energiewende zu missbrauchen, dann drängt sich mir unwillkürlich das Bild von an die Türen der Bundesregierung klopfenden Lobbyisten der Ausbeuter fossiler Brennstoffe, der Betreiber fossil befeuerter Großkraftwerke und der Atomkonzerne auf. Möglicherweise hofft hegt die wespenfarbene Bundesregierung auch immernoch die Hoffnung, die im letzten Jahr gescheiterte "Laufzeitverlängerung" zugunsten kurzfristiger Profite der Atomkonzerne doch noch durchzusetzen zu können (solange der Rückbau der acht abgeschalteten Atommeiler hierzulande noch nicht begonnen hat, könnte der Bundestag jederzeit deren Reaktivierung beschließen!).

Mit ihrem Totschlagsargument "Drastisch steigende Stromkosten" verschleiert die Bundesregierung jedoch, dass die Lasten der Energiewende bisher immer weiter auf die Schultern des Herrn "Otto Normalverbraucher" verlagert wurden, während gleichzeitig immer mehr Unternehmen - und zwar nicht nur energieintensive Stahl-, Aluminium- oder Zement-Produzenten! - von der Beteiligung an der EEG-Umlage (EEG = Erneuerbare Energieen Gesetz) befreit worden sind. Daran muss dringend etwas geändert werden.

Herr Altmaier wehrt sich darüberhinaus gegen den Vorschlag, die Stromsteuer abzuschaffen. Wenn er sagt, das käme im wesentlichen den großen Stromverbrauchern zugute, während klein- und mittelständische Unternehmen und die privaten Haushalte kaum etwas davon hätten, dann könnte er ja die industriellen Stromfresser von der Steuerbefreiung ausnehmen, um auch ihnen Anreize für die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen und die Nutzung regenerativer Energiequellen zu geben.

Eine weitere derzeit diskutierte Maßnahme ist eine "Abwrackprämie" für alte, energieintensive Haushaltsgeräte (Kühlschränke, Gefriergeräte, Waschmaschinen, Geschirrspüler etc.). Aber auch davon will die wespenfarbene Bundesregierung nichts wissen: Offensichtlich kann die Lobby der Haushaltsgerätehersteller der Lobby der Automobilhersteller diesbezüglich leider nicht das Wasser reichen ...
  • Um Spekulationen von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen, will ich hier gleich vorwegnehmen, dass ich eine "Abwrackprämie für energieintensive Haushaltsgeräte" nicht deshalb begrüßen würde, weil ich mir davon persönliche Vorteile erhoffe: Wir haben unsere Kühl- und Gefiergeräte bereits vor mehr als einem Jahr gegen die sparsamsten Geräte eingetauscht, die im Angebot waren.


Kosten müssen gerecht verteilt werden

Die ursprüngliche Absicht, stromintensive Industriezweige zu schützen, um Benachteiligungen im internationalen Wettbewerb durch höhere Stromkosten vorzubeugen, hat inzwischen absurde Ausmaße angenommen. So finden sich auf der Liste der von der Abgabe befreiten Unternehmen neben der Stahl- oder der Zement-Industrie auch "Golfplätze, der Berliner Friedrichsstadtpalast und Hähnchenmastanlagen" (Campact, 5-Minuten-Info).

In einer Studie im Auftrag der internationalen Umweltschutzorganisation "Greenpeace", die von "Green Budget Germany - Forum Ökologisch-Sozials Marktwirtschaft" (FÖS) erstellt und im Oktober 2012 veröffentlicht wurde, heißt es, der Anteil des Stroms der von der EEG-Umlage befreiten Unternehmen am Gesamtstromverbrauch sei in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Einer Prognose aus dem Jahr 2011 zufolge wird der Anteil dieser Unternehmen in diesem Jahr bei 18 Prozent des gesamten Stromverbrauchs liegen. Gleichzeitig trügen diese aber nur 0,3 Prozent des gesamten Umlagebetrags. Für das Jahr 2013 seien bereits mehr als doppelt so viele Begünstigungsanträge eingegangen, wie in diesem Jahr.

Die Antwort vom 04.09.2012 auf eine Anfrage des ZDF-Magazins "Frontal 21" zur EEG-Umlage macht deutlich, dass Herr Rösler (FDP, Bundesumweltminister) alles daran setzen wird, um die Ausnahmen von der EEG-Umlage für die Unternehmen beizubehalten. Wenn in der FDP von einer Reform des EEG die Rede ist, dann ist darüberhinaus in der letzten Zeit häufiger auch eindeutig die Abschaffung des Gesetzes gemeint.

Derartigen Bemühungen begegnet das demokratische Netzwerk "Campact" mit dem folgenden Online Appell:
Kosten der Energiewende gerecht verteilen!

Die Gefahren der Atomkraft und der Klimawandel erfordern dringend und weltweit den konsequenten Umstieg auf Erneuerbare Energien. Deutschland kann zum Vorbild für die Energiewende werden. Doch deren Akzeptanz ist gefährdet, solange die Kosten nicht fair verteilt werden.

Die Regierung befreit immer mehr Großunternehmen von den Kosten der Energiewende - und bürdet sie uns Bürger/innen auf. Damit muss Schluss sein! Wir fordern deshalb:

Die Kosten für die Energiewende müssen solidarisch verteilt werden. Die überwiegend durch Privathaushalte und kleine und mittelständische Unternehmen finanzierten Geschenke an Teile der Industrie müssen gestoppt werden.

Haushalte mit niedrigem Einkommen müssen einen Ausgleich für steigende Strompreise und eine Unterstützung für mehr Energieeffizienz erhalten.




(Quellen: ZDF Magazin "Frontal 21" vom 03.09.2012, Campact, Greenpeace, FAZ vom 12.08.2012, Pressemitteilung des PIK vom 03.11.2009, Wikipedia)

Sonntag, 14. Oktober 2012

Unterwegs zu "mystischen Orten" in Cornwall

Impressionen aus Chysauster, Lamorna, von den Merry Maidens und Porthcurn

An einem Tag während unseres Aufenthalts in Cornwall haben wir so etwas wie eine Zeitreise zu zwei - auch heute noch - geheimnisumwitterten Orten unternommen. An vielen Stellen trifft man dort auf uralte Spuren aus der Vergangenheit.

"Chysauster" ist eine Siedlung aus der Eisenzeit, die seit etwa einhundert Jahren vor unserer Zeitrechnung bewohnt war und im dritten Jahrhundert aufgegeben wurde. Vermutlich wurde die aus insgesamt neun Bauten bestehende Siedlung von Angehörigen des keltischen Voksstamms der Dumnonii erbaut. Von den etwa 30 Meter im Durchmesser großen Gebäuden sind die steinernen Grundmauern erhalten geblieben. Um einen zentralen Raum oder Hof herum befinden sich mehrere kleinere Räume, von denen einige wohl auch als Vorratskammern genutzt wurden.

Von "Chysauster" aus machten wir uns auf den Weg, um den "Merry Maidens", einen nahe der des kleinen Fischerdorfs Lamorna gelegenen Steinkreis aus der Bronzezeit, einen Besuch abzustatten. Irgendwie müssen diese "Merry Maidens" wohl etwas Magisches an sich haben. Nachdem wir den kleinen Ort auf der sehr schmalen Straße durch eine enge Schlucht steil bergab fahrend erreicht hatten, endete die Straße an einer kleinen Bucht. Wenn wir nicht eigentlich zu den "Merry Maidens" gewollt hätten, die von unserem Standort aus gesehen "irgendwo dort oben" sein mussten, dann wären wir niemals auf die Idee gekommen, nach Lamorna zu fahren. Wir hätten dann aber auch nie dieses aus nur wenigen Häusern bestehende Dorf an der idyllischen Bucht am Ende der wildromatischen Schlucht entdeckt.

Nachdem wir - dieses Mal steil bergauf fahrend und immer darauf hoffend, dass uns niemand entgegenkommt - wieder an der Hauptstraße angekommen waren, haben wir dann auch die "Merry Maidens" noch zu sehen bekommen. Die neunzehn "fröhlichen Jungfrauen" sollen einer frühchristlichen Legende zufolge in Steine verwandelt worden sein, weil sie sich hier am geheiligten Sonntag tanzend vergnügt haben sollen. Die Legende berichtet weiter, dass die beiden Musikanten, die den Mädchen zum Tanz aufgespielt haben sollen, ebenfalls versteinert wurden und bis heute als etwas weiter entfernt stehende Megalithen zu finden sind. Wenn man einen Archäologen befragen würde, dann würde man allerdings wohl eine andere Geschichte zu hören bekommen. Die bisherigen Erkenntnisse der Archäologen bieten aber mit Sicherheit auch noch genug Raum für weitere Spekulationen über den Sinn dieser uralten Steinkreise.

Anschließend sind wir dann noch an die Küste bei Porthcurno gefahren, weil wir dort das "Minack Theatre" besichtigen wollten, in dem während der Saison regelmäßig Freilicht-Theateraufführungen stattfinden. Da uns dann aber der Eintrittspreis dafür zu hoch erschien, haben wir von dort oben lieber das Naturschauspiel der Brandung an der Steilküste, der hoch auf den Strand von Porthcurno auflaufenden Wellen sowie den Anblick des "postkartenblauen" Wassers in der Bucht von Porthcurno genossen.

Nebenbei vermittelt mein Video auch einen Eindruck von den kleinen Straßen, die sich überall durch die ländlichen Gegenden Cornwalls ziehen. Diese am Fahrbahnrand von hohen Hecken eingefassten Landstraßen oft sind so schmal, dass zwei entgegenkommende Autos nur an vereinzelten Ausweichstellen aneinander vorbeikommen. Wenn einem dann auch noch - wie wir es einmal erlebt haben - ein Lkw entgegenkommt, dann ist das schon eine echte Herausforderung. Das galt nicht zuletzt auch für den Lkw, der in einer Kurve mehrfach vor und zurücksetzen musste, bevor er um die Hecke am Straßenrand herumkam und seine Fahrt - zumindest erst einmal bis zur nächsten Kurve - fortsetzen konnte.


(Quellen: Diverse englische Info-Faltblätter für Touristen, Wikipedia)

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Im Dunkel der Asse

- Chronologie des GAUs der Atommülllagerung


Laugenzuflüsse im "Versuchsendlsger Asse-II" (ZDF Magazin "Frontal 21", 2008)

Von 1967 bis 1978 wurden 125000 Fässer mit schwachradioaktivem und 1.300 Fässer mit mittelradioaktivem Atommüll aus Atomkraftwerken und der Kernforschungsanlage Karlsruhe in das ehemalige Salzbergwerk "Asse-II" in Remlingen (Landkreis Wolfenbüttel) "eingelagert".

Die Genehmigung dafür erfolgte nicht unter atomrechtlichen Gesichtspunkten, sondern nach Bergrecht. Wie diverse Filmdokumente inzwischen belegen, wurde dabei "nicht gerade sehr sorgsam" mit den Atommüllfässern umgegangen:
"So sah es aus, das Projekt Versuchsendlager Asse:
Große Teile des deutschen Atommülls achtlos abgekippt
in mehr als 12800 dünnen Blechfässern."


(Kommentar im Filmbeitrag von Frontal 21 bei 02:45)

Benachbarte Salzbergwerke waren schon Jahrzehnte zuvor vollgelaufen. Diesbezügliche Bedenken aus der Bevölkerung versuchten der Betreiber und die politisch Verantwortlichen mit nie belegten Behauptung zu zerstreuen: Die "versuchsweise nicht rückholbare Endlagerung" im Salz der "Asse" sei "absolut sicher".

Im Juli 2008 informierte ein Physiker die Öffentlichkeit darüber, dass im ehemaligen Salzbergwerk "Asse-II", dem sogenannten "Versuchsendlager für schwach bis mittelradioaktiven Atommüll", in den 1970er Jahren auch hochradioaktiver Atommüll aus der früheren "Kernforschungsanlage Jülich" (seit 1990 "Forschungszentrum Jülich") eingelagert worden war. In der Folge bezweifelte die "Arbeitsgemeinschaft Konrad" die Glaubwürdigkeit des Betreibers des "Versuchsendlagers Asse-II" ("Gesellschaft für Strahlenforschung", GSF; heute "Helmholtz Zentrum München"), da die Behauptung des Physikers nicht widerlegt werden konnte. die ersten Informationen über in das Bergwerk eintretende, radioaktiv kontaminierte Salzlauge sickerten aus dem Dunkel der Asse an das Licht der Öffentlichkeit.

Zum tatsächlichen Inhalt der 126000 Atommüllfässer gab es vom Betreiber keine klaren Antworten. Deshalb verlangten die Grünen Ende Juli /Anfang August 2008 die Entnahme von Stichproben aus je 20 Atommüllfässern aus zwei Kammern des "Versuchsendlagers". Neue Indizien erhärteten den Verdacht, dass auch hochradioaktiver Atommüll im ehemaligen Salzbergwerk "Asse-II" eingelagert wurde. Der Atommüllskandal um die machenschaftene in den Tiefen der Asse weitete sich aus, als bekannt wurde, dass 8000 Tonnen radioaktiv kontaminierte Salzlauge aus "Asse-II" heimlich in die Grube "Maria Glück" bei Celle transportiert worden war, die nach ihrer Schließung mit 1,45 Millionen Kubikmeter unbelasteter Flüssigkeit geflutet wurde. Der damalige Betreiber des "Versuchsendlagers" konnte so bedenkenlos behaupten, dass die Radioaktivität in "Maria Glück" unterhalb der Freigabe Werte liegt: Die Verdünnung macht's ... - Bald darauf wird klar, dass der Betreiber bereits lange vor Beginn der Einlagerung des ersten Atommülls über die  Laugenzuflüsse in das damalige Salzbergwerk informiert war.

Im September 2008 stellt sich heraus, dass den Betreibern des Atommülllagers Asse-II das Risiko des Auslaufens radioaktiv verseuchter Salzlauge von Beginn an bekannt war. Seit 1988 registrierte die GSF dann tatsächlich einen permanenten Laugenzufluss aus dem Neben- und Deckgebirge, dessen Herkunft bis heute ungeklärt ist. Weil aber nicht nicht sein durfte, was nicht sein sollte, wurde das Problem jahrzehntelang erfolgreich verheimlicht. Anderenfalls hätte das "Endlagerversuchsergebnis" ja lauten müssen: "Endlagerung nicht durchführbar." ...


Das BfS übernimmt den Betrieb der Asse

Ein halbes Jahr nach Aufdeckung des haarsträubenden Vorgänge in der Asse zog Herr Gabriel (SPD, damals Umweltminister) die Reißleine. Dem bisherigen Betreiber wurde die Genehmigung für den Betrieb des "Versuchsendlagers Asse-II" entzogen. Im Januar 2009 übernahm das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) den Betrieb des Atommüll "Versuchslagers" Asse-II. Gleichzeitig mit dem Betreiberwechsel ging die Verantwortung vom Bundesforschungsministerium an das Bundesumweltministerium über. bald berichteten die Medien über die zunehmende Einsturzgefahr einiger der unterirdischen Kammern mit Atommüll. Um die Atomkonzerne vor den finanziellen Folgen des Atommüll-Desasters zu bewahren, wichen deren politische Handlager vom Grundsatz des Atomgesetzes ab, wonach der Verursacher des Atommülls für den Betrieb und die Stillegung von Atommülllagern aufkommen muss: Mit einem kurzfristigen Änderungsantrag zur Novelle des Atomgesetzes bürdeten sie die Kosten für die Sicherung des Atommülls in der Asse kurzerhand den Steuerzahlern auf.

Im März 2009 stellts Herr König (BfS, Präsident) fest, das Problem der Endlagerung von Atommüll sei jahrzehntelang systematisch unterschätzt worden. Die frühere Sorglosigkeit sei aus heutiger Sicht kaum noch nachvollziehbar. Sie habe viel mit der damaligen Atom-Euphorie zu tun. Viel hat das aber sicher auch mit den Fäden zu tun, an denen die Atomkonzerne im Hintergrund ihre Politmarionettentanzen ließen, um in der Asse billig ihren Atommüll loswerden zu können. Nach Auswertung eines Inventarberichts des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit aus dem Jahre 2002 kam die internationale Umweltschutzörganisation Greenpeace zu dem Schluss, dass mehr als 70 Prozent der radioaktiven Abfälle im ehemaligen Salzbergwerk "Asse-II" aus Atomkraftwerken von EnBW, RWE, Vattenfall und E.on stammen ... 

Alles in allem ist das ursprünglich als "Versuchsendlager Asse-II" deklarierte Atomprojekt die Bankrotterklärung für die Atommüll-"Endlagerung". Die oft zitierte Behauptung, Deutschland verfüge weltweit über die "sicherste" Atomtechnik, gewinnt mit dem Eingeständnis des vorhersehbaren GAUs im ehemaligen Salzbergwerk "Asse-II" im Hinblick auf das Prinzip "End"-Lager eine völlig neue Qualität: das "Märchen vom 'sicheren' Atommüll-"End"-Lager" ist ausgeträumt. Ein Atommülllager ist ein Lager für Atommüll,den man nirgends anders loswerden kann - sonst nichts! Kein einziges heute denkbares Konzept gewährleistet die notwendigen sichere Isolierung des Atommülls von der Biosphäre über Zeiträume von vielen Millionen Jahren. Wer etwas anderes behauptet, der lügt!


Atommüll aus Asse-II muss geborgen werden

Anfang 2009 gestand die Bundesregierung (Große Koalition SPD und CDU/CSU) ein, dass es wohl ein Fehler war, Atommüll im ehemaligen Salzbergwerk "Asse-II" einzulagern. Der neue Betreiber des "Atommülllagers Asse-II" gelobte Transparenz und veröffentlicht seither in unregelmäßigen Abständen seine "Asse Einblicke - Informationen über ein Versuchsendlager". Im Januar 2010 versprach die darauf folgende Bundesregierung (CDU/CSU und FDP), den Atommüll aus dem einsturzgefährdeten Bergwerk zu bergen. Am 12.03.2012 bestätigte Herr Röttgen (Bundesumweltminister bis Mai 2012) diese Absicht noch einmal vor laufenden Kameras.

In einer Veröffentlichung des BfS vom 25.09.2012 heißt es allerdings noch, "die sichere Schließung des Endlagers Asse lässt sich beschleunigen." Das sei das Ergebnis eines Workshops, zu dem das BfS im September dieses Jahres 110 Experten aus dem gesamten Bundesgebiet eingeladen hatte.

Nach derzeitigem Kenntnisstand sei es für eine sichere Schließung des Bergwerks jedoch notendigs, "die Abfälle aus dem Endlager herauszuholen". Um die Rückholung zu beschleunigen müssten dafür unverzüglich ein neuer "Schacht 5" für die Bergung und ein Zwischenlager für die Aufbewahrung des geborgenen Atommülls geplant und gebaut werden. Auf Grundlage der Ergebnisse des Workshops solle der Rahmenterminplan bis Ende 2012 entsprechend anzupasst werden. Es sei nicht hinnehmbar, dass die Rückholung nach dem bisherigen Zeitplan erst im Jahr 2036 beginnen könne.


Wer nun aber meint, am Ende werde jetzt doch noch alles gut werden, der irrt sich möglicherweise gewaltig. Wie auf der Internetseite des "Koordinationskreises Asse-II" in einem Eintrag vom Juni 2012 zu lesen ist, sprechen die Taten von Bund, Land und Betreiber nämlich eine andere Sprache (Koordinationskreis, Zitat):
  • Ein Memorandum aus dem BfS prognostizierte, dass in den nächsten Monaten eine Sachlage eintreten würde, die es erfordern würde, von der Bergung Abstand zu nehmen. Am Ende heißt es: "Ich schlage vor, bereits jetzt alle fachlichen und kommunikativen Vorbereitungen für die Aufgabe des Projektes "Rückholung" zu treffen." 
  • Nach wie vor betreibt der Bund den Versuch, einen sog. Langzeitsicherheitsnachweis für den Verbleib des Mülls in ASSE II errechnen zu lassen. Eine solche rechnerische Prognose soll mittels fragwürdiger Grundannahmen darstellen, dass die Freisetzung von Radioaktivität auf lange Sicht unter bestimmten Grenzwerten bleibt. Durch diesen "Nachweis" soll der Beschluss der Rückholung unterlaufen werden. 
  • Das Wichtigste: Das Land Niedersachsen fordert als Vorbedingung für das Öffnen der Atommüll-Kammern eine Notfallplanung für den Fall, dass plötzlich deutlich mehr Wasser ins Bergwerk läuft als bisher. Die einzige Maßnahme, die der Betreiber verfolgt, ist die Flutung der Asse. Dadurch würde es in nicht vorhersehbaren Zeiträumen an nicht bestimmbaren Orten in Norddeutschland zu nicht berechenbaren radioaktiven und chemotoxischen Kontaminationen kommen. Vorkehrungen, größere Mengen Wasser aus dem Bergwerk abzupumpen, werden nicht verfolgt. 

Um zu verhindern, dass wieder heimlich im Dunkel der Asse gemauschelt werden kann, hat sich der "Koordinationskreis Asse-II" deshalb am 05.10.2012 mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gewandt. Zusammen mit dem "Koordinationskreis Asse-II" hat die "Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V. auf einer gemeinsamen Seite im Internet außerdem eine Online-Unterschriftenliste gegen die Flutung des Atommülls in "Asse-II". bereitgestellt.

Ob das genannte Memorandum aus dem BfS nun ein offizielles Schriftstück oder die private Notiz eines BfS-Mitarbeiters ist, sei dahingestellt. Wenn die Bundesregierung aber nach wie vor wider besseres Wissen an einem "rechnerisch ermittelten Langzeitsicherheitsnachweis für den Verbleib des Mülls in ASSE II" werkelt, dann lässt das mit Sicherheit nichts Gutes ahnen. Deshalb ist es gut, dass sich vor Ort Menschen zusammengefunden haben, die auch weiterhin die Augen aufhalten und darauf aufpASSEn, was im Dunkel des Bergwerks "Asse-II" vor sich geht.


(Quellen: Koordinationskreis Asse II, Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V., Wikipedia, AufpASSEn e.V., Bundesamt für Strahlenschutz -BfS)

Dienstag, 9. Oktober 2012

Das Problem mit dem Fleck auf der weißen Landkarte

Atomkraft? Nein Danke!Nachdem die SPD und die Grünen im Bundestag, sowie die Ministerpräsidenten einiger Bundesländer die für den 04.10.2012 angesetzten Gespräche mit der Bundesregierung mit der Begründung, der Gesetzesentwurf Herrn Altmaiers (CDU, Bundesumweltminister) sei nicht verhandlungsfähig, abgebrochen hatten, verschob Herr Altmaier seinerseits die geplanten parteiübergreifenden Spitzengespräche über eine neue Suche nach neuen Atommülllager-Standorten auf unbestimmte Zeit.

Der Spiegel berichtete am 05.10.2012, Herr Trittin (Die Grünen, Fraktionsvorsitzender) werfe Herrn Altmaier vor, dass dieser keinen neuen - und damit verhandlungsfähigen - Gesetzentwurf vorgelegt und das Verhandlungsformat einseitig verändert habe und zitiert ihn mit den Worten: "Das zeugt nicht von Einigungswillen. Das ist eher Show. Herr Altmaier hat zwei Monate unnütz verstreichen lassen und damit den ganzen Prozess massiv gefährdet."

Vielleicht spielt Herr Altmaier ja auch mit dem Gedanken, dass es klug sein könnte, sich - für den Fall, dass seine Partei nach der Bundestagswahl im Herbst 2013 in der Opposition sitzen sollte - nicht noch überflüssigerweise die Finger an der Atommülllagerfrage zu verbrennen? Während des bevorstehenden Bundestagswahlkampfs wird es wohl ohnehin kaum noch zu weiteren Gesprächen über eine neue Atommülllager-Standortsuche kommen - und bis dahin ist erst einmal Wahlkampf in Niedersachsen: Ende Januar 2013 wird dort ein neuer Landtag gewählt.

Damit rücken Konsensgespräche über ein Atommülllager für hochradioaktiven Atommüll auf politischer Ebene erst einmal wieder in weite Ferne. Und sollte es irgendwann einmal zu einen politischen Kompromiss über die Standortsuche kommen, dann ist damit noch längst nicht sichergestellt, dass dieser auch den Kriterien für einen gesellschaftsübergreifen Konsens standhalten wird.

Nach dem Willen der derzeitigen wespenfarbenen Bundesregierung wird bis dahin in deutschen Atomkraftwerken noch jede Menge neuer Atommüll produziert werden. Ob es einer rot-grünen Bundesregierung gelingen würde, die Atommeiler schneller stillzulegen, als es den Atomkonzernen und ihren derzeitigen politischen Handlangern lieb ist, bliebe im Falle eines Regierungswechsels abzuwarten. Immerhin haben die SPD und die Grünen den schwarz-gelben Atomkompromiss mitgetragen. Gerade die Grünen haben damit auf Bundesebene einen großen Teil ihres nach dem Super-GAU in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I" gerade erst zurückgewonnenen Vertrauens unter den Atomkraftgegnern leichtfertig verspielt.

Aber wie auch immer: Einen Konsens über geeignete Standorte für die jahrmillionen umfassende "sichere" Lagerung hochradioaktiven Atommülls kann es nur dann geben, wenn erwiesenermaßen gefährdete Standorte kosequent ausgeschlossen werden. Der Salzstock Gorleben-Rambow ist ein solcher riskanter Standort. Solange dieser "schwarze Fleck auf der weißen Landkarte" in zukünftigen Gesetzentwürfen weiterhin auf der Liste möglicher Standorte für ein Atommülllager auftaucht, wird es keinen gesellschaftsübergreifenden Konsens in der Atomülllagerfrage geben.

Um das Problem nicht ständig weiter zu verschärfen, muss endlich Schluss sein mit der Produktion immer weiteren Atommülls. Wer damit noch bis 2022 warten will, der handelt in höchstem Maße verantwortungslos. Darüberhinaus wird es Zeit, dass mit der oft zitierten "Weißen Landkarte" endlich Ernst gemacht wird: Auf einer weißen Landkarte für die zukünftige Suche nach geeigneten Atommülllager-Standorten hat "Gorleben" nichts zu suchen - egal, wie viele Millionen dort seit mehr als dreißig Jahren schon im Salz versenkt worden sind.

Die ausschließlich politisch motivierten Fehlentscheidungen in der Vergangenheit sind kein Kriterium für die Eignung eines Standorts, an dem sie strahlenden Hinterlassenschaften des Atomzeitalters für die - nach menschlichen Maßstäben - Ewigkeit sicher gelagert werden müssen. Dafür, dass sich die angeblich sichere Lagerung von Atommüll für die Ewigkeit bereits nach wenigen Jahrzehnten als katastrophaler Irrtum herausstellen kann, ist das zwischenzeitlich vom Versuchs-"End"-Lager zum offiziell havarierten Atommülllager mutierte ehemalige Salzbergwerk "Asse-II", mit dem Erfahrungen mit der Lagerung von Atommüll in Salzformationen (Gorleben) gewonnen werden sollten, der schlagende Beweis.


(Quellen: Spiegel vom 08.10.2012, Tagesspiegel vom 05.10.2012, Spiegel vom 05.10.2012, taz vom 05.10.2012)

Freitag, 5. Oktober 2012

Englische Gärten in Cornwall

Impressionen aus "Trewidden Garden" und den "Lost Gardens of Heligan"

Wenn wir es darauf angelegt hätten, dann hätten wir wohl gut die Hälfte unseres Aufenthalts in Cornwall mit dem Besuch der dortigen "English Gardens" verbringen können ...

Die meisten dieser Gärten, die eigentlich schon eher Parkanlagen sind, als das, was wir hierzulande unter "Garten" verstehen, sind wohl einmal als Grünanlagen im Bereich englischer Herrschaftshäuser entstanden. Heute werden viele von ihnen vom englischen "National Trust" verwaltet und instand gehalten und sind somit für die Öffentlichkeit zugänglich. Eigentlich müsste man die Gärten im Laufe eines Jahres immer wieder besuchen. Wir konnten leider nur einen flüchtigen, spätsommerlichen Eindruck davon mitbekommen ...


Wir haben uns zwei dieser Gärten angesehen. Der westlich von Penzance gelegene "Trewidden Garden" wurde zu Beginn des achtzehten Jahrhunderts von Thomas Bolitho angelegt und ist bis heute im Besitz der Familie. Der heutige Besitzer, Alverne Bolitho, machte den Garten für für die Öffentlichkeit zugänglich. Besonders beindruckt war ich, als wir plötzlich in einer Umgebung standen, wie man sie von Zeichnungen in Büchern über Dinosaurier kennt, die in aus baumgroßen Farnen bestehenden Wäldern nach Nahrung suchen. Dass es Arten der Baumfarne gibt, die bis heute überlebt haben, hatte ich bis dahin nicht gewusst.

Ein gemeinsames Merkmal "englischer Gärten" ist der von einer Mauer umgebene "Walled Garden" genannte Bereich, in dem früher das Obst, das Gemüse und die Küchenkräuter für die Herrschaften gepflanzt wurden. In "Trewidden Garden" finden einige stählerne Zinn-Schmelztiegel als "Seerosenteich" Verwendung, die so auch an die Zeiten erinnern, als Cornwall das größte Zinnabbaugebiet Europas war. Noch bis Ende des neunzehnten Jahrhunderts stammte mehr als die Hälfte des Weltbedarfs an Zinn aus den Minen Cornwalls.


Mit den südlich von St. Austell gelegenen "Lost Gardens of Heligan" hat es eine besondere Bewandnis: Sie wären beinahe im wahrsten Sinne des Wortes verloren gegangen. Die Geschichte der Gartenanlage reicht bis in das zwölfte Jahrhundert zurück. Während der Tudorzeit erwarb die Familie Tremayne das Anwesen mit dem Garten. Im neuzehnten Jahrhundert erlebte die von bis zu 22 Gärtnern gepflegte Anlage ihre Blütezeit.

Während des Ersten Weltkriegs beschlagnahmte die britische Armee das Anwesen und nutzte es als Erholungsheim für Offiziere. Während die Gärtner im Krieg waren, begann der Garten zu verwildern. Als die Familie Tremayne ihr Anwesen 1919 wieder übernahm, fehlten die finanziellen Mittel zur Bezahlung des für den Unterhalt nötigen Personals. Im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte die Armee das Anwesen dann erneut ...

1970 wurde das Haus als Wohnhaus verkauft. Zwanzig Jahre später gingen die Ländereien, die im Besitz der Familie geblieben waren, als Erbschaft in den Besitz von John Willis - einem Nachkommen der Familie Tremayne - über. Um die gleiche Zeit machte der neue Besitzer von Heligan zufällig die Bekanntschaft mit dem Archäologen und Musikproduzentn Tim Smit und dessen Freund John Nelson, die den hinter noch sichtbaren Relikten aus der Vergangenheit der Gartenanlage verborgenen Schatz englischer Gartenkultur wiederentdeckten. Mit Unterstützung einer Gruppe von Gartenbauspezialisten und vieler Helfer erweckten die drei die beinahe "verloren gegangene" Gartenanlage aus ihrem siebzigjährigen Dornröschenschlaf.

Der Überlieferung zufolge war "Heligan" einmal eine keltische Kultstätte. Daran erinnern heute zwei Skulpturen aus Lehmerde, die von der Künstlerin Susan Hill und ihrem Bruder Pete geschaffen wurden. Die Haare der liegend auf dem Waldboden träumenden "Mud Maid" und ihr Kleid bestehen aus Pflanzen. Auf diese Weise symbolisiert diese Skulptur in besonderer Weise die Erdverbundenheit aus der Mythologie der keltischen Völker. Der Kopf des Riesen, dessen Haarpracht aus Blumen besteht, widerlegt die gängige Darstellung in Märchenbüchern, dass Riesen grundsätzlich Wesen sind, die es zu fürchten gilt. "The Giant's Head" jedenfalls, zeigt ein dermaßen gutmütiges Gesicht, dass man den Riesen, dessen Körper tief in der Erde verborgen ist, einfach gern haben muss.

Eine neuere, abstrakte Skulptur ist die aus verkohltem Holz bestehende "Growth and Decay" (etwa: "Wachsen und Vergehen") des Künstlers James Eddy am Eingang zum "Verlorenen Tal". In meinem Video sind unter anderem die Baumfarne und der "Walled Garden" im "Trewidden Garden" sowie Szenen aus dem "Dschungel" und dem "Verlorenen Tal" der "Lost Gardens of Heligan" und die drei genannten Skulpturen zu sehen.


(Quellen: Trewidden Garden, Lost Gardens of Heligan, Wikipedia)

Montag, 1. Oktober 2012

Mousehole

Impressionen aus Mousehole (Cornwall)

Mousehole ist ein kleines, malerisches Fischerstädchen an der Kanalküste Cornwalls. Wir hatten unser Auto außerhalb Mousehole's geparkt. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einigen Gärten vorbei, die auf dem schmalen Streifen zwischen der Straße und der Steilküste angelegt waren. Einer davon war einer dieser typisch skurilen Klein- oder Vorgärten, die ich in England schon des öfteren gesehen habe.

Auch wenn man bei "Mousehole" zuerst an ein Mauseloch denkt, so wird der Name des Städchens eher wie "Maussell" ausgesprochen. Ähnlich wie die vorher erwähnten Gärten, zwängt sich auch Mousehole im wesentlichen in einen Bogen zwischen dem durch zwei Molen geschützten Hafen und dem dahinterliegenden, steil ansteigenden Berghang. Vermutlich werden die Einwohner von Moushole heute wohl zu einem großen Teil von den Tagestouristen leben. Das alte Fischerstädchen ist ein schönes Beispiel dafür, dass dafür keine Bettenburgen und Freizeitpark "Attraktionen" notwendig sind. Die Leute kommen einzig deswegen dorthin, um das besondere Flair dieses alten Hafenstädchens zu erleben.