Freitag, 30. September 2011

Ein herbstlicher Genuss

Rotfranch - eine alte, inzwischen seltene Apfelsorte
Wenn wir uns nach der alljährlichen Sommerpause unserer Singgemeinschaft "Querbeet" wieder zu den Proben treffen, dann ist der Sommer so gut wie vorüber und die Früchte an den Apfelbäumen sind inzwischen reif geworden.

So auch der "Rotfranch", der im Garten einer unserer Sängerinnen wächst. Seit sie vor einigen Jahren das erste Mal Fallobst von ihrem Baum mit zum Probeabend brachte, freue ich mich jedes Jahr erneut auf diese Zeit. Im Verhältnis zu den Sorten, die heutzutage im Supermarkt angeboten werden, sind die Früchte des "Rotfranch" eher unansehnlich und geradezu "winzig". Ich habe aber nie vorher einen Apfel mit einem solchen kräftig-fruchtigen, leicht säuerlichen Aroma gegessen.

Ich habe einmal versucht herauszufinden, ob dieser Apfel noch irgendwo zum Kauf angeboten wird. Dabei bin ich auf eine Seite im Internet gestoßen, auf der zu lesen ist, dass in alten Listen von 1940 noch 190 Apfel- und 90 Birnensorten im Handel aufgeführt sind. Heute seien es höchstens noch ein Dutzend.

Über den "Rotfranch" heißt es dort, dass der Baum manchmal dreißig Jahre alt werden muss, bevor sich die Ernte wirklich lohnt. Das ist natürlich eine lange Zeit für jemanden, für den ausschließlich der schnelle Gewinn zählt.

Beim Streben nach dem schnellen Profit und bei der Jagd nach den billigsten Schnäppchen wird den meisten Menschen in der heutigen, schnelllebigen Zeit aber gar nicht mehr bewusst, wie arm unser Leben dadurch bereits geworden ist. Es war nicht das erste Mal, dass mir das klar wurde - aber es war eines dieser Schlüsselerlebnisse, als ich das erste Mal von einem "Rotfranch" probierte.

Glücklicherweise gibt es aber noch Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese alten Obstsorten vor dem Aussterben zu bewahren. So auch Herr Brand aus Großenwöhrden, auf dessen Internetseite "Boomgarden" (plattdeutsch: Baumgarten) ich den Artikel aus der "Welt am Sonntag" gefunden habe, dem ich die oben genannten Informationen entnommen habe. Er hat wohl mehr als 700 Apfelsorten zusammengetragen und so dabei mitgeholfen, dass diese nicht in Vergessenheit geraten.

Wie die "Welt am Sonntag" vor sieben Jahren schrieb, bietet er 70 bis 80 dieser Sorten auf Ökomärkten in Nienstedten und Eimsbüttel an. Ob die Leute dort wohl wissen, welches Glück sie haben, diese vergleichsweise unermessliche Vielfalt seltenen gewordener, alter Apfelsorten noch kaufen zu können?


(Quellen: Boomgarden, Welt am Sonntag vom 12.09.2004)

Donnerstag, 29. September 2011

Gewalt gegen Angehörige indigener Völker Boliviens

Am 26.09.2011 ging die bolivianische Polizei mit Tränengas und Schlagstöcken brutal gegen 1000 bis 1500 indigene Männer, Frauen und Kinder vor, die mit einem friedlichen Marsch gegen den Bau einer geplanten Schnellstraße durch das Schutzgebiet des eine Million Hektar großen Nationalparks Isiboro Secure protestierten.

Wie in vielen Medien (Quellenangaben unten) zu lesen ist, leben dort etwa 50000 Angehörige des Moxenos-, Yurakarés- und des Chimanes-Volkes. Am 15. August waren die Demonstranten zu ihrem Protestmarsch aufgebrochen, der sie von Trinidad bis zum 600 Kilometer entfernten Sitz der Regierung in La Paz führen sollte.

Die Schnellstraße wird von Brasilien finanziert und würde Brasilien mit Häfen an der Pazifikküste verbinden. Für den Fall, dass sie fertiggestellt werden sollte - so befürchten die indigenen Völker - würde es zu einer verstärkten Rodung der Urwälder kommen. Abgesehen davon, dass dieses die Vernichtung ihres Lebensraumes und damit eine existentielle Bedrohung ihrer Lebensgrundlage bedeuten würde, ist das rapide Fortschreiten der Waldverluste in den tropischen Regenwaldgebieten der Welt auch ein nicht zu unterschätzender Faktor bezüglich der drohenden Klimakatastrophe. Straßen durch Regenälder waren bisher immer die Keimzellen anschließender Rodungen. Der Schutz des Regenwaldes und der angestammten Heimat der Ureinwohner Boliviens betrifft deshalb jeden von uns.


Gewaltsame Unterdrückung des Protestmarsches

Als die Demonstranten bei der Ortschaft Yucumo, ungefähr 320 Kilometer nordöstlich von ihrem Ziel, vorübergehend ihre Zelte aufgeschlagen hatten, stürmten Polizeieinheiten das Lager, wobei sie mehrere Demonstranten verletzten.

Die festgenommenen Protestmarsch-Teilnehmer wurden mit Bussen nach San Borja gebracht. 300 von ihnen sollten eigentlich von Rurrenabaque in ihre Heimatregionen zurückgeflogen werden. Vorher allerdings wurden sie von Bürgern der Stadt, die den Flughafen blockiert und die Beamten in die Flucht getrieben hatten, befreit. Aus Protest gegen die gewaltsame Unterdrückung des Demonstrationszuges traten am 26.09.2011 in den Städten Santa Cruz und Chochabamba mehrere Angehörige indigener Völker in einen Hungerstreik.
  • Frau Amparo Carvajal (Menschenrechtsaktivistin) sprach von "extremer Gewalt" seitens der Polizei.
  • Frau Yasukawa (UN-Gesandte für Bolivien) forderte die Behörden auf, ihrer Pflicht zum Schutz der Bevölkerung nachzukommen und die Gewalt schnellstmöglichst zu stoppen.
  • Ebenso wie die UNO hatte auch Frau Chacón (Bolivien, Verteidigungsministerin) die Gewalt gegen die Ureinwohner kritisiert und war am Montag aus Protest zurückgetreten. Dabei hatte sie erklärt, sie könne den Interventionen durch die Regierung nicht zustimmen. Sie werde die Gewalt nicht rechtfertigen, solange es andere alternative Lösungen im Rahmen der Achtung der Menschenrechte gebe. Ihre Entscheidung sei unwiderruflich und es gebe keinen Weg zurück.


Des Präsidenten neue Gegner

Besonders pikant an der Situation ist aus meiner Sicht die Tatsache, dass Herr Morales (Bolivien, Präsident) der erste Präsident des Landes ist, der der indigenen Urbevölkerung angehört. Aufgrund seiner Abstammung und seiner linksgerichteten Politik hat er sich seit seinem Amtsantritt viele Feinde unter der weißen Bevölkerung gemacht. Sein Eintreten für die Schnellstrasse hatte ihm dann zusätzlich neue Gegner in den Kreisen der Bevölkerung Boliviens beschert, die bisher zu seinen Unterstützern gehört hatten.

Bisher hatte Herr Morales immer betont, der Schutz der Rechte der indigenen Völker Boliviens sei ihm ein besonderes Anliegen. Bevor es zu dem Polizeieinsatz gekommen war, hatte er einer Abordnung der Protestmarschierer angeboten, im Präsidentenpalast von La Paz mit ihm zu sprechen.

Aufgrund internationaler Proteste und der Proteste im eigenen Land kündigte er jetzt an, dass die Bewohner der betroffenen Departamentos Beni und Cochabamba in einem Referendum darüber abstimmen sollen, ob die Straße durch ihre Regionen gebaut werden darf oder nicht. Bis zur Entscheidung darüber werde das Projekt unterbrochen.


Internationaler Protest

In einer E-Mail an den Verteiler seiner Unterstützer hat das internationale demokratischen Netzwerk AVAAZ heute jedoch darauf hingewiesen, dass mächtige multinationale Konzerne bereits jetzt das Naturreservat unter sich aufteilen. Wenn sich jetzt aber die Weltöffentlichkeit an die Seite der indigenen Völker Boliviens stellen würde, dann könne das die Regierung Boliviens dazu bewegen, das Autobahnprojekt so zu ändern, dass der Regenwald verschont bleibe.

AVAAZ schreibt, eine kürzlich erschienene Studie zeige, dass 64 Prozent des Parks bis 2030 der Abholzung zum Opfer fallen könnten, wenn die Straße wie geplant gebaut werden würde. Nicht nur Gesellschaften und der Wald würden zerstört werden, sondern der Straßenbau würde auch den Weg für Waldabbau, Ölförderung, Bergbau und große Industrie- und Landwirtschaftsprojekte in einer bis jetzt unberührten Gegend bereiten.

Bolivianisches und internationales Recht schreibe der Regierung Boliviens vor, dass indigene Völker konsultiert werden müssen, bevor ihnen ihr Land streitig gemacht werden kann. Die Regierung habe deren Proteste jedoch ignoriert keinerlei alternative Trassenführung außerhalb des Schutzgebietes in Betracht gezogen. Selbst das von Herrn Morales geforderte Referendum für die betroffenen Regionen sei gesetzeswidrig und werde lediglich als Versuch angesehen, ein unrechtmässiges Einverständnis für den Bau der Straße zu erhalten.

Herr Morales hat bisher weltweit für seinen Einsatz für die Umwelt und die Ureinwohner Boliviens von sich reden gemacht. Um ihn "zu ermutigen, seinen Grundsätzen treu zu bleiben" und denen zur Seite zu stehen, die sich für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes und der indigenen Gemeinschaften einsetzen, hat AVAAZ eine internationale Petition initiiert. Der Text der Petition lautet:
An den bolivianischen Präsidenten Evo Morales,

bitte stoppen Sie das harte Durchgreifen gegen die indigenen der TIPNIS-Region und lassen Sie alle Demonstranten in Polizeigewahrsam frei. Bitte führen Sie umfassende und verbindliche Gespräche, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, mit den Einheimischen, die Rechte über die TIPNIS-Region besitzen. Verwerfen Sie alle Genehmigungen zum Bau der Schnellstraße durch das Naturschutzgebiet und ziehen Sie alternative Routen in Betracht. Ihr Einsatz für Mutter Natur und die Rechte der Ureinwohner hat uns auf der ganzen Welt ermutigt. Jetzt rufen wir Sie dazu auf, diese Gemeinschaften und den wertvollen Wald zu schützen.

MfG


Jeder, der sich der Petition anschließen möchte, kann diese auf der Internetseite von AVAAZ online unterzeichnen.


(Quellen: Die Zeit vom 27.09.2011, Baseler Zeitung vom 27.09.2011, Focus vom 26.09.2011, euronews vom 26.09.2011, Neue Zürcher Zeitung vom 26.09.2011, Der Standard vom 26.09.2011, Die Zeit vom 18.08.2011, Rettet den Regenwald e.V., AVAAZ)

Mittwoch, 28. September 2011

Nicht von dieser Welt

Während seines Besuchs in Deutschland erteilte der Papst einer Modernisierung der katholischen Kirche eine klare Absage. Wie die Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz berichteten forderte er, die Kirche dürfe sich nicht der Gegenwart anpassen, sondern müsse auf Distanz zur Gesellschaft gehen.

Die Gesellschaft, dass sind wir Menschen, und die Gegenwart ist unser tägliches, wirkliches Leben. Da ich nicht der katholischen Kirche angehöre, könnte es mir ja eigentlich egal sein, welche Prioritäten ihr Oberhaupt setzt. Ich denke allerdings, dass ein Papst, der die Distanzierung der katholischen Kirche von der Gesellschaft fordert, das Risiko eingeht, dass sich noch mehr Menschen als bisher von seiner Kirche verabschieden.

Gleichzeitig beklagt er eine "zunehmende Distanzierung beträchtlicher Teile der Getauften vom kirchlichen Leben". Umso mehr sei es an der Zeit, die wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen.

Da dieser Papst offensichtlich nicht von dieser Welt ist, hat er möglicherweise übersehen, dass die Menschen in unserer Gesellschaft mitten im weltlichen Leben stehen. Bei all den Sorgen und Nöten, mit denen viele von uns sich täglich herumschlagen müssen, bleibt wohl oft kaum Zeit, sich mit der himmlischen Traumwelt des Papstes auseinanderzusetzen.

Ich denke, wenn es der katholischen Kirche nicht gelingen sollte, in der Gesellschaft anzukommen, dann wird es ihr auch nicht gelingen, den Menschen eine geistige Heimat in ihrer Mitte zu bieten. Davon einmal ganz abgesehen, halte ich es allerdings für bedeutend wichtiger, dass sich alle christlichen Kirchen - also nicht nur die katholische - mit den Vertretern des Islam und denen der Juden an einen Tisch setzen, um ihre "unüberbrückbaren Gegensätze" zu überwinden, die weltweit immer wieder zu Kriegen und unermesslichem Leid führen.

Angesichts dessen, dass die katholische Kirche seit Jahrhunderten die gemeinsame Feier des Abendmals aller Christen blockiert, also nicht einmal in der Lage ist, die Brücken zum Rest der Christenheit zu überwinden, wird es wohl mein frommer Wunsch bleiben, dass es den "großen monotheistischen Weltreligionen" - die alle die gleichen Wurzeln haben - gelingen könnte, die Gräben zwischen sich zu überwinden. Vermutlich wird mein Schwager wohl recht haben, wenn er meint, ein großer Teil der Menschheit sei eben nicht in der Lage, vernünftig mit "Religion" umzugehen.


(Quellen: Frankfurter Rundschau vom 26.09.2011, Deutschlandfunk vom 26.09.2011, Deutsche Welle vom 26.09.2011, Der Spiegel vom 25.09.2011, Der Stern vom 25.09.2011, Zeit vom 25.09.2011, Salzburger Nachrichten vom 25.09.2011, Der Standard vom 25.09.2011, TAZ vom 25.09.2011, SWR vom 25.09.2011, WDR2 vom 25.09.2011)

Dienstag, 27. September 2011

Lieber Herr Ford,

in der Werbung zeigen sie jetzt immer so ein winzig klein zusammengefaltetes Auto, das glatt in die hohle Hand passt. Wenn der nette Herr in deinem Werbespot das erste Mal seine Arme ausbreitet, entfaltet sich das erste Stück der Karosserie zwischen seinen Händen, und nach kurzer Zeit steht das komplette Auto fahrbereit vor ihm.

Ich hatte mir gedacht, dass ich mit einem solchen Auto ja auf ganz einfache Weise die Kosten für die Garagenmiete sparen könnte, wenn ich es - nachdem ich es wieder zusammengefaltet hätte - einfach mit zu mir in die Wohnung nehmen würde*). In meinem Wohnzimmer hängt ein Setzkasten an der Wand. Darin hätte ich gerne ein Fach für das Faltauto frei gemacht. Zur Zeit steht darin ein Modellauto (das übrigens unzusammengefaltet dort hineinpasst).

Nachdem ich also meine Geldbörse in meinem Handtäschchen verstaut hatte, war darin noch jede Menge freier Platz für das Faltauto. Als ich dann frohen Mutes beim freundlichen Autohändler meines Vertrauens ankam und zu ihm sagte, ich würde mich sehr für Dein praktisches, kleines Faltauto interessieren, da sah er mich an, wie ein kaputtes Auto und fragte mich - übrigens plötzlich ziemlich unfreundlich -, ob ich ihn wohl verar..n (nee, das schreibt man aber nicht!) wolle. Mit tatkräftiger Unterstützung seines recht kräftig gebauten Kfz-Meisters hatte ich das Autohaus schneller wieder verlassen, als ich ursprünglich geahnt hatte - allerdings ohne Faltauto, dafür aber in ziemlich zusammengefaltetem Zustand.

Ich gebe die Frage meines ehemaligen, ehemals freundlichen Autohändlers also mal direkt an Dich weiter: Willst Du Deine Kunden eigentlich "veräppeln" (ich glaube, das darf man so wohl gerade noch schreiben)? Oder willst Du vielleicht auch mal wieder echte Autos mit realen Eigenschaften anpreisen und verkaufen?

Nix für ungut,
Dein juwi


*) Achtung Satire!

Montag, 26. September 2011

Steuerabkommen unterläuft Politik der EU

Kein Freibrief für Steuerbetrüger! (Campact)

Nachdem Herr Schäuble (CDU, Bundesfinanzminister) das umstrittene Steuerabkommen mit der Schweiz unterzeichnet hatte, dürften in den dunklen Kammern der deutschen Steuerbetrüger wohl die Sektkorken geknallt haben.

Der Spiegel zitierte dazu Herrn Gabriel (SPD, Parteivorsitzender) in einem Bericht vom 23. 09.2011 mit den Worten: "Die Botschaft dieses Abkommens lautet: Wer reich genug ist, kann sich von der Strafverfolgung freikaufen. Staatsanwaltschaft und Polizei sollen zukünftig nicht mehr einschreiten dürfen, wenn sie von millionenschwerer Steuerhinterziehung erfahren. Die Bundesregierung macht sich gemein mit Straftätern und zerstört das Rechtsempfinden der Menschen. Was sollen eigentlich die ehrlichen Steuerzahler dazu sagen?"

Rund 50 Milliarden Euro Steuern haben Vermögende allein über Schweizer Banken hinterzogen. In Form einer "Nachzahlung" garantiert das Abkommen unserer Steuerkasse jedoch gerade einmal zwei Milliarden Euro. Im Gegenzug für diese schweizer Almosen wird den Betrügern hierzulande Straffreiheit garantiert. Frei nach dem Motto: "Lieber zwei Milliarden als gar nichts", gewährt die wespenfarbene Bundesregierung den skrupellosen Steuerhinterziehern mit ihrem Kniefall vor der Schweiz obendrein auch noch ein großzügiges Milliardengeschenk, während die chronisch knappen Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden so gut wie leer ausgehen.

Das ist ein Schlag ins Gesicht jedes ehrlichen Steuerzahlers.


Es geht auch anders!

Wo sind die Stachel der Berliner Wespen geblieben? Ein Blick über den großen Teich zu den sonst bei jeder Gelegenheit gerne zitierten "amerikanischen Freunden" hätte gezeigt, dass es auch anders geht: Die US-Steuerbehörde zwingt Banken aus aller Welt, Transparenz über die Konten von US-Bürgern in Steueroasen herzustellen. Andernfalls drohen ihnen empfindliche Strafzahlungen. So mussten Schweizer Banken den US-Finanzbehörden schon tausende Datensätze über die Konten amerikanischer Steuerflüchtlinge übermitteln.


Deutschland unterläuft Politik der EU

Auch die EU unternimmt große Anstrengungen, Steuerflucht wirksam zu bekämpfen. Dazu soll ein automatisierter Informationsaustausch zwischen der EU und Drittstaaten wie der Schweiz eingerichtet werden. Die wespenfarbene Bundesregierung unterläuft jetzt diese Politik. Mit der Unterzeichnung des Abkommens zementiert sie das Schweizer Bankgeheimnis.

Auch andere Steueroasen dürften über das deutsch-schweizerische Steuerabkommen hoch erfreut sein. So schrieb die "Neue Züricher Zeitung" am 23.09.2011, Deutschland sorge mit seinem Steuerabkommen mit der Schweiz in Brüssel für emsiges Treiben hinter den Kulissen. Österreich und Luxemburg würden jetzt ihre Positionen verteidigen und so ein Weiterkommen in Steuersachen auf EU-Ebene und mit der Schweiz blockieren. Die beiden EU-Länder hätten klar gestellt, dass sich die Situation durch die "letzten Entwicklungen grundlegend geändert" habe. Deshalb sei es für sie momentan nicht möglich, das von der Kommission angestrebte Verhandlungsmandat für die Schweiz und weitere Drittstaaten zu akzeptieren.


Noch nichts in trockenen Tüchern

Doch noch ist das Abkommen nicht in trockenen Tüchern: Bevor es in Kraft tritt, muss auch der Bundesrat zustimmen, in dem Schwarz-Gelb keine Mehrheit hat. Der Spiegel berichtete am 23. 09.2011, Herr Gabriel habe angekündigt, dass die SPD "dieses unanständige Abkommen" zwischen Deutschland und der Schweiz im Bundesrat stoppen werde. In einer E-Mail an den Verteiler informierte das demokratische Netzwerk "Campact" seine Unterstützer über die Ankündigung des Herrn Kühl (SPD, Rheinland-Pfalz, Koordinator der SPD-Finanzminister), dass etliche SPD-geführte Bundesländer dem Abkommen im Bundesrat wahrscheinlich nicht zustimmen wollen. Auch aus Nordrhein-Westfahlen und Bremen seien eindeutige Signale zu hören gewesen.

"Campact" und das Netzwerk "Attac" haben einen Appell an die Ministerpräsidenten der Länder initiiert, der bereits von mehr als 77800 Menschen unterzeichnet wurde. Mit jedem weiteren deutschen Steuerzahler, der sich dem Appell anschließt, wird es für die Mehrheit der Ministerpräsidenten leichter, dem Steuerabkommen im Bundesrat ihre Zustimmung zu verweigern. Jeder, der bisher noch nichts von diesem Appell gehört hat, sich ihm aber gerne noch anschließen möchte, kann diesen auf der Internetseite von Campact online unterzeichnen. Der Text des Appells im Wortlaut:
Sehr geehrte Vorsitzende der Fraktionen im Bundestag,
sehr geehrte Ministerpräsidenten/innen der Bundesländer,

mehr als 100 Milliarden Euro Schwarzgeld deutscher Staatsbürger/innen liegen auf Schweizer Konten. Jetzt will die Bundesregierung diesen Steuerbetrug durch ein Abkommen mit der Schweiz nachträglich legalisieren. Steuerbetrüger blieben anonym und kämen billig davon.

Mit dem Abkommen würden die Bemühungen der EU für mehr Steuergerechtigkeit durch einen automatischen Informationsaustausch zwischen den nationalen Steuerbehörden unterlaufen. Stoppen Sie die Ratifizierung des Steuer-Amnestie-Abkommens mit der Schweiz!

Mit freundlichen Grüßen,

  • Zum Weiterlesen:


(Quellen: Spiegel vom 23.09.2011, Neue Züricher Zeitung vom 23.09.2011, Schweizer "Wochenzeitung vom 25.08.2011", Campact, Attac, Tax Justice Network)

Sonntag, 25. September 2011

Treffen der Generationen und eine Taufe

"Alexander von Humboldt" und "Alexander von Humboldt II"

Mit der Bark "Alexander von Humboldt II" ist auf der BVT-Werft in Bremen Vegesack erstmals seit 1958 in Deutschland wieder ein Großsegler gebaut worden. Im Mai dieses Jahres wurde der Rumpf des Neubaus zur Ausrüstung bei der BVT-Niederlassung im Fischereihafen von Bremerhaven geschleppt. Am 23. September 2011 segelte das neue Schiff zusammen mit seiner Vorgängerin, der legendären "Alexander von Humboldt" auf der Weser vor Bremerhaven.

Großsegler unter Vollzeug sind immer wieder ein faszinierendes Bild. Während die gute alte "Alex" noch einmal ihre grünen Segel präsentierte, unter denen sie in der ganzen Welt bekannt geworden war, zeigte die neue "Alexander von Humboldt II" kurz ihre weißen Segel, bevor die Crew sie in Höhe des Lohmann-Deichs einholte. Mit der Außerdienststellung der ersten "Alexander von Humboldt" geht nun auch die Zeit der grünen Segel zu Ende.

Ein weniger faszinierendes Bild boten die fetten Schlepper, die sich ständig  in den Vordergrund drängten und die Sicht auf die beiden Großsegler nahmen. Es gab nicht wenige unter den Zuschauern, die liebend gerne "Schiffe versenken" mit den schwimmenden Sichtblenden gespielt hätten ... - allen voran mit der "Elbe". Als die dann auch noch direkt auf das Ufer zuhielt, bis abgesehen vom "Schlepper" nichts mehr auf der Weser zu sehen war, weil wohl irgendjemand an Bord der Meinung war, er müsse die Menschen an Land unbedingt mit seinem Makro-Objektiv fotografieren, platzte jemandem neben mir endgültig der Kragen: "Mach, dass du da wegkommst. Da lang geht's nach Helgoland!"

Im Anschluss an die Parade auf der Weser machten beide Schiffe im "Neuen Hafen" von Bremerhaven fest. Am 24. September taufte dort Frau Brigitte Rönner (Mutter des BVT-Geschäftsführers, Herrn Thorsten Rönner) das neue Schiff auf seinen Namen "Alexander von Humboldt II". Ich schließe mich der Taufpatin und den vielen Rednern anlässlich der Schiffstaufe an und wünsche dem neuen Schiff:

"Allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel."


In meinem Video sind Impressionen von der Ankunft der beiden Schiffe auf der Weser vor Bremerhaven, sowie einige Szenen von der Schiffstaufe im Neuen Hafen zu sehen. In zwei Szenen während der Tauffeier sind zwei Ausschnitte aus Liedern des Chors der Schulschiff Deutschland zu hören, der an Bord der "Alexander von Humboldt II" gesungen hat.


Mein Souvenier von der "Alex": Schlüsselanhänger aus einem Stück der grünen Segel.


Freitag, 23. September 2011

Ein Irrtum

Bremerhaven: Herbstlaub im Stadtpark Lehe
Eh’ sie des Landes Tücken kannt’
zog’s aus der Stadt sie auf das Land,
weil dort sie ihren Liebsten fand.

Im Wald spazier’n zu zweit sie jetzt
wo feuchter Tau die Äste netzt.
Sie schaut sich um und ruft entsetzt:

“Schau nur, Schatzi, wie auf allen Wegen,
welke Blätter sich zu Boden legen ... -
Ich fürcht’, das kommt vom sauren Regen!"

Seine Antwort, leicht entnerbst -
und fast schon ein wenig derbst:
“Nee, min Deern, dat nennt sick Herbst!”

© Jürgen Winkler

Bevor es euch am Ende noch ebenso ergeht, wie dieser unwissenden "Stadtpomeranze": Heute, am Tage der zweiten Tag-und-Nacht-Gleiche des Jahres, endet der Sommer und der Herbst beginnt.

Ab morgen sind die Tage wieder kürzer als die Nächte und vor uns liegt die dunkle Zeit des Jahres. Und auch wenn es so manchem Zeitgenossen nicht passt, wenn die Blätter von den Bäumen des bösen Nachbarn sich wieder einmal in Scharen gezielt auf seinen gepflegten englischen Rasen stürzen: Die dürfen das!

Für alle anderen, die den Herbst so nehmen, wie er eben ist, bleibt nach dem gefühlt oftmals "herbstlich angehauchten" Sommer dieses Jahres die Hoffnung, dass uns der Herbst noch ein paar helle, goldene Tage bescheren wird.

Euch allen ein schönes, sonniges Herbst-Wochenende.


(Quellen: Wikipedia)

Donnerstag, 22. September 2011

Troy Davis hingerichtet


ZDF-Heute vom 21.09.2011 zur Vollstreckung des Todesurteils gegen Troy Davis

  • Trotz aller weltweiten Proteste gegen die Vollstreckung des Todesurteils,
  • trotz der fehlenden Tatwaffe, fehlender DNA Nachweise und anderer eindeutiger Beweise für seine Schuld,
  • trotz der widerrufenen Aussagen von sieben der neun Zeugen, auf denen allein die Begründung des Todesurteils beruht,
  • trotz dringender Zweifel an seiner Schuld, die er bis zuletzt bestritten hatte,

    ist Troy Davis am 21. September 2011 mit einer Injektion aus einer Giftspritze hingerichtet worden.

Sollten sich später einmal die Zweifel an seiner Schuld als begründet herausstellen, dann möchte ich nicht in der Haut derer stecken, die bis zuletzt auf der Vollstreckung des Todesurteils gegen Troy Davis bestanden haben.


Zum Weiterlesen:


(Quellen: Tagesschau vom 22.09.2011, Tagesschau vom 21.09.2011, Tagesschau - "Das Staatliche Töten", ZDF-Heute vom 21.09.2011, Amnesty International vom 08.09.2011)

Mittwoch, 21. September 2011

Fette Drei Prozent

Vor vielen Jahren kursierte einmal die Vermutung, die Abkürzung "FDP" stünde für "Fette Drei Prozent". Ein solchen Ergebnis würde der FDP nach der Wahl in Berlin allerdings wohl wie ein Traumergebnis vorkommen. Seit Sonntag ist sie davon jedenfalls um Welten entfernt.

Mit der "Eins" und der "Acht", so spotten derzeit die Medien, habe die frühere "Spaßpartei-Kampagne" des Herrn Westerwelle (FDP, Bundesaußenminister) zwar endlich zum Erfolg geführt, allerdings gebe es da ein "kleines Manko": Zwischen die beiden Ziffern habe sich ein klitzekleines - aber aus Sicht der FDP sicher um so unschöneres - Komma eingeschlichen.

Am 15.09.2011 zitierte der Tagesspiegel Herrn Meyer (FDP, Landeschef und Spitzenkandidat)mit den Worten: "Wir wollen nicht, dass die Berliner die Zeche für die Schulden anderer zahlen." Die FDP wolle die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am 18.09.2011 deshalb zur Abstimmung über die Haltung der FDP zum künftigen Umgang mit der europäischen Verschuldungskrise machen. Er muss dabei wohl an das hoch verschuldete Griechenland gedacht haben.

Die Wähler haben die FDP offensichtlich bezüglich ihrer Haltung zum Umgang mit der europäischen Verschuldungskrise beim Wort genommen. Allerdings offenbart das Wahlergebnis, dass sie dazu wohl eine andere Meinung haben, als die FDP. Ich weiß auch gar nicht, warum die FDP sich derzeit solche Sorgen um die katastrophale wirtschaftliche Lage Griechenlands macht. Um ihre eigene Lage ist es schließlich erheblich schlechter bestellt. Davon kann sie auch nicht ablenken, indem sie auf den Problemen anderer herumtrampelt.

Die Bremerhavener Nordsee-Zeitung schrieb gestern, fast die gesamte griechische Presse habe erfreut auf die schwere Niederlage der FDP und ihres Vorsitzenden Philipp Rösler bei den Wahlen in Berlin reagiert. 'Das sei eine Ohrfeige für den eurosekeptischen Partner der Bundeskanzlerin' oder 'der populistischer Koalitionspartner der CDU habe eine schwere Niederlage eingesteckt' sei dort zum Beispiel zu lesen gewesen.

Auch wenn die CDU mit ihrem Ergebnis von 23,4 Prozent um 2,1 Prozent zulegen konnte, wird man in deren Reihen zwar vielleicht Genugtuung über die Ohrfeige für den "aufmüpfigen" Herrn Rösler (FDP, Bundeswirtschaftsminister) empfinden, aber kaum einen Anlass zu wirklicher Freude darüber haben. Wie der Spiegel am 19.09.2011 schrieb, sei die eigentliche Botschaft, die die CDU-Spitze aus der Wahl in Berlin herauslesen wolle, dass Anti-Euro-Populismus beim Wähler nicht ankommt.

Mit ihrem immer tiefer in der Bedeutungslosigkeit dahinsiechenden Koalitionspartner hat die CDU allerdings auch selbst so langsam ein ernsthaftes Problem. Treffender, als es die Süddeutsche Zeitung in einem Artikel vom 19.09.2011 formuliert hat, hätte ich das Problem, das die CDU mit der FDP hat, auch nicht darstellen können - Zitat: ".. Alles hat seine Zeit. Und mit der ablaufenden Zeit der zweiten Regierung Merkel ist es mittlerweile so wie mit Weihnachten: Man zählt die Tage, bis es so weit ist. Im Dezember gibt es zu diesem Zweck den Adventskalender, und für jeden Tag, den man noch warten muss, gibt es ein Türchen. So ergeht es einem mit der Regierung Merkel auch; man kennt zwar die Zahl der Türchen nicht, weiß aber, dass fast hinter jeder schwarz-gelben Tür eine böse Überraschung steckt. .."


(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 20.09.2011, Tagesspiegel vom 15.09.2011, Der Spiegel vom 19.09.2011, Stern vom 19.09.2011, Süddeutsche Zeitung vom 19.09.2011, TAZ vom 19.09.2011)


Nächtliche Gaukler und Geister im Park


Impressionen vom großen theatralen Lichterspektakel im Speckenbütteler Park 2009

Am Freitag Abend ist es soweit. Mit Beginn der Dämmerung werden wieder magische Lichtwesen, Feen, Feuerschlucker, Trolle und sonstige nächtliche Gaukler oder Geister für einige Stunden die Herrschaft im Speckenbütteler Park übernehmen, um die Spaziergänger mit ihrem Zauber in den Bann zu ziehen. In dem Video habe ich einige Impressionen von meinem Besuch des "Großen theatralen Lichterspektakels" im vorletzten Jahr zusammengestellt.

  • Großes theatrales Lichterspektakel

    Am 23.09.2011
    Ab 19:00 Uhr

    Im Speckenbütteler Park
    Parkplatz vor der Bockwindmühle
    (Zugang von der Wurster Straße)

Bei Sturm oder sehr schlechtem Wetter wird das Lichterspektakel auf den 24.09.2011 verlegt. Weitere Infos dazu, sowie weitere Details zur Veranstaltung, gibt es hier.


(Quelle: Bremerhaven online)

Dienstag, 20. September 2011

Staatliche Anerkennung Palästinas?

Während der heute beginnenden UNO-Vollversammlung wird auch über die Aufnahme eines Staates Palästina bei den Vereinten Nationen abgestimmt werden. Einem Bericht des österreichischen "Standards" vom 28.08.2011 zufolge würden wohl 130 bis 140 der 193 UN-Mitglieder für die Anerkennung der Unabhängigkeit eines Palästinenserstaates stimmen. Gegen den Antrag auf Aufnahme Palästinas würden sich nur die USA, Deutschland, Italien, Tschechien und die Niederlande aussprechen.

Allerdings müsse der UNO-Sicherheitsrat dem Beitritt jedes neuen Staates zustimmen. Die USA hätten bereits angekündigt, ihr Veto dagegen einzulegen. Wie der Stern am 19.09.2011 berichtete sind die USA derzeit jedoch bemüht, die für die Verabschiedung eines Beschlusses über Verfahrensfragen notwendige Mehrheit von neun Mitgliedern zu verhindern. Mit einem Block von sieben Mitgliedern im aus fünf ständigen und zehn nichtständigen Mitgliedern bestehenden Weltsicherheitsrat würde es den USA gelingen das "unpopuläre Veto" zu umgehen.

Sowohl der Bericht des "Standard" wie auch eine Petition des internationalen demokratischen Netzwerks AVAAZ für einen palästinensischen Staat, der sich weltweit mehr als einer Million Menschen angeschlossen haben, zeigen aber, dass es neben einer breiten Zustimmung seitens der internationalen Staatengemeinschaft auch weltweit viele Menschen gibt, die der ständigen Gewalt seitens radikaler Gruppen, sowohl auf der Seite der Palästinenser als auch auf derjenigen Israels, überdrüssig sind. Immer, wenn wieder einmal Verhandlungen zwischen Vertretern der Palästinenser und Israel angekündigt werden, brauchen einige wenige radikale Palästinenser nur ihre selbsgebastelten Raketen in Richtung Israel zu starten, die dann gleich irgendwo in den Grenzgebieten wieder herunterfallen, um die Armee Israels dazu zu veranlassen, mit ihrer Luftwaffe große Gebiete in den palestinensischen Autonomiegebieten zu bombardieren.

Nachdem die Verhandlungen zwischen den Palästinensern und Israel 1993 zur gegenseitiger Anerkennung geführt hatten, ware eine Lösung so nah wie niemals zuvor. Dafür wurden die Herren Shimon Peres (Israel, Staatspräsident), Jitzhak Rabin (Israel, ehemaliger Ministerpräsident) und Jassir Arafat (Palästinensischen Autonomiegebiete, ehemaliger Präsident) 1994 gemeinsam mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

1995 reichte dann das tödliche Attentat eines israelischen Staatsbürgers auf Herrn Rabin, um den radikalen Parteien Israels wieder Vortrieb zu geben. Wenn die Geschichte Israels und der Palästinenser während der letzten vierzig Jahres eines gezeigt hat, dann ist es die Tatsache, dass Verhandlungen, die mit jedem neuen Haus in jeder neuen Siedlung außerhalb der Grenzen Israels von 1967 auf's neue torpediert werden, kaum Hoffnung auf einen Erfolg versprechen.
Wie soll es denn unter solchen Umständen jemals zur Gründung eines Staates Palästina und zu zwei friedlich nebeneinander existierenden Staaten kommen?

Es gibt ebenso Argumente, die gegen eine Anerkennung Palästinas als volles Mitglied der UNO zu diesem Zeitpunkt sprechen, wie auch solche, die darin die Chance sehen, dass wieder Bewegung in die festgefahrene Situation kommt.

Dagegen spräche aus meiner Sicht, dass eine Vollmitgliedschaft Palästinas derzeit einen Staat ohne eigenes Territorium zur Folge hätte. Eine mehrheitliche Unterstützung eines Staates "Palästina" seitens der internationalen Staatengemeinschaft, sowie einer großen Anzahl von Menschen weltweit, könnte aber auch den Druck auf die Blockade einiger weniger Staaten im UN-Sicherheitsrat - allen voran die USA - und auf Israel erhöhen, die Spirale der gegenseitigen Gewaltausbrüche zu beenden und ernsthaft zu einem andauernden Friedens- und Verhandlungsprozess zurückkehren. Dabei ginge es dann nicht mehr darum, ob und unter welchen Voraussetzungen das gemeinsame Land zwischen Israel und einem zukünftigen Staat Palästina aufgeteilt wird, sondern darum, wie es so aufgeteilt werden kann, dass die Staaten Israel und Palästina nebeneinander bestehen können.

Dabei bestünde auch die Gelegenheit, dass es endlich zu einem von allen Seiten gleichermaßen akzeptierten, eindeutig definierten Grenzverlauf im Osten Israels käme. Seit dem Teilungsplan der UNO für Palästina von 1947, der von Israel akzeptiert, von den arabischen Staaten jedoch abgelehnt worden war, und dem Krieg von 1948 sowie dem Sechs Tage Krieg von 1967 leben die Palästinenser in einem besetzten Land, sofern sie nicht kriegsbedingt ohnehin aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben wurden.
  • Vielleicht ist es einfach an der Zeit, neue Wege einzuschlagen, anstatt weiterhin noch über viele weitere Jahre hinweg ergebnislos auf der Stelle zu treten.


(Quellen: Der Standard vom 28.08.2011, Stern vom 19.09.2011, AVAAZ, Wikipedia)

Montag, 19. September 2011

Die neue "Alexander von Humboldt II"

Die "Alexander von Homboldt II" an der Ausrüstungskaje

Nachdem der Rumpf der neuen "Alex" im Mai 2011 von der Bauwerft in Bremen zur Endausrüstung nach Bremerhaven geschleppt wurde, liegt das neue Schiff gegenüber der "Halle X" im Bremerhavener Fischereihafen.

Inzwischen sieht die Nachfolgerin der legendären ersten "Alexander von Humboldt", die mit ihren gesponsorten grünen Segeln weltweit oft in Werbespots zu sehen war, schon recht komplett aus. Wenn es auch keine grünen Segel mehr geben wird, so wurde glücklicherweise zumindest von den urprünglichen Plänen Abstand genommen, den Rumpf schwarz zu streichen. Mit dem grünen Rumpf erinnert wenigstens noch etwas an die Tradition ihrer berühmten Vorgängerin.

Für die gute alte "Alex" mit ihrem über 100 Jahren alten Rump gibt es laut einem Bericht der Nordsee-Zeitung zwar viele Interessenten, aber noch keinen Käufer. Deshalb wird sie uns Bremerhavenern wohl noch etwas erhalten bleiben: Die Bark soll vorerst als Blickfang im Neuen Hafen festmachen.

Ihre Nachfolgerin wird am nächsten Samstag in Bremerhaven getauft. Anschließend wird sie erst einmal zu einigen Ausbildungstörns für die Stammbesatzung auslaufen. Eine Woche nach ihrer ersten Tagesreise, die für den 20. Oktober geplant ist, wird die "Alexander von Humboldt-II" zum Überwintern in Richtung Kanaren und Kapverdische Inseln aufbrechen.

Vorher jedoch sollen beide Schiffe zusammen auf der Weser vor Bremerhaven zu sehen sein. Wie die Nordsee-Zeitung vorgestern berichtete, werden sie am nächsten Freitag gegen 14:15 Uhr vor der Seebäderkaje erwartet, und anschließend in den Neuen Hafen einfahren.

Sonntag, 18. September 2011

Hygieneampel: Kompromisssuche in Bremerhaven

Nachdem die Wirtschaftsminister der Länder die "Hygieneampel" für Restaurants blockiert hatten, trafen sich in der letzten Woche die Verbraucherminister von Bund und Ländern in Bremerhaven, um nach Kompromissvorschlägen zu suchen.

Nach dem Willen der Verbraucherminister soll die "Hygieneampel" am Eingang von Restaurants die Ergebnisse der jeweils aktuellsten Hygieneuntersuchungen symbolisieren. Grün würde die hygienischen Verhältnisse eines Restaurant als "einwandfrei" kennzeichnen. Gelb und Rot würden hingegen auf Beanstandungen hinweisen. Während die Gewerkschaft Nahrung-GenussmittelGaststätten (NGG) die "Hygieneampel" begrüßt, und darüber hinaus gerne auch soziale Standards (Einhaltung von Tarifverträgen oder des Arbeitszeitgesetzes) in die Kriterien zur Bewertung aufnehmen würde, fordert der Deutsche Hotel- uns Gaststättenverband den Verzicht auf die "Hygieneampel".

Das zeigt wieder einmal, dass hier erneut versucht wird, wirtschaftliche Interessen ggegenüber den Interessen des Verbraucherschutzes durchzusetzen. Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach: Wenn alle Betriebe die gesetzlichen Vorgaben einhalten würden, dann stünden alle Ampeln auf Grün. Die schwarzen Schafe under den Gaststättenbetreibern müssten dann entweder ebenfalls die Gesetze einhalten oder sie würden riskieren, dass sie ihren Betrieb irgendwann aus Mangel an Gästen schließen müssen.
  • Meine Meinung:
    Mit wirtschaftlichen Interessen der Restaurants und Gaststätten hat die Blockade der Hygieneampel nichts zu tun, sehr wohl aber mit mangelndem Schutz der Verbraucher. Offene Fragen, wie zum Beispiel die Häufigkeit der Kontrollen oder die zeitnahe Nachkontrolle sollten schnellstmöglich geklärt werden.

(Quellen: Nordsee-Zeitung vom 16.09.2011, Bonner General-Anzeiger vom 17.09.2011, Frankfurter Rundschau vom 17.09.2011)

Samstag, 17. September 2011

"Mercédès" Jellinek

"Mercédès" Jellinek (CC BY-SA)
Gestern jährte sich der 122. Geburtstag der Baronin Adrienne Manuela Ramona von Weigl, die am 16.09.1889 als Tochter des österreichisch-ungarischen Diplomaten und Autohändlers Emil Jellinek und seiner Frau Rachel Goggmann Cenrobert geboren wurde.

Nachdem ihre Mutter im Jahre 1893 gestorben war, eröffnete ihr Vater ein Büro in Nizza. 1897 erwarb Emil Jellinek ein Auto der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG). Zu dieser Zeit waren seit der Geburtsstunde des Automobils, als Gottlieb Daimler das erste Mal einen seiner Verbrennungsmotoren in eine vierrädrige Kutsche eingebaut hatte, gerade einmal 11 Jahre vergangen.

Zwei Jahre darauf meldete Emil Jellinek einen Rennwagen der DMG für die Tourenfahrt "Nizza–Magagnone–Nizza" am 21. März 1899 an. Unter dem Pseudonym "Mercédès", dem Kosenamen seiner Tochter, erzielte sein Auto dabei den ersten Preis.

Nach diesem Erfolg bestellte Jellinek im April des darauffolgenden Jahres 36 Fahrzeuge bei der DMG. Damals war das ein Drittel der Jahresproduktion. Außerdem forderte er die DMG auf, ein neues Auto zu konstruieren, das dann bei der Rennwoche im März 1901 in Nizza unter dem Namen "Mercedes" große Erfolge erzielte. Am 26. März 1902 wurde der Name "Mercedes" als geschützte Marke der DMG registriert.

"Mercédès" Jellinek starb am 23.02.1929. Obwohl eine der bekanntesten Automarken nach ihr benannt wurde hat sie nie ein eigenes Auto besessen.


Neue Pioniere braucht die Welt

Dass die rasante Entwicklung des Automobils in den vergangenen 125 Jahren aufgrund der in seinen Otto und Dieselmotoren verbrannten fossilen Treibstoffe einmal wesentlich dazu beitragen würde, die Welt an den Rand einer Katastrophe planetaren Ausmaßes zu führen, hätte im Jahre 1902 wohl sicher niemand geahnt. Was heute dringend notwendig wäre, das wäre bezüglich der Entwicklung CO2-neutraler Motoren eine ebensolche Aufbruchstimmung und der gleiche Pioniergeist, wie in den Geburtsjahren des Automobils. Auch wenn derzeit stolz darauf hingewiesen wird, dass es auf der gerade stattfindenden "Internationalen Automobil-Ausstellung" (IAA) zum ersten Mal eine "Halle der Elektromobilität" gibt, ist davon jedoch bisher bestenfalls ansatzweise etwas zu erkennen.

Das Klimasystem unseres Planeten Erde nimmt aber keine Rücksicht auf die Träumer in den Vorstandsetagen der Automobilkonzerne, die meinen, sie müssten nur den Treibstoffverbrauch ihrer Autos etwas drosseln - dann würde es schon noch ein paar Jahre so weitergehen wie bisher - und es nimmt auch keine Rücksicht auf die Autonarren, die verzückt dem Lärm ihrer röhrendem Ottomotoren lauschen und sich von protzigen Macho-Karossen blenden lassen.

Die Frage ist, welchen Anteil die ewig gestrigen an den Kunden der Automobilkonzerne noch haben. Die Nachfrage regelt ja bekanntlich das Angebot. "Größer, schneller, stärker – das war einmal." berichtete die Frankfurter Rundschau am 13.09.2011. Seitdem der Klimawandel ins Bewusstsein gerückt sei, wären viele potentielle Käufer mehr daran interessiert, wieviel CO2 die Motoren emittieren, als die Frage, wie schnell die Autos sind. An diesem Bewusstseinswandel der Autokäufer seien die enorm gestiegenen Benzinpreise ebenso beteiligt, wie auch das gestiegene Umweltbewusstsein. Sollte die Einschätzung der Frankfurter Rundschau zutreffen, dann wäre das zwar noch lange nicht der große Durchbruch, aber immerhin ein Grund zur Hoffnung.


(Quellen: Frankfurter Rundschau vom 13.09.2011, Wikipedia - "Mercédès" Jellinek - Gottlieb Daimler, Bertelsmann Lexikon 1994 Band 5)

Freitag, 16. September 2011

Gefährlich strahlender Müll, unwillige Konzerne, ...

Atomkraft? Nein Danke!Von den 420 Stellplätzen vor Castor-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll im Brennelementlager bei Gorleben sind bisher erst 102 mit Castor-Behältern belegt. Doch schon jetzt wurden bei Messungen am Zaun des Lagers alarmierend hohe Werte festgestellt. Der für Ende des Jahres geplante Atommülltransport in elf Castoren nach Gorleben würde die von dem Atommüllager ausgehende Neutronenstrahlung noch einmal erhöhen.

Während im letzten Jahr am Zaun des Lagers noch ein Halbjahreswert für Neutronenstrahlung in Höhe von 0,23 Millisievert (mSv) gemessen worden sei, habe die diesjährige Messung des Halbjahreswertes bei 0,27 mSv gelegen. Das berichtet contrAtom am 25.08.2011 auf seiner Internetseite. Als Jahresgrenzwert seien dort 0,3 mSv festgelegt worden. Hochgerechnet sei eine Überschreitung des Jahresgrenzwertes möglich. Schon ab einem Schwellenwert von 0,27 mSv müssten Maßnahmen zur Verringerung der Messwerte eingeleitet werden. Eine Einlagerung weiterer Castor-Behälter sei dann nicht zulässig. Am 21.08.2011 hatten deshalb 500 Menschen gegen den geplanten Atommülltransport aus La Hague protestiert.

Das Umweltministerium hält es für möglich, dass die Messwerte am Zaun durch das Umstellen von Behältern innerhalb der Zwischenlagerhalle oder zusätzliche Neutronenabschirmungen gesenkt werden könnten, und dass der Jahresgrenzwert somit eingehalten werden könnte. Gelänge der Nachweis, könnte der Castor-Transport durchgeführt werden.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) sieht die Ursache in dem extrem hohem "Abbrand" des Inhaltes der Castoren: Der Castor-Transport 2010 sei nicht nur derjenige gewesen, der bisher den größten Widerstand herausgefordert hatte, er sei auch der heißeste gewesen. Angedachte Maßnahmen wie das Umstellen der Behälter in der Halle seien "provisorischer Pfusch".

Das sehe ich ebenso. Würden tatsächlich alle Stellplätze für Castoren belegt werden, dann wäre es irgendwann logischerweise auch nicht mehr möglich, irgendwelche Castoren in der Halle so aufzustellen, dass sie weiter entfernt vom Zaun stünden. Wenn jetzt darüber nachgedacht wird, die Abschirmung gegen Neutronenstrahlung zu verstärken, dann lässt das ebenfalls tief blicken. Eigentlich hätte man nämlich schon bei der Planung des Atommülllagers ausrechnen können, welche Abschirmung für die Einlagerung von 420 Castoren notwendig sein würde. Davon einmal ganz abgesehen nützt eine solche vertärkte Abschirmung nichts gegen den Einschlag eines abstürzenden Flugzeugs oder gegen einen gezielten Terroranschlag. Ich mag mir lieber nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn die bisherige Abschirmung durch die Castoren und die Lagerhalle einmal beschädigt werden würde.

  • Ich schließe mich der an die Bundesregierung gerichteten Forderung der BI an, den noch für dieses Jahr geplanten Castortransport umgehend absagen. Außerdem werde ich mich auch in diesem Jahr wieder an der Demonstration gegen die fortgesetzte sogenannte "Erkundung" des Salzstocks bei Gorleben beteiligen.

Wenn die sichere Handhabung hochradioaktiven Atommülls sich inzwischen schon oberirdisch als problematisch herausstellt, dann kann man sich wohl ohne große Mühe vorstellen, mit welchen Problemen man es zu tun bekäme, falls es einmal nötig sein sollte, den Atommüll aus mehren hundert Metern Tiefe in einem instabil gewordenen unterirdischen Atommmülllager bergen zu müssen. Nach den inzwischen bekanntgewordenen Erkenntnissen bezüglich der Geschichte um die Erkundung des Salzstocks und dessen Eignung als "Atommüllendlager" halte ich es eher für eine Frage, wann es dazu kommen würde, als ob es dazu kommen könnte.


Atomkraftwerke früher stilllegen

Die neuesten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Atommülllager Gorleben machen erneut deutlich, dass endlich Schluss sein muss mit der Prokuktion immer neuen Atommülls in Deutschland und weltweit. Die verbliebenen in Betrieb befindlichen deutschen Atomkraftwerke müssen deshalb deutlich früher stillgelegt werden, als 2022. Das betrifft insbesondere solche Pannenmeiler wie "Brockdorf" (Eon) oder "Philppsburg-2" (EnBW), das in diesem Jahr mit 19 von insgesamt 34 Störfällen in den verbliebenen neun deutschen Atomkraftwerken mit Abstand die meisten meldepflichtigen Ereignisse aufweist (Stand: 11.08.2011).

Die Vorfälle im erst am 20.07.2011 nach umfangreichen Wartungsarbeiten mit mehrwöchiger Verspätung wieder in Betrieb genommenen Atomkraftwerks "Brockdorf" vom 07.08.2011 sind dabei noch nicht berücksichtigt. Aufgrund eines Defektes an den Transformatoren, über die der Strom aus dem Kraftwerk ins Netz eingespeist wird, war es an diesem Tag zu einer "unplanmäßigen Abschaltung" gekommen. Im Falle des Atomkraftwerks "Krümmel" hatte der Brand eines Trafos mit der gleichen Aufgabe zu einer mehrjährigen Reparatur geführt.

Erst im Rahmen der Trafoprobleme wurde außerdem bekannt, dass Verformungen an einzelnen Brennelementen die Kieler Atomaufsicht dazu veranlasst hatten, sich am 15.07.2011 mit einem Schreiben an das Bundesumweltministerium zu wenden, mit dem sie empfahl, die Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) einzuschalten. Da derartige Probleme auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden können und sowohl im letzten Jahr in Brokdorf, wie auch seit etwa 2007 aus anderen Anlagen in Deutschland bekannt seien, sollte dieses Problem auf Bundesebene für alle Atomkraftwerke geklärt werden. Nach Aussage von Herrn Cloosters (Kieler Atomaufsicht, Leiter), könnten solche Verformungen Einfluss auf die sogenannten Fallzeiten von Steuerelementen haben.

Im Falle einer notwendigen Schnellabschaltung müssen diese ohne jede Störung zwischen die etwa 4,80 Meter langen Brennelemente hinunterfallen können. Auch wenn die Verformungen der Brennelemente im Rahmen eines zulässigen Toleranzbereiches lagen, könnte es passieren, dass - sofern diese im Leistungsbetrieb weiter vorschreiten sollten - die volle Funktion des Notabschaltsystems nicht mehr gewährleistet sein könnte.


Aufgegeben:
Kein Atomkraftwerk als "Kaltreserve"


Eigentlich gibt es derzeit nur eine wirklich gute Nachricht bezüglich der Atomkraftanlagen in Deutschland: Auch bis zu den verantwortlichen Politikern in der Bundesregierung war es letztlich doch noch durchgedrungen, dass es völliger Blödsinn ist, eines der acht stillgelegten Atomkraftwerke als sogenannte Kaltreserve im Standby-Betrieb verfügbar zu halten. Nachdem die Bundesregierung diesen Plan jetzt endgültig aufgegeben hat, sollen konventionelle Kraftwerke als Reserve zur Verfügung gestellt werden. Der Spiegel berichtete am 31.08.2011,Baden-Württemberg wolle die Erlaubnis erteilen, den Block 3 des Kohlekraftwerks Mannheim als Ersatzkapazität zur Verfügung zu stellen. Zudem werde mit zwei weiteren Kraftwerkblöcken im Rhein-Neckar-Raum sichergestellt, dass genug Reserveleistung zur Verfügung stünden.


Energiewende:
Atomkonzern verweigert Beitrag

Da Kohlekraftwerke aufgrund der klimaschädigenden CO2-Emissionen bekannterweise nur eine befristete Übergangslösung sein können, müssten diese kurzfristig übergangsweise durch klimaschonendere Gaskraftwerke ersetzt werden. Die ARD-Tagesthemen berichteten gestern Abend, während der Einweihungsfeier für das neue Eon-Gaskraftwerk "Irsching" bei Ingolstadt mit seinem "Rekordwirkungsgrad von 60,75 Prozent" (Klimaretter.de), hätten die Eon-Manager für einen Paukenschlag gesorgt: Vorerst werde es kein weiteres Gaskraftwerk mehr geben.

Jahrzehntelang wurde die Atomindustrie in Deutschland mit Milliardensummen subventioniert und die Konzerne fuhren dadurch fette Gewinne ein. In Anbetracht der Aussicht, dass die Gewinne zukünftig nicht mehr ganz so fett sein könnten, verweigern die Atomkonzerne jetzt aus Kostengründen den Neubau von Gaskraftwerken ... - und damit ihren Beitrag zur Energiewende in Deutschland. Es wird Zeit, dass die Energieversorgung endlich dezentralisiert und auf Kommunen und private Kleinversorger verteilt wird.


(Quellen: Spiegel vom 31.08.2011, contrAtom vom 25.08.2011 [BI Lüchow-Dannenberg, ndr.de, dpa], contrAtom vom 11.08.2011 [enbw.de, contratom.de, dpa], contrAtom vom 11.08.2011 [dpa, news.yahoo.com], Klimaretter)

Donnerstag, 15. September 2011

Abschied von einem guten, alten Stück

Mein Kühlschrank aus der Mitte des letzten Jahrhunderts

Wir besitzen zwar einen kleinen Einbaukühlschrank in der Küche, der aber unter chronischer Überfüllung leidet. Als Ausweich- möglichkeit, für Kühlgut mit größeren Abmessungen, wie zum Beispiel Gebutstagstorten, oder zur Lagerung der Nahrungsmittel für Familienfeiern und zur Kühlung von Getränken im Sommer leistete all die Jahre der erste Kühlschrank meiner Eltern immer noch gute Dienste in unserem Keller. 

Das gute Stück dürfte wohl so um die 55 Jahre alt geworden sein, die man ihm äußerlich auch schon seit längerem ansah. Bis auf die eigenwillige Butterfach-Klappe, die sich dank der Schwerkraft beim Öffnen der Kühlschranktür aus lauter Solidarität immer gleich selbsttätig mit öffnete und hin und wieder einmal eine durchgebrannte Glühlampe der Innenraumbeleuchtung hat ihm nie etwas gefehlt.

In Anbetracht dessen, dass die heutigen Geräte immer sparsamer im Stromverbrauch geworden sind, habe ich vor einigen Wochen einmal mit einem Energiemessgerät den Verbrauch gemessen. Da der Motor eines Kühlschranks ja nicht rund um die Uhr läuft, ist die Angabe auf dem Typenschild ja nicht sehr aussagekräftig.

Wohl aufgrund der üppigen Isolierung in den dicken Wänden der damaligen Kühlschränke und der fest schließenden Türverriegelung war der gemessene Stromverbrauch zwar nicht so hoch wie ich vermutet hatte, und noch lange nicht so hoch, wie andere Leute es es uns prophezeit hatten, aber immer noch deutlich höher als derjenige der heutigen Geräte. Deshalb hatten wir uns zum Kauf des Kühlschranks mit dem geringsten Stromverbrauch entschieden, den wir finden konnten. Anfang der letzten Woche hieß es dann Abschied nehmen von dem guten, alten Stück. Wenn der neue jetzt genau so lange halten sollte, dann wird wohl er es sein, der sich eines Tages von mir verabschieden muss.

Mittwoch, 14. September 2011

Ein radioaktiver Industrie Unfall

Atomkraft? Nein Danke!Am 12.09.2011 kam es auf dem Gelände der
ehemaligen französichen Atomkraftanlage
"Marcoule" zu einer Explosion. Dabei wurde
ein Mensch getötet und vier weitere verletzt,
einer davon schwer.


Nachdem es anfangs geheißen hatte, es sei kein radioaktives Material aus der Atomanlage freigesetzt worden, hatten die französichen Behörden jedoch die Gefahr nicht ausschließen können, dass radioaktives Material aus der Anlage entweichen könnte. Später am Tag teilte die französischen Atomaufsicht (ASN) mit, im Umfeld der Atomanlage sei nach dem Unfall keine erhöhte Radioaktivität festgestellt worden. Die Behörden hatten aber trotzdem für den Fall, dass doch noch Radioaktivität entweichen sollte, eine Sicherheitszone eingerichtet.

Ein Sprecher des staatlichen Stromkonzerns EDF, dessen Tochterunternehmen Socodei die Anlage betreibt, bezeichnete die Ereignisse daraufhin als "Industrieunfall". Die Explosion in einem Ofen, in dem radioaktiver Metallschrott und Schutzkleidung aus Atomkraftwerken verbrannt bzw. eingeschmolzen würden, habe ein Feuer entfacht, das gegen 13 Uhr unter Kontrolle gewesen sei. Das Gebäude, in dem der Ofen explodierte, sei nicht beschädigt worden. Von einem Atomunfall könne keine Rede sein. Der bei dem Unfall gestorbene Arbeiter sei "in Sekundenschnelle" verbrannt. Der Mann habe in einem Raum neben dem Verbrennungsofen gearbeitet, als dieser explodiert sei. Die vier Verletzten, von denen einer schwere Verbrennungen erlitten habe, seien nicht verstrahlt worden.

Die TAZ berichtete am 12.09.2011, nach Angaben der Rettungskräfte sei das Gebäude, in dem es zur Explosion kam, nicht schwer beschädigt worden. Betroffene hätten berichtet, das Personal in den übrigen Anlagen sei erst gegen 13 Uhr alarmiert und in einem Schutzraum in Sicherheit gebracht worden, obwohl sich die Explosion bereits um 11:45 Uhr ereignet habe. Der Spiegel schrieb am 12.09.2011 in seiner Online Ausgabe, Frau Duflot (Frankreich, Grüne, Parteivorsitzende) habe die französische Regierung daran erinnert, dass sie sich nach der Atomkatastrophe in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I" zu größtmöglicher Transparenz verpflichtet hatte. Jetzt sei die Gelegenheit, dies unter Beweis zu stellen.


Die sichersten Atomkraftwerke der Welt

Herr Sarkozy (Frankreich, Präsident) hatte nach dem Super-GAU in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I" angekündigt, Frankreich werde an der Nutzung der Atomenergie festhalten, da die französischen Anlagen "die sichersten der Welt" seien. Das habe ich doch schon einmal irgendwo gehört. Wurde nicht im Zusammenhang mit der "Laufzeitverlängerung" der wespenfarbenen Bundesregierung auch hierzulande aus Kreisen der Atomkonzerne und ihrer politischen Handlanger immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt, die sichersten Atomkraftwerke der Welt stünden in Deutschland?

Die FAZ schrieb am 21.09.2011, Ein Sprecher der französischen Umweltorganisation "France Nature Environnement" habe gesagt, der Unfall strafe die Behauptung des französichen Präsidenten Lügen, die Anlagen der französischen Atomindustrie seien die sichersten der Welt. Die Liste der Zwischenfälle in französischen Reaktoranlagen werde jeden Tag länger. Bei "France Nature Environnement" gibt es aber wohl nicht die einzigen Franzosen, die Zweifel an der Sicherheit der Atomindustrie und an der Informationspolitik der französischen Regierung hat. So habe zum Beispiel auch Frau Lepage (Europaabgeordnete, Umweltministerin in der Regierung Juppé) gesagt, es sei beunruhigend, dass der Innenminister über den Vorfall unterrichte und nicht die zuständige Umweltministerin.

Die Umweltschutzorganisation "Greenpeace" wies darauf hin, dass die Atomanlage "Marcoule" nicht zu denen gehört, deren Sicherheit nach dem Willen der französischen Regierung als Reaktion auf die Atomkatastrophe von Fukushima untersucht werden sollen. Das zeige noch einmal, dass Frankreich die Lektion aus Fukushima nicht gelernt habe.


Kein normaler Industrieunfall

Auch wenn die Reaktoren der Atomkraftwerke von "Marcoule" stillgelegt sind und die Betreiber und die Behörden den Vorfall jetzt als einen reinen Industrieunfall darstellen, darf man nicht übersehen, dass es sich dabei immer noch um einen schweren Unfall mit Todesfolge in einer Atomanlage handelt, in der mit radioaktivem Müll hantiert wird, und dass auf dem Gelände so ziemlich alles vertreten ist, was als Voraussetzung für den Betrieb der französischen Atomkraftwerke notwendig ist. Über viele Jahrzehnte hinweg wurde dort das Material für die französichen Atombomben erzeugt. Seit 1995 werden dort plutoniumhaltige Mischoxid-(MOX-)Brennelemente hergestellt. Mit seinen Anlagen zur Herstellung und Wiederaufbereitung von Brennelementen, sowie diversen Lagern und Verpackungseinrichtungen für Atommüll ist "Marcoule" heute, ebenso wie "La Hague", ein Zentrum für die Behandlung von radioaktivem Abfall. Außerdem gibt es auf dem Marcoule-Gelände ein Labor der Atomenergiebehörde Commissariat à l'énergie atomique (CEA).

Bei den Schmelz- und Verbrennungsprozessen in den Öfen der Firma "Socodei" entstehende Aschen und Schlacken sowie die zu Barren verschmolzenen Metallabfälle werden später eingelagert. Wie die "Ärzte Zeitung" in ihrer Online Ausgabe vom 12.09.2011 berichtet, geht es bei dieser Art der "Behandlung" radioaktiver Abfälle vor allem darum, das Müllvolumen zu reduzieren. Auf diese Weise wird in den Atommülllagern weniger Platz benötigt. Ich glaube aber niemandem, der mir weismachen will, dass dabei keine radioaktiven Partikel in die Umwelt gelangen. Beim Betrieb von Verbrennungs- oder Schmelzöfen entstehen immer auch Abgase die über Kamine in die Luft abgeführt werden. Selbst wenn versucht werden sollte, die Abgase mit Filteranlagen zurückzuhalten, werden dabei immer noch radioaktive Stoffe in die Umwelt gelangen: Kein Filter hat einen Wirkungsgrad von 100 Prozent. Und wenn sich zur Zeit der Explosion radioaktives Material in dem betroffenen Ofen befand, dann kann mir auch niemand erzählen, dass dieses infolge der Explosion nicht im Gebäude verteilt worden ist.

Wie in einem Kommentar in der "Ärzte Zeitung" treffend zu lesen ist, wäre die Explosion bei "Socodei" eine gute Nachricht für Fukushima. Zitat: "... Dass aber bei der Explosion eines Verbrennungsofens für schwach radioaktive Abfälle keine Freisetzung von Radioaktivität gemessen werden konnte, wäre schlicht genial für die havarierten Kernkraftwerksblöcke in Fukushima. Einfach das Ganze in die Luft sprengen und puff! Die Radioaktivität ist nicht mehr nachweisbar." Eine gesunde Portition Sarkasmus macht eben auch die ungeheuerlichsten Dinge immer noch etwas erträglicher.


Es ist aus einem Atomkraftwerk noch niemals ein Atom entflogen,
und wenn das nicht die Wahrheit ist, dann ist es halt gelogen!


(Zitat aus einem Kommentar in der "Ärzte Zeitung")



(Quellen: Heise online vom 12.09.2010, Spiegel vom 12.09.2010 - Bericht 1 - Bericht 2, TAZ vom 12.09.2011, Süddeutsche Zeitung vom 12.09.2011, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12.09.2011, Junge Welt vom 12.09.2011, Ärzte Zeitung vom 12.09.2011, Tagesschau vom 12.09.2011, Greenpeace Deutschland und Schweiz)

Dienstag, 13. September 2011

Rente mit 69 Jahren?

Gestern Mittag war auf der Internetseite des Magazins "Focus" zu lesen, die Bundesregierung denke über die Anhebung des Renteneintrittsalters auf 69 Jahre nach, um die Staatsfinanzen zu sichern. Am Wochenende sei bekannt geworden, dass das Bundesfinanzministerium entsprechende interne Berechnungen durchführen lässt.

Der "Focus" berichtet auf seiner Internetseite, er berufe sich dabei auf ein Papier aus dem Finanzressort. Aus dem bisher unveröffentlichten "Tragfähigkeitsbericht" gehe hervor, dass sich die Risiken für die dauerhafte Solidität der Staatsfinanzen zuletzt spürbar erhöht haben. Als Grund für die Verschlechterung werde die Wirtschafts- und Finanzkrise angeführt. 

Nach Aussage eines Ministeriumssprechers handele es sich dabei jedoch nur um "rein theoretisch denkbare Möglichkeiten", nicht aber um konkrete Vorschläge. Nach Informationen des "Focus" gebe es aber in einem unveröffentlichten "Tragfähigkeitsbericht" des Bundesfinanzministerium einen Passus, demzufolge die Bundesregierung eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters erwägt.

Gestern Nachmittag kam dann das Dementi des Regierungssprechers. Herr Seibert (Regierungssprecher) verkündete, die Anhebung des das Renteneintrittsalters auf 69 werde von der Regierung weder gefordert, verfolgt, noch in Betracht gezogen.

Ist da wieder einmal etwas durchgesickert, was eigentlich niemand wissen sollte? Warum stellt das Bundesfinanzministerium solche Berechnungen an, wenn die Anhebung des Renteneintrittsalters angeblich kein Thema ist?


Rentenkürzung zugunsten von
Banken, Spekulanten und Pleitestaaten?


Wenn mit der Anhebung des Renteneintrittsalters auf 69 Jahre tatsächlich die Staatsfinanzen gesichert werden sollen, dann hieße das nach meinem Verständnis nichts anderes, als dass die zukünftigen Rentner die Zeche der Banken, der Spekulanten und der Pleitestaaten zahlen sollen, indem ihnen weitere zwei Jahre ihrer Rente vorenthalten werden würden. Viele Menschen haben heute schon kaum etwas von ihrer Rente, weil sie früh sterben. Für andere würde sich die Zeit ihrer Arbeitslosigkeit verlängern, was eine weitere Kürzung ihrer Rente zur Folge hätte. Ob das Finanzministerium wohl auch die zusätzlichen Hartz-IV und ALG-II Kosten in seiner Rechnung berücksichtigt hat? Oder werden die "Leistungen" für die davon Abhängigen bei der Gelegenheit gleich entsprechend nach unten korrigiert?

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts lag die durchschnittliche Lebenserwartung im Berichtszeitraum 2007/09 bei ca. 76 bis 77 Jahren für Männer und für Frauen bei 82,5 Jahren (Statistisches Bundesamt: "Methodische Erläuterungen zur Berechnung von Periodensterbetafeln für Deutschland 2007/2009, Seite 21"). Wie wir alle wissen, heißt das aber nicht, dass wir alle auch genau so alt werden. Der Begriff "Durchschnittliche Lebenserwartung" bedeutet ja, dass zum Beispiel einige Männer im Alter von 70 Jahren sterben, während andere vielleicht 83 Jahre alt werden. Und auch wenn die Frauen eine höhere Lebenserwartung haben, so gibt es unter ihnen ebenfalls Todesfälle im Alter zwischen 60 und 70 Jahren.

Wenn jemand im Alter von 75 Jahren stirbt, dann würde er bei einer "Rente mit 69" für seine Lebensleistung mit gerade einmal sechs Jahren Ruhestand belohnt werden. Bei der aktuellen stufenweisen Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre bleiben ihm immerhin noch acht bis zehn Jahre. Wenn auch die Lebenserwartung bisher immer leicht angestiegen ist, so wird sich dieser Trend über kurz oder lang verlangsamen und irgendwann an seine natürliche Grenze stoßen.

Wer also in Erwägung zieht, das Renteneintrittsalter alle paar Jahre weiter anzuheben, um auf diese Weise die Staatsfinanzen zu sanieren, der sollte vielleicht ehrlicherweise zugeben, dass er den Generationenvertrag bezüglich der solidarischen Altersvorsorge irgendwann ganz aufkündigen will.
  • Und:
    Wer keine Überlegungen in diese Richtung anstellt, der hätte wohl kaum einen Grund, entsprechende Berechnungen durchführen zu lassen.


(Quellen: Focus vom 12.09.2011, 12:50 Uhr und 15:20 Uhr, Der Westen vom 12. 09.2011, Die Welt vom 11.09.2011, Statistisches Bundesamt)

Montag, 12. September 2011

Wenn auch nur der geringste Zweifel besteht ...

Schon viel zu viele Menschen haben in den USA ihr Leben aufgrund von Fehlurteilen verloren. Im Jahre 2007 erklärte der Begnadigungsausschuss, wenn auch nur der geringste Zweifel an der Schuld eines Gefangenen bestünde, müsse die Vollstreckung seines Todesurteils ausgesetzt werden.

Laut Amnesty International sind in den USA seit der Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahre 1976 über 138 zum Tode verurteilte Menschen freigesprochen und in die Freiheit entlassen worden. Diese Zahlen bestärken mich einmal mehr in der Ablehnung der Todesstrafe.

Über den E-Mail-Verteiler von Amnesty International erhielt ich die Nachricht, dass Herr Troy Davis im August 1991 ausschließlich aufgrund der Aussage von Augenzeugen für einen Mord an einem Polizisten zum Tode verurteilt wurde. Die Zeugen hatten vorgegeben, den damals 22-jährigen bei der Tat beobachtet zu haben. Beweise dafür, dass Herr Davis die Tat tatsächlich begangen hat gibt es nicht. Eine Tatwaffe oder DNA-Spuren, die auf ihn als Täter hingedeutet hätten, wurden nie gefunden. Mittlerweile haben sieben der neun ursprünglichen Zeugen ihre Aussagen widerrufen.

Trotzdem soll Herr Davis am 21.09.2011 im US-Bundesstaat Georgia hingerichtet werden.

Bereits dreimal wurde seine Hinrichtung im letzten Moment aufgeschoben. Seit 20 Jahren sitzt er in einer Todeszelle im Bundesstaat Georgia und wartet auf die Vollstreckung seines Todesurteils für einen Mord, den er bis heute bestreitet.

Unerträglich ist für mich die Vorstellung, dass hier vielleicht ein Unschuldiger von der US-Justiz für einen Mord umgebracht wird, den er gar nicht begangen hat, während der wahre Mörder seit zwanzig Jahren frei herumläuft. Amnesty International bittet um Unterstützung für einen Appell an den Begnadigungsausschuss. Jeder, der das möchte, kann diesen auf der Internetseite von Amnesty International online unterzeichnen.


Der Text des Appells im Wortlaut:
Sehr geehrte Mitglieder des Begnadigungsausschusses,


durch die Arbeit von Amnesty International habe ich erfahren, dass TROY DAVIS am 21. September exekutiert werden soll. Ich bin mir der Schwere des Verbrechens bewusst, für das Troy Davis zum Tode verurteilt worden ist, wende mich aber in jedem Fall gegen die Todesstrafe.


Im vorliegenden Verfahren bestehen zudem auch nach der Beweisanhörung Zweifel an der Schuld von Troy Davis. Der Begnadigungsausschuss hat auch die Funktion, als Korrektiv gegen Fehlurteile einzuschreiten. In diesem Zusammenhang möchte ich eine Erklärung des Ausschusses aus dem Jahr 2007 in Erinnerung rufen, dass bei auch nur geringstem Zweifel an der Schuld eines Gefangenen die Vollstreckung seines Todesurteils ausgesetzt werden muss.


Zudem möchte ich auf die Vielzahl erdrückender Beweise für die Fehlbarkeit des Todesstrafensystems hinweisen.


Ich appelliere eindringlich an Sie, das Todesurteil gegen Troy Davis umzuwandeln. In Ihrer Funktion als Mitglied des Begnadigungsausschusses haben Sie die Möglichkeit, eine zerstörerische und spaltende Politik zu beenden, die mit allgemein anerkannten Werten nicht übereinstimmt. Sie birgt nicht nur das Risiko eines nicht wieder gut zu machenden Justizirrtums, sondern ist auch für die öffentliche Hand kostspielig.


Mit freundlichen Grüßen



(Quelle: Amnesty International)

Eine umfassende Stadtplanung für Bremerhaven

Bremerhaven braucht endlich eine umfassende Stadtplanung. Zu dieser Erkenntnis kommt eine neue Initiative aus der IHK, der BIS, der Architektenkammer und der Politik, die künftig an einem Strang ziehen will.

Wie es besser gemacht werden kann, als während der beiden zurückliegenden Legislaturperioden der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung, will sie unter Beteiligung der Bürger erörtern. Zum Auftakt wird morgen Abend in der Volkshochschule eine Podiumsdiskussion stattfinden. Vorher wird Herr Blase (Stadtplaner)darlegen, wie Stadentwicklungsprozesse - ohne die Bürger außen vor zu lassen - organisiert werden sollten und Herr Voßhans (Architektenkammer Bremerhaven, Sprecher) wird die Mängel anhand konkreter Beispiele aufzeigen. Dazu zählt Herr Voßhans auch den Umgang mit der Kistner-Brache und den Wildwuchs der Supermärkte.

Auf dem von Herrn Ernst (Rechtsanwalt) moderierten Podium werden die Herren Brüggemann (IHK, Präsident), Holm (CDU, Baustadtrat), Schnorrenberger (BIS, Geschäftsführer), Allers (SPD, Fraktionsvorsitzender), Eversberg (Grüne, Fraktionsvorsitzender) und Dieckhöner (CDU, baupolitischer Sprecher) sitzen. Die Veranstalltung soll der Beginn eines strategischen Stadtentwicklungsprozesses sein, der nicht wie bisher von Zufällen abhängig ist und an dem die Bevölkerung intensiv beteiligt wird.

Nach meinen Erfahrungen mit der Bremerhavener Politik während der letzten Jahre - insbesondere der letzten vier - hört sich das erst einmal nach einer Chance für den Beginn eines neuen Dialogs an. Wenn es um das Kistner-Gelände geht, dann wäre es sicherlich eine gute Idee, wenn die Initiative auch mit dem Bürgerverein Lehe und mit den ehemaligen und aktuellen Sprechern der Stadtteilkonferenz Lehe Kontakt aufzunehmen würde.

Bereits in den Jahren 2006 und 2007 hatten sich Leher Bürger in einer 'Projektgruppe Kistner-Gelände' und in einem Open-Space ausgiebig mit Möglichkeiten für eine zukünftige Nutzung des Geländes und des ehemaligen Kalksandsteinwerks auseinandergesetzt. Dabei hatten sie immer auch die Aufwertung der südlichen Hafenstraße und der angrenzenden Leher Ortsteile "Goethestraße" und "Klushof" im Blick. Ich habe morgen Abend leider schon etwas anderes vor, so dass ich die Veranstaltung in der Volkshochschule nicht besuchen kann.

  • Schluss mit der Flickschusterei
    - Bremerhaven braucht eine umfassende Stadtplanung -

    am 13.09.2011
    um 18:30 Uhr

    in der Volkshochschule
    (Lloydstraße 15)


(Quelle: Nordsee-Zeitung vom 10.09.2011)

Sonntag, 11. September 2011

Phillips-Field wird nicht bebaut

Phillips-Field: Die Sportler dürfen bleiben

Wenn es auch auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz auf der gegenüberliegenden Seite der Melchior-Schwoon-Straße zur Zeit eher traurig aussieht, so gibt es doch gute Nachrichten für das Phillips-Field. Die Stadtverordnetenversammlung hat am 08.09.2011 den Bebauungsplan für das Phillips-Field rückgängig gemacht. Damit haben die SPD und die Grünen einen der Punkte ihrer Koalitionsvereinbarung umgesetzt.

Mit ihrer Entscheidung gegen Kaufland auf dem Phillips-Field beendete die Regierungskoalition auch die Bedrohung des Einzelhandels in der benachbarten Hafenstraße und den umliegenden Straßen. Den betroffenen Einzelhändlern dürfte nach dieser Entscheideung wohl ein Stein vom Herzen gefallen sein, da jetzt ein wesentlicher Grund zur Sorge um ihre Zukunft vom Tisch ist. Auch für die Leher Bürger, die sich vehement gegen die Pläne der Großen Koalition aus SPD und CDU zur Wehr gesetzt hatten ist diese Wendung in der Geschichte ein Grund zur Freude.

Im Sonntagsjournal ist heute zu lesen, Herr Teiser (CDU, Bürgermeister und Kämmerer) habe der jetzigen Koalition aus SPD und Grünen daraufhin vorgeworfen, Zitat: "Sie rennen hier den Wählern nach und dem Zeitgeist. Und wer den Zeitgeist heiratet, ist sehr schnell Witwer." Nun ja: Dafür, dass die CDU, und allen voran der Bürgermeister, jahrelang Politik gegen die Interessen der Bürger gemacht haben, hat die CDU bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung im Mai dieses Jahres dann ja wohl die Quittung erhalten. Das hatte Herr Teiser auch von Herrn Strebe (Grüne) zu hören bekommen, der ihn daran erinnerte, dass mehr Menschen gegen die Bebauung des Phillips-Fields protestiert hätten, als die CDU bei der Stadtverordnetenwahl Stimmen erhalten habe.

(Quelle: Sonntagsjournal vom 11.09.2011)

Ein trauriger Anblick

Alles in allem bietet der Anblick ...
... von der Melchior-Schwoon-Straße über den Wilhelm-Kaisen-Platz ...
... in den letzten Wochen ein trauriges Bild.
Schon vor einiger Zeit wurde der Grünstreifen an der Melchior-Schwoon-Straße abgeholzt. Jetzt fressen sich die Abrissbagger durch das ehemalige Eisstadion, und auf dem größten Teil des ehemaligen Bremerhavener Fest- und Veranstaltungsgeländes auf dem Wilhelm-Kaisen-Platz ist großflächig der Boden aufgewühlt worden, um darauf den dritten Baumarkt in Fußwegentfernung zu errichten, den an diesem Standort niemand wirklich braucht und der mit ziemlicher Sicherheit zumindest einen der beiden anderen, seit vielen Jahren existierenden Baumärkte - samt der damit verbundenen Arbeitsplätze der dort beschäftigten Mitarbeiter - platt machen wird.