Donnerstag, 25. August 2011

Aussichtsturm "Hessenstein"

Aussichtsturm "Hessenstein" auf dem Pilsberg
Der im Auftrag des Landgrafen Friedrich von Hessen in den Jahren 1839 bis 1841 im neugotischen Stil errichtete Aussichtsturm "Hessenstein" steht auf dem 128 Meter hohen Pilsberg an der Hohwachter Bucht.


"Fernseher"
Von dort hat man einen phantastischen Blick über die Landschaft Schleswig-Holsteins an der Ostsee. Während des Tages, an dem wir den Turm besuchten, war es leider etwas diesig, aber die Sicht reichte in Richtung Westen trotzdem noch bis zum Funkturm in Kiel. Meine Schwester meint, bei klarem Wetter sei beim Blick entlang der Ostseeküste in Richtung Osten die Brücke vom Festland nach Fehrmarn zu erkennen.


Blick über die hügelige Landschaft in Richtung Ostsee
Auf der Internetseite "Hohwachter Bucht" ist zu lesen, dass der Name des Turmes auf einer Liebesgeschichte aus dem 17.Jahrhundert zurückzuführen ist. Der damalige schwedische König (Prinz Friedrich von Hessen-Cassel) habe seiner Geliebten, die ein Hoffräulein seiner Gemahlin war, die ostholsteinischen Güter Panker, Klampp, Schmoel und Hohenfelde als finanzielle Absicherung geschenkt. König Wilhelm I habe dann 1868 diesen vier Hessensteinischen Gütern die Bezeichnung "Herrschaft Hessenstein" verliehen.

Nachdem es gestern Abend ein Gewitter gegeben hatte war der Himmel heute Morgen noch stark bewölkt. Aber jetzt klart es langsam auf. Für eine kurze Tour mit dem Rad wird es wohl noch rechten ...


(Quelle: Infoportal Hochwachter Bucht)

Dienstag, 23. August 2011

Gruß aus Stein

Strand bei Stein (Kieler Bucht)
Gestern war ich mit dem Fahrrad unterwegs. Um Platz für neue Fotos auf meiner Kamera-Speicherkarte zu schaffen, habe ich gerade erst einmal Fotos auf einen USB Stick verschoben. Das Foto oben zeigt den Strand bei Stein an der Kieler Bucht. Der Turm hinten im rechten Abschnitt der Bildmitte ist das Ehrenmal in Laboe.

Donnerstag, 18. August 2011

In die Ferne schweifen ...

Die "Oceana" und die "Sedov" an der Seebäderkaje in Bremerhaven

... muss ab und zu auch mal sein.

Ich bin dann mal für ein paar Tage unterwegs.


Dienstag, 16. August 2011

Deutsch-Amerikanisches Freundschaftsfest


37. Bremerhavener Festwoche: Deutsch-Amerikanisches Freundschaftsfest, Impressionen

Während der 37. Bremerhavener Festwoche gab es mit dem "Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsfest" so eine Art Revival des ehemaligen "Deusch-Amerikanischen Volksfests", das in den Jahren, als die US-Army noch in Bremerhaven stationiert war, immer zusammen mit dem Bremerhavener Freimarkt gefeiert wurde.

Ebenso wie damals gab es auch einen "Dunkin' Ball", der von den Frauen der "Olympic Cheers and Flames" mit Leben erfüllt wurde, mit der selbstgezimmerten Anlage der US-Army Angehörigen von damals allerdings nicht ganz mithalten konnte.


Deutsch-Amerikanisches Freundschaftsfest, Sgt. Wilson's Army Show
Auch ein Hamburger-Stand durfte natürlich nicht fehlen. Dessen Burger hoben sich erfreulich positiv von den üblichen "kulinarischen Spezialitäten" in diesen etwas anderen Restaurants ab, aber im Vergleich zu den amerikanischen Frikadellen, die es damals auf dem Phillips-Field gab, waren diese trotzdem nur ein müder Abklatsch des damaligen alljährlichen Burger-Buffets.

Alles in allem fehlte die Athentität und die Volksfest-Atmosphäre auf dem Phillips-Field. Recht witzig war aber die ironisch angehauchte "Sgt. Wilson's Army Show", die alte Evergreens wiederaufleben ließ.


Amerikanische Straßenkreuzer

Und dann gab es noch viele leuchtende Augen erwachsener Männer zu sehen, als sie die Oldtimer beim Treffen der amerikanischen Straßenkreuzer bewunderten. Was mir bei diesen "Ami-Schlitten" sofort wieder auffiel, das war das Missverhältnis von der Grundfläche des Chassis zum nutzbaren Innenraum. Aber damals zählte wohl mehr der schöne Schein als ein günstiger Treibstoff Verbrauch.

Sonntag, 14. August 2011

Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten

Klassenfahrt 1970: An der "Zonengrenze"
Während einer internationalen Pressekonferenz am 15. Juni 1961 in Ost-Berlin fragte Frau Doherr (Frankfurter Rundschau, Journalistin) Herrn Ulbricht (DDR, Staatsratsvorsitzende): "Herr Vorsitzender, bedeutet die Bildung einer freien Stadt Ihrer Meinung nach, dass die Staatsgrenze am Brandenburger Tor errichtet wird? Und sind Sie entschlossen, dieser Tatsache mit allen Konsequenzen Rechnung zu tragen?"

Herr Ubricht beantwortete ihre Frage mit den Worten: "Ich verstehe Ihre Frage so, dass es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten, ja? Ääh, mir ist nicht bekannt, dass solche Absicht besteht, da sich die Bauarbeiter in der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigen und ihre Arbeitskraft voll ausgenutzt, ääh, eingesetzt wird. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten."


Eine unnormale Normalität

Der "Eiserne Vorhang" zwischen dem Osten und dem Westen Deutschlands
Diese Antwort Walter Ulbrichts ging bald darauf als dreiste Lüge in die Geschichtsbücher ein. Bereits zwei Monate nach jener Pressekonferenz begann mit der Errichtung der Berliner Mauer am 13. August 1961 der letzte Veruch der damaligen DDR-Führung, die Bürger aus dem Osten Deutschlands an der "Flucht" in den Westen zu hindern. Es verging mehr als ein viertel Jahrhundert, bis sich die weltpolitische Lage änderte und die Bürger der DDR am 9. November 1989 damit begannen, die Mauer niederzureißen. Bis dahin waren in Berlin weit mehr als einhundert Menschen von DDR-Grenztruppen ermordet worden, als sie versuchten, die Grenzbefestigungen in Richtung Westberlin zu überwinden.

Nur wenige Reste der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs, der Deutschland einmal von Nord nach Süd in zwei Hälften geteilt hatte, sind heute als Gedenkstätten oder Museen erhalten geblieben. Die beiden Schwarz-Weiß-Fotos habe ich 1970 während der Rückfahrt von einer Klassenfahrt ins Weserbergland aufgenommen. Noch wenige Jahre vor dem "Fall" der Mauer stand ich mit meiner Frau während einer Wanderung durch das "Höllental" in Franken auf einem Berg, von wo aus wir auf ein Dorf in der DDR hinunterblicken konnten. Häuser, Tiere, Bäume, Menschen ... - all das schien zum Greifen nah. Trotzdem war das Dorf für uns unerreichbar. Wer wie ich während des Kalten Kriegs zwischen den Staaten der Nato und des Warschauer Pakts aufgewachsen ist, der hatte sich jedoch kaum vorstellen können, dass sich an dieser unnormalen Normalität zu seinen Lebzeiten einmal etwas ändern würde.


Die Mahnung gegen totalitäres Denken und Handeln ...

Flüchtiger Blick aus dem fahrenden Bus nach Berlin auf die ehemalige Grenzkontrollstelle
In der Tagesschau war gestern Herr Wulff (Bundespräsident) zu sehen, wie er im Rahmen einer Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Mauerbaus dazu aufrief, weltweit für Demokratie und Menschenrechte einzutreten. Er sagte, die Erinnerung an das Unrecht mahne dazu, jene nicht allein zu lassen, die für diese Werte kämpfen. Ebenso mahnte auch Herr Wowereit (Berlin, Regierender Bürgermeister), der Kampf gegen totalitäres Denken und Handeln dürfe nicht nachlassen.

Leider müssen wir aber immer wieder erleben, dass diese mahnenden Worte vor dem Hintergund der Hoffnung auf fette Gewinne schnell wieder in Vergessenheit geraten. In der Realität verhandeln deutsche Politiker mit Politikern totalitärer Staaten, denen die Menschenrechte keinen Pfifferling wert sind, um den Boden für die Geschäfte deutscher Konzerne zu bereiten. Und es sind die gleichen Politiker, die sich über die Arbeitslosigkeit in Deutschland beklagen, die deutschen Konzernen damit die Möglichkeit eröffnen, ihre Produktion in ebendiese Staaten zu verlagern, und die Menschen dort ebenso auszubeuten, wie es deren staatliche Firmen vormachen.


... und die Wirklichkeit

Mauerreste in Berlin
Und leider gibt es auch ein Vierteljahrhundert nachdem die ersten Breschen in die Berliner Mauer gerissen wurden immer noch Zeitgenossen, in deren Köpfen die Mauer bis heute überdauert hat. Das wurde erneut deutlich, als vor wenigen Tagen einige Mitglieder der Linken meinten, zum Mauerbau habe es keine Alternative gegeben, und als sich die Teilnehmer des Parteitags der Linken zum Gedenken an die Todesopfer an der deutsch-deuschen Grenze erhoben, einige unter ihnen aber demonstrativ auf ihren Stühlen sitzen blieben.

Solange es noch Politiker in den Reihen der Linken gibt, die derartige Ansichten vertreten, werden es die Vorsitzenden dieser Partei weiterhin schwer haben, Gehör zu finden, wenn sie betonen, dass die PDS, eine ihrer die Vorgängerparteien (und direkte Nachfolgepartei der SED), sich nach der Wende bei den Bürgerinnen und Bürgern der DDR entschuldigt und ihre Geschichte aufgearbeitet habe. Auch wenn sie klar stellen, die Lehre aus dem Mauerbau heiße, dass demokratischer Sozialismus Mehrheiten brauche und nicht erzwungen werden könne, und auch wenn sie sich darüber beklagen, dass die Idee des Sozialismus im Zusammenhang mit dem Mauerbau immer missbraucht und diskreditiert worden sei und bis heute dazu genutzt werde, jegliche Suche nach grundlegenden Alternativen zu diskreditieren, werden sie bei anderen Parteien und deren Anhänger leider wohl auch zukünftig auf taube Ohren stoßen.


Der Eiserne Vorhang


(Quellen: Tagesschau vom 13.08.2011 - Beitrag 1 und Beitrag 2,, Focus vom 13.08.2011, TAZ vom 13.08.2011, Stern vom 13.08.2011 und vom 11.08.2011, Wikipedia)

Donnerstag, 11. August 2011

Amnestie für Steuerhinterzieher?

Nach monatelangen Verhandlungen haben sich Deutschland und die Schweiz auf ein Abkommen zur Versteuerung deutschen Schwarzgelds auf Schweizer Konten geeinigt.

Die Einigung beinhaltet, rückwirkend bis zum Jahr 2000, auch die nachträgliche Versteuerung von Schwarzgeldern. Wie die Tagesschau gestern berichtete, geht das Bundesfinanzministerium aufgrund der Schätzungen von Fachleuten von Schwarzgeldern in Höhe von 150 Milliarden Franken aus.

Die Nachversteuerung soll von den Schweizer Banken anonym und pauschal durchgeführt werden, indem sie die entsprechenden Beträge ohne Hinweis auf die Herkunft an den deutschen Fiskus überweisen.

De facto bedeutet das eine nachträgliche Amnestie für deutsche Steuerhinterzieher, die damit weiterhin anonym bleiben und somit die Möglichkeit haben, ihre Gelder unerkannt in andere Steueroasen zu transferieren. Für jeden ehrlichen Steuerzahler ist das ein Schlag ins Gesicht.

In der Neuen Züricher Zeitung war gestern zu lesen, das Abkommen zwischen Deutschland und der Schweiz beinhalte auch die Regelung des "leidigen Themas des Erwerbs von gestohlenen Kundendaten-CDs" durch deutsche Behörden. Deutschland sehe vor dem Hintergrund des Abkommens keinen Anlass mehr für den Ankauf gestohlener Kundendaten. Dafür verzichte die Schweiz, auf die straftrechtliche Verfolgung von Personen wegen der Beteiligung am "illegalen Erwerb von Bankdaten".

Wer mich kennt, der weiß, dass ich mit den massenhaften Datendiebstählen in der Vergangenheit nicht einverstanden war, dass ich jedoch zufrieden damit bin, dass Steuerhinterzieher festgenommen werden konnten und andere sich - aus Angst entdeckt zu werden - selbst angezeigt haben. Datendiebstahl ist, ebenso wie Steuerhinterziehung, kein Kavaliersdelikt. Allerdings verzichtet Deutschland mit seiner Ankündigung, künftig keine Daten mehr kaufen zu wollen, auf die Chance, weitere Steuerhinterzieher zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen. Auch gibt es damit für Steuerhinterzieher keinerlei Veranlassung mehr, sich aufgrund möglicherweise kursierender Daten-CDs selbst anzuzeigen. Unrecht mit Unrecht bekämpfen zu wollen ist aber trotzdem immer eine gefährliche Gratwanderung.

Jahr für Jahr enthalten Steuerbetrüger unserem Gemeinwesen Milliarden Euro an Steuern auf Zinsgewinne vor, das dann zum Beispiel für Schulen, Kindergärten oder die Instandhaltung der Verkehrswege fehlt.

Hinzu kommt noch, dass mit dem Abkommen zwischen Deutschland und der Schweiz die "Europäischen Richtlinie zur Zinsbesteuerung" unterlaufen werden würde. Seit 2005 sind die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, sich gegenseitig bei der Erhebung der nationalen Einkommensteuern auf Zinseinkünfte zu unterstützen. Mit dem Drittland Schweiz hat die EU einen Vertrag geschlossen, so dass diese Richtlinie auch in der Schweiz gilt. Detailierte Informationen zu diesem Aspekt des Abkommens finden sich auf den Internetseiten des demokratischen Netzwerks Campact.

Bevor sowohl der Bundestag als auch der Bundesrat dem Vertrag mit der Schweiz nicht zugestimmt haben, kann er jedoch nicht in Kraft treten. Campact hat deshalb einen Online-Appell initiiert, mit dem die Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Bundestag die Ministerpräsidenten der Länder aufgefordert werden, das Steueramnestie-Abkommen zu stoppen! Der Appell im Wortlaut:
Sehr geehrte Vorsitzende der Fraktionen im Bundestag,
sehr geehrte Ministerpräsidenten/innen der Bundesländer,

mehr als 100 Milliarden Euro Schwarzgeld deutscher Staatsbürger/innen liegen auf Schweizer Konten. Jetzt will die Bundesregierung diesen Steuerbetrug durch ein Abkommen mit der Schweiz nachträglich legalisieren. Steuerbetrüger blieben anonym und kämen billig davon.

Mit dem Abkommen würden die Bemühungen der EU für mehr Steuergerechtigkeit durch einen automatischen Informationsaustausch zwischen den nationalen Steuerbehörden unterlaufen. Stoppen Sie die Ratifizierung des Steuer-Amnestie-Abkommens mit der Schweiz!

Mit freundlichen Grüßen,

Wer möchte, kann den Appell auf der Internetseite von Campact online unterzeichnen.


(Quellen: Tagesschau vom 10.08.2011, Neue Züricher Zeitung vom 10.08.2011, TAZ vom 29.07.2011, Campact, Tax Justice Network)

Mittwoch, 10. August 2011

Des Sommers nasse Fluten

Bremerhaven-Lehe: Blick nach Osten von der Körner- in die Eupener Straße

In dieses Sommers nasser Flut
sehnt mancher sich nach Sonnenglut.
Doch schiene jetzt die Sonne heiß
und flöss' statt Regen nur der Schweiß,
dann fänd' es mancher auch nicht gut.

© Jürgen Winkler


In diesem Sinne: Nehmt das Wetter lieber wie es ist. Ändern kann eh niemand etwas daran ...



Dienstag, 9. August 2011

Von der Bombe bis zum Super-GAU

Atomkraft? Nein Danke!FriedenstaubeHerr Ban Ki Moon (UNO, Generalsekretär) hat die Gegend im Umfeld der Atomkraftanlage "Fukushima-I" besucht und den Bewohnern der Region die Solidarität der Vereinten Nationen zugesichert. Für die vom mehrfachen Super-GAU in der Anlage Betroffenen ist das jedoch allenfalls eine nette Geste - mehr nicht.

Daran wird sich auch nichts ändern, solange weltweit weiterhin am Betrieb der bestehenden oder gar am Bau neuer Atommeiler festgehalten wird. Und daran ändert auch der Solidaritätsbesuch Herrn Ban Ki Moons in Japan nichts. Wie die Tagesschau am 08.08.2011 berichtete, sagte er dort, die Atomkatastrophe habe gezeigt, dass "die Sicherheit derartiger Kraftwerke sowie die Möglichkeiten zur Hilfe nach derartigen Unglücken" verbessert werden müssten.

Nach "nach derartigen Unglücken" gibt es jedoch keine wirksame Hilfe. Schon nach dem Super-GAU im Atomkraftwerk "Tschernobyl" (April 1986) hätte das eigentlich jedem Menschen auf dieser Welt klar sein müssen. Seit Japan am 11. März dieses Jahres von der zweifachen Naturkatastrophe heimgesucht wurde und die menschengemachte Atomkatastrophe obendrein noch hinzukam, ist das ein weiteres Mal deutlich geworden. Nachdem der Betreiber "Tepco" und die japanischen Behörden anfangs lange bemüht waren Zuversicht vorzugaukeln, ist das wahre Ausmaß des zweiten Super-GAUs in der Geschichte der Nutzung der Atomkraft inzwischen nach und nach zu Tage getreten. Und auch jetzt kommen immer noch weitere Schreckensmeldungen hinzu.

So wurde zu Beginn der letzten Woche in der Atomkraftanlage "Fukushima-I" an zwei Stellen eine für Menschen tödliche effektive Dosis von 10000 Millisievert - das sind zehn Sievert! - pro Stunde gemessen. Zum Vergleich: Nach Paragraph 55 der Strahlenschutzverordnung beträgt der Grenzwert der effektiven Dosis für beruflich strahlenexponierte Personen in Deutschland 20 Millisievert pro Kalenderjahr, und der Paragraph 56 begrenzt die Berufslebensdosis in der Summe auf die in allen Kalenderjahren ermittelten effektiven Dosen beruflich strahlenexponierter Personen auf maximal 400 Millisievert. Die in der Atomkraftanlage "Fukushima-I" gemessene effektive Dosis von 10 Sievert beträgt damit nach einer Stunde bereits das 25-fache der höchstzulässigen effektiven Dosis für das gesamte Berufsleben einer strahlenexponierten Person in Deutschland!

Am 02.08.2011 berichtete die Tagesschau, die Bevölkerung mache sich zur Zeit jedoch die größten Sorgen wegen der radioaktiv kontaminierten Lebensmittel. Immer mehr Fleisch, Fisch und Gemüse sei belastet. Die japanische Regierung verbiete deshalb den Handel mit Rindern aus den betroffenen Regionen und wolle auch bei der anstehenden Reisernte alle Produkte auf Radioaktivität testen.


Für mich ist es völlig unverständlich, wie gerade Japan dermaßen in die Abhängigkeit von der Nutzung der Atomenergie geraten konnte. Vor drei Tagen jährte sich zum 66. Mal der Tag, an dem die USA über der japanischen Stadt Hiroshima das erste Mal in der Geschichte der Menschheit eine Atombombe abgeworfen hatten. Ungefähr 140000 Menschen waren bis zum Ende des Jahres 1945 aufgrund der direkten Auswirkungen beziehungsweise an den Folgen der Strahlenkrankheit ums Leben gekommen. Zahlreiche weitere Menschen erkrankten noch in den Jahren danach und starben an den Spätfolgen des Atomangriffs. Insgesamt verloren damit über 240000 der damaligen Einwohner Hiroshimas - das sind bis zu bis zu 98 Prozent - infolge des Atombombenabwurfs ihr Leben. Drei Tage später - heute vor 66 Jahren - folgte der zweite Atomangriff auf die japanische Stadt Nagasaki und jetzt - nur 66 Jahre später - der Super-GAU in der japanischen Atomkraftanlage "Fukushima-I".

Angesichts dessen hatte Herr Kazumi Matsui (Hiroshima, Bürgermeister) am letzten Samstag in seiner Friedenserklärung nicht nur zur Abschaffung aller Atomwaffen weltweit aufgerufen, sondern auch zu einem Wechsel in der Energiepolitik: "Atomkraft und die Menschheit können nicht koexistieren." Die 1985 für ihre Arbeit mit dem Friedensnobelpreis geehrte Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW) hatte anlässlich der beiden Atombombenabwürfe an alle Strahlenopfer der nuklearen Kette vom Uranabbau über den "Normalbetrieb" der Atomkraftwerke, den Test und den Einsatz von Atomwaffen bis hin zur ungelösten Lagerung des Atommülls über viele Millionen von Jahren erinnert.


Wer nun meint, er könne mit der "Verbesserung der Sicherheit derartiger Kraftwerke" den nächsten Super-GAU verhindern, der verschließt die Augen vor der Tatsache, dass es dafür keinerlei Garantie geben kann. Der hat den atomaren Traum, der sich für die davon Betroffenen immer mehr als Albtraum entpuppt, noch nicht ausgeträumt. - Der macht sich, da er die Fakten nicht benennt, mitschuldig am Tod und am Leid der nächsten Opfer, die heute noch dort in vermeintlicher Sicherheit leben, wo nach dem nächsten Super-GAU die nächste radioaktive Wüste entstehen wird. Mit jedem weiteren Tag, an dem irgendwo auf unserem Planeten noch ein Atomkraftwerk in Betrieb ist, wird die weitere Anhäufung von Atommüll und waffenfähigem Plutonium fortgesetzt. Das ist die einzige Garantie, die irgend jemand im Zusammenhang mit der weiteren sogenannten "friedlichen" Nutzung der Atomenergie geben kann.

Der einzig denkbare Schutz vor weiteren Super-GAUs ist die weltweite zügige Einstellung des Betriebs des vorhandenen Atomkraftwerke und der Verbot des Baus neuer atomarer Gefahrenquellen. Selbst dann läge es durchaus noch im Bereich des Möglichen, dass Herr Ban Ki Moon sich veranlasst sehen könnte, irgendwo auf der Welt die nächsten Flüchtlinge aus einem neuen Evakuierungsgebiet rund um irgendeine havarierte Atomkraftanlage zu besuchen. Bis 2022 könnte er diesbezüglich unter Umständen auch noch Gelegenheit zu einem Besuch bei uns in Deutschland haben.

Ich wünsche ihm weiß gott nicht, dass es dazu kommen wird. Es würde mich aber schon interessieren, was er den möglichen zukünftigen Opfern skrupelloser Atomkonzerne und ihrer politischen Handlanger zu erzählen hätte. Ob er den aus ihrer Heimat Vertriebenen, die außer ihrem nackten Leben alles verloren hätten, dann wohl glaubhaft versichern würde, dass die Vereinten Nationen weltweit endlich den schnellen Ausstieg aus der Nutzung der Atomkraft durchsetzen werden?


Zum Weiterlesen:

Auch Deutschlands weiße Weste hat bezüglich der Atombombe so einige dunkle Flecke. Über die diesbezüglichen Ambitionen Konrad Adenauers (erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland) gibt es einen lesenswerten Artikel auf den Interneseiten von contrAtom bzw. des "Spiegel".


(Quellen: Tagesschau vom 08.08.2011 und vom 02.08.2011, contrAtom vom 06.08.2011, Strahlenschutzverordnung, IPPNW, Wikipedia - Konrad Adenauer - Hiroshima - Nagasaki, Spiegel - Eines Tages ...)

Samstag, 6. August 2011

Bürgerschaft will demokratische Rechte beschränken

Wie die Nordsee-Zeitung am 05.08.2011 berichtete, will die Bremer Landesregierung die Dauer der Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre verlängern. Mit ihrer satten Zwei-Drittel-Mehrheit brauche sie deswegen auch niemanden zu fragen.

Praktisch, oder?

Ich war überaus froh, als die vorangegengene Legislaturperiode der Stadtverordnetenversammlung endlich vorüber war. Gründe dafür könnte ich mehr als genug aufzählen. Unter anderem konnten CDU und SPD aber keine Hintertür mehr finden, um "Kaufland auf den Phillips-Field" doch noch zu realisieren, es besteht Hoffnung auf ein Ende des planlosen Discounter- und Supermarkt-Wildwuchses in Bremerhaven und nicht zuletzt haben insbesondere die Grünen angekündigt, sie würden die Rechte der Bürger bezüglich der Beteiligung an politischen Prozessen in Bremerhaven stärken. Eine längere Legislaturperiode hätte unter anderem bedeutet, dass die Große Koalitition aus CDU und SPD noch mehr Zeit gehabt hätte, sich gegenseitig zu blockieren, sie Sorgen und Ängste der Bürger weiterhin zu ignorieren, das Thema "Bürgerbeteiligung" weiterhin auszusitzen oder das Wildwuchsproblem aktiv bzw. durch Aussitzen zu fördern.

Auf das Land Bremen übertragen ist die seitens der Landesregierung angekündigte Verlängerung der Legislaturperiode daher ganz klar eine deutliche Beschneidung der demokratischen Rechte der Bürger des Landes Bremen.
Liebe Verantwortliche der Bremer Landesregierung,

hiermit versichere ich Ihnen für den Fall, dass Sie Ihren Plan, die Legislaturperiode für die Bürgerschaft von vier auf fünf Jahre zu verlängern, tatsächlich in die Tat umsetzen sollten, weder die SPD noch die Grünen bei der nächsten Wahl zur Bremer Bürgerschaft noch einmal mit auch nur einer meiner fünf Stimmen rechnen können!

Das gleiche gilt selbstverständlich analog auch für den Fall, dass die Bremerhavener Kommunalregierung dem Beispiel der Bremer Landesregierung folgen sollte, für die nächste Wahl zur Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung, in der die SPD und die Grünen seit dem Mai dieses Jahres ebenfalls die Regierungskoalition stellen.


(Quelle: NZ vom 05.08.2011)

Freitag, 5. August 2011

Somalia - Es ist Zeit den Kurs zu ändern

Seit vielen Wochen wird in den Medien immer wieder über die Katastrophe am Horn von Afrika berichtet. Die anhaltende Dürre bedroht länderübergreifend das Leben von 11 bis 12 Millionen Menschen in der gesamten Region. Betroffen sind Gebiete in den Staaten Kenia und Äthiopien sowie in Somalia.

Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen lokalen Anführern und den Al-Shabaab-Milizen und des völligen Zusammenbruchs des Staates sind die Menschen in Somalia am schlimmsten betroffen. Dort verhungern derzeit täglich ungefähr 2000 Menschen. 7,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht vor dem Hunger. Viele fliehen in die Hauptstadt Mogadischu oder in das Nachbarland Kenia, in dessen Regionen Tana und Marsabit 500000 Menschen selbst unter akutem Trinkwassermangel leiden.

Aus Angst vor einer Islamisierung kam es 2006 zu einer militärischen Invasion in Somalia, die zur Zerschlagung der damaligen Regierung führte. Die internationale Gemeinschaft stützt seither eine korrupte Regierung, deren Kontrolle sich auf Teile der Hauptstadt Mogadishu beschränkt. In der Folge dieses fehlgeschlagenen Versuchs, die Lage mit militärischen Mitteln "in den Griff" zu bekommen, gewannen radikale Gruppen wie die Al-Shabaab - ein mit Terrorgruppen verknüpftes Regime - an Einfluss. Auf den Internetseiten der ARD-Tagesschau gibt es eine sehr gute Zusammenfassung der geschichtlichen Ereignisse, die zur derzeitigen Situation in Somalia führten. Die Isolation und der Konflikt zwischen Al-Shabaab, den lokalen Anführern und der internationalen Gemeinschaft behindern Hilfslieferungen und Handel, mit denen die Hungerkrise bekämpft werden könnte.

Der Krieg der westlichen Welt gegen den Terror, militärische interventionen, Boykott und Isolation haben niemandem geholfen. Ein anderer Ansatz zur Hilfe für die notleidenden Menschen in Somalia kommt vom internationalen demokratischen Netzwerk AVAAZ. In einer E-Mal an seinen Verteiler schreibt AVAAZ:
"... Es ist Zeit den Kurs zu ändern. Die USA haben bereits angefangen die Anti-Terror-Gesetze zu lockern, welche Hilfslieferungen an die somalische Bevölkerung in den von Al-Shabaab besetzten Gebieten einschränken. Inzwischen gibt es offenbar zunehmend Risse bei den Aufständischen und vereinzelte Anführer sind bereit Hilfe einzulassen. Aber dies reicht nicht, um die vom Hunger am schlimmsten betroffenen Menschen zu erreichen. Nur verstärkte internationale Diplomatie kann alle Parteien zur Verantwortung ziehen, um zu gewährleisten, dass die Unterstützung sicher bei den Hunderttausenden von verzweifelten Familien ankommt."

Es gäbe noch einige Schlüsselstaaten, darunter auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die noch Handel mit Al-Shabaab treiben. Diese hätten die Möglichkeit, eine Vereinbarung mit dem Al-Shabaab-Regime zu treffen, mit der die Pattsituation, die das Leben von Millionen von Menschen bedroht, durchbrochen werden könnte.

AVAAZ hat eine Petition an die UNO initiiert, mit der verstärkte diplomatische Bemühungen der Weltgemeinschaft gefordert werden, damit die internationale Hilfe überhaupt bei den Hungernden ankommen kann: "Wir dürfen nicht zulassen, dass der Krieg gegen den Terror so viele unschuldige Menschenleben kostet. Es ist an der Zeit, dass sich die internationale Gemeinschaft und Al-Shabaab einigen, damit die notleidenden Menschen in Somalia mit Nahrung versorgt werden können. Der UNO-Sicherheitsrat trifft sich in wenigen Tagen - Appelieren wir für ein dringendes Handeln, damit die arabischen Handelspartner Gespräche mit Al-Shabaab aufnehmen, um die Hungersnot zu beenden und eine langfristige politische Lösung anzustreben."

Der Text der Petition im Wortlaut:
"An den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen:
Die Menschen in Somalia sind Opfer einer schrecklichen Hungersnot. Wir bitten Sie, die Vermittlungsbemühungen anzuführen und die Golfstaaten, wie zum Beispiel die Vereinigten Arabischen Emirate, in ihrem Engagement zu unterstützen. Al-Shabaab soll Hilfsorganisationen sofortigen und sicheren Zugang zu seinen Gebieten gewähren. Nur so kann die Tragödie gestoppt werden. Vor neunzehn Jahren fielen über 300000 Somalier vor den Augen der Welt dem Hunger zum Opfer. Wir dürfen dies nicht noch einmal zulassen."

Die Petition kann auf der Internetseite
von AVAAZ online unterzeichnet werden.



(Quellen: Tagesschau vom 04.08.2011, Spiegel vom 27.07.2011, Welt vom 20.07.2011 und vom 26.07.2011)

Donnerstag, 4. August 2011

Eine Zeitreise ins Mittelalter


37. Bremerhavener Festwoche: Hansekoggen und Impressionen vom mittelalterlichen Markt

Im Rahmen der 37. Bremerhavener Festwoche kam es zu einem Treffen von vier Koggen. An der Ostseite des Neuen Hafens lagen hintereinander die Bremerhavener "Ubena von Bremen", die "Hansekogge" aus Kiel, die "Kamper Kogge" aus den Niederlanden und die Bremer "Roland von Bremen".

Bei diesen Schiffen handelt es sich um Nachbauten des erfolgreichsten Handelsschifftyps aus der Zeit der Hanse. Vorbild für die drei Koggen aus Deutschland ist die Kogge von 1380, die am 8. Oktober 1962 in Bremen bei Hafenerweiterungsarbeiten in Schlick der Weser entdeckt wurde und die jetzt im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven zu sehen ist. Mit den Nachbauten der Bremer Hansekogge wollte man mehr über die damals verwendeten Handwerks- und Schiffbautechniken, sowie über die Segeleigenschaften und die Hochseetüchtigkeit der Hansekoggen herausfinden.

Grundlage für den Bau der "Kamper Kogge" ist der Fund von Überresten einer Kogge aus dem Jahre 1336 die 1983 in einem Polder bei Nijkerk (Niederlande) freigelegt wurden. Der Fundort liegt auf dem Grund der trockengelegten Zuiderzee. Im Gegensatz zu den späteren Rahseglern, bei denen die Besatzung in die Masten hinaufsteigt, um die an den Rahen angeschlagenen Segel zu setzen oder zu reffen, wurde die an Tauen hängende Rah bei den Koggen mit einer Winde herabgelassen und wieder heraufgezogen, um das Segel zu setzen, zu reffen oder einzuholen.

Die Vorrichtungen dafür sind bei der "Kamper Kogge" sehr schön zu erkennen. Ich habe im Video versucht, das mit einem Schwenk von der waagerecht am Fuß des Achterkastells eingebauten Winde entlang der Taue hinauf zur Rah zu zeigen (07m07s bis 07m20s). Im Holz der Winde sind die quadratischen Löcher zu erkennen, in denen die Hebelstangen Halt finden, mit denen die Winde - halbe Umdrehung für halbe Umdrehung - bedient wird.

In der Hanse hatten sich zwischen der Mitte des 12. Jahrhunderts und der Mitte des 17. Jahrhunderts norddeutsche Kaufleute zusammengeschlossen, um gemeinsam ihre wirtschaftlichen Interessen, insbesondere im Ausland, zu vertreten und um gemeinsam die Handelswege zu sichern. Zeitweilig gehörten der Hanse ungefähr 300 See- und Binnenstädte im Norden Europas an. Die Koggen der Hanse waren zu dieser Zeit das Rückgrat des Seehandels zwischen den Hafenstädten an den Küsten der Nord- und der Ostsee.


Mittelalterliches Handwerk

Wickinger Taverne
Passend zu den Koggen war neben den Liegeplätzen an Land ein mittelalterlicher Markt aufgebaut worden. Neben diversen Händlern von Amuletten, Fruchtweinen oder Räucherwaren, einer Wickinger Taverne, einer Rauchbraterey und anderen Anbietern kulinarischer Spezialitäten gab es viele verschiedene Handwerker zu sehen, die mittelalterliche Handwerkstechniken vorführten.


Eine eindrucksvolle Auswahl an Fruchtweinen
An einem der Stände, dessen "Firmenschild" ihn als "Salzsiederey und Salzhandeley" auswies, war ich kurz stehengeblieben, und wollte mich gerade auf den Weg zum Nachbarstand machen, als mich der Salzsieder ansprach, und mich fragte, ob er mir vielleicht etwas über die Salzsiederei erzählen sollte.

Mir war ja bekannt, dass Salz in Bergwerken abgebaut oder durch Verdampfen aus Meerwasser gewonnen wird. An der französichen Mittelmeerküste hatte ich einmal die Salinen gesehen, in denen das Meerwasser von der Sonne verdunstet wird, so dass das Salz zurückbleibt. Da wir an der Nordseeküste wohl lange warten müssten, bis die Sonne das Wasser verdunstet hätte, nahm ich an, die Salzsieder hätten in ihren Siedepfannen Meerwasser gekocht, um den Verdunstungsvorgang zu beschleunigen.

Das war aber nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Das Salz der friesischen Salzsieder stammte zwar ursprünglich aus dem Meer, aber es hatte sich im Laufe der Jahrhunderte, vor allen Dingen vor dem Beginn des Deichbaus, bei vielen Überschwemmungen an Land im Torf abgelagert. Diesen Torf, den Salztorf, bauten die Salzsieder ab und verbrannten ihn. Zurück blieben die Asche und das Salz.

Die Asche mit dem Salz wurde mit Wasser zu Salzsole aufkonzentriert, die dann mehrfach gefiltert wurde, um die unerwünschten Ascheanteile von der Sole zu trennen. Die Salzsieder verdampften das Wasser der gereinigten Sole, deren einem Salzgehalt bis zu 25 Prozent betrug. Das Nordseewasser enthält nur drei Prozent Salz. Hätten die Salzsieder versucht, daraus ihr Salz zu gewinnen, dann hätten sie ein vielfaches an Wasser verdunsten müssen, um die gleiche Menge Salz zu gewinnen.

In der Natur hinterließ die Salzgewinnung aus Salztorf jedoch schlimme Spuren. Durch die Überflutung der durch den Torfabbau destabilisierten Gebiete kam es bei Sturmfluten zu großen Landverlusten. Salz war im Mittelalter eine wertvolle Handelsware, da es hauptsächlich dazu diente, Lebensmittel haltbar zu machen. Bis in den 30-jährigen Krieg hinein war die Salzsiederei daher eine wichtige Quelle des Reichtums der Friesen. Aufgrund neuer, kostengünstigerer und weniger arbeitsintensiverer Methoden der Salzgewinnung geriet das Verfahren in der darauf folgenden Zeit jedoch immer mehr in Vergessenheit.


Mittelalterliche Schmiede-Werkstatt
Das meiste Publikum unter den Handwerkern hatte wohl der Schmied. Ob er ein Werkstück in der Holzhohleglut erhitzte und dabei ständig mir den Blasebälgen Luft in die Glut blies, oder ob er ein glühendes Werkstück auf dem Amboß mit seinem Hammer in Form brachte: Er war ständig in Bewegung. Die Faszination, die von Rauch, Glut und Feuer ausging, tat ein übriges dazu, um sein Publikum zu fesseln.

Und noch etwas konnte man vom Schmied lernen. Als ich ihn so vor seinem Holzkohlenfeuer immer abwechselnd mit beiden Füßen auf seinen Blasebälgen herumtreten sah, wurde mir klar, dass es diese neumodischen "Stepper" (oder wie die Dinger auch immer auf Neudeutsch heißen mögen), für deren Benutzung manche Leute heutzutage viel Geld in die Fitness-Studios tragen, schon vor hunderten von Jahren gab. Und im Gegensatz zu den Leuten von heute verdiente der Schmied im Mittelalter auch noch Geld damit. Die Sache mit der "Fitness" gab's als Beigabe kostenlos dazu.

Bei seinem Kollegen in der Kaltschmiede, der die weicheren Metalle bearbeitete, habe ich beobachtet, wie er einen aus Messing geschmiedeten Kantenschutz für eine Schwertscheide mit einer "neumodischen" Feile bearbeitete. Der Schmied erklärte mir, dass Feilen schon zu Beginn des Mittelalters seit langer Zeit bekannt waren. Aus der gehärteten Oberfläche des geschmiedeten Feilenrohlings habe man die Zähne Hieb für Hieb mit einem harten Meißel herausgeschlagen. Die richtig guten, und sehr teuren Feilen, würden noch heute auf diese Weise in Handarbeit hergestellt werden.


Alles in allem war der mittelalterliche Markt ein lebendiges Geschichtsbuch, in dem die Geschichte vom Leben der "kleinen Leute" im mittelalterlichen Friesland lebendig wurde. Dafür, dass diese nicht in Vergessenheit gerät, setzt sich der "Friesenring" ein, von dem es auch eine sehens- und lesenswerte Seite im Internet gibt (ein Link dorthin findet sich unten in den Quellenangaben).

Herzlichen Dank an die Musiker der Gruppe "Musica Vulgaris" für die Genehmigung, die beiden Ausschnitte aus ihren Liedern in meinem Video verwenden zu dürfen.


(Quellen: Wikipedia - Kogge Bremer Kogge Hanse, Friesenring)

Mittwoch, 3. August 2011

Miniport


37. Bremerhavener Festwoche: Miniport

Der "Miniport", der kleine Hafen, ist während der maritimen Veranstaltungen in Bremerhaven immer die Bühne der Modellbauer, auf der sie ihre kleinen technischen Kunstwerke vorführen.

Zu ihrem Publikum gehören neben den Kindern auch viele junggebliebene Erwachsene. - Und irgendwie sind ja auch die Akteure in diese Kategorie einzuordnen, die diesem sicher nicht immer ganz so billigen Hobby nachgehen können.

Während ich dieses Mal den Modellbauern und ihren Schiffen zugesehen habe, war der Star unter den Modellen ein Dampfboot, das von einer richtigen Modell-Kolbendampfmaschine angetrieben wurde. Wie der Besitzer des Dampfboots mir erzählte, hat er die Dampfmaschine, deren Kessel mit einer Gasflamme beheizt wird, von einem Hersteller aus England bekommen.

Dienstag, 2. August 2011

Es geht voran ...

Blick von der Deichkrone in Richtung Weserstrandbad
 ... mit dem Deichbau in Bremerhaven. Wenn Leute aus dem Binnenland mit ihren Bergen prahlen, und mich bemitleiden, weil es bei uns ja angeblich keine Berge gibt, dann sage ich denen immer: Klar gibt es bei uns Berge; einen zumindest. 

Der heißt "Weserdeich" und ist zwar nicht so hoch wie das Matterhorn, dafür aber ziemlich lang. Und außerdem warten wir nicht sehnsüchtig darauf, bis vielleicht irgendwann auch bei uns einmal ein Berg aus dem Boden wächst. Hier bei uns an der Nordseeküste werden die Berge noch selbst gebaut. Das ist solides Handwerk. Und hier ist der Beweis: Wagenladung für Wagenladung wird der neue Weserdeich herangekarrt ...


Blick von der Deichkrone in Richtung Havenwelten
... und abgeladen. Die Bagger, Planierraupen und Walzen warten schon ungeduldig auf das neue Baumaterial, damit der Deich bis zu den ersten Herbststürmen sturmflutfest ist - noch gebe ich die Hoffnung ja nicht auf.


Plateau statt Böschung
Es ist aber tatsächlich beachtlich, wie viel schon geschafft worden ist. Auf dem unteren Foto ist das einigermaßen gut zu erkennen: Der Bagger und das Baumaschinen-Servicefahrzeug stehen ungefähr auf der Höhe, auf der vor Beginn der Baumaßnahmen an dieser Stelle die Deichböschung verlief. Jetzt verschwinden die Fahrzeuge fast hinter dem bereits aufgefahrenen Boden. Dort, wo vorher außendeichs die Böschung in Richtung Weser abfiel ist jetzt ein Plateau entstanden.

Während der Bremerhavener Festwoche hatte ich ein interessantes Gespräch mit dem Salzsieder auf dem Mittelaltermarkt. Der erzählte mir, die Friesen hätten bereits im neunten Jahrhundert mit dem Deichbau begonnen. - Und zu der Zeit gab es weder motorisierte Zugmaschinen noch Kippanhänger oder Planierraupen, deren Abmessungen den Friesen von damals mit Sicherheit gigantisch vorgekommen wären.

Damals gab es bestenfalls Pferdekarren und Spaten, um die Erdmassen entlang der friesischen Nordseeküste zu einem wirkungsvollen Küstenschutz aufzutürmen. Wenn ich heute sehe, wie viel Zeit der Deichbau selbst mit den modernen Baumaschinen in Anspruch mimmt, dann habe ich große Achtung vor der Leistung unserer Vorfahren. Wie der Salzsieder weiter erzählte, seien die Friesen zum Lohn für diese gemeinnützige Kraftanstrengung vom Bischhof in Bremen von der Steuer befreit worden. Jedenfalls so lange bis der feine Herr ihnen dieses Privileg streitig machen wollte, was die freien Friesen sich aber nicht gefallen lassen haben. Aber das ist wieder eine andere, und vor allen Dingen lange und blutige Geschichte ...

Montag, 1. August 2011

Bremerhavener Festwoche - "HMS Bounty"


Bremerhaven, Neuer Hafen: Die "HMS Bounty" während der 37. Bremerhavener Festwoche

Wahrend der 37. Bremerhavener Festwoche (27. bis 31. Juli 2011) war die "HMS Bounty" im Neuen Hafen von Bremerhaven zu Gast. Das Schiff wurde für die Verfilmung der "Meuterei auf der Bounty" von 1962 mit Marlon Brando als Fletcher Christian und Trevor Howard als Kapitän Bligh (Regie: Lewis Milestone) gebaut.

Später war die "Bounty" dann in vielen Dokumentarfilmen, oder auch in weiteren Spielfilmen wie z.B. im zweiten Teil der Filmreihe "Fluch der Karibik" (Originaltitel: "Dead Mans Chest") von 2006 mit Johnny Depp als die "Edinburgh Trader" zu sehen.

Die originale "Bounty" lief im Jahre 1784 in Kingston upon Hull (Großbritanien) als Frachtschiff "Bethia" vom Stapel und transportierte Kohle. 1787 wurde sie von der Britischen Admiralität für eine Brotfrucht-Expedition erworben und umgebaut. Brotfrucht-Setzlinge aus Tahiti sollten als Grundlage zur Bekämpfung der Hungersnöte auf den britischen Inseln in der Karibik dienen, denen in den Jahren 1780 bis 1787 etwa 15000 Menschen zum Opfer gefallen waren. Bis dahin waren die Inseln mit Nahrungsmitteln aus den ehemaligen britischen Kolonien in Nordamerika versorgt worden. Infolge des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs war die Versorgung von dort jedoch zusammengebrochen. Nach dem Umbau erhielt das Schiff seinen Namen, unter dem es später berühmt werden sollte: "Bounty".

Nach den Ereignissen während der Expedition, die dann zur Meuterei führten, setzten die Meuterer das Schiff vor der Insel Pitcairn auf Grund, wo sie es am 23. Januar 1790 verbrannten. Damit wollten sie vermeiden, dass es als weithin sichtbare "Landmarke" die Aufmerksamkeit ihrer Verfolger auf sich ziehen konnte. Eine gute und umfangreiche Darstellung der historischen Meuterei und ihrer Vorgeschichte ist bei Wikipedia zu lesen. Sehens- und lesenswert ist auch die Internetseite der Film-"Bounty" (in englisch).

Die originale "Bounty" war 39 Meter lang und 7,30 Meter breit und verdrängte bei einem Tiefgang von 3,50 Metern 215 Tonnen. Das Filmschiff wurde 1960 auf der Smith and Rhuland Werft in Lunenburg (Nova Scotia, Kanada) gebaut und ist um ein Drittel größer als sein Vorbild. Es repräsentiert die "Bounty" im Film so, wie sie vermutlich einmal ausgesehen haben wird. Vorlagen für den Bau waren die originalen Pläne des British Naval maritime Museum.


Gestern war schon der letzte Tag der 37. Bremerhavener Festwoche. In "juwi's welt" wird es aber in den nächsten Tage wohl noch das eine oder andere zu sehen geben ...


(Quellen: Infotafeln vor und an Bord der Bounty, Internetseite der "HMS Bounty", The Internet Movie Database, Wikipedia - Fluch der Karibik 2 und Bounty, Wikia - Pirates of the_Caribbean - Dead Man's Chest und Edinburgh Trader)